Es geht endlich wieder los. Oder?

Nur einmal den Pokal gewinnen... Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Heute um 15:30 Uhr ist es dann so weit, der Pflichtspielauftakt zur Saison 2020/21. Aber der Funke will noch nicht so recht auf mich überspringen und ich weiß nur zum Teil, woran das liegen mag. Aber ich versuche mal, mich den Gründen zu nähern und gleichzeitig einen kurzen Ausblick auf den Saisonauftakt, unseren Pokalgegner FV Engers und den neuen, aber auch nicht zu veränderten Kader zu bieten.

Fußball ohne Fans? Fußball nur am TV? Fußball ohne mich?

Auch wenn am gestrigen Freitag leise Hoffnungen aufkamen, dass bald wieder Zuschauer ins Stadion können bzw. mehr als die generell im FLVW auch im Amateurfußball zugelassenen 300 Zuschauer, gegen den FV Engers wird es im Ruhrstadion keine Zuschauer geben. Ich bin ehrlich, selbst wenn ich der einzige Nicht-Spieler im Stadion wäre, ich wäre richtig heiß drauf. Aber Fußball nur am TV, das ist nichts für mich, zumindest nicht, wenn ich nicht die Woche drauf dann wieder live vor Ort sein kann. Da hat mich das kürzlich stattgefundene Kreispokal-Finale zwischen CF Kurdistan und dem SC Weitmar 45 vor Ort vor 300 mitfiebernden Zuschauern mehr gereizt, das nebenbei auch noch ein vor allem vom siegreichen CF Kurdistan richtig starkes Spiel war. Aber auch Kreisliga-Spiele mit vielleicht 10 Zuschauern, aber nah an dem Geschehen auf dem Platz, sind aktuell eher mein Fall – vielleicht auch ein wenig, weil es eine Abwechslung von manchem Social Distancing ist.

Leeres Ruhrstadion – ohne Spiel ja noch ok. (Foto: einsachtvieracht)

Gegen den FC St. Pauli dürfen dann wieder 300 Zuschauer ins Stadion, hier sollen Menschen mit Behinderung, Allesfahrer und Jubilare unter den Mitgliedern bevorzugt ins Stadion dürfen. Eine tolle Aktion des Vereins und eine lobenswerte Auswahl der Personengruppen, für die ich ihn noch mehr liebe, aber ich bin auch ein wenig neidisch auf die dann Anwesenden.

Aber zurück zur Frage, warum ich nicht „gehyped“ bin, wie sonst eigentlich vor jeder Saison, selbst wenn die Vorzeichen manchmal wirklich keine Euphorie hätten versprechen dürfen. Sei es nun die Saison unter Power-Ernst oder eine Saison, wo man alles auf den Kopf stellen oder zumindest hinterfragen wollte, am Ende dann aber zum Einen der Trainer blieb, es zum Anderen nur ganze 2 Neuzugänge gab.

Vielleicht ist es eine Mischung aus vielen Faktoren, der Fanfrage beim Auftakt, dem fehlenden Freundschaftsspiel vor Ort gegen Amateurvereine mit direkter Nähe zur Mannschaft oder generell einer echten Saisoneröffnung. Aber auch der Verlauf der Vorbereitung trug sicher dazu bei, wobei ich explizit damit nicht die Ergebnisse meine, ich würde das schwache Spiel gegen Ückendorf genau so wenig überbewerten wie das wirklich gute Spiel gegen Lüdenscheid. Aber die Vorbereitung war überschattet und zerstückelt. Mal eine Quarantäne und ein abgesagtes Trainingslager oder Testspiel, dann wieder eine Verletzung bei einem Neuzugang, auf den man durchaus gespannt war. Der Backup zu Ganvoula hat auch lang auf sich warten lassen und grad in vorderster Spitze ist es für mich unglaublich spannend, wie sich jemand Neues präsentiert und das geht in der Vorbereitung mit größeren Einsatzzeiten nun mal besser als wenn man spät kommt und sich die Einsatzchancen mühselig erarbeiten muss und vielleicht auch mal nur für ein paar Minuten ran darf, wenn das Spiel entschieden scheint.

Trotzdem werde ich das Spiel natürlich schauen und hoffen und bangen, erwarten dass der VfL seiner Favoritenrolle gerecht wird. Und wer weiß, vielleicht kommt die Galligkeit auf den VfL ja zum Ligastart wieder.

Der FV Engers, wer ist das eigentlich?

Der Fußballverein Engers kommt aus dem gleichnamigen Stadtteil von Neuwied und spielt in der fünftklassigen Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar, zusammen mit Vereinen wie der TuS Koblenz oder Eintracht Trier, sowie auch unserem früheren Pokalgegner FSV Salmrohr. Der Sieg des Rheinlandpokals, der die DFB-Pokal-Teilnahme ermöglichte, ist zugleich auch der größte Erfolg des Vereins. Bekannteste ehemalige Spieler sind der ehemalige Kölner Herbert Zimmermann, immerhin trotz verletzungsbedingt keines Einsatzes Europameister 1980 und Carsten Keuler, in Witten geboren und unter Anderem mal beim schwarz-weißen Vorstadtklub aktiv. Auch Markus Dworrak könnte dem ein oder anderen noch ein Begriff sein, zum VfL habe ich, mal abgesehen von dem auch anderswo schon erwähnten Nachnamen eines Spielers, FIEGE, keine Verbindung gefunden. Prost.

