So gewinnt der VfL Bochum ohne Riemann

Janik Aschenbrenner | Foto: Claudio Gentile | Design: Patrick Schneider

Das war die Woche des VfL Bochum 1848. Bei „Aus!gefragt“ nehme ich mich wöchentlich den Fragen an, die den VfL Fan bewegen. Heute: Welchen Einfluss hat der Ausfall von Manuel Riemann auf das Spiel des VfL und dessen Aufstiegschancen.

Ist Bockhorn aktuell der bessere LV gegenüber Soares? – Robert via Facebook

Danilo Soares ist der beste Einzelspieler im Kader des VfL Bochum. So gesehen ist Herbert Bockhorn nicht besser. Letzterer hat sich jedoch in den Spielen als Linksverteidiger stabilisiert und die besten Leistungen im VfL-Trikot gezeigt.

Bockhorn liegt die Außenverteidigerposition definitiv mehr als eine davor. Sein Defensivspiel ist durchaus solide, wenn sich auch hier und da mal kleinere mentale Fehler einstreuen. Seine Fähigkeiten im Offensivspiel kommen so jedoch besser zur Geltung, da sich das Spiel so vor ihm befindet. Er kann als Außenverteidiger bereits mit Tempo in seine Dribblings gegen die gegnerische Verteidigung gehen und entgeht so den zumeist direkten Gegnerkontakt, den er als Teil der Offensivreihe hätte.

In den restlichen Spielen muss der VfL jedoch auf Riemann verzichten. Da nun auf die Fähigkeiten von Riemann im Spielaufbau verzichtet werden muss, täten der Mannschaft die gestalterischen Fähigkeiten, die Soares im Gegensatz zu Bockhorn jedoch mitbringt, ziemlich gut. Ein Wechsel zurück auf den Brasilianer würde gegen Darmstadt Sinn ergeben.

Reichen 6 aus 12 möglichen Punkten? – Laurin via Instagram

Die Tabelle der 2. Bundesliga zu lesen ist derzeit ein wenig problematisch auf Grund der unterschiedlichen Anzahl an gespielten Partien diverser Mannschaften. Das Resultat der vielen Ausfälle ist eine verzerrte Tabelle.

Greuther Fürth: 30 Spiele, 54 Punkte – maximal 66 Punkte

Hamburger SV: 30 Spiele, 51 Punkte – maximal 63 Punkte

Holstein Kiel: 27 Spiele, 49 Punkte – maximal 70 Punkte

Fortuna Düsseldorf: 30 Spiele, 49 Punkte – maximal 61 Punkte

FC Heidenheim: 31 Spiele, 48 Punkte – maximal 57 Punkte

Karlsruher SC: 28 Spiele, 43 Punkte – maximal 61 Punkte

Dem VfL stehen derzeit 60 Punkte zu Buche. Bei zwei weiteren Siegen käme er auf 66 Punkte. Damit wäre zumindest der Relegationsplatz besiegelt. Wie meiner Auflistung zu entnehmen ist, könnten nur noch Fürth und Kiel auf eine zumindest gleiche Anzahl an Punkten kommen. Wie realistisch ist es, dass sie von jetzt an keine Punkte mehr liegen lassen? Gerade in Anbetracht des jeweiligen Restprogramms, sage ich, dass es reicht.

Was denkst du, wie der Ausfall von Riemann das taktische Konzept ändern und die Chancen auf den Aufstieg beeinflussen wird? – Holger via Facebook

Riemann ist für den VfL derzeit nicht zu ersetzen. Er ist einer der Führungsspieler der Mannschaft, sein Torwartspiel ist in diesem Jahr konstant auf hohem Niveau und seine Fertigkeiten mit dem Ball am Fuß wurden sowieso noch nie in Frage gestellt.

Im Aufbauspiel bildet der VfL gerne eine Torwartkette und Riemann übernimmt als zentraler Spieler eine wichtige Funktion im Spielaufbau. Bereits mehrere Trainer haben auf ihren Pressekonferenzen im Vorfeld angemerkt, dass ihr Team ihn einschränken müsse. Eine solche Rolle wird Patrick Drewes wohl nicht übernehmen, weder im Spiel noch in ihrer qualitativen Ausübung. Dem VfL entgeht damit ein Faktor, der Gefahr ausstrahlt, doch es bietet sich ihm auch eine Möglichkeit. Denn Riemann tendiert zu einem vertikalen Spiel, welches der Mannschaft zuletzt auch nicht immer gutgetan hat. In Phasen des gegnerischen Andrangs verlor das Team in Folge häufig die Kontrolle über das Spiel. Gerade im Dezember bewies der VfL jedoch, wie stabil er ist, wenn die Mannschaft sich von hinten mit Kurzpässen herausspielt. Das führte zu einer besseren Struktur in der gegnerischen Hälfte bei eigenen Angriffen und in Führungssituationen zu mehr Spielkontrolle.

Es stehen dem VfL noch vier Partien bevor und wie meine Antwort auf die vorherige Frage zeigt, müsste mehr passieren als der gezwungene Wechsel auf der Torwartposition. Die Aufstiegswahrscheinlichkeit des VfL liegt derzeit bei 98%.

Inwiefern muss der VfL sein Spiel in der ersten Liga verändern? – Leonhard via Instagram

Die Stärke des VfL Bochum ist die Balance im eigenen Spiel. Es gibt Teams in der zweiten Liga, die individuell besser besetzt sind (z.B. Hamburg), die ein aggressiveres Pressing spielen (z.B Regensburg) und auch welche, die ein besseres Ballbesitzspiel haben (z.B. Fürth). In der gesamten zweiten Liga bietet der VfL jedoch das beste Gesamtpaket, weil er dafür in allen Bereichen weit oben angesiedelt ist.

Der VfL ist demnach nicht gezwungen sein Spiel zu verändern, weil es in der 1. Bundesliga sogar notwendig ist, in allen Bereichen ein Mindestmaß an Klasse zu besitzen, sonst stehen nach 30 Spielen nur 13 Punkte auf dem eigenen Konto.

Es muss in der ersten Liga somit nur der Fokus ein wenig angepasst werden. In der nächsten Saison wird die Mannschaft individuell nicht mehr zu den besseren Teams gehören, sondern vielleicht sogar das am schlechtesten besetzte sein. Momentan ist Blau-Weiß gezwungen das Heft in die Hand zu nehmen, während der Gegner abwartender agiert. Der Fokus liegt also logischerweise auf dem eigenen Ballbesitz. Der Fokus im kommenden Fußballjahr wird jedoch mehr auf die eigene Verteidigung, speziell dem eigenen Pressing, liegen, weil die Klasse der Gegner und wie diese mit dem Ball agieren, bedeutend ansteigt.

Ein gutes Beispiel dafür ist Union Berlin. In der zweiten Liga gehörten sie zu den besten Mannschaften. In ihrem ersten Bundesligajahr lag der Fokus klar auf der eigenen Defensive, ohne völlig vom eigenen Konzept abzuweichen. Der Verein konnte so den direkten Abstieg verhindern und spielt nun, im zweiten Jahr, wieder vermehrt einen initiativen Fußball.

 

Vielen Dank wieder einmal für eure Fragen. Da es bis zum Spiel gegen Darmstadt nicht mehr lange dauert, startet die neue Runde diesmal nicht wie sonst kurz danach, sondern erst am kommenden Wochenende auf Twitter, Instagram und Facebook. Ich baue auf eure Beteiligung.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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