Am 15. November wird bei der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum über die Besetzung des Vorstands abgestimmt. Neben dem bisherigen Team um Vorstandssprecher Hans-Peter Villis bewirbt sich Karl-Heinz Bauer mit einer alternativen Besetzung, der unter anderem die VfL Legenden Marcel Maltritz und Ralf Zumdick angehören. Wir haben im Vorfeld Eure Fragen gesammelt. Hier gibt es die Antworten der Teams im direkten Vergleich.
Ihr habt geliefert. Unmittelbar nach dem Aufruf zur Transparenzinitiative habt uns 34 Fragen zukommen lassen, die wir strukturiert zusammengeführt haben. Diesen Gesamtkatalog haben beide Teams nun beantwortet. Da es einiges zu lesen gibt, kurz ein Überblick über die Struktur. Wir beginnen mit einer Übersicht der Kandidaten. Danach beleuchten wir die Programme beider Teams bezüglich verschiedener Themegebiete. Zum Abschluss gehen wir näher auf die Rolle der beiden Vorstandsvorsitzenden ein.
Da es in den vergangenen Wochen bereits einige Interviews gab, haben wir uns bewusst dazu entschieden, die beiden Interviews direkt zusammenzuführen. So seht Ihr die Schwerpunkte und Argumente beider Seiten im direkten Vergleich. Wir beginnen stets mit dem Standpunkt der Amtsinhaber. Dies bedeutet keine Wertung, sondern soll helfen die Alternative von der aktuellen Situation abzugrenzen.
Teil 1 – Steckbriefe der Einzelkandidaten
Übergeordnete Antworten für das gesamte Team
Wie sind die Kompetenzen in Ihrem Team verteilt? Wer wird welche Aufgaben / Bereiche übernehmen? Wie soll der Austausch innerhalb des Vorstands stattfinden?
Team Villis: Das Präsidium deckt eine große Bandbreite ab: Wirtschaft, Personalmanagement, Unternehmensführung, Jura, Wissenschaft, Verwaltung, Sport. Ergänzt wird es durch den Vorsitzenden des Wirtschaftsrates (Volker Goldmann, Mitglied seit 1989) sowie den gewählten Fanclubvertreter (Martin Volpers, Mitglied seit 2011).
Was treibt Sie persönlich an, den Verein als Mitglied des Präsidiums zu führen?
Team Villis: Die zum Teil jahrzehntelange Leidenschaft für den VfL Bochum 1848 ist bei sämtlichen Präsidiumsmitgliedern Impuls und Motor zugleich. Die bisherigen Erfolge, speziell in jüngster Vergangenheit, wollen wir um eine erfolgreiche Gegenwart und Zukunft anreichern.
Aus welchem Grund sollte man Sie wählen? Was befähigt Sie dazu, einen Bundesligaclub als Vorstand zu führen? Was denken Sie, was Sie besser machen können als andere?
Team Villis: Das jetzige Präsidium hat es im vergangenen Jahrzehnt geschafft, den VfL aus bzw. in wirtschaftlich sehr schwierigen Zweitligazeiten derart zu konsolidieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, dass sowohl der Aufstieg in die Bundesliga als Zweitligameister gelang, als auch der Klassenerhalt im vergangenen Jahr. Der Klassenerhalt in dieser Saison ist das erklärte Ziel, darüber hinaus möchten wir den VfL nach wie vor dauerhaft unter den Top-25-Fußballclubs in Deutschland etablieren, am besten in der Bundesliga.
Vorstandssprecher
Seit wann sind Sie Mitglied beim VfL? Warum ist dies ggf. erst kurz vor der Kandidatur passiert?
Hans-Peter Villis: 2010.
Karl-Heinz Bauer: Mitglied bin ich seit 2010. Fan bin ich schon seit 1980, Vereinsarzt seit 1999, aber Mitglied bin ich genau aus dem Grunde geworden wie mein Mitstreiter um sich auch auf der Mitgliederversammlung äußern zu können.
Wie sind die Kompetenzen in Ihrem Team verteilt? Was machen Sie hauptberuflich? Wer wird welche Aufgaben / Bereiche übernehmen? Wie soll der Austausch innerhalb des Vorstands stattfinden?
Team Villis: Hans-Peter Villis ist seit seiner Jugend VfL-Fan; 2010 wurde er in den Aufsichtsrat gewählt (Anmerkung der Redaktion: Villis ist somit auch erst kurz vor der Wahl in den Aufsichtsrat Mitglied geworden), seit 2012 ist er zunächst Aufsichtsrats-, nach der Ausgliederung dann Vorstandsvorsitzender. Villis arbeitete als Manager höchst erfolgreich im Energiebereich, war u.a. von 2007 bis 2012 Vorstandsvorsitzender der EnBW. Er ist selbstständiger Unternehmensberater und sitzt in zahlreichen Aufsichtsräten großer Unternehmen, zum Teil mit Milliarden-Umsätzen, wie etwa der Getec-Gruppe.
Was machen Sie hauptberuflich?
Karl-Heinz Bauer: Hauptberuflich bin ich seit Mai 2021 hauptamtlicher Ärztlicher Direktor des Klinikum Westfalen, ein Krankenhaus mit vier Standorten, ca. 1100 Betten und 2800 Mitarbeitern sowie einer Budgetverantwortung für 255 Mio. €, das Amt habe ich nebenberuflich schon seit 2006 inne. Da leitete ich noch die Chirurgische Klinik, der ich seit 2003 vorstand.
Was treibt Sie persönlich an, den Verein als Mitglied des Präsidiums zu führen?
Karl-Heinz Bauer: Durch meine langjährige Tätigkeit beim VfL Bochum kenne ich den Verein so gut wie kaum ein anderer. Leider habe ich in meiner bisherigen Position keine Möglichkeit bekommen, Fehlentwicklungen zu verhindern oder meine strategischen Ideen mit einzubringen. Gerade in diesem Jahr sind zu viele Entscheidungen getroffen worden, die aus meiner Sicht den Erfolg der letzten Jahre gefährden. Da meine Mitstreiter die gleiche Ansicht teilen, haben wir die nun anstehende reguläre Wahl als Chance gesehen, eine notwendige Veränderung herbeizuführen.
Aus welchem Grund sollte man Sie wählen? Was befähigt Sie dazu, einen Bundesligaclub als Vorstand zu führen? Was denken Sie, was Sie besser machen können als andere?
