Nachdem wir Fans lange auf den ersten Neuzugang in der Winterpause warten mussten, verpflichtete der VfL Bochum nun endlich den Österreicher Robert Zulj. Nachdem wir ihn schon in unserem Scoutingbericht #2 vorgestellt hatten und es im letzten Sommer kurz vor Ende des Transferfensters Verhandlungen mit dem Spieler gab, hat es jetzt endlich Zulj gemacht! Der 27-jährige kommt von der TSG 1899 Hoffenheim und unterschrieb einen Vertrag bis 2023. Beim VfL wird Zulj die Rückennummer 32 tragen.
Geboren wurde Zulj am 5. Februar 1992 in der oberösterreichischen Stadt Wels. Beim gleichnamigen Verein, dem FC Wels, begann Zulj im Alter von sieben Jahren, zusammen mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Peter Zulj mit dem Fußballspielen. Zuljs Talent war nicht zu übersehen und so wechselte er im Alter von 14 Jahren in die Akademie Linz, rund 30 km von seinem Heimatort Wels entfernt. In insgesamt vier Jahren wurde er einmal Meister (2009 mit der U17) und einmal Torschützenkönig (16 Treffer in der Saison 2009/10) und debütierte für die österreichische U-Nationalmannschaft für die er alle Mannschaften bis zur U21 durchlief. 2010 erfolgte dann der Wechsel zum SV Ried.
In der viertklassigen Landesliga Oberösterreich sollte er sich bei der zweiten Mannschaft für die erste Mannschaft, die in der Bundesliga aktiv war, empfehlen. Das tat er so nachhaltig, dass er bereits Anfang Oktober 2010 sein Profidebüt feiern durfte. In der 81. Minute gegen RB Salzburg eingewechselt, sorgte er vier Minuten später durch eine Vorlage für das 1:1. Durch ein spätes 1:2 wurde die Freude über das Profidebüt des damals 18-jährigen Zulj jedoch noch getrübt. Im Laufe der Saison kam er noch zu insgesamt 15 Einsätzen (elf Tore) in der vierten Liga sowie zu 17 Einsätze (kein Tor) in der Bundesliga und im Pokal. Mit dem SV Ried qualifizierte sich Zulj in der Saison 2010/11 für Europa und gewann den ÖFB-Cup (2:0 gegen Austria Lustenau), wobei er im Finale allerdings ohne Einsatz blieb.
Wechsel zu Red Bull Salzburg
In der Folgesaison wurde Zulj von Trainer Gludovatz überwiegend im Sturmzentrum eingesetzt. Für die Europa League reichte es diesmal für Ried nicht, in den Playoffs scheiterte man nach einem torlosen Remis im Hinspiel mit 0:5 im Rückspiel gegen den PSV Eindhoven mit Fred Rutten auf der Bank. In der Liga kam Zulj auf 29 Einsätze (von 36 möglichen) und auf sechs Treffer, außerdem erreichte man wieder das ÖFB-Cup-Finale. Dies mal wurde man aber nur zweiter Sieger (0:3 gegen RB Salzburg).
Seine Leistungen ließen auch andere Clubs auf ihn aufmerksam werden, Zulj entschied sich jedoch bewusst gegen einen Wechsel, um sich weiterhin zu entwickeln. Zwar landete er mit Ried in der Saison 2012/13 „nur“ auf dem sechsten Platz, mit 11 Toren und sechs Vorlagen in 36 Ligaspielen toppte er allerdings seine persönliche Bestmarke und konnte sich für andere Vereine empfehlen.
So kam es, dass Red Bull Salzburg ihn nach starker Hinrunde (neun Treffer, fünf Vorlagen) für 400.000 Euro loseisen konnte. Mit hochveranlagten Mitspielern wie Sadio Mane, Kevin Kampl oder auch Valon Berisha gewann er das Double (Meisterschaft und ÖFB-Cup), während man bereits zuvor Kantersiege gegen Wolfsberg (6:0) und dem SV Horn (7:0) in Pokal eingefahren hatte. Eine Stammplatzgarantie wie beim SV Ried hatte Zulj allerdings nicht.
Wechsel nach Deutschland
Nach nur einem halben Jahr bei Salzburg wechselte der damals 22-jährige zur SpVgg Greuther Fürth. Roger Schmidt, der amtierende Trainer bei seinem Wechsel nach Salzburg, wechselte nach Leverkusen und der neue Trainer (Adi Hütter) bevorzugte Flügelspieler, weshalb der Österreicher für eine recht niedrige Summe beim Relegations-Verlierer unterkam. Sein erstes Profispiel war für die Fürther am ersten Spieltag der Saison ausgerechnet im Ruhrstadion gegen den VfL Bochum, als er in der 76. Minute für Tom Weilandt eingewechselt wurde. Bereits am Spieltag drauf konnte er gegen Nürnberg wenige Minuten nach seiner Einwechslung den 5:1-Endstand erzielen. In 30 Einsätzen kam Zulj auf fünf Treffer, wobei Zulj überwiegend als Halbstürmer, also meist den Part neben Stürmer Sebastian Freis gespielt hat.
