Der Mann auf hinten links – ein Interview mit Danilo Soares

Jubel bedeuten nach schwierigen Zeiten umso mehr! Foto: David Matthäus

Ein Leistungsträger verlängert beim VfL. Dieses Gefühl kannte man als Fan des Vereins vonne Castroper fast gar nicht mehr. Groß inszeniert mit einem tollen Videobeitrag unserer Social Media-Abteilung verlängerte der brasilianische Linksverteidiger seinen Vertrag bei unserem VfL im Sommer bis 2024. Grund genug, sich mal ausführlich mit Danilo zu unterhalten über den Fußball, seinen Werdegang und was ihn in Bochum gehalten hat. Viel Spaß beim Lesen!

Einleitung

Hallo Danilo. Wir freuen uns sehr, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst. So können wir uns auch noch einmal persönlich für Deine Vertragsverlängerung bedanken. Im Interview mit Reviersport hast Du erklärt, dass “Die Familie […] bei unseren Überlegungen im Mittelpunkt [stand]”. Was macht für Dich und Deine Familie die Stadt Bochum so besonders?
Danilo Soares: Wir sind hier sehr glücklich, fühlen uns wohl. Bochum hat alles, was wir brauchen. Außerdem ist meine Tochter hier geboren. Das ist wichtig für ihre Zukunft. Sie wächst hier auf, wir haben also unseren Lebensmittelpunkt hier.

Welche Punkte haben neben der Familie und der Stadt für eine Verlängerung des Vertrags beim VfL Bochum gesprochen?
Danilo Soares: Wir haben einen Kader, der durchaus Potenzial hat, um im Meisterschaftskampf ein Wörtchen mitzureden und dort einzugreifen. Aber es wird schwer, weil in der Zweiten Liga wirklich jeder jeden schlagen kann.

Karriereweg

Du bist damals mit 18 ohne einen Vertrag nach Europa gekommen, um Probetrainings zu machen. Was hat Dich dazu bewegt? Wieso hast Du nicht versucht, in Brasilien bei Gremio Porto Alegre den Schritt zu den Profis zu machen?
Danilo Soares: Ich habe ja versucht, in Brasilien Fuß zu fassen, aber das ist dort gar nicht so einfach. Ich habe sogar ein Probetraining bei Cruzeiro Belo Horizonte absolviert, da war ich wohl so 16 Jahre alt. Aber es war letzten Endes nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Bei Gremio Porto Alegre war ich übrigens nie, da sind die Internet-Einträge falsch. In Brasilien ist es so, dass dort viele Talente zu finden sind. Im Prinzip hat jeder Spieler, auch schon in der U15, einen guten Berater. Kontakte sind dort das A und O. Ich war aber allein da, ohne Berater. Das schmälert die Chancen.

Ein Abgang vom VfL kam für Danilo Soares nicht in Frage! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Aber ich habe eine letzte Möglichkeit bekommen, ein Probetraining in den Niederlanden. Das war ein Projekt in Amsterdam, Dauer: zehn Tage. Wir waren zehn Spieler, es kamen Scouts vorbei, um uns beim Training zu beobachten. Aber es hat sich kein Wechsel angebahnt, für keinen von uns. Doch der Federführende bei dem Projekt hat nicht lockergelassen und eine Wohnung für uns angemietet und so die Projektdauer auf ungefähr einen Monat ausgedehnt. Probetrainings bei Vereinen blieben dennoch aus. Bis der Projektleiter Kontakt zu einem Agenten in Österreich hatte.

