Ein magischer Abend im DFB Pokal? Auswärts beim SC Paderborn

Der DFB Pokal hat doch etwas magisches an sich. Abendspiel. Spiel unter der Woche. Flutlicht. Feuerwerk. David gegen Goliath. Mantaplatte statt Candle Light Dinner. Unser VfL traf in der zweiten Runde der diesjährigen Ausgabe des Pokals auf den SC Paderborn, derzeit das Maß aller Dinge der dritten Liga. Dennoch ging man guten Mutes in die Partie, da man sich Chancen ausrechnete eine Runde weiterzukommen und zusätzliche Einnahmen zu generieren. Die Benteler Arena war ausverkauft, der Gästeblock war ausverkauft. Es war angerichtet für einen dieser magischen Abende!

Leider kann man sich Abende vorab noch so schön ausmalen, am Ende bleibt die Realität. Und diese Realität heißt derzeit, dass der VfL Bochum die letzten zwei Spiele verloren hat während der SC Paderborn weiter auf der Erfolgswelle reitet. Das 0:2 in Paderborn offenbarte zum wiederholten Male die Schwachstellen unserer Mannschaft: Defensive Konstanz, Variabilität im Angriffsspiel und Abschlussstärke. Ein magisches Abend für den klassentieferen SC Paderborn.

Der Spielverlauf

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Kaum begann das Spiel, führten auch schon die Paderborner. Antwi-Adjej konnte über die linke Seite unbedrängt eine flache Flanke bringen, Sven Michel hatte zwischen Fabian und Bastians keine Probleme einzuschieben. Das frühe Tor spielte dem SC Paderborn natürlich in die Karten, konnte man nun die eigenen Stärken ausspielen. Der SC wartete auf Fehler und nutzte sein konsequentes Umschaltspiel. Die Fehler ließen auch nicht lange auf sich warten und so hatten die Paderborn einige gute Torchancen. Man darf jedoch nicht verschweigen, dass auch wir Chancen auf ein Tor hatten, nur fehlte im letzten Drittel, wie zu oft zuletzt, der Mut das Tor zu machen. Warum fehlte der Mut? Natürlich spielen die Ergebnisse eine Rolle, sicherlich auch die Enttäuschung über die Saison. Jedoch besteht weiterhin die Möglichkeit, dass ein Tor für unser Team der Brustlöser sein könnte. Die Chance von Sidney Sam in der 32. Minute steht hierfür sinnbildlich. Im Normalfall ist Sam frech genug, um den Ball in allerlei Formen ins Tor zu bringen, so scheiterte er an Ratajczak. Auch seine zweite Chance kurz vor der Pause, ein halbherziger Heber nach langem Ball in die Tiefe, nutzt ein Sam in Normalform konsequent.

In der zweiten Halbzeit ersetzte Leitsch den angeschlagenen Fabian, es hätte leistungstechnisch ebenso Gyamerah oder Bastians treffen können. Unsere Mannschaft konnte den Druck leicht erhöhen, hinten blieb man jedoch weiterhin anfällig gegen die Konter der Paderborner. Einen Schuss von Wurtz konnte in der eigenen Druckphase Ratajczak nur nach vorne abwehren und Hinterseer köpfte den Ball ins freie Tor. Die Entscheidung auf Abseits eine Fehlentscheidung. Natürlich eine Fehlentscheidung in unserer Situation. Nach einer Flanke von Luke Hemmerich wurde der Ball mit der Hand abgewehrt und diesmal war der Pfiff eindeutig. Den fälligen Strafstoß nahm sich Felix Bastians. Normalerweise haut er den Ball rein. Diesmal spielte der Kopf eine Rolle, ebenso wie der leicht nasse Rasen und das Wegrutschen war bezeichnend, wodurch er rechts unten am Tor vorbei schoss.

In der Folge wurde die Partie hitziger. Bereits vor dem Elfmeter gab es eine Rudelbildung, bei der Gyamerah Gelb sah. Im Anschluss gab es Szenen, in denen sich Stöger und der eingewechselte Diamantakos Gelb für Scharmützel abholten. Apropos Auswechslung: Hinterseer klatschte gefrustet die Bank ab und setzte sich ganz ans Ende, ihm merkte man die schwere der Situation an, ebenso wie Stöger, welcher Kopf an Kopf mit seinem Gegenspieler an der Eckfahne stand und beide unglücklich zu Fall kamen. Es sind Zeichen der Verzweiflung, wenn man sich in diesen Scharmützeln verliert. Die gelb-rote Karte für Gyamerah für sein Foulspiel folgerichtig, wobei die gelbe Karte für die Rudelbildung ebenso in die Kategorie unnötig gehört. Das Gegentor kurz vor Schluss nach einem Fehlpass von Luke Hemmerich quer durch den Strafraum passt da ebenso ins Bild.

Die Mannschaft ist mental im Keller angekommen, lässt sich von den Gegnern ablenken und die Spieler haben Angst vor Fehlern. Die Abwärtsspirale setzt so langsam ein.

