Es geht zwar nicht um die Wurst…

…aber diese spielt im Gesamtkontext schon eine nicht unwichtige Rolle.

Freundschaftsspiele in der näheren Umgebung, außer für eine kurze Phase (in der der Trainer nur gegen Top-Vereine spielen wollte) immer ein wichtiger Fixpunkt im Spielplan, meist in der Vorbereitung.

Für mich als Kind waren es Anfang der 90er meist die Spiele in Steinkuhl oder Altenbochum, zu denen ich mit meinem Vater problemlos hinlaufen konnte. Es gab Fanta und eine Wurst (und da ist sie schon), man sah die Spieler von ganz nahem, lief in der Halbzeit selbst auf den Rasen, um nur etwas zu pöhlen, alles war einfach familiär. Da fragte mein Vater oder mein Onkel einfach mal den „Funny“ (noch als Spieler), ob er mal kurz wegen einem Autogramm Zeit hätte und der nahm mich Knirps mit und sorgte dafür, dass auch brav jeder unterschrieb, der auf der Bierzeltgarnitur-Auswechselbank saß. Das war ein ganz großer Faktor dafür, dass mich der Verein gepackt hat und ich seitdem immer hinlaufe, egal, wie schwer die Zeiten manchmal gefühlt waren. Wobei das auch meckern auf hohem Niveau ist, wenn man seinen Verein maximal in der zweiten Liga erlebt hat. Erst gestern wurde mir von Verwandten aus Meppen erzählt, wie geil es für die jetzt war, nach Ewigkeiten in die dritte Liga aufzusteigen und von den alten Zeiten in der zweiten Liga, wo mit den Spielern selbst vor dem Spiel abends noch gefeiert wurde.

Ich gebe ja zu, dass ich mich niemals darüber freuen möchte, überhaupt in Liga 3 zu sein, trotzdem, wenn der Verein weiter immer ein wenig fannah bleibt, würde ich es doch tun. Und so kommen diese Spiele wie das heutige bei der TuS Querenburg grad recht. Auf dem Platz an der Westerholtstraße, auf dem ich schon während der Grundschulzeit sehr oft war (aber bloß kein Fußball spielen, der könnte ja kaputt gehen), im Sommer zum Schulsport (und später auch ab und an zum Laufen, wenn man den Platzwart nett gefragt hat und keinen Ball dabei hatte). Auch während meiner kurzen C-Jugend-Zeit (oder war es doch B-Jugend, ich verwechsle das immer) bei der TuS mussten wir immer „auf Asche“ ran, aber das gehört ja auch irgendwie dazu. Das Heimspiel im Querenburg war natürlich absolute Pflicht und so wurde es auch gleich zu einem Treffen von Familie und Freunden, die Fanta wurde ersetzt (die Wurst nicht), auch nach Autogrammen wurde nicht mehr gefragt (nach Selfies übrigens auch nicht, dem legitimen Nachfolger). Trotzdem, schön war es, auch weil es nach dem Regen im Vorfeld dann doch die meiste Zeit des Spiels trocken blieb

Fußball gespielt wurde übrigens auch

In der ersten Halbzeit agierte der VfL in der folgenden Formation: Riemann – Hoogland, Fabian, Bastians – Celozzi, Losilla, Stiepermann, Danilo Soares – Eisfeld – Hinterseer, Diamantakos

Man kann sicher darüber streiten, ob Stiepermann nicht noch neben Eisfeld eingeordnet werden könnte, im Grunde spielte er noch zwischen Losilla und Eisfeld. Auffällig war, dass trotz des nassen Platzes konsequent und schnell auf flache Pässe gesetzt wurde, grad auch die Neuen spielen einen ganz gepflegten Ball mit sehr guter Ballmitnahme, Danilo Soares fiel gleich durch ein großes Pensum und Laufstärke auf. Ansonsten war es natürlich wieder eine bessere Trainingseinheit, aber auffällig war noch, dass Hinterseer doch sehr oft alleine vorm Torwart gescheitert ist, aber gut mit Diamantakos harmoniert und vorne gleich der Fixpunkt ist.

 

In der zweiten Halbzeit ging es dann mit der folgenden Elf weiter: Kraft – Baack, Leitsch, Bandowski – Canouse, Bapoh – Gündüz, Weilandt, Stöger – Wurtz – Mlapa

Vielleicht lag es etwas an der schlechteren Sicht, vielleicht am wieder nicht überzeugenden Gündüz auf meiner Seite, den ich vom Typ her eigentlich sehr mag, aber hier konnte mich das Spiel nicht mehr überzeugen. Die Qualität der tapfer kämpfenden Querenburger wurde sicher nicht besser, auch wenn sie sich noch eine Geheimwaffe für die letzten 15 Minuten bewahrt hatten (Zitat von der Bank: „Tu wenigstens mal so, als würdest du dich warm laufen.“), aber man spielte nicht mehr so klar und konsequent das gewünschte Spiel. Aber es war auch nicht alles schlecht, Baack fiel mir mit seiner richtig guten Technik und einem sauberen Aufbauspiel auf, Stöger stach offensiv heraus, Wurtz tauchte lange unter, war am Ende aber eiskalt. Das Highlight war der Torwart, der mitten in der Halbzeit bei einer Ecke den Weg nach vorne suchte, ausrutschte und keuchend dem Ball hinterherhetzte. Sein fehlen im Tor sorgte hingegen für eine Bochumer Abseitsposition.

Letztlich wurde es ein 23:0 (12:0) für den VfL, Hinterseer, Diamantakos und Stiepermann mit jeweils 3 Toren in Halbzeit 1, dazu noch Danilo Soares, Losilla und Eisfeld. In der zweiten Hälfte trafen Mlapa und Stöger dreifach, Weilandt und Wurtz mit 2 Toren und Maxim Leitsch.

Fazit

Das eigentliche Spiel wird am Ende natürlich vergessen werden, aber das zweite Spiel in kurzer Zeit „in der Vergangenheit“ wird in Erinnerung bleiben, beim letzten Mal haben sich einige betrunkene Schotten im Kilt ins Stadion verirrt, die zwei Tage später dann zum Länderspiel Deutschland – Schottland in einer der schäbigen Nachbarstädte waren.

Zudem war es für die Querenburger Spieler natürlich ebenfalls ein Highlight. Trotz Spott der Mitspieler, wie einem der Spieler nach der Auswechslung zuteil wurde, als er mit festem Schritt zur Bank lief und ihm gleich ein schönes „So schnell biste im ganzen Spiel nicht gelaufen.“ entgegengeraunt wurde. So schön ist Fußball (und sorry an meinen Namensvetter, wenn ich den Namen richtig mitbekommen habe 😉 ).

Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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  1. Vielen Dank für den launigen Bericht. Ich finde eure Seite klasse: unser VfL aus der Perspektive des Fans, aber mit kluger, kritisch-solidarischer Distanz. Bin auch von dem Design eurer Seite sehr angetan.

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