Am kommenden Samstag steht um 13 Uhr das dritte Auswärtsspiel der laufenden Saison für unseren VfL Bochum an. Gegner wird im BWT-Stadion am Hardtwald der SV Sandhausen sein. Für Thomas Reis und seine Mannschaft ist dies die Möglichkeit, endlich den so dringend benötigten ersten Dreier einzufahren.
Wohl kaum ein Verein in der zweiten Liga lebt so sehr das Underdog-sein wie unser nächster Gegner. Nach dem Aufstieg in die zweite Liga 2012 war man im Folgejahr eigentlich schon abgestiegen, der Lizenzentzug des MSV Duisburg sicherte trotzdem für die Kurpfälzer den Klassenerhalt – trotz Platz 17 in der Liga. Das Relegationsspiel hatte Dynamo Dresden bereits für den Zweitligisten gewonnen. Seitdem konnten sich die Sandhäuser regelmäßig in der zweiten Liga behaupten. Zwar schlossen sie nie besser als Rang 10 ab, blieben aber stets über dem Strich. Ein Grund dafür: Kontinuität. Der SV Sandhausen wurde seit 2013/14 erst von drei Trainern trainiert. Als Alois Schwartz zur Saison 2016/17 zum Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg wechselte, wurde Kenan Kocak von Waldhof Mannheim verpflichtet. Der blieb bis 2019, ehe er nach einem Negativstart entlassen wurde und die Kurpfälzer Uwe Koschinat von Drittligisten Fortuna Köln verpflichteten. Koschinat konnte schlussendlich den SVS als Tabellen-15. über die Ziellinie bringen und das Ziel der Vereinsführung, den Nichtabstieg, abermals erreichen.
Sandhausen mit vielen spannenden Transfers zu Saisonbeginn
Eines kann man unserem Gegner am Samstag lassen. Der SVS schafft es mitunter immer wieder, teils unerwartet hohe Transfersummen zu bewegen. So geschah es kurz vor Schluss der Transferliste, dass der VfB Stuttgart den offensiven Mittelfeldmann Förster für ca. 3 Mio. € aus der Provinz in die Landeshauptstadt lockte. Als Ersatz kam Besar Halimi in die Ostalb, der einst aus Mainz zu Bröndby IF gewechselt war. Er war aus meiner Sicht nicht der einzige interessante Transfer, den der SVS in dieser Transferperiode tätigte. Neben Rückkehrer Bouhaddouz, der in Saudi-Arabien bei Al-Batin sicher nicht schlecht verdiente, lockten die Sandhäuser unter anderem Spieler aus den Niederlanden ins deutsche Unterhaus. Mit Engels kam ein interessanter Angreifer von Roda JC Kerkrade und mit Marlon Frey verpflichtete man einen jungen Spieler für das defensive Mittelfeld aus der 2. Mannschaft von PSV Eindhoven, welcher aber bei Bayer Leverkusen ausgebildet wurde. Neben dem Ex-Bochumer Heerwagen für das Tor wurde auf Anraten von Torwarttrainer Ischonat von Rumäniens Erstligist FC Botosani mit dem Österreicher Martin Fraisl ein „positiv Verrückter“ geholt, der in der abgelaufenen Saison als bester Liga-Torwart in Rumänien ausgezeichnet wurde. Mit Fraisl sollte der Abgang von Schuhen zu Darmstadt 98 kompensiert werden. Weitere Wechsel, die schwer ins Kontor fallen, waren die Abgänge von Wooten, der in die MLS zu Philadelphia Union wechselte, und von Schleusener, der vom SC Freiburg nur auf Leihbasis am Hardtwald äußerst erfolgreich spielte.
Wieder ein Spektakel bei einem Bochum-Spiel?
In Sandhausen sah der VfL eigentlich nie wirklich schlecht aus. Eigentlich. Denkt man an die letzte Spielzeit, so machte der VfL bis zum 0:1 das Spiel und ging am Ende mit 0:3 unter. Dies war aber dann auch die einzige Niederlage aus den letzten vier direkten Partien gegen den SVS, da man die anderen Spiele gewann.
