Ibrahima Sissoko wechselt zum VfL Bochum

Foto: VfL Bochum

Die Führungsetage des VfL Bochum besinnt sich seit einigen Jahren auf die kaufmännischen Tugenden und eine seriöse Außendarstellung. Keine schlechten Eigenschaften, wenn man seinen Verein im hitzigen Fußballgeschäft zwischen zwei Schwergewichten mit viel Presseaufmerksamkeit positionieren darf. Bei Transfers wurde daher oftmals erst bei Vertragsunterschrift, oder mit einem entsprechenden Video der Medienkreation, ein Neuzugang präsentiert. In der Bundesliga ist alles etwas lauter, auch rund um die Castroper Straße. So ruhig und besonnen der VfL ansonsten an seinem Kader arbeitet, so laut ist der Transfer von Ibrahima Sissoko. Nicht, weil der Mann aus Mali als extravagant gilt, sondern weil dieser Transfer für den VfL eine neue Dimension darstellt.

Ibrahima Sissoko wechselt aus der französischen Ligue 1 ins Ruhrgebiet und unterschieb einen Vertrag bis 2027 beim VfL Bochum. Vermutlich wird eher die sportliche Herausforderung der Bundesliga und gute Kontakte von Peter Zeidler und Ilja Kaenzig in die Region einen Transfer möglich gemacht haben, und weniger die wundervoll aggressiv klingenden Kommandos auf dem Fußballfeld. Eine gesunde Aggressivität dürfen wir vom neuen Mittelfeldmann jedoch durchaus erwarten. Der Vertrag von Sissoko endete in diesem Sommer und diverse Vereine aus dem europäischen Ausland und der Bundesliga waren am großgewachsenen Mittelfeldmann interessiert. Angeblich hatte der VfL, auch gegenüber dem FC Augsburg, die besseren Argumente.

„Ich bin glücklich, in Bochum und beim VfL zu sein. Der Wechsel in die Bundesliga ist aufregend. Ich bin sehr neugierig auf die Fans, das Stadion und freue mich auf die neuen Eindrücke. Selbstverständlich möchte ich so schnell wie möglich mein neues Team kennen lernen und dabei mithelfen, die gemeinsamen Ziele zu erreichen.“ – Ibrahima Sissoko über seinen Wechsel zum VfL Bochum

Die ersten Schritte im Fußball

Der junge Ibrahima Sissoko tat seine ersten Schritte auf einem Fußballfeld in der Kleinstadt Meaux, Nord-Östliche von Paris. Das Talent brauchte bis zur A-Jugend, ehe Stade Brest Sissoko an den Ärmelkanal lotste und den letzten Feinschliff gab. Sein Profidebüt gab er im April 2016 bei einer 0:2 Niederlage im heimischen Stade Francis-Le Blé gegen den FC Évian Thonon Gaillard. Verletzungen warfen ihn daraufhin in seinen ersten beiden Profijahren zurück, so dass er in der Saison 2017/2018 erstmals nachhaltig in der Ligue 2 auf sich aufmerksam machen konnte. 19 Spiele, 1 Tor und zwei Vorlagen verbuchte der damals 20-Jährige und rief den RC Straßburg auf den Plan. Seine erste richtige Saison als vollständiges Mitglied des Kaders nutzte Sissoko für den Abgang ins Elsass. Und wie sich dieser Schritt für ihn auszahlte. 198 Partien, 5 Tore und 14 Vorlagen später darf man von einer gelungenen Zeit sprechen, die er nun anscheinend als abgeschlossen ansieht. Mit dem Racing Club aus dem Norden Frankreichs triumphierte der Nationalspieler Malis im französischen Ligapokal 2019. Sein Länderspieldebüt gab Sissoko im vergangenen Oktober für den westafrikanischen Staat, zuvor spielte er noch in diversen U-Nationalmannschaften Frankreichs.

