Ibrahim Sissoko – mehr als nur ein Zielspieler?

Der VfL Bochum schaut sich weiterhin in Frankreich um und holt einen zweiten Sissoko: Ibrahim Sissoko soll im Sturm für Gefahr sorgen, während die Zukunft seines Namensvetters auf der 6 noch unsicher ist. Ein Beitrag unseres Gastautors Louis.

Hinweis zum Artikel: In den Artikeln möchten wir euch so viele Eindrücke wie möglich von neuen Spielern für unseren VfL mit euch teilen. Leider dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht alle Videos für diese Artikel benutzen, da sie urheberrechtlich geschützt sind. 

Ibrahim Sissoko erzielte in der abgelaufenen Ligue 1 Saison 3 Tore, legte eins auf. In der Ligue 2 traf er 23/24 13-mal, assistierte einmal, 22/23 kam er auf 13 Tore, 4 Assists. Bei Saint-Etienne kam er aufgrund einer längeren Sperre sowie eines Trainerwechsels ab der Rückrunde nicht mehr regelmäßig zum Einsatz.

Foto: @BeGriffis auf Twitter


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Ibrahim Sissoko ist ein bulliger Mittelstürmer, der trotzdem ein gesundes Maß an Tempo und Dynamik mit sich bringt. Mit 1,92m Körpergröße fungiert er bei Saint-Etienne als Zielspieler und wird bei Abstößen und langen Bällen regelmäßig gesucht. Allerdings ist er kein Zielspieler á la Hofmann: Sissoko ist nicht nur dynamischer und agiler, sondern sucht auch häufig den Lauf in die Tiefe.

Foto: sofascore

Körperliche Präsenz

Sissoko brilliert im Festmachen von Bällen. Er fungiert als Zielspieler, legt seinen Mitspielern Bälle ab. Allerdings sollte er nachdem er einen Ball festgemacht hat öfters die einfachere Option wählen. Außerdem sollte er seiner Ballkontrolle arbeiten, da er öfters Schwierigkeiten bei der Ballannahme hat.

Beim Festmachen von Bällen hilft ihm seine enorme Physis und Körperlichkeit. Er ist 1,92m groß, recht stämmig und stabil in direkten Duellen. Außerdem weiß er seinen Arm gut einzusetzen und verschafft sich somit Platz zu seinen Gegnern. Insgesamt ist er nur schwer vom Ball zu trennen, weshalb er viele Fouls zugesprochen kriegt.

Auch in Pressingsituationen scheut er sich nicht mit seinem Körper vorauszugehen, um den Ball zu erobern. Allerdings zeigt er sich generell recht „defensivfaul“: er presst nicht sonderlich intensiv oder aggressiv, wirkt etwas lethargisch. Auch offene Räume läuft er eher selten zu.

Lufthoheit Sissoko

Da Saint-Etienne häufig mit langen Bällen agiert, muss Sissoko nicht nur Bälle festmachen, sondern auch regelmäßig per Kopf verlängern. Hierbei versucht er per Kopf lange Bälle sofort in die Spitze oder auf den Flügel weiterzuleiten. Aufgrund seiner Dominanz in der Luft gelingt ihm das oft, allerdings sind diese Verlängerungen häufig noch ungenau. Da solche Verlängerungen oft ein wenig spekulativ sind, sollte Sissoko einen quirligen Sturmpartner oder zwei schnelle Flügelspieler neben sich haben, die diesen Bällen hinterhergehen können. Am folgenden Beispiel sieht man, wie ein solcher Spielzug aussehen kann.

Dass Sissoko besonders in der Luft sehr stark ist, sollte jetzt klar sein. Daher ist es auch kein Wunder, dass Sissoko einen großen Teil seiner Tore per Kopf erzielt. Sein Timing in der Luft ist gut, seine Kopfballpräzision ordentlich. Auch bei Eckbällen, wo er enger gedeckt wird, setzt er sich oft durch. Aber auch für Flanken aus dem Spiel heraus hat er ein gutes Gespür, kann diese gut mit dem Kopf verwerten.

Mehr als nur ein Zielspieler

Sissoko ist allerdings kein reiner Zielspieler, sondern lässt sich auch fallen, um sein Mittelfeld mit der Offensive zu verbinden. Sissokos Link-Up-Play ist gut, er ist komfortabel mit dem Rücken zur Abwehr und spielt genaue Kurzpässe auf seine Mitspieler.

