Anfang August ist der Kader unseres VfL Bochum immer noch weit weg von fertig. Quasi auf allen Positionen besteht Handlungsbedarf. In guter Einsachtvieracht-Tradition wollen wir also auch in diesen Sommer unseren Scoutingbericht veröffentlichen – vielleicht passender und dringender als je zuvor?
Mittlerweile ist Anfang August und das erste Pflichtspiel im DFB Pokal gegen Jahn Regensburg steht in weniger als zwei Wochen vor der Tür. Dennoch gibt es einige Baustellen im Kader und in allen Mannschaftsteilen. Mit Ausnahme des Torhüters sollen auf allen Positionen neue Leute verpflichtet werden. Im Gespräch mit der ‚Westdeutsche Allgemeine Zeitung‘ verkündete Sportdirektor Marc Lettau, dass Budget für bis zu drei weitere Neuzugänge vorhanden ist, die die Mannschaft (im besten Fall) in der Spitze verstärken.
Zudem wird erwartet, dass noch einige Spieler den Verein verlassen. Für Bernardo und Jordi Osei-Tutu sollen schon entsprechende Angebote vorliegen. Ein dadurch frei werdender Etat könnte ermöglichen, dass noch mehr Spieler zum VfL kommen. Darauf basierend lässt sich vermuten, dass uns ereignisreiche Wochen bevorstehen und wir möchten versuchen, eine kleine Ausschau auf potenzielle Neuzugänge zu werfen. Ein Hinweis noch: Natürlich haben wir unser Bestes gegeben, die finanziellen Restriktionen unseres Vereines bei den Vorschlägen bestmöglich zu berücksichtigen. Auch wenn wir verhältnismäßig tief im Fußball drinhängen, können wir als Außenstehende die Dartellbarkeit eines Transfer aber nie zu 100% einschätzen.
Claudio Gentile: All’ die Jahre wieder Liberato Cacace – Mir ist kurz das Herz in die Hose gerutscht, als Mitte Juni via ‚Twitter‘ von einer italienischen Journalistin das Gerücht reinkam, dass der VfL Bochum an Liberato Cacace interessiert sei. Der Junge, den ich seit 2019 quasi nach Bochum „schreiben“ will. Aus neuseeländischen Kreisen heißt es, dass dieses Gerücht primär beratergesteuert war – leider. Warum der Spieler für den VfL trotzdem interessant sein könnte? Sofern Bernardo uns verlässt – und davon ist auszugehen – haben wir massiven Bedarf auf der Position des Linksverteidigers. Cacace wäre für mich hier für mich die ideale Nachbesetzung.
Technische Stärken und einen ausgeprägten Offensivdrang hatte er schon in seiner Zeit in Wellington. In Italien ist er aber vor allem auch defensiv nochmal deutlich besser geworden. Aber Moment – mit Wittek hat man doch schon einen Linksverteidiger auf hohem Niveau im Kader? Richtig! Wittek würde ich, sofern beide fit sind, daher entweder auf den linken Flügel im ‚4-3-3‘ setzen oder ihn auf die linke ‚8er-Position‘ in der Raute vorziehen. Im Endspurt der letzten Saison hat Wittek bewiesen, dass er offensiv ebenso ein absoluter Gewinn ist. Vor allem mit einer Strafraumbesetzung aus Philipp Hofmann und Dani de Wit wäre Maximilian Wittek als Flankengeber absolut wertvoll. Als 8er in der Raute sorgt er zudem dafür, dass das Zentrum nicht komplett überladen ist und kann immer wieder „natürlich“ auf den Flügel ausweichen.
Cacace hat noch ein Jahr Vertrag und würde Ablöse kosten. Vermutlich nicht allzu viel. Dass ich ein Fan von ihm bin, ist kein Geheimnis. Gepaart mit der aktuellen Kadersituation bei einem möglichen Abgang Bernardos und den taktischen Optionen, die sich durch das vorziehen von Wittek ergeben würden, könnte es für mich diesmal wirklich ein gutes Match und nicht nur Wunschdenken sein.