Das zweite offizielle Auswärtsspiel zuhause. Beim 4:0 „beim“ Stadtrivalen 1990 durfte ich aber in die Ost. Foto: VfL Bochum

Aufgrund des fälligen Hygienekonzeptes hat Engers mit dem VfL das Heimrecht getauscht, der VfL übernimmt die Anreise- und Übernachtungskosten, da man ansonsten eh nach Koblenz hätte ausweichen müssen und zudem große Kosten angefallen wären. Hierfür hat sich Engers über die sozialen Medien auch ausführlich bedankt. Für den VfL wären bei einer Auswärtsreise eh Kosten angefallen, für den kleinen Verein wäre das aber eine riesige Stange Geld gewesen, die man hätte aufbringen müssen. Es bleibt aber eine nette Geste der Bochumer, grad wo das Geld überall momentan nicht so locker sitzt.

Zum aktuellen Kader kann ich ehrlich gesagt nicht viel sagen, sein Auftaktspiel in der Oberliga gestaltete der Verein allerdings äußerst erfolgreich mit einem 5:0 bei der SG Mülheim/Kärlich und mit gleich 5 verschiedenen Torschützen.

Alt, neu, geliehen und blau-weiß

Natürlich ist die Transferperiode noch nicht rum, aber der Kader, der zum aktuellen Zeitpunkt beim VfL unter Vertrag steht, hat sich weniger stark verändert als oft in den Jahren zuvor. Man verlor die Leihspieler Osei-Tutu, der besonders nach der Corona-Pause richtig aufblühte sowie Stürmer Wintzheimer, der ebenfalls in der Endphase der Saison richtig anzukommen schien und ansonsten, ohne dass es despektierlich gemeint ist, sind keine Spieler mit aktueller Relevanz gegangen. Dies gilt natürlich nur, wenn man Patti Fabian da nicht mit einrechnet, der eher schon Standby-Profi war und der ja dem Verein erhalten bleibt. Auf dem Platz ist er vielleicht nicht mehr so relevant gewesen, sein Charakter und seine Liebe für den VfL fehlen im Mannschaftskreis aber vermutlich dann doch sehr. Es mag auch sein, dass meine Aussage kontrovers ist, aber damit kann ich leben. Stück für Stück und leise wie immer arbeitete Sebastian Schindzielorz seine Liste ab, verwunderte zuerst nahezu jeden mit der Vertragsverlängerung von Danilo Soares, blieb bei Lampropoulos immer am Ball und konnte auch ihn vom VfL überzeugen und schließlich kamen neben U19-Kapitän Lars Holtkamp bislang noch vier externe Neuzugänge. Herbert Bockhorn für die rechte, eher defensive Außenbahn, Tarsis Bonga für alle Offensivpositionen, inbesondere aber rechts offensiv, Flügelstürmer Gerrit Holtmann und zuletzt mit Soma Novothny ein klassischer Mittelstürmer. Natürlich müssen die Spieler erst einmal einschlagen, aber auf den ersten Blick eine richtig gute Arbeit von Schindzielorz und seinem Team. Dazu kommt, dass im Gegensatz zu früheren Jahren momentan kein Leihspieler unter Vertrag steht. Im Kader sind jetzt einige Spieler etwas hinten dran und würden bei Angeboten vermutlich gehen dürfen, zudem schaut man sich auch weiter auf dem Markt um, inbesondere im defensiven Mittelfeld sucht man noch etwas frisches Blut.

Um es noch abzurunden, ersetzte Heiko Butscher Anfang der Vorbereitung U19-Trainer Lust, der sich neu orientieren wollte und Markus Gellhaus kam dafür als fester Co-Trainer zum Team hinzu, wobei Butscher auch weiter Teil des Trainerstabs der Profimannschaft bleiben wird, wie es ja jetzt schon seit Jahren gehandhabt wird.

Wie könnte der VfL auflaufen?

Letztlich haben sich zum Ende der Vorbereitung sehr viele Spieler zurück gemeldet und könnten zumindest für den Kader infrage kommen. Definitiv ausfallen werden der gesperrte Bella-Kotschap und der verletzte Saulo Decarli, auch für unseren neuen Stürmer dürfte das Spiel deutlich zu früh kommen.

Nicht nur im Pokal möchte Riemann vermutlich wenig mit dem Tornetz zu tun haben Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Im Tor hat weiter Manuel Riemann die Nase vorn, auch die Abwehrkette dürfte trotz Reisestrapazen mit Krankheitssymptomen unseres griechischen Nationalspielers die bleiben, die uns in der Endphase der letzten Saison viel Freude bereitet hat. Im Mittelfeld bieten sich defensiv weiterhin Tesche und Losilla an, sollte man als klarer Favorit etwas offensiver zu Werke gehen wollen, könnte hier bereits Eisfeld für einen der Beiden auflaufen. Vor den Beiden gibt es ansonsten aber den vielleicht größten Zweikampf im Team, der zwischendurch angeschlagene und danach noch nicht ganz fit wirkende Zulj oder Eisfeld, der bereits gegen Ende der letzten Saison wieder Aufwind bekam und auch in den Testspielen auf sich aufmerksam machen konnte. Auf den Außenbahnen würde ich Holtmann und Zoller erwarten, aber auch Pantovic oder Bonga haben durchaus Chancen, in die erste Elf zu rücken, Pantovic ist erst gegen St. Pauli gesperrt aufgrund seiner roten Karte aus der Vorsaison. In vorderster Front wäre es sehr verwunderlich, wenn nicht Ganvoula auflaufen würde.

Am Ende muss es aber egal sein, mit wem der VfL nun auch aufläuft, gegen einen Fünftligisten muss man halt einfach gewinnen. Ob nun schön oder nicht, es zählt nur das Weiterkommen. Mit einer guten Leistung würde man sich aber vielleicht schon einmal für das Spiel gegen die Hamburger etwas eingrooven können und vielleicht mit dazu beitragen, dass Leute wie ich, die noch nicht so ganz von der neuen Saison überzeugt sind, wieder voll dabei sind.

Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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