VfL Bochum II – (Neu)start misslungen

Ennepetal - VfL Bochum U21 - Die Mannschaften vor dem Anstoss
Strahlender Sonnenschein, der VfL im roten Dress
Der VfL im neuen roten Trikot, Ennepetal in blau - Foto: Einsachtvieracht

Man muss es nicht mögen. Ich selbst bin auch kein riesiger Fan von zweiten Mannschaften im regulären Ligabetrieb, aber das liegt ja nicht in den Händen der Fans. Die sogenannte U21 ist wieder da, läuft nach einigen Diskussionen in der Oberliga Westfalen auf und bestritt das erste Pflichtspiel. Ein Rückblick.

Über die Jahre habe ich sicherlich 50 Spiele der alten Zweitvertretung des VfL gesehen. Wobei es in Wattenscheid dann nicht mehr dasselbe war wie zu den Zeiten auf dem Leichtathletikplatz, wo der Zuschauer extrem nah dran war. Das vorerst letzte Spiel war das „Derby“ der Zweiten bei der SGW, welches der VfL gewinnen konnte. Leider wurde es dieses Mal nichts mit einem Sieg. In Ennepetal musste sich die Mannschaft mit 2:1 geschlagen geben.

Personal

Nach erfolgreichem Klassenerhalt in letzter Sekunde bei den Profis ist Heiko Butscher – wie geplant – als Cheftrainer zur neuen U21 gewechselt. Die erste Aufgabe von Butscher und der Kaderverantwortlichen bestand darin, eine gelungene Mischung aus Talent und Erfahrung für die neue Mannschaft  zu finden. Es ist sicher nicht einfach, aus dem Nichts eine Mannschaft zusammenzustellen. Eine Mannschaftsstruktur, die Teamhierarchie, eine Identifikation mit dem Verein und das Umfeld allgemein müssen sich normalerweise über einen längeren Zeitraum entwickeln. Zur Beschleunigung dessen existierte ein Teil der Planung darin, eine gewisse VfL-DNA bei den Spielern einzubeziehen: Niklas Lübcke, Nico Pulver, Tolga Özdemir, Lars Holtkamp und Dennis Grote haben bereits eine Vergangenheit beim VfL.

Zudem wurden acht Spieler aus der U19 übernommen – unter anderem Hugo Röllecke, der bereits häufiger bei den Profis dabei war, zuletzt im Trainingslager. Auch Niko Bozickovic, der vor einem Jahr ebenfalls im Trainingslager der Profis weilte, jetzt aber erst einmal mit einem Kreuzbandriss  länger ausfällt. Der Rest des Teams wurde aus Spielern ohne VfL-Vergangenheit zusammengestellt. Am interessantesten wirkt da auf den ersten Blick Ben Heuser, der von Rot-Weiß Essen kam.

Holpriger Start in die Vorbereitung

Die Vorbereitung lief alles andere als reibungslos ab. Ihr erstes echtes Erfolgserlebnis konnte die Truppe erst im letzten Vorbereitungsspiel feiern. Dieses Spiel bei der SpVgg Schonnebeck wurde  nach 0:2-Rückstand noch mit 7:2 gewonnen.  Der bereits angesprochene Heuser konnte sich in eben jener Partie gleich dreifach feiern lassen. War der Knoten hiermit endlich geplatzt?

Auftakt im Bremenstadion

Los ging es im Pflichtrahmen also in Ennepetal. Bei sommerlichen Temperaturen erwischte der VfL den etwas besseren Start ins Spiel, konnte sich ein paar Halbchancen erarbeiten, ohne besonders druckvoll zu agieren. Es brauchte allerdings auch nur eine einzige Chance der Gastgeber nach einer Ecke, um in Rückstand zu geraten. Mit der optischen Überlegenheit war es dann auch vorbei. In einem Spiel auf eher schwachem Niveau konnte sich niemand besonders hervorheben. Ich persönlich fand das Anlaufverhalten von Semin Kojic und das Engagement von Kapitän Lars Holtkamp noch ganz ordentlich.

Generell auffällig fand ich die Unkonzentriertheiten. Insbesondere wurden einfache Bälle häufiger unsauber angenommen und die Mannschaft wirkte nicht stabil. Auffällig war, dass wenn die Innenverteidiger hoch raus pressten, um Bälle in der Nähe der Mittellinie zu erobern, vor allem Osinachi Keleb Nwubani kein gutes Timing hatte. Er zeigte sich zudem etwas hüftsteif, so dass er sich selbst häufiger aus Aktionen rausgenommen hat, die zu guten Konterchancen führten.

Gesprächsbedarf für Butscher – nicht nur wie hier mit Semin Kojic (9) – Foto: Einsachtvieracht

Kurz nach der Halbzeit musste Holtkamp den Platz zu allem Überfluss verletzt verlassen, was der Stabilität im Mittelfeld nicht unbedingt half. Das 0:2 aus Bochumer Sicht fiel allerdings durch einen deftigen Bock, einer Mischung aus verunglücktem Pass und verunglückter Ballannahme im eigenen Sechzehner. Anschließend lief es etwas besser, spätestens mit der Reinnahme von Stevan Tasic in die Innenverteidigung, der im Aufbau sehr sicher agierte.

Es fiel schließlich der Anschlusstreffer durch einen schönen Angriff mit Seitenverlagerung und  durchgestecktem Pass auf Semin Kojic. Doch trotz zahlreicher ordentlicher Chancen kam der VfL nicht mehr zum Ausgleich. Dieser wäre über die gesamten 90 Minuten allerdings auch nicht verdient gewesen.

Ausblick

Nächste Woche kommt die SpVgg Vreden zum Heimauftakt. Die Mannschaft von Heiko Butscher muss sich deutlich steigern, um etwas mitzunehmen, auch wenn der Gegner ebenfalls mit einer Niederlage gestartet ist. Neben mehr Esprit vom ganzen Team muss aber vermutlich noch mehr geändert werden. Vielleicht personell mit Tasic in der Innenverteidigung. Möglicherweise eine ganze Trainingswoche mit dem Team für Lennart Koerdt, der nach seiner Vorbereitung bei den Profis absolut keine Bindung zu seinen Mitspielern finden konnte .

Ein besserer Tag von Führungsspieler Dennis Grote wäre auch notwendig. Zudem ist zu hoffen, dass die Verletzung von Holtkamp nicht allzu schwer ist. Und nicht zuletzt haben so einige Spieler jetzt erst das erste Mal in den Seniorenfußball reinschnuppern können. Hoffentlich können sie aus dem Spiel einiges für das Training mitnehmen – besonders in puncto benötigter Handlungsschnelligkeit und körperlichem Einsatz.

Gegen Ende spielte sich das Spiel fast nur noch in der Hälfte des Heimteams ab – Foto: Einsachtvieracht

Ich würde die Erwartungen für diese Saison aber eh nicht zu hoch ansetzen. Es ist nicht unbedingt wahrscheinlich, dass eine Mannschaft aus dem Nichts gleich den Aufstieg schafft. Es ist auch nicht zu erwarten, dass der VfL einen Bundesligaspieler in einem für die Oberliga zusammengestellten Team findet.

Dennoch kann es für Spieler wie Röllecke und Koerdt hilfreich sein, neben dem Profitraining auch weiterhin regelmäßige Spielpraxis zu erhalten, wobei man dann im Winter schauen sollte, wo es perspektivisch hingeht. Auf Dauer wird das Niveau der Liga nicht reichen, um sich weiter zu verbessern.

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Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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Der einsachtvieracht-Scouting-Bericht Nr.15

Einsachtvieracht-Stammtisch #80