Wir sind nach Wien geflogen und haben dort bei einem Viertligisten trainiert. Der Agent hat dann drei von uns ausgesucht, zwei Stürmer und mich, den Mittelfeldspieler. Denn das war ich damals noch. Die Stürmer wurden zum LASK, also nach Linz geschickt und ich zu Austria Lustenau. Es begann eine weitere vierwöchige Probetrainingszeit. Meine damalige Freundin und heutige Frau und meine Familie haben andauernd den Stand der Dinge abgefragt. Die Freundin wollte, dass ich zurück nach Brasilien komme, die Familie riet zum Bleiben. Also bin ich zu dem Agenten gegangen und habe ihm gesagt, dass er den Präsidenten von Austria fragen solle, ob ich die Chance auf einen Vertrag hätte. Bei einem Nein wäre ich nach Hause geflogen. Aber der Präsident hatte sich schon entschieden, Austria hat mich gekauft. Das war mein erster Profivertrag!

Geht auch in schwierigen Momenten voran: Danilo Soares nach dem ganz wichtigen Sieg in der Saison 2017/18! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Wie ist es Dir während all der Probetrainings gelungen, positiv zu bleiben, bis in es dann mit Lustenau endlich mit dem Profivertrag geklappt hat? Fremdes Land, fremde Kultur, keine/geringe Sprachkenntnisse. Das stellen wir uns sehr schwierig vor.
Danilo Soares: Zeit und Vertrauen waren sehr wichtig. Vor Lustenau habe ich ja nur bei brasilianischen Amateurclubs gespielt. Ich war wie gesagt Mittelfeldspieler, und von Mittelfeldspielern hat man in Brasilien eine andere Meinung als in Europa. Das Anforderungsprofil sieht in Brasilien so aus: Kreativität, gute Technik, guter Umgang mit dem Ball.

In Österreich war das anders. Da waren Zweikampfhärte und Laufbereitschaft gefragt. Das hat alles für mich nur bedingt gepasst. In einem Spiel, auswärts beim SV Grödig, hat unser linker Verteidiger die Rote Karte bekommen. Der Trainer hat mich dann nach hinten beordert, weil wir schon dreimal gewechselt hatten. Ich glaube, wir haben noch einen Punkt geholt und nach dem Spiel kamen alle zu mir, haben mich für meinen Kampfgeist gelobt und mir gesagt, dass das wohl meine Position wäre. Ich sei kein typischer Brasilianer! (lacht)

„Der Dialekt dort ist brutal!“ – Danilo Soares hatte im Dreiländereck am Bodensee nicht nur sportlich zu kämpfen.

Das war der Beginn meiner Karriere als Linksverteidiger. Also habe ich im Schnelldurchgang gelernt, was auf der Position wichtig ist. Und das alles, obwohl ich die Sprache kaum beherrschte. Lustenau liegt im Dreiländereck, am Bodensee, an der Grenze zur Schweiz. Der Dialekt dort ist brutal. Speziell die alten Leute dort, und davon gibt es eine Menge, reden nur Dialekt. Wenn du sie bittest, Hochdeutsch zu sprechen, sagen sie nur: Geh weg! (lacht) Glücklicherweise war schon ein anderer Brasilianer in Lustenau, der hat für mich übersetzt. Aber es dauerte bis zum zweiten Jahr, ehe der Verein mir eine Deutschlehrerin zur Seite stellte. Sie war aber eher in Spanisch und Englisch bewandert, nicht so sehr in Portugiesisch. Mein Spanisch war zu dem Zeitpunkt noch nicht so toll. Den Unterricht haben wir dann relativ schnell beendet.

In meinem dritten Jahr in Lustenau trat dann der FC Ingolstadt an mich heran. Und der FCI hat mir klipp und klar zu verstehen gegeben, dass ich Deutsch lernen müsse, da der Trainer mit allen möglichst auf Deutsch kommunizieren wollte. Also hat mein Agent eine weitere Deutschlehrerin organisiert, eine Brasilianerin aus Österreich. Zwei Monate Intensivkurs, und es half. Ich habe die bestimmten Artikel gelernt und das Konjugieren. Danach habe ich mit den Spielern geredet, selber ständig nachgefragt und für mich selbst gelernt. Das habe ich seitdem so beibehalten. Mittlerweile lerne ich auch, um einen deutschen Pass zu bekommen. Für die Zukunft unserer Tochter ist das wichtig. Sie ist hier geboren und hätte als Deutsche wohl bessere Chancen. Mein Deutsch ist okay, aber es ist noch ausbaufähig. Bei meiner Frau mache ich nun ein wenig Druck, dass sie auch mehr Deutsch lernt. Ich kann ja nicht immer und überall dabei sein, zum Beispiel wenn meine Tochter in den Kindergarten kommt.

