Erfolg gegen Mainz – Der VfL ist wieder da!

VfL Bochum vs Mainz 05 (21.08.2021) | Foto: privat

Am zweiten Spieltag der Saison 2021/22 wird der VfL Bochum im heimischen Ruhrstadion von seinen Fans empfangen. Gegen den 1. FSV Mainz 05 sorgt er mit seinem 2:0 Erfolg nicht nur für die ersten drei Punkte, sondern auch für einige Gänsehautmomente.

Trainer Thomas Reis nahm gegenüber dem 0:1 in Wolfsburg vier Veränderungen vor. Dass Bella-Kotchap den verletzten Maxim Leitsch ersetzen würde, Milos Pantovic für den gesperrten Robert Tesche in die erste Elf rückt und Gerrit Holtmann für den ebenfalls ausfallenden Antwi-Adjej den linken Flügel einnimmt, war im Vorfeld bereits abzusehen. Eine Überraschung hatte Reis trotzdem noch parat: Neuzugang Sebastian Polter ersetzte den zuletzt nicht überzeugenden Takuma Asano. Simon Zoller rückte deshalb auf Rechtsaußen.

Der Mainzer Trainer Bo Svensson vertraute hingegen derselben Elf, die in der letzten Woche den Überraschungserfolg gegen RB Leipzig erringen konnte (1:0).

Hier regiert der VfL!

Bereits vor dem Spiel war die Euphorie rund um das Ruhrstadion zu spüren. Die Castroper Straße war im Vorfeld blau-weiß geschmückt worden, der angekündigte Fanmarsch zum Stadion kurbelte die Stimmung an und etwas später waren die Ränge voll. Es waren 13.500 Zuschauer zugelassen und etwas über 12.500 Bochumer fanden den Weg zurück nach Hause. Als dann kurz vor Spielbeginn Herbert Grönemeyers „Bochum“ über die Stadionlautsprecher ertönte, hieß es erneut: Gänsehaut!

Die Stimmung wurde von den Spielern aufgesaugt, denn die Mannen in blau und weiß starteten wie die Feuerwehr. Mainz lief sofort im 3-4-3 an und wollte Druck aufbauen, doch der VfL überspielte den Gegner mit Leichtigkeit. Generell knüpften die Bochumer dort an, wo sie in Wolfsburg aufgehört hatten. Im 4-3-3 auf Ballbesitz aus, kombiniert mit hohem Mittelfeldpressing, das liegt der Mannschaft deutlich mehr. Bereits in der zweiten Ballbesitzphase des VfL stellten die Mainzer somit auf ein 4-4-2 Mittelfeldpressing um. Die erste Chance ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten. Nach einem Freistoß von Danilo Soares verpasste Armel Bella-Kotchap per Kopf nur knapp (14.).

Holtmann umkurvt sie alle!

In der 21. Minute war es dann so weit. Holtmann bekam den Ball auf der linken Seite, lief auf zwei Gegenspieler zu, der Ball versprang ihm leicht, doch er reagierte am schnellsten und zischte durch beide hindurch. Daraufhin umkurvte er einmal die gesamte Mainzer Hintermannschaft, sodass er am rechten Fünfereck das Runde ins Eckige schieben konnte. Ein starkes Solo, Bochum führte mit 1:0, Ekstase im Stadion – Gänsehaut!

Einmal auf den Geschmack gekommen, machten die Blau-Weißen weiter. Den Fallrückzieher von Zoller konnte der Mainzer Torwart Robin Zentner noch gerade so parieren, doch die darauffolgende Ecke konnte der Bochumer Stürmer dann jedoch verwandeln (30.). Erst als die Mannschaften sich bereits wieder zum Anstoß aufgestellt hatten meldete sich der Kölner Keller doch noch. Zoller bekam den Ball an den Arm und das Tor wurde zurückgenommen. Die einzige Mainzer Torchance der ersten Hälfte von Niklas Tauer konnte Manuel Riemann mit einer starken Fußabwehr parieren (42.).

