Der Transfersommer ist im vollen Gange und Sebastian Schindzielorz hat bereits die ersten Transfers zum VfL Bochum vollzogen. In den Biergärten werden immer neue Ideen für Neuzugänge diskutiert, Zeit, dass auch wir einige Vorschläge unterbreiten. Wen sollte also unser VfL Bochum für die Mission Klassenerhalt 2.0 holen?
Der Klassenerhalt war relativ frühzeitig absehbar und sogar vor dem letzten Spieltag gesichert. Dadurch konnte unser Sportvorstand Zeit gegenüber Konkurrenten gewinnen und bereits zwei Verstärkungen dingfest machen, auf die wir uns in Bochum freuen dürfen. Die Meldung, dass uns Sebastian Schindzielorz im kommenden Winter verlassen wird, ließ kurzfristig den Atem stocken. Eine solche Meldung kurz vor bzw. offiziell während der Transferperiode kann einen Verein lähmen.
„(…) Ich bleibe mit voller Kraft an Bord, bis der VfL Bochum einen Nachfolger gefunden hat. (…)“ – Sebastian Schindzielorz gegenüber dem VfL Bochum
Ein designierter Nachfolger ist mit Patrick Fabian jedoch bereits durch die Bochumer Gazetten benannt und der VfL konnte auch in den vergangenen Jahren stets besonnen auf Abgänge reagieren. Es darf also davon ausgegangen werden, dass keine Grabenkämpfe intern ausgefochten werden, die Transfers verzögern könnten. Die Aussage, dass Schindzielorz bis zum Ende mit voller Kraft weiter an der Castroper Straße arbeitet, ist daher als Aussage eines Mannes zu verstehen, der seinem Heimatverein sehr viel zurück gegeben hat und sein (erstes) Meisterwerk vernünftig abschließen möchte.
Neue (und alte) Helden für den VfL
Zum einen kommt mit Philipp Hofmann einen Mittelstürmer mit ständiger Präsenz, der sich auch rund um den Sechzehner seine Chancen kreieren kann. Ein Typus, der unseren Angriff ergänzt und den Abgang von Sebastian Polter auffängt. Der eingenommene Transfererlös kann uns wunderbar dabei helfen, auf anderen Positionen nachzubessern. Positiv wäre es, wenn Jürgen Locadia uns erhalten bleibt.
Unser Rückkehrer Kevin Stöger hingegen wird im Mittelfeld die Rolle des vertikalen Spielmachers übernehmen und die Balance zwischen Offensive und Defensive verantworten. Der Kaderplatz von Miloš Pantović, der jüngst seinen Wechsel zu Union Berlin bekannt gegeben hat, wird somit sinnvoll vergeben.
Ebenfalls an Bord ist Jacek Góralski. Der Pole, der wie Leon Goretzka schon einmal zusammen mit Robert Lewandowski gespielt hat, kommt aus Kasachstan von Kairat Almaty. Viele seiner Best-of-Videos sind grätschen, manchmal auch an der Grenze des Erlaubten. Laut Sportvorstand Sebastian Schindzielorz ist er ein Spieler, der wettkampferprobt und robust ist. Eigenschaften, die man im zweiten Jahr Bundesliga braucht. Mit Tim Oermann wurde außerdem einer unserer U19-Spieler mit einem Profivertrag bis 2024 ausgestattet. Oermann kann sowohl in der Innenverteidigung als auch auf der Sechs spielen. Doch auf welchen Positionen haben wir noch Bedarf?
Bedarf an (fast) allen Ecken und Enden
Im Grunde sind in jedem Mannschaftsteil Planstellen im Kader zu vergeben. Einzig die Torhüter sind mit Manuel Riemann, Michael Esser und Paul Grave weiterhin vollzählig. Der Abgang von Perspektivspieler Tjark Ernst ist schmerzhaft, bringt ihm jedoch eine sportliche Perspektive mit regelmäßigen Einsätzen auf Seniorenniveau in der Regionalliga, gepaart mit Bundesliga Training bei der Hertha.
Die Kaderplanungsabteilung um Schindzielorz muss auf allen anderen Positionen weiterhin mit begrenzten Mitteln die Mannschaft stärken, kann dabei jedoch auf frei gewordenes Gehaltsbudget durch Abgänge vieler Kaderspieler bauen. Ein Umstand, der beim VfL jährlich bekannt ist und daher kein größeres Problem darstellen sollte. Neu ist jedoch, dass vielleicht sogar die Möglichkeit besteht, Anteile der Ablösesummen zu reinvestieren. Schauen wir auf die einzelnen Mannschaftsteile.