Vielen Anhängern dürfte dabei die Partie in Sandhausen 2017/2018 noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Fast passend zur aktuellen Saison lag man in Sandhausen mit 0:2 hinten, aber dank drei Toren von Lukas Hinterseer drehten wir das Spiel. So ein Spektakel hätte einen gewissen Reiz auch für das Spiel am Samstag, daran gewöhnt haben wir uns ja mittlerweile schon. Im Gegensatz zu der Partie vor zwei Jahren sind diesmal nicht so viele Anhänger zu erwarten, da laut Pressekonferenz erst 304 Tickets an uns verkauft worden sind. Hoffen wir mal, dass sich deren Reise trotzdem lohnen wird.
BObachtet – Das Gastspiel des SV Sandhausen beim Karlsruher SC
Trotz der 0:1-Niederlage beeindruckte der SV Sandhausen beim Karlsruher SC mit direktem, flachen Spiel und vielen torgefährlichen Szenen. Nach Ballgewinnen oder Tempoverschärfungen aus dem Spielaufbau wurde blitzschnell umgeschaltet und vertikal zentral in die Spitze gespielt, wo Gislason, Behrens und Türpitz geschickt zurückfielen und die Bälle direkt verarbeiteten oder auf die Außen weiterleiteten. Gerade in der ersten Halbzeit konnten sich die Sandhäuser so mehrere gefährliche Szenen herausarbeiten, die jedoch nicht verwertet wurden. Das Chancenverhältnis in dieser Halbzeit lautete 5:1 für die Mannen von Uwe Koschinat.
Wie so häufig rächte sich der Chancenwucher in Halbzeit 2. Nach einem herausgeköpften Ball ließen sich die Sandhäuser bei der folgenden Halbfeldflanke auf ein 4 gegen 4 in der letzten Linie ein. Stiefler profitierte von den kurzen Unordnung und konnte nach einer Kopfballverlängerung am langen Eck hinter Linksverteidiger Paqarada den Ball bekommen und glücklich vollenden.
Im Anschluss kam Sandhausen nur noch zu einer Chance, die erneut nach dem Muster Vertikalpass ins Zentrum mit anschließender Verlagerung auf Außen herausgespielt wurde. Der Kopfballabschluss nach der direkten Flanke konnte jedoch von KSC-Torwart Uphoff noch neben das Tor gelenkt werden.
Durch das höhere Risiko mit offensiveren Außenverteidigern wurden die Sandhäuser anfällig auf den defensiven Außenbahnen. Der KSC konnte 2-3 Male dort durchbrechen und Flanken bzw. Rückpässe von der Grundlinie schlagen. Weitere Tore fielen jedoch nicht.
Der VfL muss also zusehen, dass er das Zentrum dicht bekommt, um nicht von den Sandhäusern durch Vertikalpässe seziert zu werden. Vor allem das Herausrücken aus der Abwehr und die Kontrolle des Raums vor der Viererkette stellte gegen Dynamo noch ein Problem unseres VfL dar. Im Gegenzug besteht die Möglichkeit, über die Außen selbst zu aussichtsreichen Angriffen zu kommen. Deshalb würde es Sinn machen, dort mit Blum und Osei-Tutu auf mehr Tempo zu setzen. Defensiv könnte der Offensivdrang der beiden durch ein 4-3-3 aufgefangen werden, bei dem Losilla und Janelt durch einen dritten defensiven Mittelfeldspieler unterstützt werden. Dies würde auch helfen, das Zentrum besser zu kontrollieren. Robert Tesche oder Stefano Celozzi wären mögliche Optionen. Durch den Ausfall von Sebastian Maier muss die Position im Mittelfeld sowieso neu besetzt werden. Außerdem hat Thomas Reis mit dem 4-3-3 zuletzt bei Wolfsburgs U19 tolle Spiele geliefert.
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