Eine Raute für den VfL – Aus Schnee von gestern wird Option für die Zukunft

Die Raute als taktisches Mittel für unseren VfL? Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Die Raute als taktisches Mittel für unseren VfL? Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Robin Dutt teilte im Januar seine taktischen Gedankenspiel auf Instagram mithilfe von Tannenzapfen im Schnee. Insbesondere brachte er die Raute als Alternative zum 4-2-3-1 ins Spiel. Beim Heimspiel gegen Greuther Fürth wurde die Idee dann zum ersten Mal umgesetzt. Nach diesem ersten Versuch möchten wir nun Möglichkeiten vorstellen, wie die Raute nicht nur für Gyamerah die Zukunft werden könnte. 

In vorherigen Artikeln haben wir bereits über alternative Formationen für den VfL Bochum diskutiert. Die Raute wurde damals jedoch nicht angesprochen, dabei ist sie sehr nah am etablierten 4-2-3-1. Dutts Instagram-Foto (einmal auf den Pfeil nach rechts im eingebetteten Beitrag klicken) zeigt die Raute in der symmetrischen Variante (4-1-2-1-2). Für diese Variante gibt der Kader jedoch kaum Spieler für die Halbpositionen her. Anthony Losilla, Robert Tesche, Thomas Eisfeld und eventuell Sebastian Maier könnten dort eingesetzt werden. Erstere würden jedoch auch für die Sechs benötigt, zumindest wenn man dort nicht dauerhaft auf Vitaly Janelt setzen will. In unseren Vorschlägen muss es deshalb auch darum gehen, wie man dieses Problem behebt, um die Raute zum System der Zukunft zu machen.

 

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Etwas Taktik @Schnee – Automatismen beibehalten und verfeinern oder Flexibilität dazu gewinnen? #robindutt #vflbochumofficial #2bundesliga

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Eine Dunga-Raute für den VfL Bochum

Die Variante der sogenannten Dunga-Raute, die Brasiliens damaliger Chef-Trainier Carlos Dunga bei der WM 2010 etablierte basiert auf einer asymmetrischen Auslegung der beiden Flügelpositionen – während der eine Flügelspieler wie eine hängende Spitze agiert, fällt der andere ins zentrale Mittelfeld zurück. Durch dieses Verschieben wird eine leichte Rotation der Formation ausgelöst, so dass die Raute (aka 4-1-2-1/4-3-1-2) direkt aus dem 4-2-3-1 entsteht. Diese Idee ist den meisten Spielern des VfL bereits von Gertjan Verbeek bekannt – damals noch mit asymmetrischen Außenverteidigern, so dass aus dem 4-2-3-1 ein 3-5-2 entstand.

Ein bisschen Rotation und schon wurde aus dem 4-2-3-1 ein 3-4-1-2/3-5-2

Die Dunga-Raute mit Ihrer eher 2-2 artigen Anordnung wäre somit eine ideale Möglichkeit, den Spielern passendere Rollen als in einer symmetrischen Raute zu bieten und verändert gleichzeitig die bekannten Mechanismen nicht zu stark.

Die 4-4-2-Defensivformation des VfL wird meist sehr eng in einer Art 4-2-2-2 interpretiert, d.h. die Flügelspieler spielen klar vor den Sechsern und sind eher in den Halbräumen zwischen Flügel und Zentrum positioniert. Diese Grundpositionen sind nicht weit entfernt von denen in der Dunga-Raute. Auf diese Weise können die Automatismen der bisherigen 4-2-3-1-Formation weitgehend beibehalten und gleichzeitig flexibler gestaltet und hinsichtlich der vorhandenen Spieler optimiert werden. Mit Simon Zoller ist ein neuer Spieler gekommen, der ideal für die Halbrolle zwischen Flügelspieler und hängender Spitze geeignet ist. Sebastian Maier kehrt hoffentlich aus dem Krankenstand zurück. Er hat das perfekte Profil für die einrückende Rolle ins Mittelfeld.