Zentrales Bollwerk: Die Innenverteidigung
In der Innenverteidigung hat uns mit Maxim Leitsch unser Abwehrchef verlassen und wir demnächst für den 1. FSV Mainz 05 auflaufen. Mit seiner Geschwindigkeit, guten Zweikampfführung und Auge für den Spielaufbau, wird uns unser Eigengewächs definitiv fehlen. Mit Vasilios Lampropoulos wurde daher der Vertrag verlängert, um ein wenig Kontinuität im Abwehrzentrum zu gewährleisten. Beim Griechen weiß man, was man bekommt. Aus der U19 rückt außerdem Tim Oermann hoch. Durch die Spekulation um einen Abgang von Armel Bella-Kotchap, gilt es in der Innenverteidigung, andere Spielertypen als Lampropoulos oder Erhan Mašović zu finden.
Sebastian Hettmann: Im schönen Haderslev spielten über einige Jahre die Fußballer der Spielgemeinschaft SønderjyskE Elitesport erfolgreich in der 3F SUPERLIGA. Die Entwicklung von Spielern steht dort an oberster Stelle. Ein Paradebeispiel dieser Entwicklung ist der ehemaliger dänische U21 Nationalspieler Stefan Gartenmann. Durch den jüngsten Abstieg von SønderjyskE ist der variabel einsetzbare Defensivallrounder demnächst vereinslos. Gartenmann fühlt sich als rechter Innenverteidiger am wohlsten, kann jedoch auch als defensiver Rechtsverteidiger oder im zentralen Mittelfeld eingesetzt werden. Der Däne überzeugt durch seine Reife im Spiel und seine Mentalität. Saubere Technik beim Passspiel und in der Zweikampfführung lassen ihn zu einem soliden Verteidiger werden, der den Sprung in die Bundesliga direkt schaffen kann. Als Rechtsfuß ist Gartenmann nicht unbedingt der direkte Nachfolger von Leitsch, könnte jedoch die Defensive sinnvoll ergänzen und mehr Optionen für das Trainerteam schaffen.
Die Einschätzung von GSN zum Spieler:
„Stefan Gartenmann – 25 Jahre – Innenverteidiger – SonderjyskE. Aktueller GSN Index bei 61.55, möglicher GSN Index bei 66.18. Kann also Bundesliga. Bringt eine saubere Ballverarbeitung, sehr gutes Kopfballspiel und sauberes Passspiel mit. Im defensiven 1 gegen 1 stark, mit gutem Timing beim Tackling. Spielt aggressiv und mutig, taktisch gut geschult. Wirkt immer konzentriert in seinen Aktionen. Hat für einen IV ein sehr gutes Tempo und einen sehr guten Antritt. Topspeed bei 33.77 km/h.Stabil im Zweikampf, solides Laufpensum (9.94 km pro 90 Minuten). Schwächen in der Antizipation. Es fehlt etwas die Übersicht im Spielaufbau, sowohl als Passgeber als auch als Anspielstation. Mit 1.85 und 75kg nicht der physischste Innenverteidiger. Entscheidungsfindung in Drucksituationen nicht immer optimal.“
Eher als Nachfolger zu sehen wäre Rick van Drongelen. Bei Union Berlin steht der junge Niederländer bereits wieder auf der Streichliste, obwohl er noch nicht einmal richtig in der Hauptstadt angekommen ist. Beim Hamburger SV hat van Drongelen bereits als Stammverteidiger in einer Viererkette agiert und gegen den Abstieg gekämpft. Die beiden ersten Jahre in der zweiten Liga setzten verschiedene Trainer auf den athletischen Linksfuß und er war unumstrittener Stammspieler. Ein Kreuzbandriss beendete diese Episode und im Anschluss begann eine Leidenszeit, die mit einem verlorenen Stammplatz, einem Wechsel nach Berlin und einer durchwachsenen Leihe nach Belgien fortgesetzt wurde.
Aus der Presse durfte man erfahren, dass man dem Niederländer in Berlin keine Steine in den Weg legen würde. Union zahlte damals für sein Potential, dieses hat er bis dato in der Hauptstadt jedoch nicht abrufen können. Ein Fall für den VfL Bochum.