Karl-Heinz Bauer: Mein ganz großer Vorteil ist, dass ich den Verein in allen Bereichen in- und auswendig kenne, ich kenne die Stärken und Vorteile aber auch die Schwachstellen. Als Klinikchef habe ich über 20 Jahre Erfahrung in der Führung von Mitarbeitern. 2018 war ich Präsident der NRW-Chirurgen, wo ja vereinsähnliche Strukturen vorherrschen. Als verantwortlicher Professor unseres Akademischen Lehrkrankenhauses der Ruhr-Uni-Bochum sind mir verwaltungstechnische Abläufe geläufig. Ich habe drei Fusionen maßgeblich begleitet und bin mitverantwortlich für einen Etat von 255 Mio. €.
Ein erfolgreiches Management liegt begründet in einem wertschätzenden, ehrlichen Personalmanagement. Meine Stärken liegen in der Mitarbeitergewinnung und Mitarbeiterentwicklung ebenso wie in einer verantwortungsbewussten Unternehmensstrategie. Wenn man Mitarbeiter gewinnen und halten kann, die Herzblut für ihren Arbeitgeber haben, wird man erfolgreich sein.
Kandidaten ohne leistungssportlichen Hintergrund
Wie sind die Kompetenzen in Ihrem Team verteilt? Wer wird welche Aufgaben / Bereiche übernehmen? Wie soll der Austausch innerhalb des Vorstands stattfinden?
Team Villis: Andreas Eickhoff ist Partner der renommierten Sozietät Aulinger Rechtsanwälte Notare, er bringt die juristische Perspektive ein.
Uwe Tigges hat mit Innogy ein großes Unternehmen geführt, war zuvor Personalvorstand bei RWE. Er kam ursprünglich aus der Betriebsrats-Ebene und ist dafür bekannt, dass er mit Personal hervorragend umgeht. Er ist sehr gut vernetzt.
Christina Reinhart führt als Kanzlerin der Ruhr-Universität Bochum ein breites Konstrukt als Chefin, sie bringt auch als Wissenschaftlerin eine neue Sichtweise mit ins Kernteam des Präsidiums.
Seit wann sind Sie Mitglied beim VfL?
Andreas Eickhoff (Team Villis): 2014.
Uwe Tigges (Team Villis): 2005.
Christina Reinhart (Team Villis): 2016.
Marc Schaaf (Team Bauer): Ich bin Mitglied seit dem 01.10.2022 und habe meine Mitgliedschaft am 3.9.2022, nach der Heimniederlage gegen Werder Bremen, noch aus dem Stadion heraus online gestellt. Fan des VfL Bochum bin ich seit 34 Jahren, denn da habe ich zum ersten Mal neben meinem Vater im Block B Platz genommen.
Der Grund meiner Mitgliedschaft war eigentlich, mich zu den Missständen der vergangenen Monate äußern zu können. Dass ich nun dem „Team Bauer“ angehöre, war zu dieser Zeit noch nicht geplant, war aber nun auch die „Eintrittskarte“, um mich überhaupt mit diesem Gedanken auseinandersetzen zu können.
Andreas Bobon (Team Bauer): Seit 01.11.2022, Karl-Heinz Bauer wollte mich aus langer Verbundenheit in seinem Team haben. Für die Präsidiumsfunktion ist eine Mitgliedschaft erforderlich. Das Wichtigste ist, dass wir alle das Beste für den Verein geben werden.
Was machen Sie hauptberuflich?
Marc Schaaf (Team Bauer): Ich bin 2006 aus der Wirtschaft zur AWO in die Sozialwirtschaft gewechselt, wo ich seitdem viele Funktionen durchlaufen habe. Vom stellvertretenden Personalleiter, über Geschäftsbereichsleitung bis zur Geschäftsführung der AWO Ruhr-Mitte, mit Sitz in Bochum, die ich seit 2019 verantwortlich führe. Ich habe ursprünglich eine klassische kaufmännische Ausbildung gemacht und habe dann in Form von berufsbegleitenden Modellen verschiedene Fort- und Weiterbildung im Bereich Personalwirtschaft und Betriebswirtschaft absolviert. Zuletzt habe ich 2015 ein weiterbildendes Studium am Zentrum für Hochschulbildung der TU Dortmund mit dem Schwerpunkt „Management & Partizipation“ abgeschlossen.
Als Geschäftsführer bin ich heute für die wirtschaftliche, personelle und organisatorische Steuerung des Unternehmens mit 1.200 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von rund 60 Mio. € verantwortlich. Insbesondere musste ich mich in den vergangenen zwei Jahren auch als Krisenmanager bewähren.
Andreas Bobon (Team Bauer): Ich habe in meinem beruflichen Leben bereits zahlreiche Unternehmen gegründet und aufgebaut. Angefangen von 1989 mit der Gründung einer eigenen Handelsagentur für Sportmarken und meiner Tätigkeit als General Manager der British Knights Inc. in Bochum. 1994 gründete ich dann die bondi Marketing GmbH zum Vetrieb von verschiedenen Sport- und Lifestylemarken, wo ich dann auch als Geschäftsführer selbst tätig war. 1998 wurde ich Geschäftsführer der British Knights Vertriebs GmbH aus der die Marke in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz vertrieben wurde. Die letzte Unternehmensgründung erfolgte dann im Jahre 2000 mit der brands@home Vertriebs GmbH, die sich um Lagerhaltung und Dispositionen kümmert. Seitdem investiere darüber hinaus regelmäßig in Firmen und Immobilien.
Was treibt Sie persönlich an, den Verein als Mitglied des Präsidiums zu führen?
Marc Schaaf (Team Bauer): Mich treibt insbesondere an, dass es dem Verein mit diesem Vorstand/Präsidium nicht gelingt, Kontinuität in der Vereinsentwicklung zu bringen. Die ständigen personellen Wechsel in allen Ebenen der Führung, beispielsweise Goosen & Knällmann, Engelbracht, Alex Richter, Reis & Schindzielorz, Christoph Wortmann und andere zahlreiche Trainer und Geschäftsführungen sind „Gift“ für eine erfolgreiche Vereinsentwicklung. Ebenfalls ist die Kommunikation des Vereins nach innen und außen stark verbesserungswürdig und damit am Ende auch die Marke „VfL Bochum“.
Und natürlich wäre diese Aufgabe für mich als Fan und Bochumer Junge auch eine ehrenvolle Aufgabe.
