Vier Spiele. Null Punkte. Panik oder Optimismus?

Vier Spiele, vier Niederlage. Der VfL Bochum startet in die Bundesligasaison 2022/23 denkbar ungünstig mit null Punkten. Mit den niedrigsten Etat aller Bundesligisten und als haushoher Favorit auf einen direkten Abstiegsplatz für den externen Betrachter vielleicht wenig überraschend. Doch ist die Situation wirklich so schlecht, wie sie der Blick auf die Tabelle vermuten lässt? Was macht Hoffnung? Oder wurden offensichtliche Fehler gemacht? Eine Diskussion.

These 1: Blick auf den Kader – die Mannschaft ist deutlich schwächer als in der vergangenen Spielzeit

Moritz Möller (MM): Auf den ersten Blick wirkt der Kader schwächer als in der letzten Saison. Man darf aber nicht vergessen, dass man in der Bewertung die vielen Highlights der letzten Saison unwillkürlich mit einfließen lässt. Pantovics Tore, Polters aggressive Spielweise und unermüdliches Ackern, die Wucht von ABK. Dabei lässt man dann außer Acht wie viele Anhänger des VfL Pantovic vor der Saison gerne verschenkt hätten, man nicht wusste, was man mit Polter sollte oder man gerne über den Bella-der-Woche scherzte. Mit z.B. Ordets, Hofmann und Goralski hat man Bausteine für eine neue Mannschaft. Letzte Saison passte auch nicht alles am ersten Spieltag in Wolfsburg und auch nicht am vierten zu Hause gegen Hertha. Thomas Reis hat bewiesen, dass er Mannschaften entwickeln kann. Und das wird er auch diese Saison wieder tun.

Claudio Gentile (CG): In der Spitze ist der Kader in meinen Augen schwächer als in der vergangenen Spielzeit. Leitsch und ABK waren für den VfL überdurchschnittliche Spieler, dass man diese nicht eins zu eins ersetzen wird können war klar. Man hat durchaus gute Transfers getätigt, ich bin mir sicher, dass auch Heintz, Ordets und Masovic eine gute Innenverteidigung bilden können. Zentral wird allerdings, wie schnell man die abgeänderte Spielweise in allen Mannschaftsteilen umsetzen kann. Denn man hat jetzt nicht mehr mit Leitsch einen super schnellen Mann hinten drin und ist gezwungen, deutlich tiefer zu verteidigen. Das ist nicht schlimm, verändert aber eben die Statik im Spiel.

Gastautor Tobias Nordmann (TN): Nein, die Mannschaft ist nicht schlechter als in der vergangenen Saison. Zumindest nicht als Kollektiv. Klar, die Abgänge der beiden Innenverteidiger Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap konnte nicht gleichwertig kompensiert werden. Aber das ist eben der Fluch der guten Tat. Beide gehörten zu den spannendsten Spielern auf ihrer Position – und waren damit eben nicht zu halten. Bitter aus Sicht der Bochumer, dass die Suche nach einem Nachfolger so zäh war. Aber mit Ivan Ordets und Dominique Heintz wurden zumindest zwei Kaliber gefunden, die das
Potenzial für ein stabiles Fundament haben. Aber wo ist der Kader sonst schwächer geworden? Die Sehnsucht nach Elvis Rexhbecaj ist natürlich nachvollziehbar, aber dabei wird vergessen, dass er dem VfL vor allem als Energizer und vor allem in der Schlussphase der Saison sehr gutgetan hat. Womöglich gibt es mit Jacek Goralski den Nachfolger bereits im Kader, seine Grätschen gegen Freiburg zuletzt hatten das Potenzial für große Emotionen. Ansonsten ist Kevin Stöger ein brutaler Zugewinn und im Sturm ist Bochum mit Lys Mousset, Philipp Hofmann und Simon Zoller (ist ja nach seiner Verletzung quasi ein gefühlter Zugang) besser und variabler als mit Sebastian Polter und Jürgen Locadia besetzt.

