Von Meppen bis Berlin – Von Gelsdorf bis Verbeek

Auftaktspiele des VfL in der 2. Bundesliga

Mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli startet der VfL am Freitagabend in seine 13. Zweitligasaison. Handelte es sich in den 90er und den Nuller-Jahren nur um kurze Ausflüge ins Unterhaus, hat sich der VfL seit 2010 langfristig in der 2. Liga eingerichtet – den Blick öfter nach unten als nach oben gerichtet. Doch die Ambitionen haben sich in den letzten ein bis zwei Jahren verändert, das Ziel ist deutlich formuliert: Aufstieg in die Bundesliga. Mit einem Heimsieg gegen die Paulianer soll die Abschiedstour aus der 2. Liga eingeläutet werden.

Die Statistik spricht am Freitag für den VfL: Von den bisherigen zwölf Auftaktspielen konnten die Bochumer neun für sich entscheiden. Nur ein einziges Mal startete man mit einer Niederlage in die Saison. Wir haben mal genau hingeschaut und uns an die Auftaktspiele im Unterhaus erinnert.

1993/94 SV Meppen – VfL Bochum 0:1 – Neustart in der Provinz

Sein allererstes Spiel in der 2. Bundesliga bestritt der VfL im Juli 1993 beim SV Meppen. Rund 10.000 VfLer machten aus der sich damals noch im Bau befindlichen A31 eine blau-weiße Partypiste und verwandelten das Emslandstadion in ein Ruhrstadion light. Das Team von Trainer Jürgen Gelsdorf und Manager Klaus Hilpert bekam in Meppen gleich mal zu spüren, welch ein rauer Wind im Unterhaus weht. Durch einen abgefälschten Freistoß des Alpenbombers Uwe Wegmann gewann der VfL nach hartem Kampf und in Unterzahl (Rote für Yoo-Sung Kim) mit 1:0. Der Grundstein für den ersten direkten Wiederaufstieg war gelegt.

1995/96 MSV Duisburg – VfL Bochum 0:0 – Eine neue Ära beim VfL

Der Saisonauftakt 1995/96 stellte beim VfL den Beginn einer neuen Ära dar. Klaus & Klaus (Toppmöller und Hilpert) hatten den Kader nach dem erneuten Abstieg runderneuert. Erstmals in seiner Geschichte spielte der VfL mit einer Viererkette. Darin agierten mit Thomas Reis, Tomasz Waldoch, Torsten Kracht und Fußballgott Thomas Stickroth vier exzellente Fußballer, die zusammen mit den ebenfalls technisch versierten Spielern Dariusz Wosz, Peter Peschel und Kai Michalke für eine neue Art des Fußballs in Bochum standen. Mit dabei war auch Peter Közle, der im Unfrieden den MSV Duisburg verlassen hatte. Da es zu befürchten stand, dass Közle von den MSV-Fans pausenlos ausgebuht werden würde, ließ sich der Bayer seine lange Mähne abrasieren – die Hälfte seiner Mitspieler tat es ihm gleich und lief mit Glatze auf, so dass Közle nicht direkt zu identifizieren war.

1999/00 Karlsruher SC – VfL Bochum 1:3 – Das Drei-Trainer-Jahr

Nach den unvergesslichen Erlebnissen im UEFA-Cup stürzte der VfL nur zwei Jahre später erneut ins Unterhaus. Mit Ernst Middendorp war ein neuer Trainer an die Castroper Straße gekommen, dem der Ruf eines harten Hundes vorauseilte. Der ehemalige Bielefelder konnte sich trotz des guten Starts lediglich neun Ligaspiele auf der Bochumer Bank halten. Es folgten Enatz Dietz („Und wir wollen keinen andern außer Dietz“) und Katze Zumdick. Den ersten VfL-Treffer der Saison erzielte damals der aus Oberhausen nach Bochum gewechselte Zweitliga-Torjäger Achim Weber. Der Webster war mit seinen 19 Toren maßgeblich am erneuten direkten Wiederaufstieg beteiligt.