Die Einschätzung von GSN zum Spieler:
„Rick van Drongelen – 23 Jahre – Innenverteidiger – Union Berlin. Aktueller GSN Index bei 68.86, möglicher GSN Index bei 75.30. Kann direkt Bundesliga mit Potential für mehr. Könnte ein „Steal“ werden, wenn Bochum ihn zum Performen bringt. Bringt sehr viel Gutes mit. Stark im defensiven 1 gegen 1, sehr starkes Timing im Tackling, ordentliches Passspiel und Technik. Dazu mit weiten Einwürfen und stark in offensiven 1 gegen 1 Duellen. Man merkt, dass er auch Außenverteidiger spielen kann. Spielt aggressiv, antizipiert sehr gut. Mutige Spielweise, gute Entscheidungsfindung, gute Positionsfindung in der Defensive. Hohes Arbeitspensum. Für einen Innenverteidiger sehr beweglich, extrem stabil in direkten Duellen. Nicht ganz so explosiv im Antritt, aber ebenfalls mit hoher Endgeschwindigkeit (33.51 km/h). Das Kopfballspiel ist ausbaufähig, ebenso die Ballverarbeitung. Taktisch nicht auf allerhöchstem Level. Mangelnde Übersicht in Drucksituationen, des Öfteren im Spielaufbau. Kommt schon mal der ein oder andere lange Ball. Hat Führungsqualitäten.“
Thomas Reis würde einen aggressiven, athletischen Linksfuß mit guter Zweikampfführung erhalten. Van Drongelen ist dabei jedoch ein konträrer Spielertyp zu Leitsch: Kein eleganter, sondern ein klassischer Verteidiger. In der Spielidee des VfL könnte der ehemalige niederländische U21 Nationalspieler jedoch aufblühen und seine Stärken im Abstiegskampf ausspielen. An guten Tagen, kann van Drongelen (fast) jeden Gegenspieler der Liga abmelden, aufgrund seiner vielseitigen Stärken. Wie Leitsch auch, hatte van Drongelen in seiner Hamburger Zeit ab und an einen Blackout, diese muss er in den Griff und Konstanz in seine Leistung bekommen.
Eine dritte Option ist ab Ende des Monats ebenso vertragslos und war zuletzt Stammspieler bei Fortuna Sittard in der Eredivisie. Martin Angha ist ehemaliger Schweizer U21-Nationalspieler und kann in der Defensive die gesamte Bandbreite der Viererkette abdecken. Er wird als beidfüßig beschrieben und hat mit 1,88 Meter eine muskulösere Status als Maxim Leitsch. In St. Gallen agierte Angha als Kapitän und war in Sittard uneingeschränkter Stammspieler als linker Innenverteidiger.
Der Züricher ging in der Jugend zu Arsenal London, um dort in der U18 ausgebildet zu werden. Direkt im Anschluss wurde er jedoch nicht verliehen, was darauf hindeuten lässt, dass er qualitativ für die Londoner als zu leicht befunden wurde. Stationen beim 1. FC Nürnberg und 1860 München führten ihn über St. Gallen und und Sion in die Niederlande. Es spricht für ihn, dass er auf allen Stationen seine Spielanteile hatte und sich somit schnell auf ein neues Umfeld einlassen kann. Die Flexibilität verschiedene Positionen auszufüllen, gepaart mit seiner Erfahrung und Vertragslosigkeit, könnten Angha zu einer guten Option für uns werden lassen.
Matthias Rauh: Als Neuzugang mit Startelfpotential kommt mir Kevin Wimmer in den Sinn. Wimmer begann seine Karriere in Oberösterreich, wo er auch den Sprung zu den Profis schaffte. Im Jahr 2012 folgte der Schritt nach Deutschland zum 1. FC Köln. Nach der Ankunft seines Landsmanns Peter Stöger als Cheftrainer explodierte plötzlich Wimmers Leistungskurve und so wechselte Wimmer fast folgerichtig nach England, wo Tottenham Hotspurs für ihn rund sechs Millionen Euro zahlte. Zur zweiten Saisonhälfte etablierte sich Wimmer nach Verletzungen in der Startelf und zog mit den Spurs in die Champions League ein. So wechselte Wimmer nach einer weiteren Saison mit wenig Einsatzzeiten zu Stoke City, dessen Dienste immerhin fast 20 Millionen Euro kosteten. Mit „The Potters“ stieg Wimmer allerdings ab, auch seine Leihstation in Hannover endete mit dem Bundesliga-Abstieg. Immerhin sammelte er durch eine Leihstation in Belgien wieder Selbstvertrauen und wurde in der Rückrunde 2020/21 an den Karlsruher SC verliehen. So folgte im Sommer ein Wechsel zurück in die Heimat zu Rapid Wien, bei denen er außer einer Leistenoperation absoluter Stammspieler war. Für eine kleine Ablöse ließe sich Kevin Wimmer sicher für die Bundesliga begeistern. Dass er es kann, braucht man bei einer Vita von über 120 Spielen in England und Deutschland ja sicher nicht hinterfragen.