Andreas Bobon (Team Bauer): Die Unterstützung des Teams rund um Karl-Heinz Bauer und die Möglichkeit, hier im Verein etwas Nachhaltiges beim VfL mit auf- und auszubauen, persönlich an. Hier kann ich meine beruflichen und persönlichen Stärken einbringen, um die erklärten Ziele zu erreichen. Dabei kann ich „etwas zurückgeben“ vom wirtschaftlichen Lernerfolg, und den Vorzügen meiner wirtschaftlichen Kontakte. Durch meine langjährige berufliche Erfahrung bin ich hoch motiviert, den Verein durch unser Team weiter zu stabilisieren und ein entscheidendes Stück weiter nach vorne zu bringen. Die Gespräche mit Karl-Heinz Bauer und den anderen Teammitgliedern sorgen bei mir für das „richtige Bauchgefühl“ genau jetzt beim VFL zu unterstützen.
Aus welchem Grund sollte man Sie wählen? Was befähigt Sie dazu, einen Bundesligaclub als Vorstand zu führen? Was denken Sie, was Sie besser machen können als andere?
Marc Schaaf (Team Bauer): Es sind einige personelle Wechsel erfolgt in den letzten Wochen, andere stehen mit Christoph Wortmann noch bevor. Es muss uns gelingen, aus all den neu zusammengesetzten Mitarbeitenden ein Team zu formen und eine Kultur zu schaffen, in dem jeder in seiner Funktion sein Bestes für den Verein geben kann. Das Präsidium muss den Rahmen dafür schaffen und die hauptamtlichen Mitarbeitenden bestmöglich unterstützen, wenn es gefordert ist. Aber auch nur dann!
Das Ziel des VfL muss es weiterhin sein, eine hohe Vereinsidentität und damit eine lange Verbundenheit zum Verein und die Arbeit herzustellen. Ebenfalls muss die Kommunikation sich in alle Richtungen verbessern, sowohl intern als auch extern. Der VfL hat sich mit seinen Fans in der letzten und dieser Saison ein Ansehen erarbeitet, das man selbst aus den vermeintlich größeren Nachbarstädten respektvoll auf uns schaut. Das dürfen wir nicht immer wieder mit unnötigen Störfeuern anheizen und halbgare Informationen nach außen tragen. Solange interne Dinge nicht klar sind, bleiben sie intern und wenn Informationen nach außen gegeben werden, dann professionell vorbereitet.
Und dann gilt es natürlich auch, den Verein für einen dauerhaften Verbleib in der 1. Bundesliga wirtschaftlich zu stärken und auszubauen. Das kann zum einen durch neue Investoren sein oder eben auch durch einen längeren und schwereren Weg, eine neue U23 aufzubauen, damit wir durchlässig durch die Nachwuchsmannschaften wieder Talente entwickeln. Auch eine Kopplung der Themen kommt natürlich in Betracht.
Die Befähigung einen Club wie den VfL zu führen/zu beaufsichtigen ergibt sich zum einen sicher aus meiner beruflichen Vita, aber eben zusätzlich auch durch eine langjährige aktive Fußballlaufbahn als Spieler in Landes- und Westfalenligen gepaart mit Erfahrungen als Trainer in diesem Bereich. Mir ist also ein Vereinsleben im Fußball durchaus sehr präsent und auch die wirtschaftliche Größenordnung und die Vereinsstrukturen sind vergleichbar mit meiner jetzigen Tätigkeit.
Es braucht grundsätzlich konsequentes Handeln und den ehrlichen und aufrichtigen Versuch, gutes Personal beim VfL zu halten… auf allen Ebenen.
Zu meinen persönlichen Stärken zähle ich hier ganz klar die Unterstützung zu betriebswirtschaftlichen Fragestellungen, aber auch in der Erarbeitung von zukunftsfähigen Strategien. Ich verfüge über einschlägige Führungs- und Managementerfahrungen und bin ein absoluter Verfechter von wertschätzenden und partizipativen Führungsansätzen sowie einer klaren und transparenten Kommunikation.
Weiterhin würde ich es als eine Stärke von mir bezeichnen, gründliche und allumfassende Entscheidungsprozesse anzulegen, ohne mich dabei von äußeren Einflüssen ablenken zu lassen. Dabei halte ich viel davon, die jeweiligen Fachleute mit ihrer Expertise mit einzubeziehen. Und das sollen zukünftig auch wieder unsere Fans sein, dafür wollen wir Modelle der Begegnung und Mitbestimmung schaffen.
Ebenso würde ich meinen Teil dazu beitragen wollen, weitere Förderer für unseren VfL zu gewinnen.
Wenn es um persönliche Stärken geht, würde ich mich als emotional sehr robust bezeichnen, was in den gegenwärtig schwierigen Zeiten sicher ein Plus sein kann, wenn man trotz schwieriger Fragestellungen und Herausforderungen die Ruhe und einen klaren Kopf bewahrt.
Andreas Bobon (Team Bauer): Nicht die einzelne Person steht hier zur Wahl, sondern ein Team mit verschiedenen „Kettengliedern“, die ineinandergreifen. Durch meine Stärke des „selbständigen Denkens“ und der persönlichen Führung meiner Firmen und meiner Mitarbeiter sehe ich mich in der Lage, ein wichtiges Mitglied im „Team Bauer“ zu sein. Durch meine langjährigen Kontakte mit Geschäftspartnern des Mittelstandes – nicht nur in NRW – kann ich wichtige Gespräche mit Firmen aus dem Mittelstand auf „Augenhöhe“ führen.
Dies ist ein anderes Gesprächs- und Emotionslevel als es durch einen CEO von 10.000 Mitarbeitern eines Großkonzerns erreicht werden könnte (emotionaler Abstand zwischen Mittelstand und Großkonzern ist zu hoch).
Kandidaten mit leistungssportlichem Hintergrund
Seit wann sind Sie Mitglied beim VfL?
Franz-Josef Tenhagen (Team Villis): 2016.
Marcel Maltritz (Team Bauer): Seit 01.10.2022, mein auschlaggebender Punkt, um auch aktiv was ändern zu können, war die unsägliche Pressekonferenz vom VfL mit Patrick Fabian zur Trainerentlassung, bei der er vom Vorstand im Stich gelassen wurde. Ich bin dem VfL natürlich nicht nur als Spieler und Angestellter über Jahre verbunden gewesen, sondern auch durch regelmäßige Besuche im Stadion oder der Traditionsmannschaft des Vereins.
Ralf Zumdick (Team Bauer): Da es mir als aktiver Spieler für den VfL nicht möglich war, Mitglied zu werden, bin ich seit Jahren Mitglied meines Stadtteilvereins SV Waldrand. Meine Verbundenheit zum VfL war immer da und ist nie abgerissen. Die Mitgliedschaft ist ein Kriterium für die Bewerbung.