Unsere Ode an die Verlängerung von Danilo Soares!

Wieso hast Du nach den erfolgreichen Saisons nicht in Ingolstadt verlängert? Wie kam letztendlich der Wechsel zu Hoffenheim zu Stande? Du warst ja zwischenzeitlich sogar bei RB Leipzig im Gespräch.
Danilo Soares: Die ersten beiden Jahre waren brutal gut. Das dritte nicht. Ich hatte Probleme mit meinem Fuß, habe viele Spritzen bekommen. Da war Cortison dabei, extrem belastend für den Fuß. Das Vertrauensverhältnis zum Vereinsarzt schwand. Ich habe mich dann einer OP unterzogen und mich über die Reha langsam wieder an die Form herangetastet. Im Winter hat Ingolstadt versucht, mich an Hoffenheim zu verkaufen. Das Wintertrainingslager habe ich komplett absolviert, allerdings hatte ich permanent Schmerzen im Fuß. Ich war nicht bei hundert Prozent. Das habe ich auch dem Hoffenheimer Sportdirektor so gesagt. Die TSG war in einer schwierigen Phase, Abstiegskampf in der Bundesliga. Und ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich vermutlich kein Spiel machen würde, trotz eines langjährigen Vertragsangebots könnte ich nicht sofort helfen.

„Ich bin bei so etwas gerade heraus, so ist mein Charakter.“ – Passt mit seiner Mentalität damit wunderbar in den Pott!

Ich bin bei so etwas gerade heraus, so ist mein Charakter. Der Verein brauchte in dem Moment aber jemanden, der sofort bereit war. Der Sportdirektor hat sich bei mir für meine Aufrichtigkeit bedankt und gesagt, wir würden in Kontakt bleiben. Zurück in Ingolstadt bin ich bei Doktor Müller-Wohlfahrt vorstellig geworden. Selbst organisiert, ohne Absprache mit dem Verein. Der Doc hat mir geraten, sofort mit dem Training aufzuhören, sonst nähme der Fuß Schaden. Ich habe das mit den Verantwortlichen des FCI, Sportgeschäftsführer und Arzt, besprochen. Die waren natürlich sauer, weil ich eigenmächtig gehandelt hatte. Aber ich habe ihnen auch vom Vertrauensverlust erzählt und dass ich meinen Vertrag aus dem Grund nicht verlängern würde. Die Zeiten wurden stressig, ich musste separat trainieren. Aber ich war mit mir im Reinen und meinem Fuß tat es gut, auch wenn ich zunächst vereinslos war.