Stefan Zils (SZ): Die Bewertung des Kaders in besser oder schlechter fällt mir schwer. Es dauerte letzte Saison ein paar Spiele, bis es klick gemacht hat und die Mannschaft meiner Meinung nach als Kollektiv deutlich überperformen konnte. Stellt man die Spieler eins gegen eins gegenüber, ist man beispielsweise in der Verteidigung zwar breiter (Verletzungen außen vor), aber sicher schwächer aufgestellt. Im Mittelfeld sehe ich uns, Abgänge gegen die Neuzugänge gerechnet, potenziell aber stärker, obwohl hier noch jemand fehlt, und im Sturm ist es noch zu früh. Einen „emotional leader“ wie Rexhbecaj ersetzt man da aber schwerer als seine reine Leistung auf dem Platz. Zudem war die Vorbereitung durch viele Verletzungen, späte Verpflichtungen oder Rückkehr nach Länderspielen suboptimal, um schon einen Stamm zu bilden, der die Vorstellungen des Trainers umsetzen kann. Man sollte noch etwas abwarten, bis der Großteil des Kaders bei 100% ist und Spieler wie Hofmann und vor allem Förster ihr Spiel mehr an die Vorstellungen von Thomas Reis anpassen konnten. Gepunktet werden muss aber trotzdem, auch wenn die Anpassung noch dauert. Hier muss sich das Trainerteam was einfallen lassen, insbesondere bei den vielen individuellen Fehlern.

Tobias Wagner (TW): Meine Vorschreiber haben alle wichtigen Punkte bereits genannt. Aus meiner Sicht ist der Kader minimal schwächer als letzte Saison. Dies ligt vor allem daran, dass Spieler wie Leitsch, Bella-Kotchap, Rexhbecaj, Löwen und Polter die DNA des VfL der letzten Saison ausgemacht haben.

Leitsch und Bella-Kotchap da sie mit ihrem Tempo und ihrer Zweikampfstärke im Normalfall alleine den Rückraum gegen jedes 1 gegen 1 sichern konnten. Rexhbecaj und Löwen waren starke Zweikämpfer, die es Losilla erlaubt haben, sich auf seine Rolle als zentraler Sechser zu konzentrieren. Polter bildete die One-Man-Army im Sturmzentrum, die Bälle festmachte und  Gegenspieler provozierte wie sie nur konnte.

In der Abwehr haben wir mit Ordets jemand, der die Zweikampfstärke von ABK mitbringt, es fehlt jedoch das Tempo, um die Tiefe wie bisher zu kontrollieren. Heintz versucht sich als Leader, leider passen Körpersprache und Zweikampfstärke noch nicht ganz dazu. Goralski ist grad erst richtig im Training und sucht noch nach der Abstimmung mit Losilla. Förster ist ein großes Fragezeichen. Hofmann fehlt noch (zumindest nach Außen) die Leidenschaft und Schärfe eines Polter.

Das Potenzial ist jedoch da, eine neue DNA aufzubauen. Im Mittelfeld ist Stöger mehr als Gold wert. Seine Pässe können aus jeder Position des Spielfelds Gefahr erzeugen. Auch Ordets und Heintz spielen sehr starke lange Bälle. Vorher war Riemann dort allein auf weiter Flur. Hofmann ist spielerisch um Welten stärker als Polter, außerdem harmoniert er perfekt mit Zoller. Offensiv sollten wir also deutlich mehr auf das Feld bringen. Wenn wir uns auch defensiv finden, ist also auch mit dem neuen Kader und neuer DNA etwas möglich.

These 2: Die bisherigen Transfers waren ja „irgendwie nicht verkehrt“, aber kamen zu spät und man wird das Gefühl nicht los, dass 1-2 richtige „Kracher“ in der Spitze fehlen.

CG: Mein größter Kritikpunkt dieser Transferperiode – selbst wenn jetzt noch ein starker Spieler in den letzten Zügen der Transferperiode kommt. Wie bereits erwähnt – mit ABK und Leitsch konnte man extrem hoch verteidigen. Ähnliche Spieler in unserer Preisklasse zu finden war absehbar schwierig. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man zumindest in der sensiblen Position der Innenverteidigung schon früh die Verstärkung zusammen hat, um sich an die geänderte Grundausrichtung der Defensive gewöhnen zu können.

MM: Auch in der letzten Saison kamen die Transfers spät, allerdings hatte man vorher einen festen Stamm. Durch die Leistungen der letzten Saison waren einige Nationalspieler länger unterwegs und stiegen später ein. Für viele sind Rückkehrer immer recht selbstverständlich, aber wenn man sich die ersten Spiele ansieht, ist Kevin Stöger für Bochumer Verhältnisse ein Kracher. Und wie oben schon erwähnt: Kracher können sich auch entwickeln. Goralski hatte seine ersten Minuten, Mousset stand noch gar nicht auf dem Platz. In Bochum wird immer das Mannschaftsgefüge über allem stehen, wenn man die Klasse halten will. Daher können auch Rollenspieler in Bochum ein Kracher sein. Trotz allem: Ein agiler, aggressiver Sechser oder Achter der das Spiel direkt belebt, wäre ein Kracher.