2001/02 Spvg. Unterhaching – VfL Bochum 0:2 – Herzschlagfinale auf dem Tivoli

Zwei echte Legenden schossen den VfL zu Beginn der Saison 2002/03 zu einem 2:0-Erfolg in Unterhaching. Sören Colding und Paul Freier hießen die Torschützen, die für einen gelungenen Auftakt sorgten und noch heute die Herzen vieler VfL-Fans höher schlagen lassen. Der weitere Verlauf der Saison war dann eher durchwachsen, so dass im Dezember Peter Neururer von Enatz Dietz übernahm. Mit Pedda kehrte der Erfolg zurück und eine beeindruckende Aufholjagd kulminierte im Mai auf dem Aachener Tivoli als der VfL dank der Schützenhilfe von Union Berlin doch noch den Aufstieg schaffte.

2005/06 1. FC Saarbrücken – VfL Bochum 0:4 – Mit schweizerischer Gelassenheit zurück ins Oberhaus

Nach drei Jahren in der Bundesliga und der zweiten Teilnahme am UEFA-Cup war der VfL erneut in der 2. Liga gelandet. Mit Marcel Koller konnte ein namhafter Nachfolger für Peter Neururer gefunden werden, der gleich zu Beginn mit seiner Mannschaft einen furiosen Auswärtssieg im altehrwürdigen Ludwigspark feierte. Zwei Mal Edu und zwei Mal Zwetschge Misimovic hießen die Torschützen beim Kantersieg im Saarland. Am Ende der Saison standen die Meisterschaft und der souveräne Aufstieg.

2010/11 VfL Bochum – 1860 München 3:2 – Erstmals steigt der VfL nicht direkt wieder auf

Mit Friedhelm Funkel hatte mal wieder ein neuer Trainer das Kommando übernommen. Beim glücklichen Heimsieg am 1. Spieltag gegen die Löwen erzielten Giovanni Federico und Chong Tese (2) die Treffer. Trotz dieses guten Starts geriet der VfL im Laufe der Saison in arge Abstiegsnöte. Der Verein hielt an Funkel fest und schaffte mit einer einmaligen Siegesserie von acht Erfolgen die Wende. Am Ende stand die Relegation gegen Mönchengladbach – mit einer absurd langen Nachspielzeit auf dem Bökelberg und einem unglücklichen Ende für den VfL.

2011/12 Fortuna Düsseldorf – VfL Bochum 2:0 – Der Bergmann wurde nicht zum Aufsteiger

In der Saison 2011/12 erlebte der VfL etwas bislang Einmaliges: zum Auftakt der Spielzeit setzte es eine Niederlage. Zwar war die Niederlage in Düsseldorf äußerst unglücklich, doch sollte der misslungene Auftakt schon zeigen, in welche Richtung es gehen würde: Fortuna stieg auf, der VfL landete mit Neu-Trainer Andreas Bergmann auf Platz 11. Überhaupt war die Saison trotz eines nominell starken Kaders, u. a. mit Daniel Ginczek, Takashi Inui und Christoph Kramer, durch unzählige indiskutable „Leistungen“ geprägt.

2012/12 VfL Bochum – Dynamo Dresden 2:1 Ein Stern geht auf

In die folgende Saison startete der VfL bei hochsommerlichen Temperaturen und einer beeindruckenden Kulisse mit einem Heimsieg gegen die Gäste aus Sachsen. Nach einem 0:1-Rückstand zur Pause drehten eine Legende (Paul Freier) und eines der größten VfL-Talente aller Zeiten (Leon Goretzka) die Partie und sorgten für einen Start nach Maß. Leider verlief der Rest der Saison weniger erfreulich. Nach Andreas Bergmann wurde auch Carsten Neitzel entlassen und Peter Neururer feierte nach acht Jahren sein Comeback auf der Bochumer Trainerbank. Nach vier Siegen in Folge war der Klassenerhalt perfekt und Pedda wurde sogar zugetraut, über Wasser gehen zu können.