Wie sind die Kompetenzen in Ihrem Team verteilt? Wer wird welche Aufgaben / Bereiche übernehmen? Wie soll der Austausch innerhalb des Vorstands stattfinden?
Team Villis: Jupp (Franz-Josef) Tenhagen ist eine Legende, er hat selbst beim VfL gespielt und ihn trainiert, ist als Unternehmer breit aufgestellt.
Was machen Sie hauptberuflich?
Marcel Maltritz (Team Bauer): Ich bin Geschäftsführer der Mhoch4 Sports GmbH mit dem Betrieb der padelworld Bochum.
Ralf Zumdick (Team Bauer): Ich bin im Besitz der UEFA-Prolizenz und habe nach einer langen Trainerlaufbahn in letzter Zeit, aus privaten Gründen, kein Angebot mehr angenommen.
Was treibt Sie persönlich an, den Verein als Mitglied des Präsidiums zu führen?
Marcel Maltritz (Team Bauer): Ich möchte mit unserem Team bestimmte Dinge verändern und besser machen. Fehlende Kontinuität auf Schlüsselpositionen innerhalb des Vereins und die Kommunikation nach innen und außen müssen dringend verbessert werden. Eine Aufteilung der Arbeitsbereiche innerhalb des Vorstandes bzw. Aufsichtsrats sind elementar wichtig. Für mich steht der Verein und die Weiterentwicklung an oberster Stelle.
Ralf Zumdick (Team Bauer): In meiner langen Trainerkarriere habe ich in den unterschiedlichsten Stationen immer wieder vor Augen geführt bekommen, welche Anerkennung der VfL auch international erhält. Ich lebe selber seit über 40 Jahren in Bochum und bin dem Verein seit dem verbunden. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass nicht nur die Gründe für die nationale und Internationale Anerkennung des VfL Bochum – Kampfgeist, Ehrlichkeit, eine besondere Fankultur – bestehen bleiben, sondern auch der sportliche Erfolg auf Dauer konstant bleibt.
Aus welchem Grund sollte man Sie wählen? Was befähigt Sie dazu, einen Bundesligaclub als Vorstand zu führen? Was denken Sie, was Sie besser machen können als andere?
Marcel Maltritz (Team Bauer): Ich kenne den Verein, die Fans und die Mitarbeitenden der Geschäftsstelle. Das sowohl als Spieler, aber auch als Mitarbeiter und weiß von daher welche Stellschrauben gedreht werden müssen, um den Verein weiterzuentwickeln. Mein Netzwerk in den Sport, zur Stadt Bochum und den Sponsoren ist sehr groß. Durch die Gründung und den Aufbau der eigenen Firma sind betriebswirtschaftliche Themen, Mitarbeiterführung oder Netzwerken für mich ein wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit wird die nachhaltige Mitarbeiterführung und -entwicklung stehen. Vorstände, Trainer, Sportdirektoren oder Führungskräfte der Geschäftsstelle verlassen unseren Verein leider viel zu oft.
Die Weiterentwicklung des Nachwuchs- und Frauenfußballs werden Grundlagen unserer Arbeit sein. Die Entwicklung, der Einbau oder Weiterverkauf von Talenten ist unabdingbar. Der Vorsprung im Frauenfußball zur direkten Konkurrenz soll Ansporn und Verpflichtung sein, sich auch hier professioneller aufzustellen.
Ralf Zumdick (Team Bauer): Ich denke, wir sind ein starkes Team mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Kompetenzen, die sich ideal ergänzen.
Ich bin ein Teamplayer, kann auch führen und habe Ideen und Visionen für den Verein.
Marcel Maltritz, Karl-Heinz Bauer und ich haben eine langjährige Vereinsverbundenheit und wissen, woran wir beim VfL arbeiten wollen. Ich persönlich bringe zudem sportliche Erfahrungen als Spieler und Trainer mit und bin durch meine Trainerlaufbahn national und international bestens vernetzt.
Teil 2 – Fragen an das Vorstandsteam
Motivation
Können Sie Ihr Konzept für die nächsten Jahre erläutern? Was sind die strategischen Ziele, die gemeinsam mit der Geschäftsführung angegangen werden sollen? Welche drei Themen sind Ihrer Meinung nach kurz- und mittelfristig im dringendsten und müssen umgesetzt werden?
Team Villis: Der sportliche Erfolg ist das A und O im Profifußball, die Erste Mannschaft die Lokomotive eines jeden Vereins. Dennoch gibt es mehr als nur drei Themen, denen man sich in der Leistungssportbranche Fußball widmen muss. Wachstum und Kontinuität sind essenziell, diesen Weg der erfolgreichen vergangenen Jahre gehen wir weiter. Wir sind in laufenden Gesprächen mit der Stadt zum Thema Optimierung des Stadions. Das ist ein Schwerpunktthema. Wir werden verstärkt in die Infrastruktur des Talentwerks investieren, neue Finanzierungsmodelle für unsere Jugend finden. Wir benötigen zum Beispiel neue Umkleiden, einen weiteren Trainingsplatz, einen Kraftraum. Es müssen neue Vertriebswege erschlossen werden, die Digitalisierung ist demzufolge ein riesiges Thema. Wir machen gute Fortschritte, die es noch zu verstärken gilt, etwa über soziale Medien solche Wege und Geschäftsmodelle aufzustellen. All dies erfolgt aber immer in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Präsidium hat eine Aufsichts- und eine beratende Funktion. Wir stehen komplett hinter den Strategien, die unsere Geschäftsführung in den vergangenen Jahren verantwortlich vorgelegt hat und unterstützen sie dabei, sie weiterzuentwickeln und umzusetzen. Wir werden selbstverständlich nach wie vor das Investor-Thema verfolgen. Aber immer unter der Maßgabe, dass ein Investor zum VfL Bochum passen muss.
Team Bauer: Kurzfristig muss alles dafür getan werden, dass wir in der ersten Bundesliga bleiben. Wenn nicht, müssen wir darauf vorbereitet sein, d.h. Personal, Strukturen, Lizenzvoraussetzungen, Verträge so anpassen, dass wir in der 2. Liga bestehen werden und nicht durchgereicht werden. Der Verein hat den geringsten BuLi-Etat, der nur im Erfolg weiter aufgebaut werden kann. Durch die ungerechte Verteilung der Fernsehgelder geht leider die Schere immer weiter auseinander. Auch hier heißt es bei der DFL als VfL Bochum sicht- und hörbar zu werden, um für eine gerechtere Verteilung der Gelder zu sorgen.