Wadenbeißer: Unsere defensive Außenbahn
Die linke Defensivseite ist mit unserem Top-Performer Danilo Soares besetzt. Unser Brasilianer führt pro Spiel immens viele Zweikämpfe, gewann über die Saison 412 Zweikämpfe und ist damit der viertbeste Spieler der Liga. Im Schnitt sind das 59,97%. Dazu liegt seine Passquote bei 78,09%. (Quelle: Bundesliga.de) Dazu ist er im Aufbauspiel einer unserer wichtigsten Spieler und fühlt sich in Bochum wohl. Auf der rechten Seite hat sich Cristian Gamboa im Laufe der Saison enorm gesteigert und konnte in der Rückrunde immer mehr gefallen. Sogar Offensiv setzte er vermehrt Duftmarken und steigerte sich gemeinsam mit dem Team. Dennoch wären weitere Varianten notwendig, um auf Sperren, Ausfälle oder Leistungsschwanken zu reagieren.
Matthias Rauh: Hier bin ich ganz klassisch und wünsche mir, dass der Transfer von Leihspieler Konstantinos Stafylidis zum VfL klappt. Stafylidis ist genau der Mann, den man hinter Danilo Soares braucht, der allerdings auch problemlos rechts hinten und, wie zum Saisonende, auch zentral einsetzen kann. Unser griechischer Krieger wäre das perfekte Puzzleteil, damit das Trainerteam auf den defensiven Außenbahnen keine Bauchschmerzen mehr hat. Seine Aggressivität, Ruhe am Ball und die Zweikampffreude lassen Stafylidis als eine wunderbare Allzweckwaffe erscheinen.
Sebastian Hettmann: Zuletzt geisterte mit Jordi Osei-Tutu ein Gerücht durch das Internet, welcher uns in seiner Leihsaison enorm viel Freude bereitet hat. Zuerst mit Problemen in der Anpassung an die deutsche 2. Bundesliga, konnte er als Rechtsverteidiger nicht überzeugen. Weiter vorne eingesetzt, zeigte Osei-Tutu jedoch enorm viel Spielfreude und konnte seine Gegnerspieler mit seiner Geschwindigkeit vor viele Fragezeichen stellen. In der Bundesliga wäre er für uns im Kader als Ersatz für den abgehenden Herbert Bockhorn eine super Alternative, um ein dynamisches Pendant zu Gerrit Holtmann in der Offensive und eine dynamische Variante für die defensive Außenbahn zu haben. Das Trainerteam müsste mit ihm jedoch einiges an Videoschulung und Trainingsarbeit aufnehmen, um das taktische Verständnis zu steigern. Spielerisch sollte er in der Bundesliga erneut schnell dazu lernen und sich als Alternative für bestimmte Spielsituationen erweisen.
Zuletzt musste der junge Engländer erneut zwei Leihen über sich ergehen lassen und spiele in der englischen Championship und der League One Cardiff City, Nottingham Forest und Rotherham United keine große Rolle. Kein Wunder also, dass er zuletzt in den sozialen Medien sich gerne an die Zeit in Bochum zurück erinnerte. Arsenal sollte mittlerweile einsehen, dass der Spieler keinen Mehrwert darstellt und künftig wohl keinen großen Transfererlös abwerfen wird. Zu überschaubar scheinen die Leistungen in den heimischen Ligen. Eine Chance für den VfL dort anzusetzen und den Spieler sich in der Wohlfühloase Bochum entwickeln zu lassen, diesmal hoffentlich ohne Leihvertrag, sondern per Vertragsauflösung und Unterschrift in Bochum.