TN: Nein. Natürlich wäre es toll gewesen, wenn die Kaderplanung frühzeitig abgeschlossen worden wäre. Aber das es schwierig werden würde, war doch klar. Der VfL hat im Sommer üppig Geld für Leitsch, ABK und Sebastian Polter eingenommen, das wissen die anderen Vereine. Entsprechend
preistreiberisch werden die Verhandlungen geführt. Ein Reflex des Business. Beim Spagat das Team sinnvoll zu verstärken, die Kohle aber nicht zu verpassen, führt das eben zu den Verspätungen. Und das Kracher fehlen, sehe ich nicht. Sebastian Schindzielorz ist seiner Linie treu
geblieben, Spieler zu verpflichten, die Können nachgewiesen haben, aber im Karrieretief stecken. Bislang ist er damit gut gefahren, warum sollten sich also Mousset, Jannes Horn oder Jordi Osei-Tutu nicht noch als Kracher entpuppen? Ebenso wie die drei oben genannten, Goralski, Ordets und Heintz.

TW: Wie zuvor beschrieben haben die Zugänge das Potenzial, mit neuer DNA unsere Abgänge aufzufangen. Pech (wie die direkten Verletzungen von Goralski und Horn) und schlechte Planung (Heintz als neuer Leader erst kurz vor Schluß) haben eine frühe Anpassung verhindert. Gerade in der Abwehr hätte man aufgrund der Planbarkeit der Abgänge frühzeitig Neuzugänge präsentieren müssen, um Klarheit hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung zu haben. Reis muss jetzt schnell liefern, da man ja bereits hinterherläuft.

These 3: Im Freiburg-Spiel war eine deutlich stärkere Mannschaft zu sehen – was muss gegen Bremen und Schalke noch besser werden, damit wir die ersten Punkte holen?

CG: Sollte sich die defensive Abstimmung gegen aktuell starke Bremer noch verbessern, sehe ich gute Chancen, dass wir hier unsere ersten Punkte einfahren können. Das Bayern-Spiel ausgeschlossen, waren unsere Leistungen ja nie schlecht und vor allem gegen Freiburg hatten wir viel vom Spiel. Man kann nur hoffen, dass es ähnlich ist wie im letzten Jahr, dass Automatismen greifen müssen und dann die Punkte kommen.

MM: Weiter an den Stärken arbeiten: Zweikampf, direktes Spiel, ekelig sein, Chancenverwertung, das Leben dem Gegner schwer machen. Auch die ein oder andere Standardvariante wäre mit einem Kevin Stöger am ruhenden Ball ein wichtiges Mittel, um mit wenig Aufwand ein Tor zu erzielen. Dann kann man mit der Unterstützung der Fans – auswärts wie zu Hause – diese Momente wie letztes Jahr schaffen in denen man Punkte einfach mit Leidenschaft erkämpft.

TN: Beim VfL geht es weniger darum, die Chancenverwertung oder die Restverteidigung zu kritisieren (natürlich muss beides besser werden), es geht viel mehr darum, dass die Mannschaft wieder den Spirit der vergangenen beiden Jahre entwickelt. Dass Schlüsselspieler wie Toto
Losilla und Christian Gamboa wieder in Top-Form kommen. Und auch Manuel Riemann ist noch nicht wieder so konstant, wie in seiner Bundesliga-Premierensaison. Aber auch das alles kommt mit Ansage. Emotional war die vergangene Spielzeit eine brutale Herausforderung, getragen von der Sehnsucht und der Euphorie in der Stadt. Riemann, Losilla und Co. haben alles reingeworfen, um das Wunder zu schaffen. Dass auf diesen psychologischen Dauerausnahmezustand ein Tief folgt, war zu erwarten. Für Coach Thomas Reis wird es nun die größte Aufgabe sein, seine Schlüsselspieler wieder stabil in Form zu bekommen und den Neuzugängen die Mentalität des Klubs und des Spiels einzuimpfen. So wie es vergangene Saison mit Polter gelang, der zwar nicht der große Fußballer, aber dafür der perfekte Mann für die Leidenschaft und das aggressive Pressing war.