Bevor ich dann zu Hoffenheim gewechselt bin, habe ich einen Arzt in Brasilien konsultiert, den ehemaligen Arzt der brasilianischen Nationalmannschaft. Der hat sich den Fuß angeschaut und einen Plan entworfen, von dem er sagte, es sei nicht sicher, dass er funktioniert, aber es bestünde eine Chance. Also kam es zu einer zweiten OP, die ist letztlich super verlaufen. Das war im Sommer. Im Oktober rief mich Hoffenheim an und ich bin rüber geflogen. Dort gibt es einen vereinseigenen Reha-Komplex, wo ich mit einem Physiotherapeuten trainiert habe. Inzwischen war ich knapp ein Jahr raus aus dem Mannschaftstrainingsbetrieb. Also haben die Hoffenheimer den Plan entworfen, mich über die U23 wieder an die Profis heranzuführen. Zudem kamen sie mit einem Angebot um die Ecke: Ein Vertrag bis zum Saisonende, der sich automatisch um zwei Jahre verlängern würde, wenn ich bei den Profis einschlagen sollte. Bis Jahresende war ich dann bei der U23. Mit Beginn des neuen Jahres bin ich ins Profi-Training eingestiegen. Die Qualität war enorm hoch und in Julian Nagelsmann hatten wir einen super Trainer. Da habe ich viel gelernt. Und war mit qualitativ hervorragenden Spielern zusammen: Niklas Süle, Sebastian Rudy, Andrej Kramaric, Kerem Demirbay, Sandro Wagner, Kevin Vogt. Ich habe zwar kein Spiel gemacht, weil ich an Steven Zuber nicht vorbei kam, aber es war gut. Ich war zufrieden, weil ich endlich wieder auf hohem Niveau trainieren und Fußball spielen konnte.

Es war eine wichtige Stufe in meinem Leben. Schließlich hatte ich rund um die zweite OP genügend Zeit, mir Gedanken zu machen. Zum Beispiel was wäre, wenn die OP schiefgehen würde. Ich habe nicht studiert, keine abgeschlossene Berufsausbildung. Insofern bin ich Hoffenheim heute noch sehr dankbar. Das Angebot von Leipzig gab es übrigens, nachdem wir mit dem FCI Zweitligameister geworden sind. Aber auch die sportmedizinische Untersuchung dort ergab mögliche Komplikationen mit meinem Fuß. Und da es mein Ziel war, in der Bundesliga zu spielen und ich das mit Ingolstadt erreicht hatte, kam der Wechsel nicht zustande.

Haben Dein Karriereweg und frühere Erfahrungen bei Vereinswechseln die Entscheidung zur Vertragsverlängerung in Bochum beeinflusst?
Danilo Soares: Ganz ehrlich: die Familie gab den Hauptausschlag. Das Geld ist nebensächlich. Meiner Familie muss es gut gehen. Da spielt es auch keine Rolle, ob ich Millionenverträge in Katar oder China abschließen kann. Wenn meine Familie sich dort nicht wohlfühlen würde, wäre das nichts für mich. Wir sind in Bochum sehr zufrieden, das ist wichtig.

„Wir sind in Bochum sehr zufrieden, das ist wichtig.“ – Fühlt die Familie sich wohl, fühlt sich der Familienvater auch wohl. Natürlich in Bochum!

Rolle beim VfL Bochum

Wie würdest Du Deine taktische Rolle beim VfL beschreiben?
Danilo Soares: Zunächst einmal: Wir haben eine gute Mannschaft, mit fußballerischer Qualität. Fußball muss für mich auf dem Boden stattfinden, die Bälle flach gespielt. Wir können mit dem Ball umgehen. Und innerhalb dieser Mannschaft bin ich jemand, der diese Qualität mitbringt und sie gewinnbringend fürs Team einsetzt. Wir wollen Fußball spielen.

Beeindruckte Danilo Soares nachhaltig: Felix Bastians. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Was macht für Dich einen guten Außenverteidiger aus?
Danilo Soares: Für mich kommt die Defensive zuerst. Ich bin Verteidiger, also muss ich im Verbund mit meinen drei Kollegen aus der Kette plus Torwart zuerst nach hinten arbeiten. Wir dürfen kein Tor bekommen! Danach können wir nach vorne helfen. Wenn wir kein Gegentor bekommen, haben wir eigentlich immer die Chance, selber mindestens eins zu schießen. Oder wir haben mindestens einen Punkt sicher.

„(…) am meisten von Marcelo abgeschaut.“ – Aber auch von anderen Größen der Seleção und einem ehemaligen Bochumer!