„Ich freue mich sehr, dass es uns gelungen ist, Ibrahima Sissoko zu verpflichten. Zum einen zeigt es, dass unser Scouting in für den VfL neuen Märkten Früchte trägt und zum anderen, dass wir auch von der Konkurrenz umworbene Spieler vom VfL überzeugen können. Obwohl er erst 26 Jahre alt ist, ist Ibrahima schon lange Leistungsträger in einer europäischen Top-5-Liga. Als solcher wird er auch uns in der kommenden Saison verstärken.“ – Marc Lettau freut sich über den Transfercoup

In der vergangenen Saison absolvierte Sissoko 27 Partien, startete davon 18 Mal. Die folgenden statischen Werte entstammen seinem Spielerprofil bei Sofascore. Kumuliert spielte er dabei 61 Minuten im Durchschnitt* und legte keine sonderlich guten Offensivwerte hin. Ihm gelang kein Torerfolg und lediglich 0,1 Schuss aufs Tor pro Spiel bei 0,5 Schüssen pro Spiel. Sein offensiver Output beschränkt sich auf eine Torvorlage. Positiv hervorzuheben sind seine Passgenauigkeit von 82%, wobei diese in der eigenen Hälfte (90%) höher liegt als in der gegnerischen Hälfte (75%). Lange Bälle und Steilpässe kommen statistisch bei jedem zweiten Versuch an.

Bisher ist noch recht wenig über eine taktische Grundordnung bekannt. Es darf vermutet werden, dass unser neuer Trainer auf zweikampf- und laufstarke Mittelfeldspieler setzen wird. Eine Raute scheint er schon einmal gespielt zu haben. In diesem System wäre Ibrahim Sissoko sowohl für die Position des Sechser vor der Abwehr, als auch auf einer der Halb-Positionen im Mittelfeld einsetzbar. In anderen Systemen wird das neu-formierte Trainerteam seine Lauf- und Zweikampfstärke sowie die Fähigkeit der richtigen Antizipation zum Ballgewinn möglichst oft einsetzen wollen. Der Typus des ballerobernden Mittelfeldspielers umschreibt Sissoko daher am besten.

Mit im Schnitt 4,0 zurückgewonnen Bällen pro Spiel, erhält der VfL einen guten Zweikämpfer (50%). Seine Zweikampfwerte in der Luft (57%) sind dabei besser als am Boden (47%).

Der Spielertyp Ibrahima Sissoko

Mit 1,93 Meter Körperlänge bringt Sissoko gerne seine Körperlichkeit ins Spiel. Seine Stärken liegen klar im Zweikampf und dem Defensivbewusstsein. Somit kann er als Anker vor der Abwehr enorm wertvoll werden. Durch seine unermüdliche Ausdauer ist er jedoch ebenso ein exzellenter Spieler im Pressing. Er gewinnt Bälle und gibt diese schnörkelos weiter. Der Mann aus Mali scheut jedoch keinesfalls den eigenen Abschluss, darf hier jedoch gerne bei der Trefferquote zulegen – auch wenn das mit Sicherheit nicht seine Kerkompetenz ist, weswegen er geholt wurde. In der Spielidee von Zeidler wird sich Sissoko arg wohl fühlen und das aktive Spiel gegen den Ball mit Matus Bero zusammen anführen. Spannend wird es sein, ob beide auf Halbpositionen vor Anthony Losilla agieren oder ob Sissoko in seine Fußstapfen treten wird und unserem Kapitän den Platz in der Startelf streitig machen wird.

„Beim VfL Bochum hatte sich nach dem Weggang von Patrick Osterhage zum SC Freiburg eine Lücke im zentralen Mittelfeld aufgetan.“ – Vermutung des Kicker Sportmagazin

Der Kicker vermutet, dass Sissoko die Lücke von Patrick Osterhage schließt. Im Fall der Kaderbesetzung ist dies vermutlich so, so dass der Transfergewinn aus Freiburg über die kommenden Jahre in das Gehalt des Mittelfeldmanns fließen dürfte. Auf dem Spielfeld traut man Sissoko jedoch hoffentlich auch die alleinige Rolle als Anker vor der Abwehr zu, so dass ein Generationenwechsel zwischen unseren französischen Balleroberern fließend erfolgt und Sissoko von unserem Kapitän noch einiges lernen kann.

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Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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