Es kann nur ein Ziel geben: Wiedergutmachung für die Pokalpleite

Darf auch gerne Dienstag Jubeln. Lukas Hinterseer Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie).

Wenn am Freitagabend um 18.30 Uhr im Ruhrstadion die richtungsweisende Zweitligapartie des VfL Bochum gegen den SV Sandhausen angepfiffen wird, steht der Gastgeber gewaltig unter Druck. Nach dem durchwachsenen Saisonstart und der peinlichen und bitteren Pokal-Niederlage gegen den Viertligisten aus Flensburg ist Wiedergutmachung erste Bürgerpflicht. Erst recht, wenn man bedenkt, dass der bislang punktlose Tabellenletzte der Gegner sein wird. Will man die vor Saisonstart gute Stimmung nicht vollends ins Gegenteil verkehren, zählt gegen das Team aus Baden-Württemberg nur ein Sieg.

Man darf gespannt sein, welcher Elf Trainer Robin Dutt das Vertrauen schenken wird. Sidney Sam ist noch die nächsten zwei Ligaspiele gesperrt und Sebastian Maier noch nicht fit. Dafür wird vermutlich aber Robbie Kruse nach seiner Pause im Pokalspiel ins Team zurückkehren und hoffentlich dafür sorgen, dass der VfL in der Offensive wieder mehr Durchschlagskraft entfalten kann. Ob Lukas Hinterseer (in der letzten Saison vierfacher Torschütze gegen Sandhausen) oder Silvere Ganvoula in vorderster Linie agieren wird, scheint noch unklar zu sein. Klar ist wohl, dass der Ex-Sandhausener Manuel Riemann zwischen die Pfosten zurückkehren und Felix Dornebusch wieder auf der Bank Platz nehmen wird.

Trifft am Freitag auf seinen ehemaligen Verein: VfL-Torwart Manuel Riemann Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie).

Positive Bilanz macht Hoffnung

Die Bilanz gegen den SV Sandhausen ist aus Sicht des VfL durchaus positiv. Fünf Siegen und fünf Unentschieden stehen lediglich zwei Niederlagen gegenüber. Insbesondere der letzte Vergleich beider Teams im März dieses Jahres dürfte allen VfLern noch in bester Erinnerung sein. Nach einem 0:2-Rückstand drehte der VfL das Spiel im Hardtwaldstadion und gewann durch einen Hattrick von Lukas Hinterseer noch mit 3:2. Es war sowas wie die Wende zum Besseren und der Grundstein für den Klassenerhalt. Generell hat der VfL auch eine positive Heimbilanz gegen Sandhausen (drei Siege, zwei Unentschieden und eine Niederlage, die jedoch schon vier Jahre zurückliegt).

Der SV Sandhausen spielt mittlerweile seit 2012 in der 2. Liga, auch wenn man am Ende der ersten Spielzeit als 17. eigentlich abgestiegen wäre. Doch der Lizenzentzug des MSV Duisburg rettete die Kurpfälzer, die anstelle der Zebras weiterhin Zweitligaluft schnuppern durften. In den folgenden Jahren etablierte sich der SVS dank einer sehr stabilen Defensive in der 2. Liga und landete am Ende der Spielzeiten jeweils im Mittelfeld der Tabelle.

SVS feiert überzeugenden Sieg im Pokal

Nach dem missglückten Start in diese Saison (Niederlagen gegen Greuther Fürth und den Hamburger SV) ist das Team von Trainer Kenan Kocak am Freitag in Bochum unter Zugzwang. Soll der Start in die Saison nicht vollends zum Desaster werden, muss in Bochum mindestens ein Punkt her. Im Gegensatz zum VfL konnte der SV Sandhausen aber einen beeindruckenden Pokalerfolg in Oberhausen verbuchen, mit dem insbesondere in der Höhe sicher nicht zu rechnen war. Kenan Kocak bezeichnete das Weiterkommen als eine Pflichtaufgabe, die man erfüllt habe. Der Trainer richtet den Blick aber nun nach vorne und gibt die Richtung vor: „Das Spiel ist abgehakt und nun konzentrieren wir uns wieder voll und ganz auf die Liga.“

Über den VfL Bochum spricht der Sandhausen-Trainer voller Respekt. Der VfL sei eine sehr spielstarke Mannschaft, deren Kader aus einem interessanten Mix bestehe. Zu Recht werde der VfL als Spitzenmannschaft und Geheimfavorit gehandelt, so Kocak weiter. Ob dies seine ehrliche Meinung ist oder ob er einfach versucht, die Erwartungen an seine Mannschaft zu minimieren, sei mal dahingestellt.

Aus dem 15.000-Einwohner Städtchen werden auch diesmal nur wenige Fans anreisen Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie).

Manchmal hilft Aberglaube

Es wird sich zeigen, wie der Gast nun versuchen wird, auch in der Liga ein Erfolgserlebnis zu feiern. Neben dem länger ausfallenden Abwehrchef  Tim Knipping und Nejmeddin Daghfous sowie Karim Guédé muss Trainer Kenan Kocak am Freitag auch auf den Isländer Rúrik Gíslason verzichten, der bei der Fußball-Weltmeisterschaft zum Instagram-Star aufstieg und weltweit Frauenherzen höher schlagen ließ. Dass seine fußballerischen Qualitäten lediglich für die 2. Liga ausreichen, steht auf einem anderen Blatt.

Um die Hoffnung auf ein gutes Spiel noch zu untermauern, lohnt sich ein abergläubischer Blick in die Vergangenheit. Nach dem peinlichen Erstrunden-Aus vor zwei Jahren (3:4 n. V. gegen den Regionalligisten Astoria Walldorf) folgte ein überzeugendes Heimspiel gegen den großen Favoriten Hannover 96, das zwar „nur“ 1:1 endete, bei dem der VfL jedoch eine bärenstarke Leistung zeigte und sich sozusagen für das Pokalaus entschuldigte. Hoffen wir, dass es morgen ähnlich sein wird.

Autor: Stephan Kottkamp

Meine Liebe zum VfL hat ganz klassisch angefanegen. Im Mai 1986 hat mich mein Vater zum ersten Mal mit ins Ruhrstadion genommen. Der VfL spielte gegen die Bayern und holte ein 1:1-Unentschieden (Tore: Frank Benatelli und ein gewisser Lothar Matthäus). Seither war ich unzählige Male im Ruhrstadion und erinnere mich am liebsten an die Zeit unter Klaus Toppmöller. Auch deshalb zählt Fußballgott Thomas Stickroth für mich zu den größten VfLern aller Zeiten.

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