Umformungen (blaue Pfeile) der bisherigen 4-2-3-1 Formation in die Dunga-Raute (blassrote Linien). Die Namen sind geordnet. Klammern zeigen den Einsatz in einer Nebenposition an. Ein Klick auf die Grafik lädt sie in maximaler Auflösung.

Die obenstehende Grafik zeigt die Verteilung des aktuellen Kaders auf die Positionen im 4-2-3-1 sowie auf die beiden möglichen Umformungen in die Dunga-Raute. Im 4-2-3-1 muss Simon Zoller entweder in den direkten Konkurrenzkampf mit Lukas Hinterseer treten oder auf dem rechten Flügel auflaufen. Dort würde er jedoch mit Shootingstar Tom Weilandt konkurrieren. Zudem gibt es mit Sebastian Maiers Rückkehr auf der Zehn die Qual der Wahl. Chung-Yong Lee und Tom Weilandt haben zuletzt dort überzeugen können.

Die Flügel auf der Acht

Eine weitere Möglichkeit wäre es, die Raute eher als ein 4-3-1-2 / 4-3-3 darzustellen, wobei Spieler wie Lee, Pantovic oder Weilandt den Part als Halbspieler in der Raute übernehmen. Jeder der genannten Spieler hat in seiner Karriere bereits Erfahrungen auf den Flügeln als auch im Zentrum sammeln können und alle Drei verbindet die Stärke im Dribbling sowie ihre Dynamik. Diese Eigenschaften würden hier fokussiert werden, denn ihr Aufgabenbereich lege darin, sich situativ von Außen diagonal über freie Räume zu bewegen, oder aus zentraler Position die Außen zu unterstützen/verdichten.

rote Markierung: 7:6 Überzahl im Spielaufbau; blaue Marierungen: 3:2 Überzahl auf den Außen

Im Spielaufbau sehe das so aus, dass sie sich breiter positionieren. Damit die gegnerischen Außenverteidiger der typischen 4-4-2 Defensivformation nicht auf sie aufrücken können, müssten die beiden Stürmer es ihnen gleichtun, um jene Außenverteidiger an sich zu binden. Der Zehner (Saglam, Maier, Eisfeld) würde durch eine höhere Positionierung für die Bindung der Innenverteidiger sorgen. Die Formationen der Teams würden so weit auseiandergezogen werden, dass sich gefährliche Freiräume in den Halbräumen im Mittelfeld ergeben. Aus dieser Aufstellung heraus bieten sich unseren Flügelachtern die Anspielstation auf die anderen beiden Spieler auf den Außen an (Außenverteidiger, Stürmer), mit denen man diese Zonen gleichzeitig überlädt oder auch genügend offene Räume für diagonale Dribblings durch das Mittelfeld. Sobald sich der Gegner jedoch auf eine Seite verschieben sollte, um die Räume dort zu verengen, ermöglicht die Formation eine schnelle Anbindung an die Innenverteidigung oder dem Sechser, damit der Ball schnell verlagert werden kann, obwohl die gesamte Breite des Platzes genutzt wird.

So viel zum Spielaufbau. Wie der Angriff weiterverlaufen kann, hat Kollege Adin Osmanbasic auf „spielverlagerung.com“ anhand von Manchester City bereits en detail erklärt, weswegen ich euch bei bestehendem Interesse nun einfach dahin weiterleite.

Autor: Tobias Wagner

Ich bin seit meinem fünften Lebensjahr Fan des VfL. Die Hochzeiten des Vereins mit den beiden UEFA-Cup Teilnahmen habe ich in meiner Jugend live miterlebt. Von da an war klar - für mich gibt es nur den VfL. Die Jungs von Spielverlagerung weckten meine Begeisterung für die Taktikanalyse. Auf erste Taktikanalysen, die noch direkt an den VfL versendet wurden, folgte der Blog "Blau-weiße Taktikecke". Später wurde ich dann selbst Autor bei Spielverlagerung und Trainer verschiedener Jugendmannschaften (U14-U16). Meine Begeisterung für Fußball, Training, taktische Raffinessen und statistische Spielereien möchte ich nun hier mit Euch teilen.

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