Tom Krauß wechselt nach Bochum – wohin mit dem Puzzleteil?

Zeigte auch gegen die Bayern wieder einen guten Auftritt: Tom Krauss. Foto: VfL Bochum

Lange mussten wir warten – nun ist es aber endlich passiert. Der VfL Bochum holt in Person von Tom Krauß den ersten Neuzugang in diesem Winter. Der Mainzer spielte seit dem vergangenen Sommer auf Leihbasis bei Luton Town in der zweiten englischen Liga. Die Leihe von Mainz nach England wird für den Wechsel anne Castroper nun abgebrochen. Doch hilft uns der Spieler?

Wenn man als Bochumer an Tom Krauß denkt, fällt einem direkt sein Tor in Minute 90+6 im Oktober 2023 ein. Unschön. Der Mainzer schenkte uns damals praktisch mit dem Schlusspfiff einen ein und sorgte so für den 2:2 Endstand. Nun, knappe eineinhalb Jahre später, sind die Vorzeichen andere. Tom Krauß wechselt auf Leihbasis für sechs Monate an die Castroper Straße nach Bochum. Dieter Hecking kennt den Spieler noch aus Nürnberger Zeiten und dürfte hier der entscheidende Faktor für den Transfer gewesen sein. Doch kann uns der Spieler wirklich helfen?

Klar ist eins: Tom Krauß hat – gemessen an den Qualitäten des VfL Bochum – eine hohe Qualität. Nicht umsonst zahlte Mainz im Sommer 2023 rund fünf Millionen Euro für ihn. Auch bei Luton Town war er Stammspieler. Bedarf in der Zentrale war auch von vielen ausgemacht worden – vor allem im kreativen Bereich. Doch hier muss man halblang machen. Durch die letzten zwei Jahre und die sehr prägnante Spielweise von Kevin Stöger hat sich in den Bochumer Köpfen ein gewisses Bild festgesetzt, welches man von einem kreativen Element eigentlich gerne erfüllt haben würde. Verständlich – Kevin Stöger war ein unfassbar guter Fußballer. Doch mit diesem Bild und dieser Erwartungshaltung darf man nicht an den Spieler Tom Krauß herantreten – er ist definitiv kein Kreativspieler.

Intensität, sehr hohe Spielintelligenz gepaart mit einem starken Zweikampfverhalten ist eher das, was wir erwarten können. Ich persönlich halte den Spieler trotzdem für eine gute Verpflichtung, auch wenn er auf den ersten Blick vielleicht nicht das ist, was man als Anforderungsprofil definiert hat. Warum? Zum einen sind wir aktuell nicht in der Lage, Matus Bero und Ibrahima Sissoko auch nur ansatzweise zu ersetzen. Fällt einer der beiden Spieler aus, ist Trainer Dieter Hecking faktisch dazu gezwungen, die komplette Statik unseres Spiels zu verändern. Bero und Sissoko decken durch unsere Ausrichtung enorme Bereiche auf dem Spielfeld ab. Weder ein Dani de Wit, noch ein Toto Losilla – bedingt durch sein Alter – sind in der Lage, diese Rolle einzunehmen. Tom Krauß würde sich hier sofort als Alternative einfügen.

Sind wir aber ehrlich – Krauß hat eine Qualität, die vermutlich dazu führen wird, dass er nicht nur Alternative ist, sondern neben Bero und Sissoko in der Startelf stehen wird. Das gibt uns die Möglichkeit, Bero offensiver, faktisch zwischen der Acht und der Zehn, spielen zu lassen. Einige werden nun schief gucken – ja, Bero ist kein Kreativspieler, der den letzten Pass spielt, kann eine anders interpretierte „kreative“ Rolle aber durchaus ausfüllen. Das hat er in Holland und auch bei uns, beispielsweise gegen Heidenheim, gezeigt. Durch seine Intensität und Tiefenläufe bringt er Elemente mit, die ebenso zu Torchancen führen werden, aber diese Rolle eben von Grund auf anders spielt. Im ersten Bundesligajahr 2021/2022 haben wir bereits ohne zentralen kreativen Kopf gespielt. Das hat damals – im Zusammenspiel mit schnellen Außenspielern – gut funktioniert. Und hier kommen wir zur Krux. Schnelle Außenspieler sind aktuell bis auf Holtmann absolute Mangelware im Kader.

Deswegen gilt für mich: Tom Krauß kann der erste Baustein sein, um den Kader, bei all dem bisherigen Chaos, doch noch entsprechend zu verstärken. Er darf und sollte dennoch nicht der letzte Neuzugang sein. Der Schuh drückt weiter massiv, vor allem auf dem rechten Flügel. Bis Montag muss noch mehr kommen. Alleine wäre er zu wenig. Viel zu wenig.

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Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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