Taktische Ausgangssituation

Interimstrainer Jens Rasiejewski tauschte auf vier Positionen, im Vergleich zur Niederlage gegen Eintracht Braunschweig in der Liga. Hemmerich ersetzte Selim Gündüz auf dem rechten Flügel, Johannes Wurtz agierte neben Lukas Hinterseer im Sturm statt Robbie Kruse, Sidney Sam ersetzte Thomas Eisfeld und Ex-Kapitän Felix Bastians kehrte in die Startformation, anstelle von Maxim Leitsch, zurück. Vorab: Keiner der genannten konnte dem Spiel seinen Stempel aufdrücken. Die Grundformation blieb beim von Jens Rasiejewski wieder eingeführten 3-1-3-1-2, wobei im zentralen Mittelfeld eine klare vertikale Verteilung erkennbar war, bei der Sidney Sam hinter den Spitzen Wurtz und Hinterseer agierte, wobei Wurtz nach links tendierte.

Die taktische (und spielerbezogene) Sicht auf das Geschehen

Vorab: Außer Manuel Riemann konnte kein Spieler Normalform erreichen.

Unsere Jungs versuchten das Aufbauspiel fußballerisch zu lösen, wie es bereits in der Anfangszeit von Gertjan Verbeek zu beobachten war. Auch die ausgespielten Abstöße wurden wieder genutzt, um den Ball flach gen gegnerische Hälfte zu tragen. Mit der bekannten Geschwindigkeit der Paderborner hatten unsere Verteidigung arge Probleme. Überraschenderweise jedoch nicht nur Patrick Fabian, sondern auch Jan Gyamerah und Felix Bastians. Im Verbund konnten die Drei zu keiner Zeit Ruhe in die Hintermannschaft bringen. Immer wieder gab es absolut unnötige Fehlpässe im Spielaufbau, wodurch die Paderborn schnell umschalten konnten. Laufduelle wurden nicht auf der Innenbahn verteidigt. Es wurde frontal verteidigt, wodurch die Paderborner durch leichte Körpertäuschungen vorbei kamen. Kurz: Individuelle Aussetzer, die man von Bundesligaprofis nicht erwarten darf. Das Stellungsspiel und die Fehlpässe, gerade aus dem Abwehrverbund heraus, waren katastrophal. Kaum ein Spieler konnte Normalform zeigen, einzig Manuel Riemann hielt uns im Spiel und zeigte eine konzentrierte Leistung.

In der ersten Halbzeit war Luke Hemmerich ein glückloser Aktivposten. Ungenaue Pässe und Stockfehler wechselten sich mit guten Läufen über den Flügel ab, wobei die Flanken nie genau genug waren. Einer seiner Flügelläufe führte ihn per Doppelpass ins Zentrum, sein Abschluss mit dem schwachen linken Fuß war jedoch zu schwach. Danilo Soares hatte eine gebrauchte erste Halbzeit, in dem er arge Probleme gegen Zolinski und generell gegen Paderborn hatte. Er steigerte sich jedoch in der zweiten Halbzeit und konnte einige Bälle abfangen und das Umschaltspiel forcieren. Dennoch ist auch Soares, nach starkem Saisonstart, derzeit im Formtief.

Im Mittelfeld agierte Stefano Celozzi als Lückenstopfer, Kevin Stöger als umtriebiger Mann im Mittelfeld. Sidney Sam sollte im Zehnerraum und auf rechts abkippend für Kreativität sorgen. Gefährlich wurde es ab und an, wenn man die Tiefe suchen konnte. Dies geschah durch lange Bälle hinter die Paderborner Viererkette oder durch durchgesteckte Pässe. Die guten Chancen wurden dann jedoch kläglich vergeben.

Wie bereits gegen Arminia Bielefeld und zum Teil zuvor war ersichtlich, dass die Doppelspitze Hinterseer und Wurtz sich nicht ergänzte, sondern gegenseitig ihrer Stärken beraubte. In der ersten Halbzeit agierte Hinterseer als Zielspieler für lange Bälle, sobald Paderborn offensiv presste. Die Idee, dass beide Stürmer die Tiefe suchen, hatte Ismail Atalan bereits gegen Duisburg. Auch dort scheiterte dieser Versuch kläglich. Fehlt Robbie Kruse, beraubt man sich des derzeit einzigen probaten Mittels für Torgefahr zu suchen: Durch Tempoläufe in die Tiefe.

Ausblick auf den nächsten Spieltag

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Wie bereits erwähnt, sind die Köpfe nicht frei. Im Montagsspiel gegen Fortuna Düsseldorf können wir nur gewinnen, da wir als klarer Außenseiter in die Partie gehen werden. Die Fortuna hat derzeit eine tolle Form und führt die zweite Liga an. Bei uns bleibt abzuwarten ob und wann ein neuer Chef-Trainer die Zügel in die Hand nimmt. Der Mannschaft muss der Ballast von den Schultern genommen werden, dann kann die Saison noch einmal in Schwung kommen. Ansonsten muss man aufpassen, dass man nicht schneller als gedacht im Abstiegskampf ankommt, denn die Anzeichen in der Niederlage sind bei vielen Teams in den letzten Jahren erkennbar gewesen. Ein neuer Impuls von Außen, kann derzeit nur gut tun.

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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