Matthias Rauh: In Ecuador spielt ein Talent, was mit 19 Jahren schon knapp 50 Profieinsätze vorzuweisen hat. Yaimar Medina von Independiente del Valle kann auf der kompletten linken Außenbahn eingesetzt werden. Somit könnte Medina als Linksverteidiger, „Schienenspieler“ oder eben auch Linksaußen eingesetzt werden. Seine Stärken sind die Geschwindigkeit, ein starker linker Fuß und ein ordentliches Passspiel. Mit Cristian Gamboa hat er einen Mitspieler im Team, der ihm den Einstieg mit Unterstützung in spanischer Sprache erleichtern und ihn zum ersten Ecuadorianer der VfL-Geschichte machen könnte.
Für die linke Außenbahn wäre es definitiv kein Fehler, Stanislav Fehler aus der Kieler U23 zu verpflichten. Der 21-jährige durchlief die Jugendmannschaften von Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04. Seine Durchbruch schaffte er in Wiedenbrück als er, als Linksverteidiger verpflichtet, auf der linken Außenbahn in 39 Spielen auf 14 Treffer kam. Vergangene Saison kam er bei der Zweitvertretung von Holstein Kiel in 33 Spielen auf 20 Treffer und 14 Vorlagen – also mehr als einen Scorer pro Spiel. Mit dem Aufsteiger ist er allerdings im Clinch, da der KSV ihm einen Profivertrag zusicherte, den er allerdings nicht bekam. Das könnte Lettau nutzen und ihn als Teil der 6 des 18+6-Teams zum VfL zu lotsen. Auch wenn Alessandro Crimaldi im Test durchaus überzeugt hat.
Jens Hartenstein: Es ist kein Geheimnis, dass wir auf den offensiven Flügeln Bedarf haben. Das ‚4-3-3‘ ist neben der Raute das favorisierte System von Coach Peter Zeidler. Doch nachdem wir im Winter ohne Erfolg versucht haben, einen Spieler für die Flügel zu finden und uns nun auch noch Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei verlassen haben, klafft auf der Position eine riesige Lücke. Mein persönlicher Wunschspieler wäre hierfür ein Spieler, den vermutlich jeder fußballinteressierte Zuschauer in Deutschland kennt und der noch vor ein paar Jahren absolut unvorstellbar gewesen wäre.
Die Rede ist von Josip Brekalo. Der Kroate hat immerhin schon 122 Bundesligaspiele sowie knapp 49 Einsätze in der ‚Serie A‘ auf dem Buckel und ist dabei vor kurzem erst 26 Jahre alt geworden. Brekalo ist ein feiner Techniker, der den Ball unfassbar eng am Bein führt und klare Stärken im Dribbling hat. Darüber hinaus ist er auch durchaus torgefährlich und traf in seinen stärksten Saisons jeweils sieben mal in der Serie A und der Bundesliga. Nach mehreren erfolgreichen Jahren wurde er beim VfL Wolfsburg überraschend aussortiert, konnte aber im Rahmen einer Leihe zum FC Turin erneut auftrumpfen, woraufhin er vom AC Florenz verpflichtet wurde.
Dort schaffte er es jedoch nicht, sich durchzusetzen und wurde nach eineinhalb erfolglosen Jahren nach Kroatien ausgeliehen. Für Hajduk Split konnte er in 14 Spielen mit insgesamt 10 Scorern beitragen. Da er für Florenz vermutlich keine Rolle mehr spielt aber dort noch Vertrag bis 2026 hat, wäre eine Leihe mit Kaufoption vermutlich gut vorstellbar. Für Brekalo wäre es wichtig, wieder in einer Top 5 Liga Fuß zu fassen und so wäre es vorstellbar, dass er mit der Aussicht auf Spielzeit auf etwas Gehalt verzichten würde. Brekalo ist vielseitig einsetzbar und hatte insbesondere bei FC Turin eine vergleichbare Rolle wie Takuma Asano bei uns im letzten Jahr und wäre somit in meinen Augen der perfekte Ersatz für ihn.