Mittelfristig müssen wir das Talentwerk wieder dahin bringen, wo wir einmal waren, im Spitzenbereich Deutschlands. Das gleiche gilt für die Frauenmannschaft.
Langfristig muss die Renovierung des Stadions vorangetrieben werden. Hier sind wir natürlich auf die Stadt als Hausherr angewiesen.
Etwas spezifischer – was sind die Herausforderungen im heutigen Bundesliga-Fußballgeschäft (sportlich, aber auch strukturell)? Wie sieht die Vorstellung vom VfL der Zukunft aus? Wie wollen Sie Chancen nutzen und Risiken begegnen?
Team Villis: Um dauerhaft in der Bundesliga erfolgreich zu sein, braucht es einen Umsatz von mindestens 100 Millionen Euro, Tendenz steigend. Dann hat man die Mittel, um in einen Kader zu investieren, der auf Strecke konkurrenzfähig ist. Die Mannschaft musste im vergangenen Jahr überperformen, um die Klasse zu halten und sie muss es diese Saison wieder tun. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Wachstumsstrategie weiter in die gewünschte Richtung zu lenken, um somit den VfL im Kreis der deutschen Top-25-Clubs etablieren zu können. Dem Kreis gehören wir seit drei Jahren an.
Team Bauer: Das würde sicher zu weit führen, diese Frage erschöpfend zu beantworten. Nur ganz kurz: Herausforderungen sind bereits teilweise beschrieben, als Schlagwörter sollen reichen: Fernsehgelder, Digitalisierung, damit verbunden Verbesserung der Merchandising-Aktivitäten, Image- und Bekanntheitsaufbau, trotzdem den „Castroper Straßenfußball“ behalten und die eigene Identität stärken. Und das genau ist unsere Chance, die Nische zwischen den anderen beiden Ruhrgebietsvereinen zu bedienen.
Eine weitere Herausforderung sind die steigenden Energiekosten. Hier kommt die soziale und politische Dimension dazu.
Risiken (die wir ja heute noch gar nicht richtig abschätzen können) begegnet man mit Ruhe, Professionalität und Kontinuität. Das sind die drei wesentlichen Punkte für einen langanhaltenden Erfolg.
Welche Steuerungsmöglichkeiten hat man als Vorstand überhaupt? Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit der operativen Geschäftsführung vor?
Team Villis: Enger Austausch ist wichtig, und den hatten wir in den vergangenen Jahren stets. Das aktuelle Präsidium lebt diesen erfolgreichen, engen Austausch vor.
Team Bauer: Wie Sie sagen, obliegt dem Präsidium die Steuerung und Aufsicht. Wir werden also nicht in das Tagesgeschäft eingreifen. Wenn wir mit unserem Netzwerk und unserer Expertise gefragt sind, werden wir das sein. Darüber hinaus kennen wir beide Geschäftsführer gut. Wir haben in beide 100%iges Vertrauen. Wir werden die Geschäftsführung und das Trainerteam maximal unterstützen und eng zusammenarbeiten. Das gilt insbesondere beim Sponsoring, der Lizenzierung und bei strategischen Fragestellungen.
Wo sehen Sie den größten Unterschied bzw. Ihren Vorteil gegenüber der anderen Partei?
Team Villis: Wie eingangs erwähnt: In der zurückliegenden Dekade haben wir es geschafft, den VfL in schwierigen Zweitligazeiten so zu konsolidieren, dass wir in der Lage waren, einen aufstiegsfähigen Kader zusammenstellen zu können. Es wichtig, ein verlässlicher Partner für die Wirtschaft, die Partner und Sponsoren zu sein. Wir haben viele Stakeholder – neben den Partnern und Sponsoren auch die Mitglieder, Fans, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – davon überzeugen können, dass unsere Strategie die richtige ist und wir damit erfolgreich sind. Wir haben den VfL in die Bundesliga geführt und dort gehalten.
Team Bauer: Bei uns steht das „Wir“ im Vordergrund. Wir sind breit aufgestellt. Jeder hat seine Schwerpunkte. Wir sind absolute Teamplayer. Ziel ist eine seriöse, unauffällige und erfolgreiche Führung des Vereins.
Wieso haben Sie sich entschlossen, sich als Alternative aufstellen zu lassen? Wieso kommt die Kandidatur so kurzfristig?
Team Bauer: Die Überlegungen für die Kandidatur bestanden immer mal wieder. Jedoch braucht es für so einen wichtigen Schritt ein entschlossenes und harmonisierendes Team, das intern kontrovers diskutieren kann, nach Außen aber als Einheit auftritt. Auch ein gegenseitiges Vertrauen in die jeweiligen Kompetenzen des anderen und für das gemeinsame Vorhaben muss gut abgestimmt sein. Das haben wir mit diesem Team in vielen intensiven Gesprächen getan und sind nun fest entschlossen, ein erfolgreiches Team aufbieten zu können. An dieser Stelle wollen wir aber auch kein Hehl daraus machen, dass wir uns bisher vergeblich um eine Frau in unserem Team bemüht haben. Wir sind allerdings zuversichtlich, diese zukünftig noch zu kooptieren, wenn wir gewählt werden sollten.
Finanzen
Phantasiefrage: Der VfL Bochum bekommt 50 Mio EUR zur Verfügung. Was würden Sie damit anstellen wollen?
Team Villis: Für uns keine Phantasie, wir beschäftigen uns mit Größenordnungen, die bei den TV-Geldern aktuell bei rund 33 Millionen Euro liegen, hinzu kommen Einnahmen aus Ticketing und Sponsoring. Wenn man rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes in den Lizenzspielerkader steckt, gilt das als gesunder Wert.
Team Bauer: Leider stellt sich die Frage nicht, wenn doch würde natürlich ein Großteil in den Lizenzspieleretat fließen. Auch hier würden wir den sukzessiven Aufbau über Jahre in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung präferieren. Ein Teil ginge in das Nachwuchsleitungszentrum und ein Teil in die Frauenmannschaft.
Wer legt das Budget fest? Sie als Vorstand oder Ilja Kaenzig als Geschäftsführer Finanzen? Wie sieht die Kontrollfunktion des Vorstands in konkreten Investitionen aus?
Team Villis: Wie oben beschrieben werden rund 40 Prozent des Gesamtumsatzes für den Kader aufgewendet, dessen Etat wir diese Saison von 24 Millionen in der Spielzeit 2021/22 auf 31,5 Millionen signifikant erhöht haben. Die strategischen Vorgaben erfolgen seitens der Geschäftsführung, das Präsidium sichert dann in enger Absprache mit der Geschäftsführung ab.