In der Folgesaison 2015/16 wurde Zulj dann im offensiven Mittelfeld eingesetzt und konnte so deutlich mehr Akzente setzen: acht Tore und zehn Vorlagen, teilweise überragende Spiele wie gegen Braunschweig standen aber auch Spiele gegenüber, an denen Zulj komplett blass blieb. So kam er in der Folgesaison zwar verletzungsbedingt nur auf sechs Treffer, allerdings führten fünf davon (ein Doppelpack) zum Sieg, er war also oft der „Gamewinner“ für Fürth.
Seinen auslaufenden Vertrag bei den Fürthern verlängerte Zulj hingegen nicht. Viel umworben schloss er sich der TSG 1899 Hoffenheim an. Aufgrund einer langwierigen Schambeinverletzung konnte er für die TSG erst im November sein erstes Spiel machte. Beim unbedeutenden Euro League Spiel gegen Rasgrad, in dem auch Simon Lorenz sein einziges Spiel für die erste Mannschaft der blau-weißen aus Hoffenheim machte, spielte er 69 Minuten. In der Rückrunde konnte er sich etwas mehr zeigen und kam immerhin auf fünf Ligaeinsätze (meist Kurzeinsätze), woraufhin ich bereits Zulj in unseren einsachtvieracht-Scouting-Berichten als Möglichkeit für den VfL vorschlug.
Ein Wechsel zum VfL kam im darauffolgenden Sommer nicht zustande, stattdessen wurde er in der Saison 2018/19 an Union Berlin ausgeliehen. In insgesamt 29 Ligaeinsätzen kam er auf vier Treffer, wo er meist auf der offensiver Achter agierte. Nachdem am letzten Spieltag Manuel Riemann mit denkwürdigen Paraden den Köpernickern den direkten Aufstieg in die erste Liga verwehrt, setzte er sich dann in der Relegation mit seinen Teamkollegen gegen den VfB Stuttgart durch. Für das Unternehmen Bundesliga hätte man Zulj gerne an der alten Försterei gehalten, dieser wollte sich allerdings bei Hoffenheim durchsetzen, sodass es zu keinem festen Transfer kam.
In der Hinrunde blieb Zulj ohne Einsatz und saß höchstens auf der Bank. Trainer Alfred Schreuder vertraute anderen Leuten. Aufgrund konkreter Anfragen anderer Verein fuhr er daher auch nicht mit ins Wintertrainingslager. Er unterschreibt einen Vertrag bis 2023 und kann durch seine Vielseitigkeit im Sturmzentrum, auf der 10 und auf der 8 einsetzt werden.
Stärken und Positionsspiel
Nachdem man sich am Ende des Sommertransferfensters schon um Robert Zulj bemüht hatte, konnte man letzte Woche dann endlich die Verpflichtung perfekt machen. Beim VfL wird Zulj als komplett anderer Spielertyp gesehen als er bisher im nicht gerade dünn besetzten Mittelfeld vorhanden ist. Er selber beschreibt sich als Fußballer mit folgenden Eigenschaften: „Ich bin groß und robust, beidfüßig, habe ein Auge für die Mitspieler und einen Drang zum Tor“.
Positionell sieht Thomas Reis ihn als Zehner oder als hängende Spitze im 4-2-3-1, aber auch ganz vorne kann der Österreicher situativ sicherlich einiges bewegen. Da Reis im Trainingslager einiges taktisch neu einstudieren ließ und Zulj durch seine Flexibilität und Erfahrung auf verschiedenen Postionen variabel einsetzbar ist, wäre auch eine Doppelacht mit Zulj in einem 4-3-3-System oder 3er/5er-Kette aus dem ersten Testspiel vorstellbar. Für Reis ist die Eigenschaft, dass Zulj – im Gegensatz zu anderen Mittelfeldspielern des Kaders – auch eher Läufe in die Tiefe macht und daher Räume für seinen Mitspieler schafft, eine Bereicherung für das Bochumer Angriffsspiel.
Und warum hat sich Robert Zulj für den VfL entschieden? Neben sehr guten Gesprächen mit den Verantwortlichen, haben sein Bauchgefühl und die Tatsache, dass der VfL ein familiärer Club ist dazu bewogen an die Castroper Straße zu wechseln. Als gutes Omen hat er sich dazu entschlossen wie in der erfolgreichen Saison in Berlin wieder die Rückennummer 32 zu tragen. Dem können wir uns nur anschließen und wünschen viel Erfolg beim VfL Bochum, Robert Zulj!
Laden...