Unser Kader in der Saison 2017/2018 – Mittelfeld und Angriff

Unser Kader bietet für die kommende Saison so viele spannende Konkurrenzsituationen wie seit langem nicht mehr. Unserer Cheftrainer Gertjan Verbeek hat damit diverse Möglichkeiten, seine Idee vom strukturierten Aufbauspiel und aggressivem Pressing umzusetzen. Sahen wir zu Beginn der vergangenen Saison noch teilweise begeisternden Offensivfußball, wie wir ihn aus der famosen Saison zuvor gewohnt waren, kam unsere Mannschaft im Herbst ins straucheln – auch geplagt von vielen Verletzungen.

Neue Saison, neue Chance!

Foto: Tremark Fotografie

Zu Beginn der Vorbereitung werden die Karten bekanntlich neu gemischt. Bei unserem VfL ist es nicht anders, wobei in diesem Sommer ein Vorteil nicht von er Hand zu weisen ist. Die Mannschaft bleibt in großen Teilen zusammen und wird punktuell verstärkt, um in dieser Saison den Angriff zu wagen! Wir dürfen gespannt sein, ob sich die vorhandenen Puzzlestücke zusammenfügen und welche noch fehlenden Teile Christian Hochstätter auf dem Transfermarkt für den VfL begeistert.

Das zentrale Mittelfeld als Herzstück

Das Anthony Losilla einer der Köpfe im Team ist, dürfte niemanden überraschen. Überrascht hat jedoch Vitaly Janelt, welcher im Winter aus Leipzig ausgeliehen wurde und sich mit kurzem Anlauf in der A-Jugend direkt in die Stammelf der ersten Mannschaft spielen konnte. Der unaufgeregte Spielstil, bei dem er vor allem unter Druck des Gegners auf engem Raum fast immer die richtige Entscheidung zu treffen scheint, und sein Wille das Spiel zielstrebig nach vorne zu entwickeln, machen ihn zu einem potenziellen Schlüsselspieler in Verbeeks System. Mit seinen Ballgewinnen ist er außerdem eine entscheidende Komponente des Umschaltspiels, wodurch er zum Ende der Saison einige Tore einleiten konnte.

Neben Janelt hat auch unser Eigengewächs Görkem Saglam, auf der für ihn etwas ungewohnten, weil defensiveren, Position des „Achters“, zu gefallen gewusst. Saglam profitiert enorm von der Reform der Abschaffung der U23, welche ihm, und weiteren jungen Spielern, die Chance gegeben hat, früh mit der ersten Mannschaft zu trainieren. Dadurch konnte Saglam als einer der Köpfe der A-Jugend sowohl spielerisch, als auch körperlich und mental einiges an Rüstzeug mitnehmen, welches ihm nun zu Gute kommt.

Foto: Tremark Fotografie

Weiterhin wäre es wünschenswert, wenn die zweite Reihe um Dominik Wydra und Russell Canouse den nächsten Schritt macht. Man konnte bei beiden bereits erkennen warum unsere sportliche Leitung sie im vergangenen Sommer zum VfL transferiert hat. Die ihm angedachte Rolle als mitspielender Innenverteidiger konnte Dominik Wydra zwar nicht so ausfüllen wie gewünscht, als er in der zweiten Saisonhälfte jedoch auf seiner angestammten Position im zentralen Mittelfeld zum Zuge kam, konnte er einige ansprechende Ansätze zeigen.

Russell Canouse zeigt stets eine tadellose Einstellung. Seine Defizite in der Raumorientierung und Technik lassen jedoch nicht über eine, insbesondere für ihn, unzufriedene Premierensaison in der zweiten Liga hinwegtäuschen. Aber auch für ihn gilt: Neue Saison, neue Chance!

Die Außenbahn als Spielraum der Kreativität

Auf der Außenbahn musste unser Cheftrainer in den vergangenen Monaten viel ausprobieren. Mit Kevin Stöger, Thomas Eisfeld, Görkem Saglam und zeitweise Selim Gündüz und Tom Weilandt fehlten die hierfür angedachten Spieler immer wieder aufgrund von Verletzungen. Kevin Stöger kann mit Beginn der Vorbereitung endlich wieder voll in das Mannschaftstraining eingreifen und lässt, nach den eher stürmerähnlichen Typen, wie Johannes Wurtz und Niels Quaschner, auf dieser Position  wieder auf mehr Ballkontrolle und Kreativität hoffen. Wie bei seiner Einwechslung beim Spiel gegen Aue gezeigt, kann auch Marco Stiepermann in die Liste der Kandidaten für die Außenbahn aufgenommen werden. Der Allrounder wurde mittlerweile auf jeder Position im Mittelfeld eingesetzt. Gleiches gilt für Alexander Merkel, welcher jedoch bisher noch nicht wirklich in Bochum Fuß fassen konnte, jedoch ein X-Faktor werden könnte.

Eine Sonderstellung besitzen Selim Gündüz und Tom Weilandt, welche beide als klassische Spieler für das rechte Mittelfeld anzusehen sind. Gündüz als kraftvolles Energiebündel mit starken Schwankungen in der Qualität seiner Dribblings und Weilandt als feinfüßiger Flankengott, dem jedoch teilweise eine phlegmatische Ausstrahlung zu schaffen macht.

