Ausgecheckt: Arminia und der VfL – wenn es sich reibt, wird es hitzig!

Gleich am zweiten Spieltag geht es gegen den letzten verbliebenen, anderen Verein aus NRW. Beim Namen kribbelt es vielleicht nicht ganz so wie bei den Ruhrpott-Konkurrenten aus Bundesliga-Zeiten, aber die Vergangenheit der beiden Vereine hat es in sich und so wird das Stadion nach dem Motto „Controversy creates cash“ vermutlich richtig gut gefüllt sein.

Die Arminia – die Altbekannte aus Ostwestfalen

Der DSC Arminia Bielefeld ist seit der Saison 2015/16 wieder durchgehend zweitklassig, mit wechselndem Erfolg. Startete er als Aufsteiger mit einem zwölften Platz, rettete der Verein sich im Jahr darauf erst am letzten Spieltag. Im dritten Jahr stellte sich der sportliche Erfolg ein. Arminia beendete die Saison auf einem sehr guten vierten Tabellenplatz, wenn auch mit großem Abstand zum Dritten – übrigens punktgleich mit dem VfL auf Platz sechs. Diese Leistung ist umso beeindruckender, da die finanzielle Situation bedenklich war, der Etat vor der Saison gesenkt werden musste und der Verein im Dezember 2017 kurz vor der Insolvenz stand. Doch ein Sponsorenbündnis mit dem Namen „Bündnis Ostwestfalen“ sowie der Forderungsverzicht einiger Gläubiger brachte den Club wieder in die richtige Richtung. Zudem wurde der Stadionverkauf eingeleitet, der Ende 2018 abgeschlossen wurde und den Verein wieder auf gesunde Beine stellen konnte. In der letzten Saison konnte Arminia die Punkteausbeute noch um einen Zähler erhöhen. Dieses Mal reichte es aber nur für den siebten Tabellenplatz. Die Saison konnte man ähnlich wie beim VfL zweiteilen, in eine schwache Hinrunde und eine starke Rückrunde, in der sie das zweitbeste Team waren. Sicher mitverantwortlich für diesen Umschwung war die Verpflichtung von Uwe Neuhaus im Dezember, dem gebürtigen Hattinger mit Bundesligaerfahrung bei Wattenscheid 09.

Am Freitag zu Gast im schönsten Wohnzimmer, die Arminia aus Bielefeld Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Bei den Zugängen war Bielefeld nach zwei guten Wintertransfers mit Yabo (Salzburg) und dem zu Saisonende in die Mannschaft gekommenen Pieper (Dortmund II) bislang nicht so großartig aktiv, im Grunde kam für jede Positionsgruppe ein Spieler. Im Tor hat man den jungen Ágoston Kiss aus Ungarn ausgeliehen, dafür ging Boubacar Gaye nach Wattenscheid. In der Innenverteidigung soll der vierfache schwedische Nationalspieler Joakim Nilsson (Elfsborg) die Lücke schließen, die Julian Börner (Sheffield Wednesday) hinterlassen hat. Zudem kam Fabian Kunze vom nahen Regionalligisten aus Rödinghausen. Für die Offensive kam der gebürtige Bochumer und beim VfL ausgebildete Cebio Soukou nach einer starken Saison bei Hansa Rostock.

Abgänge gab es neben den genannten noch einige mehr. Die namhaftesten sind sicherlich Sören Brandy und Christopher Nöthe, die in der abgelaufenen Saison allerdings beide keine große Rolle spielten. So sollte der Kader insgesamt punktuell verstärkt daherkommen.

BO-bachtet – Das letzte Spiel des Gegners

Zum Saisonauftakt musste der Deutsche Sportclub gleich montags antreten und beschloss den ersten Spieltag mit einem späten, aber hochverdienten 1:1 gegen den FC St. Pauli. Für die Arminia traf Prietl in der 90. Spielminute, nachdem die Hamburger nach etwa einer halben Stunde mit der ersten großen Chance des Spiels durch Conteh in Führung gehen konnten. Im Gegensatz zum VfL, der auf beiden Seiten des Feldes von Überprüfungen des VAR profitieren konnte, wurde der Arminia ein vermeintlicher Handelfmeter nach Prüfung wieder aberkannt. Vier Tage später geht es nun also für die Jungs von der Alm nach Bochum.