Ein weiterer Kandidat für die offensiven Flügel ist Robert Skov. Mit einer Ablösesumme von 10 Millionen kam er mit reichlich Druck auf den Schultern zur TSG 1899 Hoffenheim. Dieser Rolle konnte er dort nie vollends gerecht werden, schaffte es dennoch regelmäßig in die Mannschaft und konnte einige Tore und Vorlagen in der Bundesliga für sich verbuchen. Der Vertrag mit dem Dänen wurde jedoch trotz acht Scorern in der abgelaufenen Saison nicht verlängert. Ist er bereit, Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen, könnte er bei uns weiter in der Bundesliga spielen und mit seinem starken linken Fuß noch das ein oder andere Tor erzielen. Der gewünschte Flügelflitzer wäre er jedoch nicht, denn mit 33,48 Kilometern pro Stunde war er in der abgelaufenen Saison nur auf Rang 158 der ersten Bundesliga.
Matthias Rauh: Beim Pau FC in Frankreich spielt mit Jean Ruiz ein Spieler, dem ich durchaus eine Rolle in der VfL-Verteidigung zutrauen würde. Der 26-jährige galt früh als Talent, hat auch damals mit Kylian Mbappe in der Jugendnationalmannschaft zusammen gespielt. In der Vergangenheit hat Ruiz für den FC Sion und US Boulogne (dem Ribéry-Club) gespielt. Übrigens stammt er aus der Jugendmannschaft vom FC Sochaux, in dem Verein ein gewisser Ilja Kaenzig damals noch in verantwortlicher Position war. Ruiz kann sowohl Linksverteidiger als auch Innen spielen und setzte vergangene Saison mit sechs Scorern durchaus offensive Akzente. Seine Stärken sind seine Schnelligkeit und ein sehr starker Spielaufbau.
Robin Wagner: Beim SV Darmstadt 98 war Patric Pfeiffer in der Aufstiegssaison vielleicht der beste Innenverteidiger der zweiten Liga. Deshalb legte der FC Augsburg auch drei Millionen Euro auf den Tisch. Doch so wirklich angekommen ist Pfeifer dort bis heute nicht. Letzte Saison blieb ihm meist nur die Bank und auch diese Saison wird es der Deutsch-Ghanaer voraussichtlich schwer haben. Mit der Verpflichtung von Keven Schlotterbeck sollte Pfeifer sich genau überlegen, ob er es riskieren will, eine weitere Saison auf der Bank zu verweilen. Ein Spieler in seinem Alter (24) muss regelmäßig spielen, um die nächsten Schritte zu gehen. Naheliegend wäre eine Leihe zu einem Bundesligaklub, wo er im Idealfall 34 Spiele machen würde. Zwar ist Pfeifer kein Linksfuß so wie Schlotterbeck oder Bernardo, welcher wohl kurz vorm Abflug aus Bochum steht, doch ein Spieler mit seiner Qualität würde dem VfL definitiv weiterhelfen. Zu traurig wäre es, ihm dabei zuzusehen, wie er eine weitere Saison auf der Augsburger Bank Däumchen dreht.
Ao Tanaka zählt ohne Zweifel zu den besten Technikern der zweiten Bundesliga. Mit den Transfers von Dani de Wit und Ibrahima Sissoko hat der VfL wichtige Baustellen im Mittelfeld geschlossen. Beide Spieler sind vor allem im Spiel gegen den Ball eine Verstärkung, können einen Patrick Osterhage hoffentlich schnell vergessen machen. Dem Spielerprofil von Kevin Stöger entsprechen aber beide nicht. Tanaka schon – eine starke Übersicht, eine feines Auge für den Mitspieler, eine beeindruckende Ruhe am Ball und immer den Drang, Torchancen zu kreieren. Ein Spieler mit seiner Kreativität und „Schlitzohrigkeit“ würde dem Team guttun, denn im Spiel gegen den Ball ist Bochum mit de Wit, Sissoko, und Matus Bero bereits sehr gut aufgestellt. Auch interessant, dass der Vertrag von Tanaka bei Düsseldorf 2025 ausläuft – die Fortuna will unbedingt verlängern. Doch das Argument „Erstligafußball“ ist ein starkes, welches dem VfL Chancen ermöglichen sollte, Tanaka tief in den Westen zu lotsen. Mit seinem aktuellen Marktwert von vier Millionen Euro wäre ein Transfer erst realistisch, sobald der VfL Transfereinnahmen verbucht. Fortuna wird es verhindern wollen, dass Tanaka 2025 ablösefrei weiterzieht.