Mainz hat den Ball – Bochum macht den Deckel drauf

Trainer Bo Svensson reagierte und wechselte zur Halbzeit bereits drei Mal. Die in der letzten Woche durch das Corona-Chaos ausgefallenen St. Juste, Boetius und Kohr kamen für ihre Ersatzleute Hack, Nebel und Tauer. An der 3-4-3 Formation im eigenen Ballbesitz änderten die Wechsel jedoch nichts und diesen hatten die Nullfünfer nun bedeutend mehr. Chancen sprangen dabei jedoch keine nennenswerten heraus, die gab es weiterhin auf Seiten der Heimmannschaft. So flankte nach einem Zusammenspiel zwischen Gamboa und Zoller letzterer von rechts in den Strafraum. Dort lieferten sich Polter und St. Juste eines ihrer vielen Duelle (die stellenweise fast an Ringkämpfe erinnerten), doch während der Verteidiger sich nur auf den nicht vom Platz verdrängenden Stürmer kümmerte, nickte dieser bei seinem Debüt zum zweiten Treffer ein (56.). Und schon wieder – Gänsehaut.

Foto: VfL Bochum

Polter bereits voll interegiert

Den Treffer feierte der Neuzugang ausgelassen mit dem Flankengeber. Generell zeigte Polter sich bereits voll integriert, kämpfte mit Leidenschaft, peitschte an und interagierte mit den Fans, als würde er schon seit Jahren dazugehören. Gegen Ende wurde nach einem Foul an Gamboa, der sich dabei am Arm verletzte, noch Herbert Bockhorn eingewechselt, Neuzugang Konstantinos Stafylidis feierte, für Elvis Rexhbecaj kommend, ebenfalls noch sein Debüt, Erhan Masovic kam für Milos Pantovic und die Einwechslung von Takuma Asano verschaffte Holtmann seinen verdienten Applaus. Daraufhin stellte der VfL, wie zu Beginn gegen Wolfsburg, auf ein 4-5-1 um und beschränkte sich die letzten 20 Minuten über auf das Verteidigen der Führung. Bis auf die Chancen von Kevin Stöger und Adam Szalai (beide 80.) ging das diesmal auch auf, doch wirklich überzeugend ist die Herangehensweise noch immer nicht. Der Schlusspfiff und die ausgiebige Feier danach war wiederum ein weiterer Gänsehautmoment.

Kommentar: Der VfL ist wieder da!

Die vielen angesprochenen Gänsehautmomente waren so etwas wie Vergangenheitsbewältigung.

Nach circa einem Jahr endlich wieder im Wohnzimmer an der Castroper Straße sein, nachdem man das tolle Aufstiegsjahr dieser Mannschaft nur an den Fernsehgeräten verfolgen konnte. Diese Mannschaft, die nach Ruhrgebiet schreit. Im Sportstudio sprach Thomas Reis auf die Frage nach den vielen „schwierigen Charakteren“ blumig von einer „besonderen Mannschaft“. Ja, Riemann schreit und schimpft vor Ehrgeiz zerfressen während eines Spiels so viel, er ist quasi der Fan, der auf dem Feld stehen darf. Bella-Kotchap ist so talentiert, dass er das ein oder andere Mal vom Trainer zurechtgestutzt werden muss, daraufhin jedoch so abliefert, dass er die Verteidigung gegen Mainz auch komplett alleine hätte übernehmen können. Anthony Losilla ist schon seit Jahren nur noch „Toto“ und kein Franzose, sondern Bochumer. Zoller ist die Ein-Mann-Pressingmaschine, einer, der für den Verein die Arbeit übernimmt für die man selbst nicht fit genug wäre und Polter der Fels, der Ringkämpfe mit den gegnerischen Verteidigern veranstaltet. Diese Mannschaft hat Ecken und Kanten, sie kann auch guten Fußball spielen und kämpft leidenschaftlich für die Farben, dass man sie nur lieben kann. Das ist Ruhrgebietsfußball.

Vergangenheitsbewältigung aber auch deshalb, weil die Geister von vor elf Jahren auch endlich verschwinden können. Ab sofort werde ich sie nicht mehr erwähnen, die Bilder in den Köpfen vom letzten Spieltag gegen Hannover. Die Niederlage einer völlig unterlegenen Mannschaft, die sich und damit den Verein und seine Fans aufgegeben hatte und schlussendlich der schmerzende Abstieg. Schluss mit Hannover! Bochum gewinnt in der Bundesliga – der VfL ist wieder da!

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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