Geht doch! Punkt.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Flutlicht, (fast) ausverkauftes Haus, den Tabellenführer zu Gast. Alles angerichtet für ein Fußballfest.

Eins muss man Jens Rasiejewski lassen – bei den Aufstellungen weiß er immer wieder zu überraschen. Eine enge Raute im Mittelfeld mit 4 zentralen Mittelfeldspielern hätten wohl die wenigsten von uns erwartet. Dazu Losilla als Innenverteidiger. Sind das nicht vielleicht ein paar Umstellungen zu viel? Denkste. Der VfL legte los wie die Feuerwehr. Erst die Chance von Diamantakos, bei der er sich auch gerne Mal fallen lassen darf. Bormuth hat alles versucht um ihn am Abschluss zu hindern, aber sicherlich war das Gezerre an unserem Griechen nicht regelkonform. Danach die Chance, die Neuhaus von der Linie kratzt – zumindest sah es wohl der Schiedsrichter so. Die Bilder sind nicht eindeutig, aber es soll Schiedsrichter geben, die sich in ähnlichen Situationen schon mal für das Tor entschieden haben. Generell der Auftakt einer ganz schwachen Schiedsrichterleistung mit einer ziemlich uneinheitlichen Auslegung von Zweikämpfen. Und das in beide Richtungen. Zur roten Karte muss man glaube ich auch nichts sagen. Passte zum erbärmlichen Gesamtbild, was das Schiedsrichtergespann abgeben hat. Aber gut, wir sind ja nicht hier, um über den Schiedsrichter zu jammern.

Generell fand ich den Auftritt unserer Mannschaft recht stark gestern. Man darf nicht vergessen, wer da gestern zu Gast war. Die Fortuna aus Düsseldorf dreht einsam an der Tabellenspitze ihre Kreise und kam mit mächtig Selbstbewusstsein im Gepäck an die Castroper, wo eine Bochumer Mannschaft auf sie wartete, die von einem Drittligisten aus dem Pokal gekegelt wurde. Wo das Umfeld seit der JHV Anfang Oktober nicht zu Ruhe kommt, wo große Teile der Presse am Stuhl des Sportvorstands sägen und die Fans gespalten sind wie nie. Dachte hier ernsthaft jemand, dass wir diese Fortuna 3-0 aus dem Ruhrstadion ballern? Vor allem beim Funkel’schen Mauerfußball ein Ding der Unmöglichkeit. Ich erinnere gerne an sein Intermezzo in Bochum mit dem Dreifach-Sechsergespann im Mittelfeld aus Dabrowksi, Johannson und Vogt. Und dafür haben wir uns ordentlich Chancen rausgespielt. Wenn Hinterseer jetzt eine Ecke mehr Killerinstinkt hätte, wäre das gestern der Sieg gewesen. Aber so ist das dann halt – wenn du einen Lauf hast, machst du so eine Chance wie in der 87. locker rein und legst dir die Pille nicht zu weit vor. Wie meinte der Brehme noch? Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. So ist das halt.

Defensiv standen wir richtig gut. Cello, Eisfeld und Hemmerich haben gut die Räume dicht gemacht vor der Abwehr. Kein offenes Scheunentor mehr wie die letzten Spiele. Einzig Eisfeld rückte oft extrem weit in die Zentrale, was Hinterseer das ein oder andere Mal dazu zwang, extrem weite Wege mit nach Hinten zu gehen. Er hat halt einen Drang in die Mitte. Als gelernter Zehner kein Wunder. Apropos Eisfeld – was hat der Junge bitte für einen schlechten Stand bei einigen Fans? Ist mir gestern im Stadion, aber auch beim Lesen in einigen Foren nach dem Spiel wieder aufgefallen. Er hat gestern mit seinen Pässen drei unserer besten Chancen eingeleitet – auch der Ball auf Hinterseer in der 87. kam von ihm. Aber anscheinend brauchen einige Leute halt wirklich ständig eine Sau, die sie durchs Dorf treiben können. Wenn Hochstätter himself nicht auf dem Platz steht, dann muss man sich halt das nächste Opfer suchen. Nicht falsch verstehen – sachliche Kritik ist gut und richtig, aber sich einen Spieler rauszusuchen und konsequent dreimal so kritisch zu sehen wie andere Pflaumen ist lächerlich.

In dem Sinne – eine Leistung, auf der man aufbauen kann. Nächsten Freitag gegen Lautern müssen die drei Punkte her. Auch wenn wir in den letzten Jahren oft den Aufbaugegner gespielt haben, wenn wir so auftreten wie gestern, dürfte es der FCK ganz schwer gegen uns haben. Und irgendwann muss man halt dann das Glück einfach erzwingen. Zur Not muss halt jemand den gegnerischen Torwart mit ins Gehäuse klatschen mit einem Roberto Carlos Gedächtnisschuss.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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