Ein deutscher Meister für den VfL

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Die erste Neuverpflichtung für die kommenden Spielzeit 2018/19 ist in trockenen Tüchern. Milos Pantovic wechselt von der zweiten Mannschaft der Münchener Bayern zu uns nach Bochum und unterschreibt einen Vertrag mit Gültigkeit bis zum 30.06.2021. Doch wer ist der 21-jährige Offensivspieler, der mit Herrmann Gerland als Trainer und Maurizio Gaudino als Berater gleich zwei indirekte Verbindungen nach Bochum hat überhaupt?

Geboren wurde Milos Pantovic am 07.07.1996 in München. Der Sohn serbischer Eltern wuchs auch in der bayrischen Landeshauptstadt auf und machte seine ersten fußballerischen Gehversuche bei den Vorstadtvereinen SV Helios-Daglfing und dem FC Rot-Weiß Oberföhring, bevor er schon im Alter von elf Jahren 2007 in die Jugendakademie des Rekordmeisters wechselte. Obwohl noch für die A-Jugend spielberechtigt, hatte Pantovic bereits 2014 erste Einsätze in Bayerns zweiter Mannschaft in der Regionalliga. Nachdem Pantovic in der Jugend fast ausschließlich auf den Flügeln und im Sturmzentrum spielte, setzte sein damaliger Trainer Heiko Vogel (jetzt Sturm Graz) den Serben vor allem auf der 10 neben Gaudino ein. Pantovic konnte sich trotz recht schmächtiger Figur – er wiegt bei 1,85 Metern gerade einmal 67 kg – auch im Zentrum behaupten. Am stärksten war Pantovic allerdings auf dem Flügel. So war der Serbe Anfang der Saison 2015/16 mit fünf Treffern nach zehn Spieltagen bester Torjäger der Bayern-Amateure.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Da die Münchener im Herbst 2015 unter Pep Guardiola mit Verletzungen zu kämpfen hatten – zeitweise standen nur 13 Feldspieler zur Verfügung – durfte Pantovic im Training der Profis mitwirken. Am 17. Oktober 2015 gehörte er schließlich zum Aufgebot der Bayern in Bremen. In der zweiten Minute der Nachspielzeit wurde Pantovic für Arturo Vidal eingewechselt und kam so zu seinem Bundesligadebüt. Zwei Ballkontakte und 210 gelaufene Meter später war das Spiel auch schon vorbei – dennoch kann sich Pantovic „Deutscher Meister“ nennen.

Auch in der Folgezeit war Pantovic öfter bei den Profis anzutreffen. Zwar galten Gianluca Gaudino und Patrick Weihrauch als talentierter, doch der Serbe bestach durch seine Flexibilität – vom Stürmer über Außenbahnspieler bis hin zum zentralem Mittelfeldmann kann er alles spielen. Und so gehörte Pantovic auch Ende November 2015 zum Aufgebot der Bayern beim Heimspiel gegen Hertha BSC. Den Namen konnten die Fans zwar nicht brüllen – dafür war Pantovic schlicht zu unbekannt – das war am Ende aber auch nicht nötig, denn Milos wurde beim 2:0-Sieg nicht eingesetzt. Der junge Angreifer blieb die restliche Saison bei den Amateuren – feierte im März 2016 noch sein Debüt bei Serbiens U21 – und beendete die Saison mit den kleinen Bayern auf Platz 6.

In der darauffolgenden Saison sollte auf Pantovic bei den Amateuren eine noch zentralere Rolle als bereits im Jahr davor zukommen. Leistungsträger Patrick Weihrauch verließ die Bayern zu Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers und so bildete Pantovic zusammen mit Oldie Karl-Heinz Lappe die Sturmspitze bei den Bayern-Amas. Während er Ende des Jahres mit Lendenwirbel-Problemen fünf Spiele verpasste, startete er zum Ende der Saison 2016/2017 richtig durch: Allein in den letzten sieben Saisonspielen erzielte Pantovic neun Treffer – dabei fehlte er in einem Spiel sogar noch verletzt. Am Ende standen 15 Tore und neun Vorlagen auf der Habensseite. Obwohl der Serbe sich bereits damals  einem Verein oberhalb der Regionalliga hätte anschließen können, verlängerte Pantovic seinen Vertrag bei den Bayern Amateuren – sehr zur Freude aller Fans. Laut Berater Gaudino entschied man sich ganz bewusst für eine weitere Saison in der Regionalliga, damit der junge Serbe „sich noch einmal beweisen und Stabilität aufbauen könne“.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der heute 21-jährige Pantovic gilt mittlerweile bei den Amateuren als „Alter Hase“. Im Juli 2017 durfte er als Lohn für seine Leistungen zusammen mit Nikolas Feldhahn auf die China-Reise der Profis mitfahren. Bei dieser Veranstaltung, die natürlich ausschließlich sportliche Gründe hat ( 😉 ), konnte Pantovic Spielzeit sammeln. Beim Telekom-Cup  überzeugte Pantovic sogar auf der für ihn eher ungewohnten 8er-Position.  Für die Bundesliga-Spiele gegen Bayer Leverkusen und 1899 Hoffenheim berief Carlo Ancelotti ihn erneut neben Marco Friedl ins Aufgebot – er blieb allerdings ohne Einsatz. Auch im Supercup-Spiel gegen Borussia Dortmund gehörte der 21-jährige zum Aufgebot und darf sich so offiziell Super-Cup-Sieger nennen.