Gerade erst 25 geworden, hat Linton Maina schon oft gezeigt, dass er durch Tempodribblings und Flanken Spiele entscheidend beeinflussen kann, wie bei seiner starken Vorlage zum Kölner Ausgleich in Bochum letzte Saison. Dazu nur noch ein Jahr Vertrag in Köln, wo er am ersten Spieltag der neuen Saison auch nur von der Bank kam – und traf. Als ähnlichen Spielertypen wie Christopher Antwi-Adjej würde ich ihn bezeichnen, mit einem etwas besseren Auge für den Mitspieler. Vorletzte Saison lieferte er elf Scorer für in der Bundesliga für den 1. FC Köln, fiel mit seinem hohen Tempo und Zug Richtung Tor auf. Dass seine Zahlen letzte Saison deutlich schwächer waren, liegt zu einem großen Teil an der verkorksten Saison des Geissbock-Vereins. Bei Steffen Baumgart war er meist gesetzt, doch nach dessen Entlassung blieben dem Offensiv-Allrounder meist nur noch Joker-Einsätze unter Timo Schultz. Maina ist ein Spieler, der das Vertrauen seines Trainers braucht, seine Zahlen in Hannover sowie in Köln unter Baumgart sind gut. Dank seines explosiven Antritts und scharfer Hereingaben kann er jederzeit für Gefahr sorgen. Maina wäre nicht unbedingt der „Mobile Striker“, den der VfL sucht, da er dafür zu wenige Tore schießt – für die Konkurrenzsituation im Kader wäre er aber durchaus eine Verstärkung.
Wie auch schon Linton Maina ist Masaya Okugawa ein klassischer Unruheherd vom Typ „wuselig.“ Für Arminia Bielefeld schoss der Japaner in der Saison 21/22 acht Tore in der Bundesliga als Flügelspieler – eine herausragende Quote. Seit seinem Wechsel zum FC Augsburg und der sofort folgenden Leihe zum Hamburger SV geriet er aber in eine Abwärtsspirale, gepaart mit Verletzungspech. Der HSV zog die Kaufoption nicht. Stand jetzt wird Okugawa in Augsburg keine prägende Rolle mehr einnehmen – eine Chance für den VfL? Eine Leihe, um seine Form und seinen Torriecher wieder zu finden, könnte für alle Beteiligten Sinn machen. Dass er Bundesligaqualität besitzt, hat er schon bewiesen.
Matthias Rauh: Mit einer Empfehlung von fast 100 Zweitligaspielen für Paderborn wechselte Julian Justvan vergangene Saison zur TSG Hoffenheim. Nach der Hinrunde standen für den Niederbayern, der die Jugendabteilung von 1860 durchlief, trotzdem nur vier Kurzeinsätze zu Buche, weshalb die Leihe zu Darmstadt 98 folgte. Dort zeigte er durchaus seine Erstligaqualität in einer Darmstädter Mannschaft, bei der nur wenige zu überzeugen wussten, Gerrit Holtmann mit eingeschlossen. Da Dani de Wit zwar die 10 auf dem Trikot trägt, aber dem System geschuldet entweder die Hängende Spitze oder der 8er ist, ist Julian Justvan einer meiner Wunschspieler. Das Hoffenheimer Zentrum ist qualitativ und quantitativ überbesetzt, vor allem da man Tohumcu wohl eher den Bundesliga-Durchbruch zutraut und mit Steilpässen, Fernschüssen und vereinzelten Dribblings Justvan vielleicht genau das dem VfL geben kann, was dem VfL seit dem Abgang unserer Nummer 7 Kevin Stöger fehlt.
Jens Hartenstein: Neben oder auch als Alternative für Philipp Hofmann soll zudem ein weiterer Stürmer kommen. Ein Stürmer, der bestenfalls deutlich beweglicher ist und im ‚4-3-3‘ auch auf den Flügeln spielen kann. Ein Kandidat hierfür wäre Benjamin Nygren. Nygren galt noch vor wenigen Jahren als eines der größten schwedischen Talente.