Brasilien hat mit Cafu, Roberto Carlos, Maicon, Dani Alves und Marcelo zahlreiche große Außenverteidiger hervorgebracht. Wer ist Dein persönliches Vorbild und wieso? Gibt es in der Historie des VfL eventuell auch einen Außenverteidiger, der Dich beeindruckt hat?
Danilo Soares: Zunächst Roberto Carlos, da war ich noch ein Junge. Ein Weltklassespieler, Weltmeister und bei Real Madrid unter Vertrag. Aber eigentlich habe ich mir am meisten von Marcelo abgeschaut. Ein überragender Spieler, der alles hat: Technik, Spielverständnis, Tempo, Torgefahr. Als ich hierher kam, war ich von Felix Bastians beeindruckt. Er ist spielintelligent, schnell, saubere Technik – für mich ein richtig guter Verteidiger.

Ist es für etwas Besonderes für Dich, dass Dein Trainer Thomas Reis in Bochum auf der gleichen Position wie Du gespielt hat?
Danilo Soares: Als Thomas Reis hier anfing, hat er mir das gleich gesagt. Ich hatte keine Ahnung, wie gut er war, habe mir aber erklären lassen, dass er mit dem VfL aufgestiegen und gleich in den UEFA-Cup durchmarschiert ist. Schauen wir mal, was die aktuelle Mannschaft zu leisten imstande ist … (lacht)

Foto: VfL Bochum
Unser Cheftrainer war einst einer unserer UEFA-Cup Helden…und hat jetzt gut lachen! Foto: VfL Bochum 1848

Das Pressing des VfL Bochum stellt hohe Anforderungen an Euch Außenverteidiger. Aus einer hohen horizontalen Kompaktheit muss weit auf die Außen herausgerückt werden. Du findest dabei fast immer das perfekte Timing. Ist das ein besonderes Talent oder wird das von Thomas Reis und seinem Team gezielt trainiert?
Danilo Soares: Vieles wird gezielt trainiert, aber in einem Spiel gibt es immer wieder Momente, wo man spekulieren muss. Wo dreht der Gegner seinen Körper hin und gibt das die Spielrichtung vor? Manchmal sind solche Situationen Fifty-fifty-Chancen, ob man den Ball bekommt oder nicht. Bei mir klappt das ganz gut.

„Da werfe ich alles rein, was ich habe.“ – Und das merkt man dem Spiel von Danilo Soares immer an.

Die Fans lieben Deinen Einsatz und Deine spektakulären Defensivaktionen. Pusht Dich das zusätzlich, noch mehr zu geben? Woher kommt die Liebe zum Groben, die nicht jedem Brasilianer nachgesagt wird?
Danilo Soares: Ich will das Spiel gewinnen! Ich versuche, das Maximale herauszuholen, vor allem, um den Gegner am erfolgreichen Torabschluss zu hindern. Da werfe ich alles rein, was ich habe. Vielleicht funktioniert es deshalb. Mein Ziel ist die Bundesliga. Dafür gebe ich alles.

Du bist für einen Außenverteidiger extrem kreativ. Häufig findet man Dich auch in zentraleren Zonen mit Dribblings und Flachpässen in die Tiefe. Hast Du in der Vergangenheit auch schon im Mittelfeld gespielt? Wäre das generell interessant für Dich?
Danilo Soares: Das eine habe ich ja vorhin schon erklärt: Ja, ich war Mittelfeldspieler. Vielleicht kehre ich dahin zurück, wenn ich ein bisschen älter bin und mehr „mit Auge“ spiele… (lacht)