Zusammenfassend ist in der Besetzung der Offensive vieles denkbar. Abhängig werden viele Möglichkeiten davon sein, wie Gertjan Verbeek bei seiner taktischen Grundordnung plant. Ob er auf einen weiteren Stürmer auf der Außenbahn setzt oder wieder auf einen eher kreativen Mittelfeldspieler wie einst Marco Terrazzino zurückgeht. Auffällig war bis dato nur, dass die rechte Seite meist klassisch und breit besetzt wird.

Durch die beiden Neuzgänge Lukas Hinterseer und Dimitrios Diamantakos, welche in diesem Sommer aus Ingolstadt beziehungsweise Karlsruhe den Weg an die Ruhr gefunden haben, steigt insbesondere die Anzahl der Kandidaten für eine eher stürmerorientierte Besetzung für die Außenbahn. Auch Johannes Wurtz hat zwar im vergangenen Jahr oft zentral in der offensiven Dreierreihe agiert, könnte durch die Genesung von Thomas Eisfeld jedoch wieder mit den Spielern auf dem Flügel konkurrieren, sofern er nicht noch den Verein wechselt. Durch häufige Rochaden der Mittel- und Außenstürmer können so Lücken gerissen und kurzzeitige Überladungen geschaffen werden. Wodurch man teilweise mit einem verkappten zweiten Mittelstürmer im 4-2-3-1 agiert hat. Sollte Verbeek jedoch beim zuletzt gespielten 3-5-2 bleiben, dann ist die Besetzung der Außenbahn mit einem der Stürmer vermutlich nur eine Einwechseloption während des Spiels.

Einschub: Eine Überladung bezeichnet das Verschieben vieler Spieler in eine Zone des Spielfelds, um gegen den raumdeckenden Gegner eine Überzahl zu erzeugen. So kann z. B. durch ein Ausweichen des Mittelstürmers auf den Flügel bei gleichzeitiger Verschiebung der Doppelsechs auf diese Seite, eine gute Ausgangssituation für das Festmachen von langen Bällen und anschließende Kombinationen geschaffen werden. 

Mehr Alternativen im Sturmzentrum

Die angesprochenen Hinterseer und Diamantakos verstärken damit unser Angriffszentrum, zu dem man ebenso Peniel Mlapa und Johannes Wurtz, wie auch Vangelis Pavlidis und Ulrich Bapoh zählen kann. Der Vorteil der Sturmabteilung ist die Flexibilität, haben alle Spieler doch bereits auf dem Flügel agiert und wären somit auch Kandidaten für die Außenbahnen, um eine Überladung zu erzeugen oder sich einem tiefstehenden Gegner zurechtzulegen. Diese neu geschaffene Konkurrenzsituation wird sich hoffentlich als fruchtbar erweisen. So konnten zwar Peniel Mlapa und Johannes Wurtz in der vergangenen Saison jeweils 8 Tore für sich verbuchen, subjektiv war die Chancenverwertung sowohl im Angriff als auch im gesamten Team jedoch zu niedrig.

Spieler im Fokus

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Thomas Eisfeld hat unserem Team lange gefehlt. Wie sehr, durfte man bestaunen als er wieder auf dem Platz stand. Das Kreativvakuum war sofort behoben und man durfte erahnen wie sehr sich die Mannschaft freut, ihn wieder in seiner Mitte zu wissen. In der kommenden Saison könnte er, sofern er komplett fit bleibt, der Spieler sein, welcher für uns den Unterschied ausmacht. Durch seine Spielübersicht und Qualität im Passspiel und bei Standards kreiert er einfache Torchancen für seine Mitspieler.

Weiterhin darf man natürlich gespannt sein wie unser Angriff von Verbeek gestaltet werden wird und wer im Sommer besonders auf sich aufmerksam machen kann. Durch die neue Konkurrenzsituation soll in der kommenden Saison die Leistungsspitze bei allen Spieler permanent erreicht werden, was schlussendlich natürlich der gesamten Mannschaft zu Gute kommt.

Zuletzt haben wir mit Görkem Saglam und Vitaly Janelt zwei spannende Spieler im Kader, welche aufgrund ihrer enormen Reife und spielerischen Klasse viel versprechen und welche hoffentlich ihren kompletten Durchbruch in der kommenden Saison feiern können.

Besteht noch Verbesserungspotential?

Wenn uns kein Spieler mehr verlässt, haben wir genug Variationsmöglichkeiten im Mittelfeld und im Angriff, so dass unser Trainerteam verschiedene Grundformationen mit komplett unterschiedlichen Spielertypen auf den jeweiligen Positionen spielen lassen kann. Egal ob 4-2-3-1, 3-5-2 oder 4-3-3, egal ob offensive oder eher defensive Ausrichtung, egal ob der Gegner uns körperlich oder spielerisch fordert, unser Trainerteam kann reagieren.

Aufgrund von aufkommenden Gerüchten in Hinblick auf einen möglichen Abgang von einem unserer Stürmer, könnten Nachverpflichtungen auf anderen Positionen Sinn ergeben. Gerade die Position des linken Verteidigers rückt hier in den Blickpunkt, außer man sieht sich mit Bandowski und Bastians ausreichend aufgestellt, wobei dies eventuell in der Innenverteidigung eine Lücke reißen könnte. Auch in der offensiven Dreierreihe wäre ein anderer Spielertyp für die Außenbahn noch sinnig, aber nicht unbedingt notwendig.

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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Mehr Chance als Risiko

Spielerportrait Dimitrios Diamantakos