SZ:
Im Grunde klingt es leicht, man müsste die Offensivleistung aus dem Hoffenheim-Spiel und die Defensivleistung gegen Freiburg zu einer gesunden Mischung kombinieren. Generell ist die Hoffnung natürlich, dass die Mannschaft sich jetzt noch weiter einspielen konnte, nicht nur der Trainingsplatz voller wird und man noch mehr Material hat, um die Schwachpunkte aufzuarbeiten. Wichtiger ist allerdings, dass sich aus der internationalen Mannschaft ein Kollektiv entwickelt mit einem Gerüst, das vorangeht und die anderen mitzieht, wie es Polter, Rex, Danilo (mehr durch die Spielweise als als Lautsprecher) und Riemann in der vergangenen Saison getan haben. Außerdem ist zu hoffen, dass Losilla (nur) aus einem Formloch kommt und es sich nicht wie bei Tesche letzte Saison herauskristallisiert, dass das Tempo langsam zu hoch für ihn wird.

TW: Ich finde das Freiburg Spiel in der Rücksicht eventuell sogar zu positiv bewertet. Freiburg hatte mehrere starke Chancen. Die Webseite Fivethirtyeight hält bei den aufgrund der Abschlüsse zu erwartbaren Toren ein 5,8:1,1 fest. Natürlich sorgen die drei Chancen aus dem einen Elfmeter hier schon für knapp 2 erwartbare Tore, aber auch ein 5:1 oder 4:1 würde uns anders über das Spiel reden lassen. Unser Abschlüsse waren hingegen gut ausgeführt, so dass sie dann (leider) nur am Pfosten landeten.

Wir müssen weiterhin stabiler werden. Losilla und Goralski müssen sich schnell abstimmen, wer von ihnen sich etwas zurücknimmt, um den anderen in seinem wilden Pressing abzusichern. Momenten sind beide zu sehr Jäger und zu wenig Sammler. Stöger als freies Pressingradikal von der Zehn hat tatsächlich gut funktioniert. Auch Masovic scheint mit Heintz an seiner Seite stabiler zu sein. Auch Stafylidis brachte Sicherheit zurück. Wenn sich jetzt Gamboa noch fängt – er hatte ja eigentlich eine gute Vorbereitung – dann wären wir zumindest in den letzten beiden Ketten wieder halbwegs bundesligatauglich.

Im Sturm ist mit Asano, Holtmann und Zoller einiges möglich. Auch wenn wir mit nur drei Offensiven natürlich weniger Durchschlagskraft haben. Mit Osei-Tutu und Hofmann kann man von der Bank nachlegen. Vielleicht kann Mousset noch zusätzlichen Zug zum Tor mitbringen.

These 4: Die offene Vertragsverlängerung von Thomas Reis bringt unnötig Unruhe in das Umfeld und die Mannschaft.

CG: Für mich eine Baustelle, die man vor der Saison hätte unbedingt schließen müssen. Ja, Verhandlungen werden immer von zwei Seiten geführt. Mit Thomas Reis hat man allerdings jemanden auf der Bank, der wahnsinnig viel Kredit im Umfeld genießt und eine klare Spielidee mit nach Bochum bringt. Eine Verlängerung mit einer klaren Aussage, dass man zum Beispiel auch gemeinsam den Gang in Liga 2 antreten würde, wie es seiner Zeit in Freiburg passiert ist, wäre ein starkes Signal gewesen.

Aber wie gesagt, zu einer Verhandlung gehören immer zwei Parteien und sich aus den Schnibseln, die an die Öffentlichkeit kommen, ein abschließendes Bild zu machen, ist schlichtweg unmöglich. Hier hoffe ich, dass man bei der JHV noch das ein oder andere Wort zum Stand sagen wird.

MM: Die offene Vertragsverlängerung hat sicherlich mehr Unruhe reingebracht als erwartet. Auch Thomas Reis wird überrascht gewesen sein, welches Echo seine Aussagen erzeugten. Durch die Vertagung auf einen späteren Zeitpunkt und Reis` Qualität zur Fokussierung auf das Wesentliche hat man Zeit und Ruhe gewonnen. Trotzdem wäre ein Kommunikationsstrategie für operative Ebene und Aufsichtsrat wünschenswert. Wenn man schon im Interview die grosse Transparenz ankündigt, sollte man zumindest eine passende Strategie zur Kommunikation verfolgen.