So könnten die Mannschaften spielen Grafik: Einsachtvieracht

Wie die vorherigen Teams von Trainer Uwe Neuhaus war auch die Arminia um eigenen Ballbesitz bemüht und zeigte gute Kombinationsansätze, wie beim Torschuss von Mittelfeldmann Reinhold Yabo. In dieser Szene war unser nächster Gegner, wie häufiger in diesem Spiel, gegen die tiefstehenden Hamburger weit vorgerückt. Aus dem Spielaufbau spielt Innenverteidiger Stephan Salger einen tiefen Flachpass auf den zurückfallenden Achter Joan Simun Edmundsson. Ab da an kommt Dynamik in den Ballbesitz, denn zwei kurze Direktpässe später, befindet sich der Ball bereits in letzter Linie in einer 2vs2-Situation. Mittelstürmer Fabian Klos schirmt zunächst den Ball ab und legt dann auf seinen Nebenmann Yabo, der im Rücken der zurückfallenden Verteidiger zum Abschluss kommt.

Die Partie der beiden Mannschaften stellte jedoch auch die Gefahr der Spielweise heraus. Das weit aufgerückte Team ist anfällig für schnelle Gegenangriffe. Gerade der Abstand zwischen Innenverteidigung und dem hohen Mittelfeld bietet viel Raum, welcher im Spiel gegen St. Pauli von Mats Moller Daehli genutzt wurde. In den wenigen Angriffsaktionen der Hamburger konnte er von dort aus mit Dribblings oder Pässen Druck auf die letzte Linie der Bielefelder ausüben. Auf diese Art und Weise wurde auch die Führung St. Paulis erzielt.

Rückblick – Eine lange gemeinsame Geschichte 

Wie schon erwähnt: In Zeiten, in denen man auf Spiele gegen Borussia Dortmund und Schalke 04 (leider) verzichten muss, stellt das Westfalenderby gegen Arminia Bielefeld einen Höhepunkt der Saison dar. Die Rivalität mit dem Verein aus der Stadt, die es gerüchteweise ja gar nicht gibt, hat eine lange Tradition. Tolle Siege und schmerzhafte Niederlagen halten sich in etwa die Waage. Egal, in welcher Liga der VfL kickte, es kam immer wieder zu brisanten Duellen mit dem Team aus Ostwestfalen. Mal ging es gegen den Abstieg, mal um den Aufstieg.

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Traf beim letzten Heimsieg gegen Bielefeld: Tom Weilandt! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Das letzte Aufeinandertreffen im Ruhrstadion konnte der VfL im vergangenen Oktober für sich entscheiden. Nach einem Traumtor von Tom Weilandt in der Anfangsphase des Spiels rettete der VfL einen 1:0-Zittersieg über die Ziellinie. In der Rückrunde setzte es dann auf der traditionsreichen Alm eine ganz bittere und unnötige 1:3-Niederlage.

Auch in den Jahren zuvor hat der VfL seine Fans im Ruhrstadion nicht mit Top-Leistungen gegen die Arminia verwöhnt. Neben zwei Unentschieden gab es zwei Niederlagen, wobei insbesondere die 1:4-Klatsche im April 2014 schmerzte (das VfL-Tor erzielte unser heutiger Co-Trainer Heiko Butscher).

Zeit für einen Heimsieg

Der letzte wirklich überzeugende Heimsieg gegen Bielefeld liegt nun fast neun Jahre zurück. Der VfL war soeben frisch aus der Bundesliga abgestiegen und erwartete an Spieltag Nummer 5 die Gäste aus Ostwestfalen. Es war ein Mittwochnachmittag und die ungünstige Anstoßzeit sorgte dafür, dass sich keine 10.000 Zuschauer anne Castroper verirrten. Auf der VfL-Bank saß damals Friedhelm Funkel, Arminia Bielefeld wurde vom ehemaligen Nationalspieler Christian Ziege trainiert. Mit 3:1 setzte sich der VfL seinerzeit durch (Tore von Paul Freier, Christoph Dabrowski und Chong Tese, bei zwei Assists von Giovanni Federico; Gegentreffer Oliver Neuville).

 

Gesamtbilanz gegen die Arminia

Im Duell mit Arminia Bielefeld hat der VfL drei echte Dauerbrenner, an die sich wohl vor allem die ältere Generation erinnern wird. Mit 13 Spielen liegt Lothar Woelk knapp vor Ata Lameck (12) und Walter Oswald (11); auf Bielefelder Seite hat Rüdiger Kauf die meisten Einsätze gegen den VfL absolviert (11 Spiele). Besonders treffsicher war auf Bochumer Seite ein Spieler, der eher für das Verhindern von Toren verantwortlich war, sich aber ganze 3 Mal in die Torschützenliste eintragen konnte: Christoph Dabrowski. Außerdem trafen auch Dariusz Wosz und Marcin Mieciel (wer erinnert sich?) jeweils 3 Mal in das Bielefelder Gehäuse.

Gesamtbilanz: 47 Spiele (19 Siege, 14 Niederlagen und 14 Remis); Heimbilanz: 23 Spiele (10 Siege, 8 Remis und 5 Niederlagen)

Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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