Das Glück des Tüchtigen

Der VfL Bochum verliert mit 3:2 bei der TSG Hoffenheim am zweiten Spieltag der Saison 2022/23. Ausfälle in allen Mannschaftsteilen und die Schwäche bei Standards tragen nicht unwesentlich dazu bei. Ein Mini-Trainingslager würde Mannschaft und Trainerteam gut tun, doch viel Zeit bleibt in dieser Saison nicht zum nachjustieren. Trotzdem gibt es Hoffnung. Ein Kommentar.

Der VfL bleibt sich diese Saison bisher treu. Nach einer ersten halben Stunde, die zu gefallen wusste, verlor man schon wie gegen Mainz am Ende etwas unglücklich. Thomas Reis wählte mit dem 3-4-1-2 eines der Systeme, das wir vor dem Spiel ausführlich vorgestellt hatten. Am Ende verlor man das Spiel durch zwei Tore nach Standards, die auf Abstimmungsprobleme in der neuen Raumdeckung zurückzuführen sind.

Gut mitgehalten, aber nicht belohnt

Offensiv wusste einiges zu gefallen. Vieles wird kreativer und spielerischer gelöst als letzte Saison. Die beiden Tore zeigten, dass man die Lücken in der Hoffenheimer Defensive ausgemacht hatte und zu bespielen wusste. Aufgrund der hohen Temperaturen in Sinsheim und mangelnden personellen Alternativen wurde es ein Kräfte zehrender Nachmittag für das Team von Thomas Reis. Während der VfL mit Mann und Maus das Unentschieden verteidigte, zeigte Andre Breitenreiter, dass die TSG von der Bank andere personelle Möglichkeiten hat als der VfL. Manuel Riemann hielt noch einen Elfer von Andre Kramaric, trotzdem wurde man für den Aufwand nicht belohnt.

Wir haben ein gutes Spiel gemacht, über 90 Minuten. Am Ende ist es dann ähnlich wie vergangene Woche gegen Mainz. Durch ein Gegentor nach Standard verlieren wir, das darf so nicht sein. So belohnen wir uns am Ende nicht für den Aufwand. Es ist sehr, sehr ärgerlich. Wir bringen uns dadurch um Punkte. Wir sehen aber, dass wir mithalten können. Wir können eklig sein und marschieren. – Simon Zoller

Defensiv musste Neuverpflichtung Dominique Heintz direkt ran und bildete mit Gamboa und Ordets die Dreierkette vor Manuel Riemann. Saidy Janko und Jordi Osei-Tutu agierten als Schienenspieler und ließen den nötigen Einsatz nicht vermissen. Trotz der teilweise sichtbaren fehlenden Abstimmung ließ der VfL wenige Chancen aus dem Spiel zu und machte dem Gegner das Leben schwer.

Schwere Aufgaben

Einige Beobachter sehen schwere Zeiten auf den VfL zukommen, mit den kommenden Aufgaben sonntags zuhause gegen Rekordmeister Bayern München und dem Flutlichtduell Freitag abends beim EL- Teilnehmer aus Freiburg. Null Punkte nach vier Spieltagen sind kein unrealistisches Szenario.

Auch unser neues Personal hat sich gut präsentiert, damit bin ich auf jeden Fall einverstanden. Letztendlich wünscht man sich nicht, durch zwei Standardtreffer zu verlieren, das ist bitter. Der Frust ist groß, aber ich habe viele bessere Dinge gesehen als gegen Mainz. – Thomas Reis

Trotzdem ist ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Offensiv spielerisch verbessert und mit einer „Resterampe“ hat man gegen etablierte Bundesligakräfte wie Mainz und Hoffenheim gut mitgehalten und am Ende unglücklich verloren. Der Frust vieler Anhänger rührt eigentlich daher, dass man eben gegen scheinbar stärkere Gegner Punkte hat liegen lassen. Die Spiele gegen die direkten Konkurrenten kommen noch.

Foto: VfL Bochum 1848

Philipp Hofmann läuft (noch) nicht so aggressiv an wie Sebastian Polter und nervt die Verteidiger des Gegners nicht so permanent wie sein Vorgänger. Sein Spiel ist variabler und durch ihn und Strippenzieher Kevin Stöger auch das des VfL. Mit Ivan Ordets und Dominique Heintz hat man in der Innenverteidigung zwei erfahrene Kräfte, die zwar keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen, aber ähnlich wie Toto Losilla viel über ihre Erfahrung und ihr Stellungsspiel wettmachen.

Thomas Reis sagte auf seiner Antritts-PK vor fast drei Jahren: „Ich entwickle gerne Mannschaften.“ Als der VfL letztes Jahr nach sieben Spielen vier Punkte hatte, sahen viele schon den Abstieg als besiegelt an. Im Vergleich zur Vorsaison hat der VfL deutlich mehr Möglichkeiten und mit dem nahenden Transfer von Lys Mousset eine weitere Alternative für den Sturm. Sollte sogar für das zentrale Mittelfeld noch ein Schnäppchen auf dem Transfermarkt gelingen hat Thomas Reis alle Bausteine beisammen, um eine Truppe zu bauen, die für viele Mannschaften in der Bundesliga ein sehr unbequemer Gegner ist. Dann kann man sich vielleicht auch wieder das Glück des Tüchtigen erarbeiten.

Autor: Moritz Möller

Über 20 Jahre begleitet mich der VfL jetzt schon - oder ich ihn. Ein Heimspiel Anfang der 90ziger gegen Leverkusen war der Auslöser, dann ging es auf einmal aus der zweiten Liga nach Europa, Abstieg, Aufstieg, wieder Europa, Abstieg und Relegation. Manch euphorische Saisonphasen die vom Auf.... träumen ließen, dazwischen Heimspiele mit 9000 Zuschauern gegen Aue, Mettbrötchen auf dem Weg nach Oberhausen, eine enttäuschende Auswärtsbilanz meinerseits und viele andere schöne Erinnerungen gehören dazu. Immer dabei: Dauerkarte, ein Fiege und eine Gruppe aus guten Freunden in Block Q sind für mich mit dem VfL einfach untrennbar verbunden.

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