Zurück zur Festung Ruhrstadion (?)

Ein weiterer Schritt in die richtige Richtung

Den bunten Herbstblättern ähnelnd, die sich gleichmäßig und zielstrebig von den sich nackt windenden Ästen der kahlen Bäume lösen, rieseln die Punkte derzeit auf das Konto der Jungs von der Castroper Straße. Und so fühlt es sich aktuell auch an. Wie der sinnbildliche Übergang in eine neue Jahreszeit. Während das Wetter sich momentan von wohlig und angenehm in Richtung düster und trist wandelt, verläuft die sportliche Fahrt unseres Teams positiv konträr. Drei Siege und ein Unentschieden aus den letzten vier Partien, zehn von zwölf möglichen (wettbewerbsübergreifenden) Punkten. Es geht zweifelsohne bergauf. Auf Grundlage des 2:0 Heimsiegs gegen den 1.FC Magdeburg springt der VfL Bochum am elften Spieltag der zweiten Bundesliga auf den 14. Tabellenplatz und verlässt die Abstiegsregion. Ein Kommentar.

Kahl wie die eingangs benannten Bäume ist beim VfL derzeit nur das Haupt von Uwe Rösler. Und dennoch schimmerte es während des ersten Heimspiels im November goldig glänzend auf der nassrasierten Kopfhaut unseres Coachs. Im Schein der tief im Westen verstaubenden Spätherbstsonne erspielte sein Team den dritten Heimsieg der laufenden Spielzeit. Endlich flogen nach Abpfiff mal wieder erleichtert die Schals über den Köpfen der Ostkurve. Begleitet von hüpfendem Gesang ließ sich unsere Elf nach dem gegentorlosen Sieg, der dazu führte, dass wir uns in tabellarisch erwünschtere Gefilde bewegen, feiern.

Never change an Achtelfinalistenteam

Fünf Tage nach dem wichtigen Auswärtssieg beim FC Augsburg im DFB-Pokal schickte Rösler die identische Elf an die Startlinie. Erneut agierte der VfL im ‚4-2-3-1‘. Die Viererkette in der Abwehr sollte in Person von Leandro Morgalla, Philipp Strompf, Noah Loosli und Maximilian Wittek für Stabilität sorgen. Das von Cajetan Lenz und Mats Pannewig bekleidete zentral-defensive Mittelfeld hatte die Aufgabe, nach hinten abzusichern und im Umschaltspiel nach vorne zu agieren.

Die offensive Dreierkonstellation mit Kjell Wätjen auf der Zehn sowie Gerrit Holtmann und Farid Alfa-Ruprecht auf den offensiven Flügeln verfolgte das Ziel, mit spielerisch kreativer Raffinesse und Geschwindigkeit in den Magdeburger Defensivblock vorzudringen. Als einziger Stürmer fungierte Francis Onyeka, dessen aktuell starke Form die Entscheidung, ihn anstelle von Philipp Hofmann zu bringen, plausibel rechtfertigte.

Zahlen und Spielverlauf

Nach 90 Minuten erbrachte die Statistik unter anderem ein Verhältnis von 36:64% Ballbesitz, 24:15 Torschüssen, 3,16:1,74 xGoals, 54:46% gewonnener Zweikämpfe und, last but not least, 2:0 Toren – zugunsten des VfL Bochum.

Die erste Halbzeit präsentierte ein attraktives Fußballspiel mit reichlich Offensivaktionen beider Teams. Wechselnd konnten Gastgeber und Gast die Spielinitiative an sich reißen und die Regie phasenweise übernehmen. So schepperten beispielsweise Strompf und Alfa-Ruprecht das Leder mit Kopf und Spann an das Aluminium, während Baris Atik und Lubambo Musonda Timo Horn zu (Monster-)Paraden zwangen.

Letztendlich war Spielmacher Kjell Wätjen derjenige, der in Minute 41 auf Basis eines gut antizipierten Tacklings den Ball auf Höhe der Mittelfeldlinie erobern konnte. Damit initiierte er zugleich den Konter, den er selbst in Richtung des Tores durchzog und das Führungstor erzielte, indem er den Magdeburger Schlussmann Dominik Reimann mit einem wohldurchdachten Lupfer überwand.

Traf im Heimspiel gegen Magdeburg erneut: Gerrit Holtmann. Foto: VfL Bochum

Gute zwölf Minuten nach Wiederanpfiff des zweiten Abschnitts war ersichtlich, dass unsere Jungs den Sack zu machen wollten. Onyeka zwang Gastverteidiger Max Geschwill mit einem Chipball zu einer Rettungstat auf der Torlinie. Sechzig Sekunden später drosch Alfa-Ruprecht den Ball im Pingpong-Stil mehrfach in Richtung Gehäuse – bloß leider nicht hinein. Das tat jedoch kurz darauf Holtmann. Nachdem die Defensive des FCM eine Ecke nicht zielstrebig klären konnte, nahm sich Gerrit den Abpraller auf den Vollspann und versenkte ihn von der Höhe des Sechzehners mittels eines flachen Strahls zum 2:0 im Netz.

