Baumgarts Köln ist eine Pressingmaschine

In Paderborn wurde Steffen Baumgart für seine markige Persönlichkeit und klaren Vorstellungen, wie der Fußball seiner Mannschaft auszusehen habe, bekannt. Mit Intensität und Angriffspressung sollen die Gegner unter Druck gesetzt, und mit dem eigenen Ballbesitz dominiert werden. Genau das setzt er nun in Köln um.

In Paderborn schaffte es seine Mannschaft so auf direktem Weg von der 3. Liga bis in die Bundesliga. Dort war seine Herangehensweise mit der Qualität des Kaders aber auf diese Weise nicht mehr umzusetzen, man stieg ab, und die Wege trennten sich, nachdem der direkte Wiederaufstieg misslang.

In Baumgart fand der 1. FC Köln einen Trainer, der eine klare Spielidee mitbringt, die gar nicht so weit weg ist von dem, was man in den vorherigen Spielzeiten verfolgte.

Denn im Abstiegskampf, auch unter dem konservativer denkenden Friedhelm Funkel, spielte man immer mehr wie ein Abstiegskandidat. Ohne Mut, defensiv, auf Konter lauernd.

Laut goalimpact hatte der Kader Potenzial für mehr.

Steffen Baumgart schafft es schnell seine Ideen umzusetzen

Baumgart hingegen verkörpert genau das Gegenteil. Mutiges hohes Pressing, Intensität und Dominanz. Es ist beindruckend, wie schnell er seine Ideen umsetzen konnte.

Von unterdurchschnittlicher Pressing-Intensität und Ballbesitz hat er seine Mannschaft zu der intensivsten Pressing-Mannschaft in der Bundesliga entwickelt.

Sein Team erlaubt die wenigsten Pässe (7,66) des gegnerischen Teams, bis zu einer eigenen defensiven Aktion (PPDA = (P)asses allowed (P)er (D)efensive (A)ction), sie üben laut fbref am zweithäufigsten Druck auf den Ballführenden im Angriffsdrittel aus und haben dort die zweithäufigsten Ballgewinne über Tacklings.

Dazu bringen es die Kölner in der laufenden Saison auf die viertmeiste Ballbesitzzeit in der Bundesliga. Ein gewaltiger Unterschied zu der Vorsaison.

Köln steht zurecht in der oberen Tabellenhälfte

Mit dieser Dominanz schafft es der 1. FC Köln die viertmeisten Schüsse der Liga zu kreieren und lässt weniger als das durchschnittliche Team zu.

Auch die erwarteten Tore bestätigen die positive Entwicklung. Sowohl bei den erzielten als auch den zugelassenen xG findet man sich in der oberen Tabellenhälfte.

Baumgart schafft es, die Möglichkeiten der Mannschaft auszureizen.

Aus der Dominanz ergibt sich aber auch eine potenzielle Schwäche. Fünf Gegentore hat der FC bereits nach Kontern zugelassen – Ligahöchstwert.

Flanke, Kopfball, Tor. Fußball kann so einfach sein.

Das System der Kölner (4-Raute-2) überlädt mit den Mittelfeldspielern das Zentrum, so dass immer wieder Räume für die vorstoßenden Außenverteidiger entstehen.

Das Ergebnis: Köln schlägt die meisten Flanken aller Bundesligisten (durchschnittlich 20,6 pro Spiel).

Mit Anthony Modeste und Sebastian Andersson haben sie zwei herausragende Kopfballspieler, die von den vielen Flanken gesucht werden. 4,7 Chancen entstehen so pro Spiel. Mit Abstand der Liga-Höchstwert.

Und auch die Effizienz lässt sich sehen. Anthony Modeste (0,2 Expected Goals pro 90 Minuten durch Kopfbälle aus dem offenen Spiel) und Sebastian Andersson (0,14 xG) sind die führenden Spieler in dieser Kategorie in ganz Europa.

Laut WhoScored hat der 1. FC Köln bisher 12 seiner 30 Tore durch Kopfbälle erzielt. Das sind 40%.

Köln ist konstant in seinen Leistungen

Wirft man einen Blick auf die Leistungen während des Saisonverlaufs stechen wenige Spiele hervor, in denen Köln klar nach Expected Goals unterlegen war. Bis auf die Spiele gegen die Bayern, in Hoffenheim und Leipzig konnten sie die meisten Spiele offen, viele überlegen gestalten.

Es erwartet uns ein schweres Heimspiel

Trotz Heimvorteils wird es ein schweres Spiel. In der Liga konnte Köln zuletzt sowohl in Wolfsburg als auch bei Hertha BSC gewinnen.

Wie Thomas Reis die Mannschaft auf die Kölner Spielweise einstellen könnte, wird Janik morgen im Vorbericht besprechen.

So könnte es aussehen