Am Samstagabend musste der VfL Bochum bei RB Leipzig eine 0:3 Niederlage hinnehmen. Erneut fiel der VfL nach dem ersten Tor auseinander und kassierte innerhalb von acht Minuten noch zwei weitere Gegentore. Kurz gesagt: Der VfL zahlt noch immer Lehrgeld. Das meint auch Trainer Thomas Reis.
Eben jener Thomas Reis nahm im Vergleich zum 0:0 gegen Stuttgart zwei Anpassungen an den Gegner vor. So verstärkte er das defensive Mittelfeld mit Robert Tesche und brachte Takuma Asano im Sturm anstelle von Sebastian Polter, um einen schnelleren Mann gegen den Ball und für eigene Konter zu haben.
Auf der Gegenseite setzte Trainer Jesse Marsch erneut auf Yussuf Poulsen anstelle des bis dato glücklosen Neuzugangs André Silva. Ausgerechnet dieser sorgte als Joker nach seiner Einwechslung für den ersten Treffer des Abends.
Viel Glück und viele Pfiffe
Zu Beginn des Spiels muss der VfL nicht gewusst haben, wie ihm geschieht. So leicht kam die Heimmannschaft zu ihren hochkarätigen Torchancen. So vergab Josko Gvardiol bereits in der zweiten Minute, bevor Angelino allein auf Manuel Riemann zulief und ihn umkurvte, sodass Erhan Masovic den Ball per Kopf von der Linie kratzen musste. Im Anschluss fiel Poulsen im Kampf um den Ball mit Herbert Bockhorn im Strafraum zu Boden. Schiedsrichter Robert Hartmann gab Strafstoß. Doch als sich der VAR meldete, schaute sich der Unparteiische die Szene nochmal an und entschied sich um.
Darauf folgten noch Chancen von Emil Forsberg (8., 11.) und die des derzeit überragenden Christopher Nkunku, der frei auf Riemann zulief, allerdings selbst abschloss und am Bochumer Schlussmann scheiterte, anstatt auf den mitgelaufenen Poulsen abzulegen.
Nach dem vielen „Glück, dass wir nicht in Rückstand geraten sind“ wurde das Leipziger Publikum unruhig und reagierte mit Pfiffen. Der VfL wurde hingegen „aktiver und [wir] hatten die eine oder andere Umschaltaktion“ fasste Sportchef Sebastian Schindzielorz zusammen.
Die Joker werden zum Dosenöffner
Die zweite Hälfte startete derweil komplett anders als die erste: Die Bochumer waren sofort zur Stelle und ließen kaum noch hochwertige Chancen zu. Im Gegenteil, sie hielten vielmehr gut dagegen und das Spiel offen. Der ein oder andere Fan hatte sicherlich schon von einem Punkt geträumt.
Dann brachte Leipzigs Trainer Marsch in der 69. Minute jedoch Silva und Dominik Szoboszlai. Letzterer führte dann in der 70. Minute mit seinem ersten Ballkontakt die Ecke aus, die der freistehende Silva, wiederum mit seinem ersten Ballkontakt, per Kopf zum 1:0 versenkte.
Die folgenden acht Minuten fasste VfL-Keeper Riemann so zusammen:
„Wir kriegen mal wieder nach einer Ecke ein Tor und bei acht Spielern geht der Kopf nach unten. Wir schauen zu, wie vorne nur drei Mitspieler pressen. Wir müssen einfach cleverer sein. Was durften wir Leipzig auf keinen Fall ermöglichen? Dass sie mit offenem Blick auf unser Tor laufen.“
Doch genau so fielen im Anschluss die beiden Tore. Zwei Mal startete Nkunku durch die Schnittstellen in der Viererkette der Gäste und zwei Mal vollendete er mit einem Lupfer zum Endstand von 3:0 (73., 78.).
Der VfL zahlt Lehrgeld
Ein weiteres Spiel für den VfL Bochum, dass durch Fehler bei einem ruhenden Ball, sei es ein Einwurf, Freistoß oder halt ein Eckball, entschieden wird. Diesmal war es nicht die Passivität oder ein Aussetzer wie in München, sondern es orientierten sich zu viele Spieler zum ersten Pfosten. Dahinter bedankte sich der Torschütze. Warum es dazu kam, muss in den nächsten Tagen ausgearbeitet werden. Ebenso, ob der später kritisierende Riemann nicht hätte aus dem Tor kommen müssen.
Kleine Fehler werden in der ersten Liga sofort bestraft, heißt es. Am Samstagabend war das nicht der Fall. Sonst wäre das Spiel schon kurz nach Beginn entschieden gewesen. Der VfL lässt laut Expected Goals die meisten Torchancen der Liga zu. Ob allein die Rückkehr von Maxim Leitsch dieses Problem behebt? Wohl eher nicht.
Dann wäre da noch der eigene Angriff. Die vielen langen Bälle sorgen dafür, dass die Sturmreihe oft allein auf weiter Flur ist. Da kann Asano noch so erstaunlich gut den Ball mit Gegner im Rücken abschirmen. Es fehlt die Verbindung zur restlichen Mannschaft. Deshalb ist der VfL auch weiterhin besser, wenn er das Spiel kontrolliert und sich nach vorne kombiniert. In den Situationen fehlt nicht nur ein wenig Kreativität eines Robert Zuljs, sondern vor allem ist es eine neubesetzte Offensivreihe – Polter, Asano, Antwi-Adjej, Löwen und Rexhbecaj sind allesamt Neuzugänge – die ihren Plan für das Kreieren von Chancen noch finden muss.
Tore erzielen und Tore verhindern. Die beiden elementaren Bestandteile des Fußballspiels. Das ist eine Mammutaufgabe für Thomas Reis. Um diese zumindest in Teilen zu lösen hat er nun zwei Wochen Zeit. „In der Länderspielpause müssen wir weiter hart arbeiten und dann das wichtige Spiel in Fürth gewinnen“ weiß Kapitän Toto Losilla, denn verloren ist nach sieben Spieltagen noch nichts. Die Konkurrenz bleibt nämlich weiterhin in Schlagdistanz.
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