Der VfL Bochum hat mit dem 3:2 (3:0) beim FC Augsburg für drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt gesorgt. Trainer Reis sah nach Polters Doppelpack und der sicher geglaubten Führung wie das Spiel allerdings nochmal eng wurde.
Die bisher eher auswärtsschwachen Bochumer mussten zum FC Augsburg, der aus den letzten vier Heimspielen zehn Punkte holen konnte. Milos Pantovic hatte jedoch nach dem Heimsieg gegen Freiburg angekündigt, dass Bochum nun beginnen würde, auch auswärts aufzutrumpfen.
Esser und die Freiburgbezwinger mit gutem Start
Dafür hätte Thomas Reis auf die gleiche Anfangself wie beim Heimerfolg über Freiburg in der Vorwoche vertraut, doch wie bereits unter der Woche verkündet, musste Torhüter Manuel Riemann passen und wurde durch Michael „Bruno“ Esser ersetzt. Auf der anderen Seite nahm auch Trainerkollege Markus Weinzierl nur eine Änderung vor – Raphael Framberger stand für Mads Pedersen im Aufgebot.
Der VfL begann wie die Feuerwehr. Bereits nach drei Minuten war Gerrit Holtmann frei durch, scheiterte allerdings mit einem schlechten Abschlussversuch an Rafal Gikiewicz. Nach einem Fehlpass von Arne Maier war es dann aber so weit. Holtmann steckte auf Sebastian Polter durch, der tunnelte Gikiewicz – die verdiente Führung. Ein Laufweg, der dem Stürmer schon gegen Freiburg ein Tor bescherte.
Erfolgreiche Standards – Polter mit Doppelpack
Die Führung im Rücken stärkte dem VfL weiter den Rücken. Der Fokus lag weiterhin auf die eigenen Flügel, über die sich die Blau-Weißen nach vorne kombinierten oder einen langen Ball spielten. So konnte sie die Schnelligkeit ihrer Außen ausspielen oder gingen nach Ballverlust in aussichtsreicher Position ins Gegenpressing. Ein weiteres Angriffsmuster waren Verlagerungen auf die andere Seite, wo sich nach ballnahem Verschieben der Ausgburger, die im 4-4-2 verteidigten, Räume auftaten.
Auch defensiv spielte Bochum die Vorteile der eigenen 4-3-3 Formation aus. Die quantitative Überlegenheit im Zentrum machte dieses für den FCA dicht. Wie bereits im Vorbericht geschrieben, waren die Hausherren gezwungen es noch mehr über Außen zu probieren. Die Folge waren Angriffe, die in Halbfeldflanken endeten. Einzig André Hahn konnte für Gefahr sorgen, als er das Tor per Kopf nur knapp verfehlte (28.).
Nach einer Ecke von Eduard Löwen landete die Kugel mit Augsburger Hilfe bei Holtmann und der bedankte sich und versenkte den Ball im Netz (40.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte legte Polter noch einen drauf. Von zwei Verteidigern bedrängt setzte er sich durch und verwandelte eine weitere Ecke per Kopf. Das war die 3:0 Halbzeitführung und der Doppelpack für Bochums Mittelstürmer (45.+2).
Weinzierls Anpassung geht auf
Nach der Pause wendete sich jedoch das Blatt. Weinzierl stellte auf ein 4-1-3-2 um und konnte dem VfL so die Kontrolle über das Zentrum nehmen. Nach 51 Minuten scheiterte Michael Gregoritisch bereits einmal per Kopf an Esser. Kurz darauf verkürzte der Ex-Bochumer dann allerdings doch nach einer Ecke auf 1:3 (57.), während die Defensive der Blau-Weißen „nicht schnell genug in die Ordnung gekommen“ sind, wie Reis später analysierte.
Im Anschluss wurde es sofort noch einmal gefährlich. Esser war nach flacher Hereingabe bereits überspielt, doch Jan Moravek verfehlte das leere Tor (58.). Die Hausherren sahen nun ihre Chance und setzten den VfL weiter unter Druck.
Elfmeter für Augsburg – Caligiuris Anschlusstreffer
Dem Gegner gelang es Bochum immer weiter hinten reinzudrücken, bis es letztendlich zu einem ungerechtfertigten Elfmeterpfiff gegen Danilo Soares kam. Daniel Caligiuri nahm das Geschenk an und sorgte für den Anschlusstreffer (88.). Die Schlussphase wurde noch einmal heiß, am Ergebnis änderte sich allerdings nichts mehr. So endete die Partie 3:2.
Aytekin hat es als Anspringen von Soares bewertet, der allerdings wenigstens zum Ball orientiert war, während Niederlechner nur auf Soares schaut und den Rücken krumm macht, um ihn zu unterbauen. Ein Strafstoß scheint mir da nicht gerade die naheliegende Wahl zu sein.
— Collinas Erben (@CollinasErben) December 4, 2021
Reis: Kein unverdienter, aber etwas glücklicher Sieg
Der augenscheinliche Wunsch war es über die gesamte zweite Hälfte die Führung nur noch über die Zeit zu bringen. Eigene Chancen gab es nur noch nach Kontern, bei denen sowohl Pantovic (71.) als auch Silvere Ganvoula (82.) frei vor Gikiewicz eine Vorentscheidung verpassten (71.). Ansonsten zogen sich die Gäste wie auch schon beim Pokalspiel gegen den FC Augsburg immer weiter zurück und wurden zunehmend passiver. Ein Ansatz, den Trainerteam und Mannschaft für zukünftige Spiele noch einmal überdenken müssen, selbst wenn sie dieses Mal keinen Ausgleich mehr kassierte.
Es läuft super. 19 Punkte nach 14 Spielen, sogar 1 Punkt mehr als Leipzig.
Trotzdem kann und muss man an vielen Stellschrauben noch drehen. Schöne Situation für den Trainer.
— Janik (@Janik_Asc) December 4, 2021
Reis zeigte in der Vergangenheit jedoch, dass er aus Fehlern lernt und mit der Zeit Veränderungen im Spiel seiner Mannschaft herbeiführen kann. Dass nach 11 Jahren Zweitklassigkeit und finanzieller Unterlegenheit noch immer an Stellschrauben gedreht werden muss, ist sonnenklar. Ein „kein unverdienter, aufgrund der zweiten Halbzeit aber etwas glücklicher Sieg“, wie Reis beschrieb, sorgt jedoch nach 14 Spieltagen für 19 Punkte auf dem Konto und befördert die Bochumer erstmal ins Mittelfeld, weg vom Tabellenkeller.
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