Robin Dutt ist neuer Trainer unseres VfL. Um den Trainer zu Beginn seiner Amtszeit in Bochum zu begutachten, habe ich für euch seine ersten beiden Trainingstage begleitet. Doch worauf war zu achten? Auf der Pressekonferenz sprach Robin Dutt von einem bis vier Aspekten, die er der Mannschaft kurzfristig mit auf den Weg geben wollte. Lest selbst, um welche Dinge es sich hierbei gehandelt hat.
Beide Trainingstage wurden mit einer Aufwärmübung begonnen, in der in einem abgesteckten Bereich der Ball entweder gedribbelt (Montag) oder gepasst (Dienstag) wurde. Darauf folgte jeweils noch eine isolierte Passfolge. Der jeweilige Hauptteil bestand, wie zuvor versprochen, ausschließlich aus Spielformen.
„Wir werden Spielformen machen auf dem Trainingsplatz…“ – Robin Dutt
Montag
3vs3 + 1
Die erste Spielform war an der Reihe: In einem sehr eng abgestecktem Raum (ca. 10 x 10m) wurde im 3 vs. 3 und einem neutralen Spieler auf „Ballhalten“ gespielt. Hiermit wurde die Grundlage für ein erfolgreiches Spiel in engen Situationen gelegt, die auch in der nächsten Übung auf die Mannschaft zukamen.
7 vs. 7 „Schlauchspiel“
In der folgenden Spielform wurde ein 40 Meter langes Feld abgesteckt, welches in der Breite dem Fünfmeterraum entsprach. Die Spieler wurden auf drei verschiedene Teams aufgeteilt (2 Teams spielten, das Andere machte daneben Koordinationsübungen). Aufgrund des dadurch entstehenden engen Raums sind die Spieler dazu gezwungen, ihre Aktionen in kürzerer Zeit auszuführen und permanent zu agieren. Dazu schult man die Umsicht der Spieler, um den bei der Ballannahme entstehenden Druck schnellstmöglich ausweichen zu können, ist eine Orientierung zu Mit- und Gegenspielern auf dem Feld wichtig. Das Spiel provoziert somit vor allem eines: Das Herstellen von Verbindungen! Im Laufe der Übung wurde zwischen den Teamwechseln auf das gemeinsame Verteidigen eingegangen. Auffällig war danach die Verdichtung des Zentrums und daraus ausgehende Pressingwellen, sobald der Ball zum Verteidiger in Nähe der Außenlinie oder noch besser, der Ecke gespielt wurde.
Dienstag
4 vs. 4 +2 „Zielspielerspiel“
In einem eng abgesteckten Bereich wurde ein 4 vs. 4 gespielt. Ziel war es, zum jeweils am anderen Ende stehenden Zielspieler zu gelangen. Mittels dieser Spielform sollen schnelle Passfolgen (und natürlich die Verteidigung dieser) geschult werden. Das Passspiel, das für Fans und auch Robin Dutt in letzter Zeit zu ungenau wurde. Der ganzheitliche Ansatz trainiert logischerweise noch viele weitere Aspekte, bspw. das Spiel ohne Ball. Von Seiten der Trainer wurde ergänzend die Rautenbildung gefordert, um für ein flüssiges Passspiel die optimale diagonale Verbindung zueinander zu haben. Ein Punkt den ich beim vorher erwähnten Schlauchspiel nicht genannt habe, waren die vielen Positionswechsel. Robin Dutt war bei seinen vorigen Trainerstationen für die fluide Besetzung der Positionen bekannt und wird dieses Element wohl auch ins Bochumer Spiel vermehrt integrieren.
9 vs. 9
Die erste größere Spielform stand auf dem Programm. Auf einen Raum von ca. 50 x 20 Metern wurde ein 9 vs. 9 auf zwei Toren gespielt. Sobald der Ball die Seitenauslinie passierte, wurde beim Torhüter der Mannschaft im Ballbesitz weitergespielt. Ein simpler Trick um das Umschaltverhalten, aber auch den Spielaufbau zum Herausspielen von Toren zu provozieren. Hierbei ging es nun darum, alle Aspekte der zuvor genannten Übungen in die nächstgrößere Form zu übertragen. Ein 11 vs. 11 wird wohl noch zu einem späteren Zeitpunkt in der Woche folgen. Die erst einmal kleinere(n) Variante(n) zu nutzen macht Sinn, da Robin Dutt die Spieler und das jeweilige Verhalten zuerst genauer kennen lernen muss. Hierbei ist es wichtig, dass auf engem Raum, unter höherem Druck und höherer Ballkontaktzahl, die Passfolgen und Umschaltsituationen besser funktionieren.
Fazit
„… und werden da 3 – 4 Coaching Hinweise, die uns im ersten Gang wichtig sind, versuchen an die Mannschaft heranzubringen. Wenn es schnell geht, sind es 3 – 4 Coaching Hinweise, wenn es langsam geht, eben bloß 1-2.“ – Robin Dutt
Von wenigen Ergänzungen, die er der Mannschaft mitgeben möchte, sprach Neu-Trainer Robin Dutt bei seinem Amtsantritt. Er wolle die Mannschaft nicht mit neuen Informationen überhäufen. Die Trainingseinheiten am Montag und Dienstag deuten auf gewollte Verbesserungen in der Gruppentaktik hin. Die vielen kleinen Spielformen provozierten und schulten vor allem das Verhalten in der Gruppe, so wurde bspw. sehr großen Wert auf Verbindungen, offensiv wie defensiv, gelegt. Eine Schwachstelle im Bochumer Spiel, die meine Kollegen schon in ihrer Analyse zu „Atalans Amtszeit“ ausgemacht hatten.
In Anbetracht des vorher genannten Schwachpunkts ergab Robin Dutts Trainingsgestaltung viel Sinn. Wer einer Mannschaft gewisse Änderungen im Spielverhalten vermitteln möchte, kann dies nur über Spielformen tun. Übungsformen können dies nicht bewerkstelligen, da sie Teile des Spiels zu isoliert betrachten. Insbesondere das Verhalten im Ballbesitzspiel, wie das Herstellen von Verbindungen, kann nicht in isolierten Übungen ohne Druck einer gegnerischen Mannschaft trainiert werden, sondern nur im Spiel beziehungsweise in Spielformen.
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