Doch noch entspannte Weihnachten für den VfL Bochum?

Foto: David Matthäus Photography

3 Grad. Dauerregen. Fritz-Walter-Wetter, wie man oftmals zu sagen pflegt. Bei diesen eher ungemütlichen äußeren Bedingungen durfte der VfL sein vorletztes Spiel im Kalenderjahr 2019 bestreiten. Bundesligaabsteiger Hannover 96 war anne Castroper zu Gast. Nach der Niederlage gegen Greuther Fürth am vergangenen Wochenende stand der VfL wahnsinnig unter Druck, um den Anschluss an das Mittelfeld nicht zu verlieren.

Der Blick auf die Aufstellung ließ einen erstmal stutzen. Gleich auf vier Positionen wechselte Trainer Thomas Reis in der Startelf aus. Losilla rückte wie zu erwarten wieder für Janelt in die erste Elf. Simon Zoller bekam auf der rechten Außenbahn den Vorzug vor Milos Pantovic. Simon Lorenz ersetzte Bella Kotchap in der Abwehrzentrale. Für mich komplett unerwartet rückte auch Wintzheimer für Lee in die Startelf und somit ein Spieler, den ich in seinen bisherigen Einwechselungen extrem schwach gesehen hatte. Einzig und allein bei seinem Startelfeinsatz gegen Nürnberg überzeugte er – dort allerdings auch als Stürmer und er musste nicht auf der für ihn völlig ungeeignete Positionen auf den Flügeln oder als Zehner auflaufen. Meine Hoffnung war daher ein klares 442 mit Wintzheimer und Ganvoula als Doppelspitze, damit unsere Hamburger Leihgabe nicht wieder in für ihn und seine Stärken völlig ungeeignete Regionen des Spielfeldes rumturnen musste.

Schmuddelwetter anne Castroper

Und tatsächlich ließ sich von Beginn an ein System mit zwei Stürmern erkennen. Der VfL spielte von der ersten Minute stark auf, schnürte Hannover am eigenen Sechzehner ein, lief stark an und kam durch ein hervorragendes Gegenpressing nach Ballverlusten oft sofort wieder an die Kugel. Auch einem Wintzheimer merkte man an, dass er sich vorne drin deutlich wohler fühlte. Nach einer bildschönen Kombination auf der rechten Seite erzielte er sogar nach Vorlage von Gamboa die Führung. Der VfL zeigt eine durchweg starke Leistung. Man fragte sich – mal wieder- wieso nicht immer so!? Und die Truppe hörte nicht auf mit dem Fußballspielen. Zoller konnte wenig später nach einer Ecke nachlegen. Die erste Halbzeit war sicherlich eine der stärksten, die wir in dieser Spielzeit sehen durften.

Hannover kam natürlich mit entsprechend Wut aus der Kabine. Mit Ducksch und Stendera wurde nochmal ordentlich Qualität von der Bank gebracht. Fortan spielte es die Mannschaft aus Niedersachsen mit Raute im Mittelfeld und schaffte es, den VfL immer mehr hinten zu binden. So war der Anschluss nur eine Frage der Zeit. Ducksch konnte in der 55. Minute verkürzen. Der VfL spielte nicht mal schlecht, Hannover hatte nun aber auch einfach viel individuelle Klasse auf dem Platz. Bundesliga-Absteiger halt. An die Dominanz aus Halbzeit 1 kam der VfL in keiner Weise mehr heran.

Reis reagierte und versuchte durch die Einwechslung von Lee für Wintzheimer wieder mehr Kontrolle ins Spiel zu bekommen und die Ballbesitzphasen, die bis zum Wechsel in Halbzeit 2 fast nicht mehr existent waren, zu erhöhen. Dies gelang phasenweise. Trotzdem ist es auffällig, dass unser VfL in dieser Spielzeit immer wieder arge Probleme bekommt, sobald der Gegner Anpassungen vornimmt. Daran muss gearbeitet werden. Mit ganz viel Einsatz und etwas Glück schafft der VfL es, diesen ganz, ganz wichtigen Dreier im eigenen Stadion zu behalten.

Erleichterung pur – Foto: Einsachtvieracht

Der VfL schafft es in dieser Spielzeit immer wieder, die verschiedensten Gesichter anzubieten. Mal dominiert man einen Absteiger aus der Bundesliga komplett, mal lässt man sich eine Halbzeit von einem Aufsteiger im eigenen Stadion vorführen. Konstanz ist weiterhin ein Fremdwort. Diese drei Punkte waren wichtig. Ganz wichtig. Schafft man es, auch in der kommenden Woche gegen Regensburg dreifach zu Punkten, dürfte man in der Winterpause um einiges ruhiger Schlafen. Weihnachten könnte doch noch entspannt werden. Aber wir kennen alle unseren VfL…. Am dritten Advent gehe ich auf jeden Fall zufrieden nach Hause. Zufrieden wegen drei Punkten und einer guten Halbzeit. Aber das soll für heute reichen. 

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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