In der Saison 2017/18  hat sich Pantovic bei den Bayern Amateuren auf dem linken Fügel festgespielt, da Fabian Benko im Zentrum neben Kwasi „Otsche“ Wriedt, dem Neuzugang vom Drittligisten VfL Osnabrück, gesetzt war. Lediglich als Wriedt bei den Profis aushalf, war Pantovic im Sturmzentrum anzutreffen. Im Derby gegen den TSV 1860 München führte Pantovic sogar seine Mannschaft erstmals als Kapitän auf das Feld – die Bayern gewannen mit 3:1. Am Ende der aktuellen Spielzeit kam der Serbe auf 12 Treffer und Elf Vorlagen und war damit nach Wriedt bester Scorer der Mannschaft von Tim Walter, das die Saison auf Platz 2 beendete. Insgesamt brachte er es in 42 Spielen für die Münchener A-Jugend auf auf 15 Tore und 7 Vorlagen, in 94 Spielen für die Regionalligamannschaft der Münchener auf 34 Tore und 27 Vorlagen.

Bei den  Amateure fällt Pantovic in der kommenden Saison aus der U21-Regel. Die drei Ü21-Plätze sind bereits von anderen Spielern belegt.  Trotzdem unterbreitete der FC Bayern ihm ein Vertragsangebot für die Profis, welches Pantovic ablehnte. Sebastian Schindzielorz hatte so die Chance, Milos in den Ruhrpott locken, für den lediglich eine geringe Ausbildungsentschädigungzahlung fällig wird.

Kennt Milos Pantovic aus der Münchener Jugend – Herrmann Gerland. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Doch was können wir spielerisch von Milos Pantovic erwarten? Der Serbe gilt trotz seiner schlaksigen Statur als körperlich robust. Im Abschirmen und Verarbeiten von Bällen ist er stark. Wie bereits erwähnt, ist der Junge aus der Bayern-Jugend extrem flexibel einsetzbar. Auf dem linken und rechten Flügel ist Pantovic sicherlich am ehesten zu Hause, er kann allerdings auch als Mittelstürmer, Halbstürmer, auf der 10 und der 8 agieren. Zudem ist das Spiel von Pantovic aufgrund seiner serbischen Wurzeln sehr temperamentvoll – jedoch nie unfair. Auch auf der 8 überzeugte Pantovic durch gute Laufwege und gutem Positionsspiel beim Telekom-Cup gegen eine top-besetzte Bremer Mannschaft. Außerdem konnte beispielsweise Julian Green, trotz hochgepriesenem Talent, nie so oft wie Pantovic in der Regionalliga glänzen. Mit Gianluca Gaudino (jetzt Chievo Verona) verbindet Pantovic eine enge Freundschaft – so ist Gianlucas Vater auch der Berater von Pantovic.

Bei seiner Vorstellung sagte unser Sportvorstand Sebastian Schindzielorz: „Er hat in der Offensive bisher schon auf sämtlichen Positionen gespielt, seine Stärken liegen aber sicherlich auf den Außenbahnen. Von dort erhoffen wir uns von ihm zukünftig neue Impulse.“

Pantovic selbst war begeistert, dass Schindzielorz und Dutt sich sehr um ihn bemüht haben. Er hofft selbst auf eine erfolgreiche Zeit und freut sich auf das Vertrauen in seine Fähigkeiten.

Wir wünschen Milos Pantovic alles Gute für seine Zeit an der Castroper Straße. Mit Zwetschge Misimovic hat schon ein Mal ein Offensivspieler aus der Münchener Jugend erfolgreich den Sprung in den Profifußball gepackt. Vielleicht ja ein gutes Omen.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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