Die Schaltzentrale: Das zentrale Mittelfeld
Mit Kevin Stöger erwarten wir einen Kreativgeist zurück in Bochum, der uns bereits in der zweiten Liga enorme Freude bereitet hat. Seine Balance aus Offensive und defensiver Bereitschaft mitzuhelfen, wird Thomas Reis Freude bereiten und schließt eine wichtige Planstelle als Kreativpart der drei zentralen Mittelfeldspieler. Die Abgänge von Robert Tesche, Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen müssen aufgefangen werden. Eine nicht ganz so leichte Aufgabe in diesem Sommer, möchte man für Tesche bestenfalls noch ein Upgrade finden.
Sebastian Hettmann: In Bochum wurde zuletzt viel über Mentalität gesprochen. Mit Manuel Riemann, Anthony Losilla und Simon Zoller haben sich, meiner Meinung nach, drei Spieler herauskristallisiert, die die Mannschaft im Lot halten. Seit mehreren Transferperioden verweise ich auf die Nachfolge von Anthony Losilla und bin sehr froh, dass sich Patrick Osterhage bereits in der ersten Saison zeitweise durchgesetzt hat und Losilla in den Anlagen ähnelt.
Von der Mentalität her würde ich mich jedoch noch jemanden Wünschen, der weniger Irrwisch als viel mehr General vor der Abwehr ist. Es könnte uns zugute kommen, dass in Gladbach ein Umbruch startet und mit Christoph Kramer ein Fußballromantiker den Spieler verkörpert, dem ich die Nachfolge von Losilla in den kommenden Jahren zutraue. Sowohl auf, als auch neben dem Platz. Kramer ist in der Balleroberung und im defensiven Bewusstsein herausragend. Sein Auge für den nächsten Pass und die saubere Technik kann er auch im höheren Alter nutzen, um schwindende Athletik zu kaschieren. Als wahrer Romantiker könnte man darauf setzen, dass er gerne beim VfL nochmals aufläuft, um den Klassenerhalt zu sichern.
In den Medien kursiert seit dem Wochenende der Name von Philipp Förster. Mit 27 Jahren konnte Förster bisher in der ersten und zweiten Bundesliga einiges an Erfahrung sammeln und dürfte den Kaderplatz von Rexhbecaj einnehmen. Die Kombination aus Athletik, Förster misst 1,88 Meter Körpergröße, Lauffreude und eine Mischung aus Offensivdrang und defensiver Beständigkeit lässt ihn seine Stärken vor allem Box-to-Box ausspielen. Beim VfB war Förster nicht unumstrittener Stammspieler und könnte somit einen Schritt zu mehr Spielanteilen durchaus suchen. Unserem Mittelfeld würde dieser Spielertypus gut tun, um einen Gegenpart zu den ballerobernden Osterhage, Losilla und Goralski sowie dem eher kreativeren Stöger zu bekommen. Für Förster würde eine Ablöse fällig werden.
Matthias Rauh: Auch nach dem Transfer von Jacek Góralski zum VfL bin ich sicher, dass der VfL noch einen Spieler benötigt, der auf der Sechs und auf der Acht eingesetzt werden kann. Mein Wunschkandidat ist hierfür Nemanja Radoja von UD Levante. Ein Spieler, seit 2014 in der höchsten spanischen Spielklasse unterwegs, könnte durchaus die Rolle übernehmen, wenn Goralski und/oder Losilla mal eine kurze Pause brauchen. Er gilt als typischer Balleroberer, der dazu klug die Räume zuläuft. Außerdem ist er ablösefrei nach dem Abstieg von UD Levante und hätte sicherlich Lust auf ein Abenteuer in Deutschland. Mit 29 Jahren ist Radoja im besten Fußballeralter und wer nach Goralski die Befürchtung hat, dass da ein zweiter Rüpel kommt: In Spanien sah Radoja nie mehr als fünf gelbe Karten in einer Saison und flog noch nie vom Platz.
Ebenfalls ein interessantes Skillset besitzt ein Landsmann von Radoja, der den Pott sogar schon kennt. Milos Jojic spielte insgesamt vierandhalb Jahre in Deutschlands, davon die ersten einandhalb bei unseren schwarzgelben Nachbarn. Auch wenn sein Start nicht besser hätte laufen können – nach zwölf Sekunden traf er bei seinem Debüt bereits für den BVB – ging es dann fast nur noch bergab. Vom festen Transfer in die Türkei zu Basaksehir, Leihe nach Österreich zu Wolfsberg und der feste Transfer zurück in die Heimat zu seinem Jugendverein Partizan Belgrad. Dort überzeugte Jojic auf der Acht, kam auf herausragende 15 Scorer und verpasste mit Partizan die Meisterschaft nur um zwei Punkte. Jojic‘ Vertrag läuft in wenigen Tagen aus und er wäre somit ablösefrei zu haben.