2013/14 Union Berlin – VfL Bochum 1:2 –Nicht Fisch, nicht Fleisch

Mit einer runderneuerten Mannschaft trat der VfL im Juli 2013 in der Alten Försterei an und schaffte mit einem Auswärtssieg einen perfekten Start in die neue Spielzeit. Neuzugang Danny Latza und der inzwischen legendäre Magic Maltritz trafen für den VfL. Der Sieg konnte nur kurz darüber hinweg täuschen, dass der VfL nicht zu den Aufstiegsaspiranten zu zählen war. Zwar hatte der Verein viele namhafte Spieler geholt, diese konnten jedoch nie die Leistung zeigen, die man von ihnen erwartet hatte. Man wusste nie so recht, was man von dieser Truppe halten sollte und war am Ende froh, dass die Saison vorbei war.

2014/15 VfL Bochum – Greuther Fürth 1:1 – Der VfL entdeckt die Offensive

Nach einer erneut verkorksten Saison und einer auf vielen Positionen veränderten Mannschaft trat der VfL als krasser Außenseiter zum Auftakt gegen den Aufstiegsfavoriten aus dem Frankenland an. Die Zuschauer im Stadion sahen jedoch einen VfL, der mit viel Spielwitz und Zug zum Tor dem Siegtreffer näher war als der Gast. Und mit Simon Terodde trug sich direkt im ersten Spiel ein Neuling in die Trefferlisten des VfL ein – diesem Eintrag sollten in den kommenden zwei Jahren mehr als 50 weitere folgen. Nach der Entlassung von Peter Neururer und den Inthronisierung von Gertjan Verbeek erlebten die Zuschauer im heimischen Stadion zwar immer noch viele Unentschieden, aber zumindest bot der VfL einige spektakuläre Spiele und endlich mal attraktiven Offensivfußball.

2015/16 SC Paderborn – VfL Bochum 0:1 – Ein Rekord für die Ewigkeit?

Auch ein Jahr später bestritt der VfL das Auftaktspiel als Außenseiter. Beim Absteiger aus Ostwestfalen zeigte der VfL eine couragierte Leistung und gewann durch ein Tor von Neuzugang Janik Haberer verdient mit 1:0. Dem Auftaktsieg folgten vier weitere Erfolge, womit der VfL seinen besten Saisonstart aller Zeiten hinlegte. Der Einbruch im Herbst verhinderte dann allerdings, dass der mögliche Aufstieg vorerst ein Traum bleiben sollte. Trotzdem stand nun wieder eine Mannschaft auf dem Platz, mit der sich die Fans identifizieren konnten.

2016/17 VfL Bochum – Union Berlin 2:1 Ein kompletter Neuaufbau in der Offensive

Wie bereits drei Jahre zuvor gab es zum Auftakt der Saison einen 2:1-Sieg gegen die Eisernen aus der Hauptstadt. Felix Bastians und Neuzugang Tom Weilandt trafen und sorgten damit für einen guten Start in die Spielzeit. Nach den zahlreichen Abgängen, die der VfL im Sommer zu verkraften hatte, nährte der Sieg gewisse Hoffnungen, die sich jedoch bereits im Laufe der Hinrunde in Luft auflösen sollten. Der Umbruch, insbesondere in der Offensive, war einfach zu groß, als dass mehr als ein Platz im gesicherten Mittelfeld möglich war.

2017/18 VfL Bochum – FC St. Pauli

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Autor: Stephan Kottkamp

Meine Liebe zum VfL hat ganz klassisch angefanegen. Im Mai 1986 hat mich mein Vater zum ersten Mal mit ins Ruhrstadion genommen. Der VfL spielte gegen die Bayern und holte ein 1:1-Unentschieden (Tore: Frank Benatelli und ein gewisser Lothar Matthäus). Seither war ich unzählige Male im Ruhrstadion und erinnere mich am liebsten an die Zeit unter Klaus Toppmöller. Auch deshalb zählt Fußballgott Thomas Stickroth für mich zu den größten VfLern aller Zeiten.

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Saisoneröffnung gegen den FC St. Pauli

Die Sicht des Gegners: 1. Spieltag 17/18, VfL Bochum – FC St. Pauli