Team Bauer: Die konkrete Budgetfestlegung ist zunächst einmal eindeutig die Aufgabe von Ilja Kaenzig als zuständiger Geschäftsführer. Der Austausch zwischen Ilja Kaenzig und Patrick Fabian ist dabei im Vorfeld zwingend. Dies muss natürlich im Einklang stehen mit den strategischen Zielen des Vereins. Eine Budgetplanung ist dann im Anschluss zwischen Geschäftsführung und Vorstand zu beraten und zu beschließen. Zur Budgetplanung gehört dann gleichermaßen eine Investitionskostenplanung, die ebenfalls zwischen Geschäftsführung und Vorstand beraten und beschlossen wird. Damit kommt der Vorstand/das Präsidium seiner Aufsichtspflicht nach und gibt der Geschäftsführung gleichermaßen Handlungsspielraum und Freiräume, das operative Geschäft zu gestalten und zu verantworten.
Wie bewerten Sie die bisherige Strategie der finanziellen Vernunft. Was ist der Weg für die Zukunft? Was wird mit den Transferüberschüssen aus der Sommerpause passieren? Gibt es noch größere Investitonen, z.B. im Bereich Stadioninfrastruktur, auf die sich der VfL Bochum in den nächsten Jahren einstellen muss?
Team Villis: Beim Thema Finanzen muss man zuvorderst die Lizenzierung im Blick haben. Wenn die ohne Auflagen oder Bedingungen erfolgt, ist es ideal. Finanzielle Vernunft ist aus unserer Sicht auch aus dem Grund alternativlos. Man sieht ja bei anderen Clubs, wohin der Weg der massiven Überschuldung und des permanenten Risikos führen kann. Wir sind vorsichtige Kaufleute, was sich nicht nur in Pandemie-Zeiten als richtig herausgestellt hat. Wir stehen vor enormen Herausforderungen, gegenwärtig wie in naher Zukunft. Den Auswirkungen der Energiekrise begegnen wir proaktiv. Das Stadionthema haben wir schon eingangs erwähnt, Optimierungsbedarf hier ist erkannt, die Gespräche mit der Stadt laufen.
Team Bauer: Zur Strategie von konkreten Investitionen und Finanzierungen kann an dieser Stelle keine zutreffende Antwort gegeben werden, weil unserem Team dazu bisher keine detaillierten Informationen zu vorliegen. Es wären also Spekulationen.
Grundsätzlich müssen Investitionen zukünftig so angelegt werden, dass sie den Verein in seiner wirtschaftlichen Stabilität nicht gefährden. Aus unserer Sicht muss es in Zukunft aber auch Investitionen mit überschaubaren Risiken geben, wenn es darum geht den sportlichen Erfolg zu sichern, denn das zahlt sich dann auch wirtschaftlich für den Verein am Ende aus.
Investor
Warum hört man so wenig von den Versuchen einen Investor zu finden? Wir Mitglieder haben mit der schwierigen Entscheidung dafür einen Vertrauensvorschuss gegeben. Warum ist hier nicht mehr Transparenz möglich?
Team Villis: Zunächst einmal ist es gut, wenn die Gespräche ohne große öffentliche Begleitung geführt werden. Das erwarten die Gesprächspartner als seriöse Geschäfts- und Unternehmensleute auch. Das Interesse, bei Fußballclubs einzusteigen, ist nach wie vor groß, speziell in Übersee.
Wird die Suche nach einem passenden Investor auch in Zukunft wie bisher eher vorsichtig vorangetrieben oder ist hier mehr finanzielles und strategisches Risiko geplant? Nach welchen Kriterien sollte ein Investor ausgesucht werden? Wird es weiterhin ohne Investoren gehen, sich auf dem Transfermarkt zu behaupten?
Team Villis: Ilja Kaenzig hat richtigerweise festgestellt, dass eine solche Entscheidung eine Generationenentscheidung ist, der man mit großem Respekt begegnen sollte. Der VfL Bochum 1848 kennt seinen Wert und wir sehen keine Veranlassung, darunter zu bleiben. Die Kriterien, nach denen wir die Investorensuche vorantreiben, sind auf der damaligen Mitgliederversammlung vorgestellt und mit großer Mehrheit angenommen worden.
Ein Investor gibt dem Club die Möglichkeit Geld zu generieren, deshalb war die Ausgliederung prinzipiell richtig. Ein Investor, der kommen kann und soll, muss absolut passen. In dieser Frage werden wir uns von der Position von Ilja Kaenzig und des jetzigen Präsidiums nicht unterscheiden.
Transfers
In welchem Rahmen sind finanzielle Investitionen in den Kader in der Winterpause geplant, um den drohenden Abstieg zu verhindern? Werden Sie darauf pochen, den Kader noch in dieser Saison zu verstärken?
Team Villis: Zunächst: Dass es um nichts anderes als den Klassenerhalt geht, haben wir vor der Saison oft genug betont. Aktuell haben wir unter der neuen sportlichen Leitung die Hälfte unserer Spiele gewonnen. Halten wir diesen Schnitt, bleiben wir in der Liga. Wir hören uns die Strategie und die Planungen für die Winterpause seitens der zuständigen Geschäftsführung an und werden danach darüber beraten und gemeinsam entscheiden. Es sind Mittel da, wie auch schon im Sommer. Die Bereitschaft, diese Mittel einzusetzen, ist von Seiten des Präsidiums auch unverändert vorhanden. Damals hat sich die sportliche Führung entschieden, ab Zeitpunkt X keine Veränderungen mehr vornehmen zu wollen.
Team Bauer: Wie den Medien bereits entnommen werden konnte, plant Patrick Fabian eine Analyse der vergangenen Spiele, um über mögliche Verstärkungen nachzudenken.
Wir unterstützen diese Überlegungen und sollten im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten alles für den Klassenerhalt tun. Es müssen dann aber auch Spieler sein, die sofort passen und dem VfL helfen können.
Wie erklären Sie sich das Zustandekommen der Mousset-Verpflichtung? Wie konnte der Spieler den Medizincheck bestehen? Ähnliches gilt für Spieler wie Horn und Goralski, die seit Ihrer Verpflichtung fast durchgehend verletzt waren.