Flügelflitzer: Die offensive Außenbahn
Gerrit Holtmann spielte die Saison, die man erwarten konnte: Ein Auf und Ab. Wobei die tollen Momente definitiv überwogen haben. Takuma Asano wurde zum Ende der Saison hin immer stärker, so dass man auf eine nochmals verbesserte zweite Saison im VfL Trikot hoffen kann. Simon Zoller kommt hoffentlich gestärkt zurück, soll jedoch auch im Angriff agieren. Bleiben mit Christopher Antwi-Adjei und Tarsis Bonga zwei weitere Optionen, wobei wohl nur erstgenannter reelle Chancen auf Einsätze hat. Der Abgang von Danny Blum muss ersetzt werden, Tom Weilandt füllte zuletzt leider nur den Kader. Man wird keine Kombination aus Geschwindigkeit und Technik bezahlen können, so dass zwei verschiedene Spielertypen zu erwarten sind. Die Option Geschwindigkeit wurde mit Osei-Tutu bereits beschrieben.
Sebastian Hettmann: Wenn wir davon ausgehen, dass man den Kader optimieren möchte. So erwächst aus den Kaderplätzen von Danny Blum, Tom Weilandt und Tarsis Bonga ein Spieler, der andere Komponenten mitbringt und eine „Gefahr“ für den Stammplatz von Holtmann und/oder Asano wird. Da wir die finanzielle Komponente dennoch im Blick haben, wäre Immanuel Pherai ein Spieler, der den nächsten Schritt bei uns gehen könnte.
Pherai ist Niederländer und hat in der vergangenen Saison in der dritten Liga bewiesen, dass er eine Mannschaft offensiv bereichern kann. Von Natur aus mit einem niedrigen Körperschwerpunkt ausgestattet, ist Pherai eher der Spieler, der die gegnerische Defensive mit Dribblings und Schnittstellenpässen auseinander nehmen kann. Mit sechs Toren und sieben Vorlagen konnte er dem BVB beim souveränen Klassenerhalt helfen. Im Jahr zuvor konnte Pherai auch während einer Leihe zum PEC Zwolle Erfahrung in der Eredivisie sammeln und als junger Stammspieler zwei Tore und drei Assists erzielen. Er agierte dort als Zehner oder auf dem linken Flügel, ist offensiv jedoch variabel einsetzbar. Sein starker rechter Fuß wäre jedoch eher für inverse Flügelläufe ins Zentrum prädestiniert, um wahlweise selber abzuschließen oder die Bälle in die Spitze zu zaubern.
Zuletzt stand ein Wechsel zum Zweitligaaufsteiger Eintracht Braunschweig im Raum, wobei dieser anscheinend vom Tisch ist. Dies könnte dafür sprechen, dass der junge Niederländer auf weitere Angebote hofft und bessere Offerten vorliegen hat.
„Kein attraktives Angebot hat Pherai zu dieser Entscheidung bewegt. Er will offensichtlich einfach nur weg von Borussia Dortmund. Fünf Jahre lang hatte er versucht, sich über exzellente Leistungen für die Profis zu empfehlen. Als Kapitän führte er erst die U17, dann die U19 zur deutschen Meisterschaft, glänzte anschließend als Spielmacher und Genie in der U23. Das alles reichte nicht. Das Bundesliga-Debüt über eine Minute beim 3:1 in Fürth im Mai war der einzige Profi-Einsatz des Niederländers. Selbst in Zeiten größter Personalprobleme griff man in der Kreativzentrale lieber auf andere Spieler zurück.“ – DerWesten Sport
In Bochum könnte sich der offensive Freigeist Pherai unweit seines jetzigen Wohnortes auf höherem Niveau akklimatisieren, beweisen und nach und nach Spielanteile übernehmen. So wäre der Wunsch. Dazu kommt, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern möchte und damit einen Gegensatz zu Baris Atik vom 1. FC Magdeburg bildet. Atik ist ein ähnlicher Spielertyp, wobei dieser jedoch für das Magdeburger Spiel unerlässlich ist und dadurch um ein vielfaches teurer wird. Erschwerend kommt hinzu, dass er von anderen Klubs bereits gejagt wird. Normalerweise also kein Spieler, um den wir kämpfen. Beide Spieler deuteten auf dem Niveau der dritten Liga an, dass sie ihre individuellen Qualitäten auch auf höherem Niveau einbringen könnten. Dadurch fällt die Wahl auf Pherai.