TN: Natürlich geht so ein Theater nicht spurlos an den Spielern vorbei. Aber ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass es das Team emotional belastet. Zumal Reis ja nicht zur Disposition steht und kurzfristig ein neuer Coach kommen könnte. Für die Mannschaft ändert sich also nichts, zumindest nicht bis zu jenem Zeitpunkt, an dem womöglich die Gespräche final platzen (wofür es aktuell keine Indizien gibt!).

TW: Auch wenn ich TN zustimme, dass Reis ja nicht akut zur Disposition steht, sorgt die offene Diskussion für Unruhe im Umfeld. Es ist ja nicht nur Reis, auch Sesis Abgang kommt dazu. Diese Unruhe bekommen auch die Spieler mit. Der Zustand einer „Lame Duck“ – sollte der Vertrag auch zur Winterpause noch nicht verlängert sein – nimmt Reis eventuell die Grundlage für seine direkte Ansprache und seine Disziplinarstrafen.

These 5: Wir sollten uns in den letzten Tagen der Transferperiode unbedingt noch verstärken.

CG: Dringenden Bedarf hat man in meinen Augen auf jeden Fall noch im zentralen Mittelfeld. Stöger ist eine klasse Verstärkung, Goralski hat bei seinem Startelf-Debüt gegen Freiburg auch eine ordentliche Leistung gezeigt. Allerdings darf man nie vergessen, dass Losilla, bei aller Wichtigkeit für die Mannschaft, eben auch ein gewisses Alter erreicht hat, wo es doch schneller mal bergab gehen kann mit der Leistungsfähigkeit als gedacht. Er ist eine unserer wichtigsten Stützen, aber wir sind aktuell nicht in der Lage, ihn auch nur annähernd zu ersetzen. Ein Osterhage hat tolle Ansätze gezeigt, ein Förster ist aber aktuell noch, subjektive Meinung von mir, weit weg davon, uns groß helfen zu können. Daher sind wir für meine Verhältnisse hier noch unterbesetzt. Ein ZM mit klarem Stammkraftpotenzial und einer gewissen kreativen Ader, damit der Gegner nicht einfach Stöger zustellen und uns so unserer ganzen Kreativität berauben kann, wäre hier ein Träumchen.

MM: Ich schliesse mich Claudio an. im zentralen Mittelfeld brauchen wir noch eine spielstarke Option. Alle anderen Kandidaten sind – bis auf Goralski – eher Achter als Sechser. Sollten Bonga oder Ganvoula den Verein noch verlassen, wäre ein Allrounder für die Offensive noch wünschenswert. Denn auch Lys Mousset ist vom Spielerprofil eher Vollstrecker als Spielgestalter und wird die dünne Kreativabteilung nicht entlasten.

TN: Unbedingt? Nein. Wenn sich ein Coup auftut, dann gerne. Ein emotionaler Typ im Mittelfeld würde der Mannschaft sicher nicht schaden. Aber wenn Goralski liefert und Patrick Osterhage wieder seine Form findet, ist es aus meiner Sicht kein zwingender Transfer. Interessant wäre ein Typ wie Gabriel Vidovic vom FC Bayern gewesen, dem ja in München eine Riesenkarriere als Spielmacher zugetraut wird. Zwar sind wir mit Stöger bestens versorgt. Aber ein Top-Talent würde nicht nur die Sehnsucht nach einem Youngster erfüllen, sondern würde auch nochmal eine neue Dynamik in die Mannschaft bringen. Und vielleicht ein besonderes Etwas mitbringen, was mit Milos Pantovic verloren gegangen ist.

TW: Ich denke auch, dass uns ein klassischer Sechser als Sammler hinter Goralski, Stöger und Losilla noch sehr gut tun würde. Losilla hat diese Position letzte Saison neu erlernt, aber er hatte mit Rexhbecaj und Löwen bzw. Pantovic auch sehr disziplinierte und weiträumige Unterstützung. Stöger und Goralski sind aggressiv aber sehr wild. Der Sechser muss so noch größere Räume kontrollieren.

Kreativität wäre natürlich schön. Aber wie bereits im Teil zur neuen DNA des Kaders beschrieben haben wir nun so viele Spielmacher in den hinteren Reihen, dass uns vorne Tempo und Tororientierung reichen. Davon haben wir genug im aktuellen Kader.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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