Nach dem enttäuschenden Auswärtsspiel in Gladbach bleibt auch im Heimspiel gegen den SC Freiburg beim VfL Bochum der bittere Geschmack verpasster Chancen. Trotz eines kämpferischen Auftretens und vereinzelter Lichtblicke in der Offensive fehlt es weiterhin auch an den Grundtugenden. Unser Gastautor Christian Westerdorf analysiert in seinem Spielbericht den nervenaufreibenden Spielverlauf, die taktischen Wechsel und das, was das Team vor dem nächsten 6-Punkte-Spiel in Kiel noch lernen muss.
Ausgangslage
Nach dem Auswärtsspiel in Gladbach war ich sehr ernüchtert. Natürlich kennen wir alle unsere Statistik gegen und gerade in Gladbach. Doch die Art und Weise, wie wir dieses Spiel „hergegeben“ haben, macht einem als Fan doch Sorgen. Es ist bekannt, dass unser VfL auswärts eine Klasse schwächer als in den Heimspielen ist. Doch in diesem Spiel hat man gegen anfänglich verunsicherte und uninspirierte Gladbacher fahrlässig eine Chance ausgelassen.
Damit stieg der Druck wieder, anne Castroper punkten zu müssen. Und mit Freiburg kam nun ein Gegner, gegen den wir seit dem Aufstieg nur einmal gewinnen konnten (dieser Sieg wird allerdings auf Ewig im Gedächtnis bleiben – Danke Milos Pantovic!). Auf der anderen Seite ritt Freiburg jetzt nicht gerade auf der Erfolgswelle und hatte die letzten Auswärtsspiele deutlich verloren.
Zäher Start
Durch den kurzfristigen Ausfall von Felix Passlack setzte Dieter Hecking wie in unserem Podcast vorgeschlagen gegen Freiburg auf ein 4-3-3. Ivan Ordets und Matus Bero rückten für Anthony Losilla und Jakov Medic in die Startelf. Gerrit Holtmann und Moritz Broschinski besetzten die offensiven Außen.

Die Anfangsphase war, wie so oft bei so einer Ausgangslage, zäh. Aus dem Spiel heraus passierte nicht viel. Nicolas Höfler prüfte Noah Atubolu, der anfänglich trotz tiefstehender Sonne auf eine Kappe verzichtete. Offensiv tat sich der VfL schwer. Neben dem Druck, keinen Fehler machen zu wollen, fehlte das Positionsspiel im Mittelfeld, um die Außen entsprechend einzusetzen.
Doppeltes Pech
Nach einer Viertelstunde wechselten Broschinski und Holtmann die Seiten. Kurz danach ergab sich auch die Chance für den VfL, die gegebenenfalls das Spiel auch in unsere Richtung hätte drehen können. Nach einem langen Balll von Ordets konnte Gerit Holtmann durch geschickten Körpereinsatz Philipp Lienhart abkochen und anschließend seine Schnelligkeit ausspielen. Leider hatten die Latte und die Fingerspitzen von Atubolu etwas gegen ein mögliches Traumtor. Auch danach gab es durch Broschinski und Holtmann weitere Chancen.
So langsam hatte man das Gefühl, heute könnte doch etwas gehen. Und dann passierte das, was in der aktuellen Phase einfach nicht passieren darf – gerade dann, wenn du ums Überleben kämpfst. Hofmann ließ den richtigen Körpereinsatz vermissen und verlor das entscheidende Kopfballduell nach einer Ecke. Ob Drewes das Tor hätte verhindern können, wenn er raus gekommen wäre, ist schwer zu beantworten. Allerdings wurde die Ecke kurz vor das Tor geschlagen und es ist schon auffällig, dass Drewes in solchen Fällen lieber auf der Linie bleibt anstatt rauszukommen. In diesem Fall konnte er bei der Distanz nach dem Kopfball kaum etwas ausrichten.
Schwung kam erst mit den Wechseln
Nach dem Seitenwechsel waren es die Freiburger, die sofort mit einer Chance das erste Zeichen setzten. Die VfL Jungs bemühten sich kämpferisch, doch spielerisch ging nicht viel nach vorne. Mit dem Dreifachwechsel – Tom Krauß für Danie de Wit, Myron Boadu für Broschinski und Koji Miyoshi für Maximilian Wittek – kam ab der 60. Minute der schon nach der Halbzeitpause erhoffte Schwung für die Offensive. Krauß wurde von den Mitspielern gesucht und man konnte bei der Flanke auf Hofmann und der dadurch resultierenden Kopfballchance sehen, dass er dem Offensivspiel guttun kann. Boadu ließ sich häufiger fallen und schob das Spiel über gute Ballverteilung auf die Außen an.
Der VfL versuchte nun, angetrieben durch die Stimmung, alles für den Ausgleich zu tun. Miyoshi traf aus aussichtsreicher Position kurz vor Schluss den Ball leider nicht technisch sauber, sodass Atubolu die Chance entschärfen konnte. Freiburg hatte noch einen Lattentreffer und Drewes konnte mit einem starken Safe die letzte Freiburger Chance entschärfen.
Was bleibt nach diesem Spiel?
Es bleibt das Gefühl, dass man dieses Spiel nicht verlieren muss und in der aktuellen Situation auch nicht verlieren darf. Grundsätzlich ist der Mannschaft kämpferisch nichts vorzuwerfen.
Reicht das allein aus? Müsste eine Mannschaft wie der VfL wegen eingeschränkter spielerischer Mittel im Vergleich zu den anderen Mannschaften nicht stärker die Grundtugenden, wie das offensive Freilaufen, forcieren? Gerade in der Schlussphase gegen tiefstehende Freiburger wäre über Tiefenläufe mehr möglich gewesen. Ich denke da an die Situation, in der Krauß im Ballbesitz mehrfach seine Mitspieler aufgefordert hat, eben dies zu tun. Natürlich sind das Läufe, die spät im Spiel wehtun und häufig auch vergebens sind. Aber nur so werden wir uns mehr Chancen herausspielen. Auch fehlte in diesem Spiel wieder das Spekulieren auf mögliche Abpraller. Atubolu ist bei Schüssen (noch) nicht der Sicherste und so gab es auch in diesem Spiel zwei bis drei Szenen, wo jedoch keiner diesen wichtigen Weg Richtung Torwart im Vorfeld investiert. Auch nicht Philipp Hofmann – von dem man gerade als Kapitän erwarten sollte, hier voranzugehen.

Wie geht es weiter?
Jetzt geht es nach Kiel. Ein klassisches 6-Punkte Spiel. Kiel ist mittlerweile in der Liga angekommen und zeigt die so wichtigen Tugenden im Abstiegskampf – Einsatz und „niemals aufgeben“. Zuletzt gegen die Bayern, wo man in der Schlussphase noch drei Tore schießen konnte. Ich bin davon überzeugt, dass der VfL diese Tugenden grundsätzlich auch besitzt, nur in den Auswärtsspielen zu häufig vermissen lässt. Es wäre jetzt an der Zeit, zu zeigen, dass es auch da geht und die wichtigen Punkte aus Kiel mitzunehmen.
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