Mit gerade einmal 18 Jahren machte er in der schwedischen Liga mit einigen Scorern auf sich aufmerksam. Nach seinem Wechsel in jungem Alter folgten jedoch viele durchwachsene Jahre. Erst beim FC Nordsjaelland scheint er wieder richtig in Fahrt zu kommen, dort gelangen ihm unter anderem im letzten Jahr in der Europa Conference League fünf Treffer. Neben seiner Torgefahr und guten Technik zeichnete ihn dabei auch seine Polyvalenz auf dem Platz aus. Er kam schon im zentralen Mittelfeld, als hängende Spitze, Flügelspieler oder Stürmer zum Einsatz. Seine Stärken hat er aber im offensiven Drittel, wo er mit seinen 23 Jahren ein Mann für die Zukunft werden könnte. Der Haken – Nygren steht noch bis 2025 unter Vertrag und ein Wechsel nach Bochum dürfte nur unter Zahlung einer niedrigen siebenstelligen Ablösesumme möglich sein. In Anbetracht seiner vorherigen Spieljahre wäre diese Investition durchaus mit Risiko verbunden. Sollte Bernardo den VfL verlassen, könnte Nygren dennoch ein sehr spannendes Re-Investment sein.
Stefan Zils: Ich würde, obwohl unrealistisch, Ante Rebic in den Raum werfen. Der Vertrag mit Besiktas wurde aufgelöst, er laboriert aktuell an einem Bandscheibenvorfall. Letzteres müsste man natürlich genau beobachten, von seinem Profil – schnell, Zug zum Tor, zweikampfwillig und neben Linksaußen gut als zweite, hängende Spitze einsetzbar – würde er mir aber sehr gefallen. Ist er fit oder kurz davor und wäre er gehaltstechnisch machbar, würde mich ein Transfer schon ziemlich begeistern. Seine Bundesligaerfahrung ist sicher auch ein Plus, wenn es auch kein Spieler wäre, bei dem man noch Transfererlöse erwarten dürfte. Die Fragezeichen überwiegen generell aber deutlich.
Sebastian Hettmann: In welcher Höhe darf der VfL denn noch greifen? Die Transfers von de Wit und Sissoko sehen für mich nach einem hohen Regal aus. Mit den zu erwartenden Einnahmen für Bernardo, sollte weiteres Transferbudget hinzukommen, welches wohl die Transfers aktuell verzögert.
Als Nachfolger für Bernardo könnte ich mir einen Innenverteidiger vorstellen, der Leistungstechnisch der zweiten Liga entwachsen ist. Boris Tomiak vom 1. FC Kaiserslautern ist gebürtiger Essener und erledigt seine Aufgabe bei den Pfälzern seit 2021 mit Bravour. In seinen 64 Zweitligapartien hat Tomiak mit acht Treffern durchaus nicht nur mit seinen Defensivfähigkeiten für Aufsehen gesorgt. Der Innenverteidiger schaltet sich gerne ins Offensivspiel ein und verteidigt konsequent mit sauberer Zweikampfführung und Stellungsspiel. Er ist nicht der schnellste Verteidiger, dafür in den Dingen, die er tut, äußerst sauber und die viele Spielpraxis merkt man seinem Spiel an. Mit 25 Jahren ist Tomiak im besten Alter für den nächsten Schritt, warum nicht Nahe der Heimat?
Im Sommer buhlte angeblich der 1. FC Heidenheim um Tomiak, dieser blieb jedoch bei den roten Teufeln und erzielte am ersten Spieltag gegen den SSV Ulm sein erstes Saisontor. Im Spiel gegen den Liganeuling agierte Tomiak im Zentrum vor der Abwehr und zeigt damit doch etwas Variabilität. Der Kicker stufte den Verteidiger zuletzt als „Auffällig“ in seiner Rangliste ein. Sicherlich ist ein Wechsel nach Zweitligastart ungewöhnlich. Wenn man jedoch von seinen Fähigkeiten überzeugt ist, wird die sportliche Leitung des finanziell unstabilen Vereins aus der Pfalz sich das Angebot zumindest anhören. Ob der VfL bereit ist die Lauterer Schmerzgrenze zu bezahlen, steht auf einem anderen Blatt.