Ein knapp am Tor vorbei geschlenzter Schuss von Alexander Nollenberger und ein an den Querbalken gewuchteter Elfmeter von Falko Michel brachten den Gästen nicht den Anschlusstreffer ein, sodass unsere Jungs die Führung ohne Gegentor über die Zielgerade brachten.

Ein rhetorisches Resümee

Halten wir für den elften Spieltag fest: Timo macht uns mit seinen verlässlichen Glanzparaden horny. Farid entpuppt sich phasenweise mit Tempo und zielstrebigem Abschluss als Alfatier. Cajetan reagiert nicht nur defensiv solide, er lenzt auch hin und wieder gute Steckpässe in die Offensive. Wätjen verspeist zum Frühstück offensichtlich gern eine dicke Portion ‚Kjellogs Frosties‘, so eiskalt verwandelt er eins-gegen-eins Aktionen im Umschaltspiel.

Lässt man Gerrit dieser Tage aus kurzer Distanz zum Abschluss kommen, holt man(n) in der Regel danach den Ball aus dem eigenen Netz. Philipp kann nach seinen Einwechslungen hohe Bälle annehmen, jagt anschließend aber so manchen Fußballästheten mit fahrigen Ballbehauptungen vom Hof, man(n). Auch Leandro morgallat im Strafraum leider hin und wieder mal regelwidrig einen gegnerischen Angreifer um. Falko michelt den Ball aus elf Metern dann aber doch lieber an die Latte. Felix verleiht dem Ball als Joker in Kontersituationen auf den Außenbahnen in den Schlussminuten mit so manchem Pass Lack.

Und: Uwe röslert unseren Jungs zweifelsohne wieder den Teamspirit in die Kabine.

Mit breiter Brust und optimistischem Gefühl nach Braunschweig

Ich traue mich kaum, es auszusprechen, da es sich beim VfL erfahrungsgemäß jederzeit von weiß in schwarz (und anders herum) wandeln kann. Aber: aktuell läuft’s. Seit vier Spielen ungeschlagen, davon sogar drei gewonnen. Die bedrohliche rote Linie ist tabellarisch endlich überwunden, der Tabellenkeller verlassen und das Ticket zum Achtelfinale des DFB Pokals gebucht worden. Nach Abpfiff können wir uns wieder an unseren strahlenden Jungs erfreuen. Die von Uwe eingebrachten Siegerfotos machen Spaß und dürfen gern zum regelmäßigen Trend werden.

Heimspielsiege ohne Gegentor – ein Anblick, an den man sich gewöhnen möchte.

Kommenden Spieltag steht das Auswärtsspiel bei Eintracht Braunschweig an. Die Löwen stehen punktgleich (zehn Zähler) auf Platz 15. Es gilt also, einen unmittelbaren Tabellenkonkurrenten zu bespielen. Unter anderem aufgrund der Timo Horn zu verdankenden, gewahrten weißen Weste konnten unsere Jungs die Tordifferenz in dieser Woche auf -4 ‚verbessern‘.

Während unsere Formkurve sich nach oben bewegt, verlor Braunschweig sechs der letzten sieben Spiele und ist dementsprechend in exakt gegenteiliger Form. Nicht zuletzt ging das prestigebesetzte Niedersachsenderby gegen Hannover 96 im heimischen Eintracht-Stadion mit 0:3 in die Hose.

Dementsprechend können wir gespannt sein, was uns am zwölften Spieltag erwartet. Ich persönlich hätte nichts dagegen einzuwenden, mich über den ersten Auswärtssieg der laufenden Ligaperiode zu freuen.

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Autor: Lennart Markmann

Am 19.02.2005 stand ich erstmals in der Ostkurve. Die geschenkte Karte eines Bekannten öffnete mir damals die Tür zu Block O links. Drei traumhaft rausgespielte Buden von Zwetschge Misimovic, Raymond Kalla und Tommy Bechmann sorgten dafür, dass der SC Freiburg punktlos aus der Stadt und der VfL nicht mehr aus meinem Herzen verschwand. Seitdem genieße ich die Höhen und Tiefen als Bochumer Junge. Lange Zeit in der Ostkurve stehend, anschließend in Block H1 sitzend und mittlerweile mit 34 Jahren auf dem Altherrenplatz in Block M1.

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Licht am Ende des Tunnels beim VfL Bochum