Matthias Rauh: Auch wenn er erst Ende Mai seinen Vertrag bei Drittligaaufsteiger Rot-Weiss Essen bis 2024 verlängert hat, bleibt Isaiah Young mein absoluter Wunschspieler für die Flügel. Am leichtesten lässt sich das Skillset des 24-jährigen US-Amerikaners mit dem Gerrit Holtmanns vergleichen und auch er schoss einen sehenswerten Treffer, der im Februar 2022 noch vor Gamboa zum Tor des Monats gewählt wurde. Sein Solo aus rund 70 Metern zum vorentscheidenden 3:1 gegen Fortuna Düsseldorf II (Endstand 4:1) war eines seiner sagenhaften 22 Torbeteiligungen (neun Treffer, 13 Vorlagen), die Young zum zweitbesten Scorer im RWE-Trikot machte. Auch wenn der Sprung von der Regionalliga drei Klassen höher ein sehr großer wäre: Bei Young bin ich mir definitiv sicher, dass er den packen würde.
Abteilung Attacke: Unsere Angreifer
„Der VfL Bochum und ich: Das sind Topf und Deckel“ – Sebastian Polter bei Spox
Der Abgang von unserem „Deckel“ zum „Topf“ Sebastian Polter zu Schalke 04 kommt für einige vielleicht überraschend, deckt sich jedoch mit einigen Auffälligkeiten bei seinen vergangenen Stationen. Die Ablösesumme darf der VfL gerne mitnehmen, um anderweitig den Kader zu stärken.
„Seine Tempodefizite macht Polter durch Aggressivität und unermüdliches Anlaufen wett. Dafür zeigte er sich in der Vergangenheit bei seinen vorherigen Stationen stets klar in seinen Vorstellungen, was jedoch mit den Vorstellungen einiger Vereinsverantwortlichen kollidierte. Polter ist ein Stürmer, der das Wissen benötigt gesetzt zu sein, es bleibt jedoch abzuwarten, ob dies auch über die Saison hinaus so sein wird. Bisher schätzt Reis jedoch die Dienste von Polter, der mit sechs Toren in seinen 17 Spielen jedoch im Soll liegt. Leistungstechnisch könnte Polter jedoch zulegen, sein Schnitt von 6,65 (Quelle: whoscored?) kann jedoch auch in dem ein oder anderen Spiel begründet liegen, in denen er kaum den Ball gesehen hat.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 9): Gekommen um zu bleiben
Mit Philipp Hofmann ist der Ersatz aus Karlsruhe bereits im Kader. Einzig ein Fragezeichen bleibt, ob er seine enorme Präsenz auch in der Bundesliga zeigen kann. Vor allem wird uns seine Fähigkeit eigenständig Chancen zu kreieren und außerhalb des Sechzehners gefährlich zu werden, nochmals mehr Offensivkraft geben.
Gerüchte um einen Abgang von Silvére Ganvoula sind folgerichtig. Seine Leihe zu Cercle Brügge brachte nicht den gewünschten Erfolg und Ganvoula blieb mit 81 Spielminuten in fünf Einsätzen blass. Er erzielte keinen Scorerpunkt und das mangelnde Selbstvertrauen sollte in einem endgültigen Abschied münden, um ihm andernorts einen Neuanfang zu ermöglichen.
Endlich wieder Fußball
Wichtig wird es bei den jetzigen Unklarheiten kurz vor dem Trainingsstart sein, dass mit Jürgen Locadia, trotz seiner Verletzungsanfälligkeit, vielleicht doch „verlängert“ wird. Der VfL tut gut daran, wenn man vom ersten Spieltag an direkt auf der Höhe ist und die Spieler sich im System von Thomas Reis auskennen. Sollte sich anderweitig (vielleicht spät) auf dem Transfermarkt noch etwas tun, wird der Kaderplatz von Ganvoula nachbesetzt, ansonsten wird wohl Simon Zoller in seinen Einsätzen zwischen Mittelsturm und Außenbahn pendeln.
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