Ausgecheckt: Das Gastspiel im hohen Norden beim Hamburger SV

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der dritte Spieltag führt am Freitagabend in den Volkspark zum Hamburger Sport Verein. Die Terminierung auf einen Freitagabend ist für viele Bochumer Fans mit einem Urlaubstag verbunden, um ein Wochenende in der Hansestadt zu verbringen und den VfL erneut so zahlreich zu unterstützen wie am vergangenen Wochenende im Pokal gegen den KSV Baunatal.

Der Dino – Abermals runderneuert

Der HSV hat im Sommer einen erneuten Umbruch auf (fast) allen Ebenen des Vereins durchlebt. Nachdem man den angestrebten Wiederaufstieg in der vergangenen Saison nicht erreichen konnte, griffen im Volkspark die üblichen Mechanismen und Trainer Hannes Wolf musste seinen Posten räumen. Im Nachgang wurde dann auch Sportvorstand Ralf Becker beurlaubt.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Im Sommer setzte man in Hamburg daher auf die Devise, dass Erfahrung, Ruhe und Fachwissen zum Glück verhelfen sollen. Mit Jonas Boldt konnte der Wunschkandidat vom Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann für die Nachfolge von Ralf Becker gewonnen werden und einige Zeit später präsentierte Boldt Dieter Hecking als Kapitän auf der Brücke. Hecking hat derzeit die Aufgabe, einen fast komplett neu zusammengestellten Kader zu formen. Viele altgediente Spieler durften oder dürfen den Verein verlassen oder haben keinen neuen Vertrag erhalten, stattdessen spielen nun einige Spieler beim HSV, die die zweite Liga gut kennen. Mit Jan Gyamerah und Lukas Hinterseer fanden auch zwei ehemalige Bochumer ablösefrei den Weg in den Norden, wie auch mit Daniel Heuer Fernandes ein in Bochum geborener und ausgebildeter Spieler, der sich einen Stammplatz zwischen den Pfosten erarbeiten konnte.

Wie auch der VfL bekleckerte sich der HSV im Pokal zuletzt nicht mit Ruhm, man musste in Chemnitz bis ins Elfmeterschießen, wo man sich dann durchsetzen konnte. Die Aufgabe für die Hamburger war allerdings schon auf dem Papier deutlich stärker, da der Chemnitzer FC als Drittligist zwei Klassen höher als der Bochum-Gegner Baunatal kickte. Mit einem Unentschieden zum Zweitliga-Auftakt und einem Sieg am zweiten Spieltag steht der HSV nach drei Spielen und dem größeren Umbruch im Soll, zur Zielsetzung Aufstieg gehören natürlich vor allem Heimsiege, andererseits, alleine der Name Hamburger Sportverein ist für die meisten Spieler schon ein zusätzlicher Anreiz, um wirklich alles zu geben, wenn man in die Hansestadt fährt.

BO-bachtet – Das letzte Spiel des Gegners

Im letzten Ligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg präsentierte sich der HSV in bestechender Form. Beim hoch verdienten 4:0-Auswärtserfolg zeigte die Mannschaft von Dieter Hecking, dass man die guten Ansätze aus dem Unentschieden gegen den SV Darmstadt im Auftaktspiel nochmals unterstreichen konnte und gleichermaßen stabiler in der Defensive agierte. Die von Hecking installierte Grundordnung spiegelt auf dem Feld ein klares 4-3-3 dar. Hierfür setzt der Trainer der Rothosen auf eine bewegliche und passsichere Abwehr sowie einen Abräumer hinter zwei mobilen Achtern. Die Flügel werden wahlweise mit reinen, athletischen Außenbahnspielern oder technisch beschlagenen und invers agierenden Flügelstürmern bestückt. In der Sturmmitte soll der Zielspieler immer wieder am Spiel teilnehmen.

Foto: Einsachtvieracht

Adrian Fein agierte zuletzt immer wieder als Ballabholer im Mittelfeld, wobei er seine Position nun offensiver und im Halbraum der Außenbahnspieler interpretiert, damit David Kinsombi vor der Abwehr agieren kann. Aaron Hunt ist oftmals im Zehnerraum zu finden und unterstützt Lukas Hinterseer, der, wie wir aus dem Ruhrstadion wissen, weite Wege geht, jedoch im Sechzehner als Abschlussspieler immer wieder gefährlich wird. Die aufrückenden Außenverteidiger binden sich immer wieder gut ins Offensivspiel ein, wodurch die Rothosen über die Außen immer wieder den Ball in gute Abschlusspositionen direkt vor das gegnerische Tor bringen können. Die Abstände zwischen Abwehrkette und Mittelfeld müssen beim VfL daher möglichst klein gehalten werden, um den Rückraum abzudecken.

Der HSV spielt im eigenen Ballbesitz sehr pass- und ballsicher, was vor allem daran liegt, dass die Räume zielsicher besetzt werden und sich somit immer wieder neue Passoptionen für den ballführenden Spieler bieten. Der Ballbesitz der Hanseaten ist jedoch auch eine Chance, um durch Ballgewinne schnell umzuschalten und die Räume zu nutzen, die die aufgerückten und am Offensivspiel teilnehmenden Außenverteidiger freigeben.

Zu vermeiden sind weiterhin Freistöße rund um den Sechzehner, um die gefährlichen Standards des HSV zu unterbinden. Gerade Sonny Kittel hat derzeit einen Lauf und konnte in den letzten beiden Spielen je einen Freistoß direkt verwandeln.

Rückblick – Ein Hauch von Bundesliga

Den VfL und den HSV verbindet eine lange gemeinsame Geschichte. Fast drei Jahrzehnte spielte man zusammen in der Bundesliga und lieferte sich zahlreiche Duelle, die in Erinnerung geblieben sind. Das letzte Spiel des VfL in Hamburg in der Bundesliga liegt freilich schon zehn Jahre zurück. Nach der Entlassung von Marcel Koller hatte sich der VfL unter Trainer Heiko Herrlich stabilisiert und konnte auch im Volksparkstadion, das damals noch als AOL-Arena firmierte, drei Punkte einheimsen. In einem eher schwachen Spiel erzielte Dennis Grote kurz vor Schluss den 1:0-Siegtreffer. Für den VfL standen seinerzeit Spieler wie Christian Fuchs, Joel Epalle und Stanislav Sestak auf dem Platz. Für den HSV kickte ein gewisser Robert Tesche.

Nach acht Jahren, in denen es zu keinem Pflichtspiel zwischen Bochum und Hamburg kam, schaffte der HSV nach jahrelangem Betteln endlich den Abstieg in Liga 2, so dass sich die gemeinsame Geschichte fortsetzen konnte. In dieser vergangenen Saison endeten beide Aufeinandertreffen torlos – und in beiden Spielen zeigte der VfL eine ansprechende Leistung, die auch drei Punkte verdient gehabt hätte. Insbesondere beim Spiel im Ruhrstadion hatte der HSV viel Glück, als dem VfL ein klarer Handelfmeter in der Nachspielzeit vorenthalten wurde. Und da der HSV den Aufstieg in die Bundesliga dank einer sehr schlechten Rückrunde noch verspielte, spielen die beiden Traditionsvereine auch in dieser Saison in der gleichen Liga.

Insgesamt trafen der VfL und der HSV 77 Mal aufeinander. 33 Mal siegte der HSV, bei 23 Spielen behielt der VfL die Oberhand, 21 Partien endeten Remis bei 97:124 Toren.

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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