Saison 2020/21

Ihr seid zum Ende der letzten Saison Corona-Meister geworden und konntet den Kader weitgehend zusammenhalten. Zudem wurden mit Holtmann und Chibsah hochwertige Verstärkungen verpflichtet. Wie sehen Deine Ziele für die Saison 2020/21 aus?
Danilo Soares: Wir versuchen schon, oben anzugreifen. Unser Kader hat enormes Potenzial. Aber wir müssen immer gemeinsam agieren, kämpfen und laufen. Es bringt nichts, wenn nur sechs bis acht Spieler laufen oder alle Bälle über Manuel Riemann gespielt werden. Nur wenn alle mitmachen, wird es besser. Spiele wie in Braunschweig, wo wir eine Führung hergegeben haben, dürfen nicht passieren. Wir haben offen darüber geredet und gegen Aue die richtige Reaktion gezeigt. Die Zweite Liga ist sehr eng, da wird vieles über Kampf entschieden.

Großes Vertrauen hat Danilo Soares in Maxim Leitsch. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Du hast in der letzten Saison mit Danny Blum ein herausragendes Duo gebildet. Wie funktioniert das Zusammenspiel mit Gerrit Holtmann? Mit welchen Mitspielern fühlst Du Dich aktuell am wohlsten?
Danilo Soares: Das Wichtigste ist das Vertrauen untereinander. Ich weiß, dass Maxim Leitsch an meiner Seite spielt. Wenn er mal nicht weiter weiß, sage ich ihm: Spiel zu mir. So kann ich dem jungen Spieler etwas den Druck nehmen. Umgekehrt weiß ich, dass er hinter mir ist und mit seiner Schnelligkeit noch Bälle abläuft, die ich nicht mehr erreiche. Es funktioniert richtig gut. Mit Danny Blum haben ich den Großteil der vergangenen Saison zusammen auf der linken Seite gespielt. Nach der Corona-Pause war er verletzt und Milos Pantovic hat auf der Position gespielt. Beide sind gute Spieler, Gerrit Holtmann auch. Er braucht noch ein bisschen Zeit, sich an die Zweite Liga zu gewöhnen. Aber er wird das locker schaffen. Wir haben also viele gute Spieler, wo der Trainer entscheiden muss, wer spielt.

„Maxim Leitsch ist jung und talentiert. Er wird seinen Weg machen.“ – Danilo Soares hält große Stücke auf unsere Nummer 29.

Auch mit Maxim Leitsch als Absicherung in der IV funktioniert die Abstimmung sehr gut. Was sind für Dich Kernfaktoren in der Abstimmung mit den Partnern in der Abwehrkette?
Danilo Soares: Wie gerade gesagt: Vertrauen. In seine eigenen Fähigkeiten, aber auch in die der Mitspieler. Maxim ist jung und talentiert. Er wird seinen Weg machen.

Ausblick

Wenn Dein Vertrag in 4 Jahren ausläuft bist Du 32 Jahre alt. Kannst Du Dir vorstellen, Deine Karriere beim VfL zu beenden?
Danilo Soares: Schauen wir mal. Wenn ich mit 32 immer noch auf einem guten Niveau bin, könnte ich auch noch beim VfL bleiben. Aber das entscheide ich nicht allein, das muss der Verein mit entscheiden. Meine Karriere möchte ich am liebsten dort beenden, wo sie begonnen hat: bei Austria Lustenau. Das wäre eine tolle Story. Aber auch da entscheidet der Verein.

Gibt es noch Vereine oder Positionen (z.B. Trainer, Scout, etc.), die Dich für die Zukunft reizen?
Danilo Soares: Als Trainer sehe ich mich nicht. Auch nicht als Sportdirektor. Ich möchte schon im Fußball bleiben, aber eher als Co-Trainer oder Individualtrainer. Ich will immer helfen. Wenn ich sehe, dass der erste Kontakt schlecht ist, helfe ich dabei, dass es besser wird. Im Leben weißt du aber nie, was passiert. Deshalb bin ich relativ entspannt und kann mir vieles vorstellen.

Vielen Dank für das Interview! Wir freuen uns, dass du unsere Fragen so ausführlich und ehrlich beantwortest hast. Viel Erfolg für die Zukunft.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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