Um die linke, defensive Außenbahn zu stärken und variabel zu bleiben, wäre der vereinslose Christopher Lenz eine fantastische Alternative. Zuletzt spielte der 29-jährige bei RB Leipzig, kam da jedoch nicht über die Rolle des Reservisten hinaus. Die Abläufe im aktiven Spiel gegen den Ball sollte er jedoch dort von Trainer Rose und der RB-Spielidee verinnerlicht haben.
Warum macht die Verpflichtung eines weiteren Linksverteidigers Sinn? Wittek erledigte seinen Job als Linksverteidiger zunehmend besser, ist jedoch auch eine Alternative für den linken Flügel, sollte das Trainerteam im Angriff breit aufstellen wollen. Lenz ist defensiv variabel einsetzbar, sehr intelligent und kann im Aufbauspiel fantastische Lösungen finden. Dazu kommt seine Erfahrung in der ersten und zweiten Bundesliga bei diversen Vereinen. Der Berliner bedient dazu die gesamte linke Flanke und mag es zu Flanken. Ein Aspekt, der bei uns nicht unwichtig ist. Gerne lässt er sich im Kurzpassspiel einbinden und wäre damit ein wunderbarer Spieler für unseren Kader. Mit einem Innenverteidiger wie Tomiak und einen weiteren Linksverteidiger wie Lenz, könnte man den Kader qualitativ und quantitativ durch einen Abgang von Bernardo ergänzen. Vermutlich stärkt man den Kader dadurch sogar, um noch mehr Spieler mit höherer Qualität im Kader zu haben, wodurch Ausfälle besser zu kompensieren sind und die Trainingsqualität angehoben wird.
Im Mittelfeld bin ich ein Freund der aktiven Spielgestaltung. Ballgewinne, sauberes Passspiel und Spielintelligenz sind Attribute, die uns in der Breit aktuell noch etwas abgehen. Hier zeigt in der Vorbereitung Lukas Daschner viel Positives. Darüber hinaus kann auch Moritz-Broni Kwarteng diese Attribute auf den Platz bringen. Auf Schalke in Ungnade gefallen ist mit Lino Tempelmann ein Senkrechtstarter der vorletzten Saison. Damalig zeigte der Münchener beim 1. FC Nürnberg so tolle Ansätze, dass gar ein Wechsel in die Bundesliga sinnvoll gewesen wäre. Die Strahlkraft der Schalker lockte ihn jedoch ins Ruhrgebiet und zu Beginn der Saison war der Blondschopf im Mittelfeld gesetzt. Nach einem katastrophalen Spiel der Schalker gegen Kaiserslautern setzte Karel Geraerts im Anschluss nur noch sporadisch auf den Top-Einkauf. Seither hört man wenig von Tempelmann, der zuletzt seine Rückennummer 10 abgeben musste und den Schalke wohl gerne noch von der Gehaltsliste streichen wollen würde.
Die Story erinnert an Lewis Holtby, den wir damalig per Leihe nach Bochum holten, um Spielpraxis zu sammeln. Ein ähnlicher Spielertyp ist auch Tempelmann. Gewitzt, giftig, gute Balance und Spielauffassungsgabe. Der Mittelfeldmann wurde beim SC Freiburg technisch top ausgebildet und absolvierte bereits 10 Spiele für die Breisgauer in der Bundesliga. Der Schritt in die zweite Liga war damalig richtig und die Auftritte beim Club konstant. Auch der folgende Schritt zu einem Top-Club der zweiten Liga mit Bundesliga-Ambitionen war folgerichtig, wenn gleich man am Ende sagen muss, dass es für beide Seiten nicht passt. Das gilt jedoch nicht nur für Tempelmann, sondern für einige Spieler, die zuletzt auf Schalke verheizt wurden.
Die Vorzeichen für einen typischen Transfer des VfL Bochum wären gegeben, um Tempelmann eine neue Chance in einem anderen Umfeld zu geben und wieder mehr Freude am Spiel. Uns würde er mehr Tiefe auf den Achter-Positionen geben und könnte auch auf der Zehn für Ideen sorgen. Im Grunde muss er nur Lust haben sich neu zu beweisen.
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