Erste Ernüchterung macht sich breit

Haben eine große Aufgabe vor sich: Die Mannschaft des VfL. Foto: VfL Bochum

Der VfL Bochum verliert zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach mit 0-2 am zweiten Spieltag der neuen Saison. Eine erste Ernüchterung macht sich bei uns Anhängern des glorreichen VfL aus Bochum breit, scheint es doch so, als setze man den Saisonstart fast schon in gewohnter Manier in den Sand. Ein Kommentar.

Orientierungslos. So würde ich das Gefühl nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am ehesten beschreiben. Hat man wie gegen Leipzig schon phasenweise immer wieder einen guten Eindruck davon, wie die Mannschaft in diesem Jahr spielen will, bleibt am Ende trotzdem eine größere Portion Ernüchterung. Automatismen fehlen, Kreativität ist nicht vorhanden und Torchancen sind Mangelware.

Fällt uns jetzt auf die Füße, dass viele Transfers erst recht spät getätigt wurden? Wohl zum Teil. Dazu passen die Aussagen von Spielern und Trainer Zeidler, dass man noch nicht da sei, wo man hin möchte und der Anpassungsprozess läuft. In meinen Augen fehlt vor allem auf dem Platz aber noch eine klare Hierarchie und ein Taktgeber, der der Mannschaft eine Schlagzahl vorgibt, wann sie das von Zeidler geforderten intensive Pressing spielen soll. In den Phasen, in denen das kräfteraubende Spiel umgesetzt wird, sieht es teilweise schon spektakulär aus, was auf den Platz gebracht wird. Dass man solch ein Spiel allerdings nicht 90 Minuten durchziehen kann, ist auch klar. Das ist auch am Samstag wieder mehr als ersichtlich gewesen, dass irgendwann der Tank bei vielen Spielern einfach leer ist.

Auch wurde klar, dass man sich für die kreativen Momente was einfallen lassen muss. Wir haben keinen Spieler mehr, der als „Dosenöffner“ fungieren kann und wenn nichts geht durch einen Pass Räume eröffnet. Wir haben uns an Stöger als zentrales Element gewöhnt und wir sehen gerade den schmerzhaften Anpassungsprozess. Da allzu große Hoffnungen auf Miyoshi zu setzen, halte ich für schwierig. Sieht man die Kommentare der Birmingham-Fans unter dem Wechsel-Post bei Twitter, dürfen wir uns Hoffnung machen, dass wir einen sehr ordentlichen Spieler geholt haben, der vor allem durch Dribblings und gegen den Ball weiterhelfen dürfte. Aber ein Spielmacher ist der Japaner auch nicht.

Auch De Wit ist kein Spielmacher. Das dürfte jedem gestern klargeworden sein. Der Mann hat seine Stärken, passt perfekt zu Zeidlers intensivem Spiel. Er ist aber eben niemand, der mit der feinen Klinge brutale Pässe spielt. Generell habe ich nach den ersten Spielen schon den Eindruck, dass wir mit Sissoko und dem Niederländer sehr interessante Profile geholt haben. Wenn wir diese individuelle Klasse nun noch in  ein passendes Gesamtgefüge pressen, werden wir hier noch viel Spaß haben.

Und darum wird es in den nächsten zwei Wochen bis zum Spiel gegen Freiburg gehen. Praktisch eine zweite Vorbereitung, gerade für die Spieler, der erst spät dazugestoßen sind. Ein gesundes Pacing für das eigene Spiel finden. Laufwege entwickeln. Boadu, den ich für eine Waffe halte, ins Spiel einbauen. Eine klare Struktur für das eigene Spiel auch nach Umstellung aufs 4-3-3 finden.

Ja, der Saisonstart, vor allem das Pokalaus, waren ernüchternd. Ich bin allerdings noch weit weg davon, panisch zu werden. Wir haben in diesem Transfersommer viel individuelle Qualität dazubekommen und ich halte Zeidler für einen reflektierten Trainer, der auch aufgrund seiner Erfahrung und seinen Kommentierungen nach den Spielen die passenden Schlüsse aus den ersten Niederlagen ziehen wird. Erste Wolken ziehen auf, aber dieses fast bipolare Schwanken zwischen Weltuntergang und heiler Welt, darauf hab ich nach zwei Ligaspielen noch keine Lust.

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Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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