Team Villis: Die erste Frage können nur die zuständigen Abteilungen beantworten, müsste also der damaligen sportlichen Führung gestellt werden. Lys Mousset, so sagt es Thomas Letsch, ist mittlerweile im Mannschaftstraining und macht gute Fortschritte. Ich erinnere gern daran, dass auch Robert Zulj einst mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte als er zu uns kam. Nach einer mehrwöchigen Saisonunterbrechung kam er dann in der Form zurück, die wir uns schon anfangs erhofft hatten und wurde dann zu einem sehr wichtigen Spieler für uns. Die anderen Fragen könnte nur die medizinische Abteilung beantworten, wobei der Datenschutz an der Stelle nicht außer Acht gelassen werden darf. Jacek Goralski wünschen wir auf jeden Fall einen optimalen Heilungsverlauf, er hätte sehr gerne seine aufsteigende Form durch mehr Spiele bei uns unter Beweis gestellt und verpasst nun die WM. Ein herber Schlag, für ihn, für uns, fürs Nationalteam. Jannes Horn ist wieder dabei und hat zuletzt erfolgreich mitgeholfen, den Sieg gegen Gladbach zu sichern.
Team Bauer: Eine Verpflichtung läuft so ab, dass nach Klärung aller vertraglichen Angelegenheiten der Medizincheck durchgeführt wird. Dabei obliegt es der sportlichen Leitung, je nach Gesamtsituation in Kauf zu nehmen, dass die zu verpflichtenden Spieler noch nicht auf Top-Niveau der Fitness sind. Ärztlicherseits muss geklärt werden (das ist von der DFL vorgeschrieben), ob Sporttauglichkeit vorliegt, ob also Krankheiten oder Gebrechen Leistungssport verbieten. Darüber hinaus geht es um die Risikoeinschätzung für den Verein. Da fließen Vorverletzung, Vertragslaufdauer, Ablösesumme u. Ä. mit ein. Allein wegen der ärztlichen Schweigepflicht kann ich hier nicht über einzelne Spieler sprechen, aber z.B. bei Goralski ist ja bekannt, dass er im ersten Training so unglücklich einen Ball vor das Auge bekommen hat, dass er notoperiert werden musste. Insgesamt wurde er dreimal am Auge operiert. Dass er sich im Aufbautraining zusätzlich muskulär verletzt hat und so die WM verpasst ist schon großes Pech. Für viele, von außen betrachtet ärgerliche Verletzungen, gibt es gute Erklärungen die man nicht alle öffentlich machen kann.
Wie sehen Sie rückblickend die Transferentscheidungen in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison?
Team Villis: Wir sind davon überzeugt, dass das Team – Mannschaft, Trainer, Staff – in der Lage ist, die Klasse zu halten.
Team Bauer: Leider sind mit der Kündigung von Sebastian Schindzielorz und der anschließenden Suche nach einem Nachfolger viele Fehler gemacht worden, die von vielen Fans zu Recht kritisiert wurde. Die Kaderplanungen hätten unserer Ansicht nach nicht mehr von Sebastian gemacht werden dürfen, hier hätte es ein konsequentes Handeln des Vorstands gebraucht.
Wir alle wissen, dass das zweite Bundesliga-Jahr für den ganzen Verein ein Kraftakt werden würde. Jedoch ist die Investition in den Kader aus den getätigten Transfereinnahmen nicht annährend erfolgt, um die Mannschaft nach den Abgängen der Leistungsträger zu verbessern bzw. zu stärken. Verletzungen und fehlende Fitness hat bei einigen Spielern leider auch eine übergeordnete Rolle gespielt. Zukünftig wollen wir gemeinsam daran arbeiten, Netzwerke zu nutzen, um Talente und Spieler zu finden, die zu uns passen und den Verein sportlich voranbringen.
Nachwuchs und Frauenfußball
Wird über eine Wiedereinrichtung der U23 nachgedacht, u.a. auch um Talente auch über die U19 an den VfL zu binden?
Team Villis: Ob eine U23 überhaupt Sinn macht oder ob man nicht besser eine U21 etablieren sollte, wäre eine grundlegende Frage, die man sich stellen müsste, so man denn über dieses Thema nachdenkt. Eine weitere Schwierigkeit ist ja, dass aufgrund der Regularien des Fußballverbandes Westfalen, dem der VfL nun mal angehört, diese Mannschaft in der Kreisliga starten müsste und erst in ein paar Jahren in den Sphären angekommen wäre, die für den Verein dann relevant wären. Über die Finanzierung bis dahin und ab dann hat auch noch niemand gesprochen. Aber Patrick Fabian hat auch dieses Thema im Blick und wird bei Gelegenheit dazu berichten.
Es wird über eine Wiedereinrichtung der U23 nachgedacht, u.a. auch um Talente auch über die U19 an den VfL zu binden? Welche anderen Maßnahmen sind geplant, um den Nachwuchs noch besser zu fördern? Wie könnten diese Maßnahmen finanziert werden? Wie wird sichergestellt, dass die U23 schnell auf das notwendige Niveau (4. Liga) kommt?
Team Bauer: Momentan haben Spieler, die aus der U-19 kommen und den Sprung zu den Profis noch nicht schaffen, beim VfL keine Perspektive. Daher muss es entweder Kooperationsvereine geben, um Spieler dort zu parken, um die nötige Spielpraxis zu sammeln oder, es muss die Wiedereinführung einer U-23 Mannschaft intern sowie extern forciert werden. Vielen Jungs fehlt im Übergang zu den Profis eine Entwicklungsstufe, gerade für den VfL als Ausbildungsverein ist es elementar wichtig jungen Spielern Wettkampfpraxis zu geben. Die Infrastruktur am NLZ muss dringend verbessert und professionalisiert werden.
Wir sind von dem Weg einer durchlässigen eigenen Nachwuchsprofientwicklung weiter überzeugt und wollen auch in Zukunft wieder „Leitsch`s“,“ Goretzka`s“ oder „Gündogan`s“ beim VfL entwickeln.
Finanzieren muss man dies entweder durch zusätzliche Förderer oder auch durch Teilkompensationen aus dem Profi-Etat.
Welche konkreten Schritte sind geplant, um den Frauenfußball in Bochum zu fördern? Woher sollen die dafür notwendigen Mittel kommen?
Team Bauer: Den Vorsprung, den wir aktuell im Mädchen- und Frauenfußball gegenüber den direkten Nachbarn noch haben, müssen wir nutzen und die erste Damenmannschaft mittelfristig mindestens in der 2., bestenfalls, in der 1. Bundesliga etablieren. Auch hier bedarf es einer grundlegenden Professionalisierung im Struktur- und Mitarbeiterbereich. Durch Gewinnung externer Partner und Sponsoren mit entsprechender Budgetierung ist es unser Anspruch auch hier besser aufgestellt zu sein.
