Und kommst du in ein Stadion…

Matchwinner Milos Pantovic Foto: VfL Bochum 1848

Unser VfL gewinnt nach einer intensiven Partie 2-1 gegen den SC Freiburg und dreht zum ersten Mal in dieser Spielzeit einen Rückstand. Polter trifft endlich wieder und Pantovic nähert sich langsam dem Tor an. Waren es gegen Hoffenheim noch knappe 66 Meter, bugsierte Pantovic den Ball diesmal aus „nur“ 40 Metern ins Tor. Pantovic ist schuld. Mehr muss man dazu nicht sagen. 

Bochum gegen Freiburg. Für viele das Duell zweier kleiner Vereine, für andere absolute Fußball-Tradition. Zwei Clubs mit Historie, ehrlichem Fußball, weit von den finanziellen Möglichkeiten der großen Vereine in der Champions League. Dabei beweist der Club aus dem Breisgau seit Jahren, wie man durch Konstanz und einer konsequenten Einbindung von jungen Talenten im Showgeschäft der Großen überlebt. Mit Streich hat man seit fast 10 Jahren den gleichen Mann an der Seitenlinie, der nicht nur fußballerisch immer wieder zu überzeugen weiß, sondern auch durch seine direkte, schonungslose Art eine Bereicherung für die Bling-Bling-Fußball-Welt ist. Der SC Freiburg verkörpert in vielerlei Hinsicht von seinem Wesen her das, wo auch der VfL Bochum hin möchte. 

Der VfL begann im Vergleich zum Leverkusenspiel mit einem Wechsel in der ersten Elf – der genesene Holtmann ersetzte auf der Außenbahn Antwi-Adjei. Nach einem Standard konnte der SC Freiburg durch Lienhart in Führung gehen in der 51. Minute. Das Stadion wachte auf – die Ostkurve fing stimmungstechnisch förmlich an zu brennen. Und nur drei Minuten später konnte der VfL durch Polter den Ausgleich erzielen. Nach starkem Ballgewinn durch Losilla an der Mittellinie schickte Gerrit Holtmann Sebastian Polter auf die Reise, der nach einem starken Schnittstellenpass alleine vor Flecken stand. Von da an sahen wir ein komplett offenes Spiel mit leichten Feldvorteilen für den SCF.  Nach starkem Anlaufen von Ganvoula rutsche Lienhart in der 82. Minute weg und konnte den Ball im Fallen nur noch Pantovic in die Beine schieben. Der sah, dass Flekken viel zu weit vor seinem Tor stand und schoss gedankenschnell aus rund 45 Metern direkt aufs Tor – und die Pocke landete tatsächlich im Gehäuse. Nach seinem Tor gegen Hoffenheim nur die zweite Bude aus irrer Distanz. „Pantovic ist schuld“ entwickelt sich mehr und mehr zum Running Gag in der Bochumer Anhängerschaft. Ein Sonderlob gebührt auch Ganvoula, der nach seiner Einwechslung eine starke Leistung zeigte und durch sein Anlaufverhalten dieses Tor erst ermöglichte. 

Nachdem wir gegen Leverkusen vom Schiedsrichter noch massiv „beschissen“ wurden, muss man in dieser Woche ehrlicher Weise festhalten, dass wir Glück hatten. Losilla hätte durchaus mit gelb-rot vom Platz fliegen können. Auch über einen Handelfmeter für Freiburg hätte man sich nicht beschweren dürfen. Ja, Toto macht keine aktive Bewegung zum Ball, aber die Hand ist weit weg vom Körper und sind wir mal ehrlich – wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätten wir Welt nicht verstanden, hätte es den Pfiff nicht gegeben. Insgesamt waren das alles keine Fehlentscheidungen und kann man durchaus so auslegen. Ich persönlich wäre allerdings hart genervt gewesen, wenn sie andersherum so getroffen worden wären.

Anthony Losilla – Foto: VfL Bochum 1848

Stimmungstechnisch fehlen einem aktuell die Worte dafür, was rund um den VfL Bochum passiert.  Ich kann mich nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal Konstanz so ein Niveau auf den Rängen hatten, wie wir das aktuell in jedem Spiel erleben – ob heim oder auswärts. Wie die Mannschaft und der Verein nach dem dem 0-1 abgefeiert wurden und der Ball praktisch zum Ausgleich gegröhlt wurde – pure Gänsepelle. Aber nicht nur die generelle Stimmung, auch dass einzelne Spieler wie ein Ganvoula, der gerade keine einfache Zeit durchmacht, aber mittlerweile durchaus verstanden zu haben scheint, dass er die Extrameile im Training gehen muss, um den Anschluss wieder zu finden, wird bei seiner Einwechslung mit Sprechchören empfangen. Wir spielen das erste Mal nach 11 Jahren wieder Bundesliga und man merkt einfach durchgehend, wie sehr die Fans, die Mannschaft und der Verein jede Sekunde davon vollends genießen. Ich laufe seit Wochen durchgehend mit einem Ohrwurm von „Und kommst du in ein Stadion“ durch die Welt. 

Mit 16 Punkten nach 13 Spielen liegt der VfL sowas von im Soll und hat jetzt schon genauso viele Punkte wie unsere Nachbarn aus Gelsenkirchen nach der gesamten letzten Spielzeit. Mit Augsburg, Dortmund, Bielefeld und Union hat man vor der Winterpause ein Restprogramm vor der Brust, in dem durchaus weitere Punkte realistisch sind – vor allem wenn man sich so geschlossen präsentiert, wie man es aktuell tut. Dass man potenziell auch die Großen ärgern kann, hat man in Leverkusen gesehen, auch wenn der BVB nochmal eine ganz andere Nummer ist, vor allem sollte ein gewisser Norweger fit sein. Wir sind heiß. 

Und kommst du in ein Stadion….

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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