Am Freitag holte der VfL beim Zuhause noch ungeschlagenen Kleeblatt aus Fürth einen Punkt. Dem Spielverlauf zufolge ist das allerdings deutlich zu wenig, denn schon wieder gab unsere Elf einen Zwei-Tore-Vorsprung aus der Hand.
Dabei stimmte im Vorfeld vieles. Sehen wir mal von der Pressekonferenz ab, die mit „leichten“ Tonproblemen zu kämpfen hatte, war ich recht optimistisch, dass wir in Fürth was Zählbares holen. „Diese Mannschaft ist zu stark um in Fürth zu verlieren“ sagte ich schon vor Spielbeginn und das ist mit Blick auf die Auswärtstabelle (erst eine Niederlage) auch recht schnell untermauert. Für einen Freitagabend versammelten sich schließlich doch recht viele Fans im Fürther Gästeblock, auch wenn einen großen Anteil rot-weiße oder VfL-Fans mit kurzer Anreise waren.
Die Fürther änderten ihre Startaufstellung im Gegensatz zur 2:0-Auswärtsniederlage beim SV Darmstadt 98 nur auf einer Position. Für Rechtsaußen Fabian Reese startete diesmal David Atanga. Beim VfL gab es hingegen zwei Wechsel: Für den Verletzten Celozzi kam der 19-jährige Baack zu seinem Startelfdebüt, für Robbie Kruse (Bank) startete Sidney Sam. Tim Hoogland schaffte es noch rechtzeitig und lief zusammen mit Jan Gyamerah in der Innenverteidigung auf.
Und der VfL startete auch besser ins Spiel. Erste Chancen durch Hinterseer und Weilandt parierte Fürths Keeper Burchert. Das Kleeblatt kam in der ersten Hälfte quasi zu keinem einzigen Torschuss. Die Führung für den VfL besorgte Robert Tesche mit seinem dritten Saisontor nach mustergültiger Vorlage unseres Koreaners Chung-yong Lee, der für mich mehr und mehr den Part des Stöger-Nachfolgers einnnimmt. In der 45. Minute erhöhte der VfL sogar noch auf 0:2 durch Hinterseer, nachdem Sam zuvor schön von Soares in Szene gesetzt wurde und mustergültig vorbereitete. Der VfL Brasilien war auf einmal da. Zum Pausenpfiff gab es laute Pfiffe vom sonst recht anspruchslosen Fürther Publikum.
Doch den Druck, den der VfL in der ersten ausübte, konnte nicht mit in die zweite Halbzeit gebracht werden. Die Fürther kamen zu Chance um Chance, wohl auch durch den verletzungsbedingten Wechsel von Perthel für Soares. In der 56. Minute kam das Kleeblatt zum Anschlusstreffer, als 1,96-Meter-Hüne Gugganig nach Freistoßflanke von Wittek zum Anschlusstreffer einnnickte. Spätestens dieser Treffer war der Startschuss für den Sturmlauf der Fürther Mannschaft.
In der 65. Minute wurde dann Patrick Fabian für den jungen Tom Baack eingewechselt, der seine Sache auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition gut machte. Damit rückte Jan Gyamerah auf außen und Patrick Fabian nahm den Part neben Tim Hoogland ein. Trotz einiger Chancen von grün-weiß konnte die knappe Führung noch bis zur 90. Minute gehalten werden, ehe der Ex-Wattenscheider Daniel Keita-Ruel den 2:2-Ausgleich erzielte. Die Enttäuschung war auf dem Feld, auf den Rängen und in den sozialen Netzwerken wohl gleich groß.
In der Schussbahn stand vor allem Timo Perthel. „Zu alt“ oder „zu langsam“ waren noch milde Kommentare, die in den Foren zu lesen waren. Sicherlich hätte sich Timo in der Situation auch cleverer verhalten können als sich gleichzeitig mit Hoogland ausspielen zu lassen. Bei der bisher eher mäßigen Matchpraxis und einer Zeit von fast zwei Jahren ohne Pflichtspieleinsatz fande ich manche Kommentare aber etwas zu hart. Die Abwehr hat in der bisherigen Konstellation das allererste Mal zusammengespielt und man sollte sich mit Timo Perthel nicht einen rauspicken, sondern die Mannschaft für den Gesamtauftritt in Halbzeit zwei kritisieren.
Neun Punkte verschenkt?
Zuletzt war desöfteren zu lesen, dass man in dieser Saison schon neun Punkte verschenkt habe. Gemeint sind u.a. die späten Ausgleichstore bei Holstein Kiel, gegen Jahn Regensburg, jetzt beim Kleeblatt und die Niederlage gegen Heidenheim, die abgewendet hätte werden können. Tatsächlich gerät unser VfL nicht mehr so schnell in Rückstand wie in der letzten Saison, aus den neun Führungen resultierten bislang vier Siege, vier unentschieden und nur eine Niederlage. Auf eine ähnliche Statistik kommt Heidenheim, die bei zehn Führungen ebenfalls vier mal remis gespielt haben, dafür einmal öfter gewonnen haben. Der MSV Duisburg hat beispielsweise nach vier Führungen erst einmal gewonnen (ausgerechnet gegen den 1. FC Köln) und stellt das Schlusslicht in dieser Kategorie.
Trotzdem bin ich etwas verwundert, dass vielerorts über die „alten“ Spieler geschimpft wird, während diese in der ersten Halbzeit einen blitzsauberen Auftritt hingelegt hatten. Denn bei einem langweiligen 1:1 hätte sich wohl kaum einer geärgert, bei diesem Spielverlauf allerdings schon.
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