Wie stehen Sie zum Thema frei oder stark vergünstigte Schoßkarten für Kleinkinder (z.B. U6). Wäre das eine Möglichkeit, die Kleinen früh für den VfL Bochum zu begeistern?
Team Villis: Wir nehmen alle Anregungen aus dem Kreis der Mitglieder auf und diskutieren sie intensiv, so auch dieses Thema.
Team Bauer: Schoßkarten für Kinder im Alter bis 5 Jahre wäre durchaus ein gutes Instrument, um den Fannachwuchs an den VfL Bochum heranzuführen. Dieses Modell ist in anderen Bundesligaclubs weiterhin gelebte und erfolgreiche Praxis. Das wäre auch unter sozialen Gesichtspunkten ein gutes Angebot für Familien, denn unser Familienblock ist recht klein und Karten in anderen Blöcken müssen dann eben voll bezahlt werden. Eine Schoßkarte zum Preis von 1 bis 2,5 € wäre eine sinnvolle Überlegung.
Fans
Wie wollen Sie eine Betrachtung wichtiger Fanbelange auf höchster Ebene operativ umsetzen?
Team Bauer: Es muss nicht nur einen regelmäßigen Informationsaustausch zwischen organisierten Fanclubs und Mitgliedern geben, sondern auch ein Format zur Einbringung von Ideen und Maßnahmen zum Wohle des Vereins. Genauso sollte es in Zukunft wieder möglich sein, die Profis zu Fanclubveranstaltungen und Jubiläen einzubeziehen. Die positive Unterstützung der Fans in den Heim- und Auswärtsspielen in den letzten beiden Jahren ist grandios und sucht seinesgleichen in der Liga.
In Bezug auf die Beteiligung von Fans sind wir als Team aber auch offen dafür, über neue und kreative Formate nachzudenken bzw. uns damit auseinanderzusetzen, wie eine gute und zufriedenstellende Beteiligung funktionieren kann.
Insbesondere durch die Besetzung von Marcel Maltritz, Ralf Zumdick und Marc Schaaf erhoffen wir uns aus dem Präsidium heraus ohnehin eine größere Nähe zu unseren Fans.
Rückblick
In der vergangenen Transferperiode sind regelmäßig Informationen an die Öffentlichkeit gelangt. Wie soll das zukünftig wieder besser unterbunden werden?
Team Villis: Wenn man bedenkt, wie viele Parteien an einem Transfer mitwirken, ist es auf Bundesliga-Ebene wenig verwunderlich, dass Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Das ist auch ein bisschen Teil des Entertainment-Pakets, ohne dass wir es dadurch gutheißen möchten. Dass die Trainerwahl auf Thomas Letsch fiel, hat die Öffentlichkeit dann ja auch überrascht.
Team Bauer: Das ist aus unserer Sicht recht einfach… solange interne Dinge nicht klar sind, bleiben sie intern! Wenn Informationen nach außen gegeben werden, dann professionell vorbereitet und zielgerichtet kommuniziert. Persönliche Eitelkeiten dürfen dabei nie im Vordergrund stehen sondern das Wohle des Vereins.
Ist die Geschäftsführung mit dem Wunsch der Vertragsverlängerung für Thomas Reis und/oder Sebastian Schindzielorz auf Sie zugegangen und Sie haben die Gespräche erst einmal verschoben?
Team Villis: Erste Gespräche mit Sebastian Schindzielorz gab es schon Ende letzten Jahres, denen weitere folgten. Wir waren überrascht, dass er letztlich seinen sehr wettbewerbsfähigen Vertrag gekündigt hat. Unsere größte Wertschätzung war, dass wir ihm nach dem Ende seiner Profikarriere die Möglichkeit gegeben haben, sich beim VfL Bochum bis zum Vorstand bzw. Geschäftsführer Sport zu entwickeln. Die Aufgabe haben wir ihm zugetraut, und er hat sie gut gemacht. Deshalb wollten wir ihn auch halten. Ich finde, das hat alles viel mit Wertschätzung zu tun.
Teil 3 – Fragen an die Vorstandssprecher
Wie aktiv werden Sie in Zukunft in der Öffentlichkeit auftreten? Werden Sie die bisherige Strategie ggf. überdenken? Wie möchten Sie generell die Kommunikation des VfL Bochum nach Außen in Zukunft gestalten?
Hans-Peter Villis: Der VfL ist in puncto transparenter Kommunikation in einer außergewöhnlichen Position, wohl kaum ein Club hat so detaillierte Auskünfte, beispielsweise über die Kartenvergabe, erteilt wie wir. Dass wir zu Vertragsinhalten keine öffentliche Stellung beziehen wollen und werden, versteht sich allerdings hoffentlich von selbst. Wir haben uns jeder Diskussion bisher gestellt, wir beantworten umfangreiche Fragenkataloge wie diesen, wir sind ansprechbar. Aber: Wir haben aber auch nicht alles richtig gemacht und sehen da Verbesserungspotential.
Karl-Heinz Bauer: Sicherlich steht der Vorstandsvorsitzende mehr im Fokus als die anderen Mitglieder des Gremiums. Wir werden Aufgabenschwerpunkte verteilen. Die jeweils Zuständigen äußern sich dann auch zu ihrem Bereich. Wichtig ist, dass wir mit einer Stimme sprechen. Grundsätzlich gilt: je seriöser und unauffälliger man als Präsidium arbeitet, desto erfolgreicher ist man. Aber wenn wir gefordert sind, und das gilt in erster Linie für Krisenzeiten, werden wir da sein. Dann werde ich als Vorstandsvorsitzender auftauchen und den Kopf hinhalten.
Was verstehen Sie unter Führung? Woran machen Sie Ihre Führungsqualitäten fest? Wie zeigt sich dies in der Arbeit mit dem Vorstandsteam und der Geschäftsführung?
Hans-Peter Villis: Neben der Innovationskraft ist für mich insbesondere das ruhige und sachliche Segeln in unruhigen Gewässern wichtig. Teamfähigkeit, hohe soziale Kompetenz, Glaubwürdigkeit, Offenheit und Durchsetzungsstärke sind ebensolche wichtige Faktoren.
Karl-Heinz Bauer: Meinen Führungsstil der ehrlichen, wertschätzenden Art, der in der Regel kommunikativ ist, aber auch manchmal direktiv sein muss, habe ich bereits dargestellt.
Wir danken beiden Parteien für die ausführlichen Antworten auf unsere Fragen. Wir hoffen die Antworten helfen Euch, eine faktenbasierte Entscheidung bei der Wahl am Dienstag zu treffen. Wir werden unsere Meinungen in separaten Kommentaren veröffentlichen.
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