Sein Passspiel über weitere Strecken ist allerdings schwach. Er hat zwar eine ganz gute Übersicht, aber seinen Pässen fehlt es oft an Druck, Schärfe oder Präzision, wodurch er das Tempo und viel Gefahr aus vielversprechenden Situationen rausnimmt.

Wie bereits erwähnt ist auch seine Ballkontrolle optimierbar. Sein First Touch ist, wenn Sissoko Tempo aufnimmt, nicht immer sauber, dafür aber gut mit dem Rücken zur Abwehr, wenn er Bälle festmacht. 

Sissoko beläuft trotz seiner Funktion als Zielspieler recht häufig die Tiefe und versucht sich in gute Abschlusspositionen zu bringen, von wo aus er die Bälle nach Zuspiel gut verwerten kann. Er ist kein Stürmer, der sich den Ball schnappt, den Weg in die Box sucht und dabei seine Gegner austanzt, sondern ein recht klassischer Strafraumstürmer, der bedient werden möchte. Trotzdem ist sein Dribbling ordentlich. Aufgrund seiner Physis trennt man ihn nicht leicht vom Ball, da er seinen Arm gut nutzt um Gegner wegzudrücken. Auch sein Tempo hilft ihm in 1v1 Situationen.

Ohne Ball sucht Sissoko wie bereits gesagt immer wieder die Tiefe. Er läuft bei Angriffen wiederholt im Rücken der IVs davon, hat ein gutes Timing bei Tiefenläufen und positioniert sich gut im Strafraum. Außerdem weiß er, wie er sich zu bewegen hat, um seinen Mitspielern Räume zu öffnen, was zeigt, dass er ein gutes Raumverständnis hat. Im folgenden Clip orientiert er sich nach außen, um seinem Mitspieler das Zentrum zu öffnen. Da sein Mitspieler dann den Weg durch das Zentrum macht, muss der Innenverteidiger die Mitte ein wenig zumachen, weshalb Sissoko sich auf einmal in einer guten Schussposition befindet.

Allerdings ist Sissokos Abschluss meines Erachtens nach noch ausbaufähig und derzeit eher eine Schwäche in seinem Spiel. In der Ligue 1 Saison 24/25 gingen lediglich 27,7% seiner 22 Schüsse aufs Tor, insgesamt hat er eine Chancenverwertung von nur 13,6%, was unterer Durchschnitt ist. In der Ligue 2 Saison 23/24 gingen noch 44% seiner Schüsse aufs Tor, was vermutlich an der höheren Anzahl an gespielten Minuten liegt. Allerdings lag seine Chancenverwertung auch in dieser Saison nur bei 16%, was zumindest durchschnittlich ist. Topstürmer der zweiten Liga, wie z.B. ein Martijn Kaars oder ein Davie Selke, sind extrem effizient im Abschluss und übersteigen die 23% Marke. Spieler wie ein Ragnar Ache oder ein Fisnik Asllani sind zwar wie Sissoko 23/24 im 16-17% Bereich anzusiedeln, weisen aber ein deutlich höheres Schussvolumen auf. Das bedeutet, dass Sissoko im Vergleich nicht häufig den Torabschluss sucht (oder findet) und seine Abschlussqualität lediglich durchschnittlich ist. Außerdem ist Sissokos linker Fuß zu schwach für präzise Abschlüsse, weshalb er mit diesem meist nur wuchtig und mit viel Kraft schießt, dafür eben unplatziert. Daran könnte er noch arbeiten.

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Autor: Moritz Möller

Über 20 Jahre begleitet mich der VfL jetzt schon - oder ich ihn. Ein Heimspiel Anfang der 90ziger gegen Leverkusen war der Auslöser, dann ging es auf einmal aus der zweiten Liga nach Europa, Abstieg, Aufstieg, wieder Europa, Abstieg und Relegation. Manch euphorische Saisonphasen die vom Auf.... träumen ließen, dazwischen Heimspiele mit 9000 Zuschauern gegen Aue, Mettbrötchen auf dem Weg nach Oberhausen, eine enttäuschende Auswärtsbilanz meinerseits und viele andere schöne Erinnerungen gehören dazu. Immer dabei: Dauerkarte, ein Fiege und eine Gruppe aus guten Freunden in Block Q sind für mich mit dem VfL einfach untrennbar verbunden.

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