Erneut nichts zu holen in Mönchengladbach

0:3 im Auswärtsspiel – die Fahne bleibt trotzdem oben!

Am Samstagabend trat der VfL Bochum zum Topspiel des 19. Spieltag der ersten Bundesliga bei Borussia Mönchengladbach an. Prinzipiell wurden alle Voraussetzungen für ein herrliches Auswärtsspiel erfüllt. Kerniges Fritz-Walter-Wetter unter strahlendem Flutlicht, eine kurze Anreise und ein weitestgehend gefüllter Auswärtsblock. Entgegen der Hoffnungen aller Blau-Weißen konnten unsere Jungs keine spielerisch überzeugenden Akzente setzen und wurden mit 0:3 nach Hause geschickt. Ein Kommentar.

Coach Dieter Hecking schickte in Form des ‚3-5-2‘ (oder auch ‚5-3-2‘) Systems die gleiche Formation des vorherigen Spieltags an die Startlinie. Personelle Änderungen gab es zwei: Allzeitkapitän Anthony Losilla ersetzte den gesperrten Matus Bero, Jakov Medic startete anstelle von Ivan Ordets.

Eine Woche nach dem stark erkämpften 3:3 gegen RB Leipzig ging unser VfL aus Bochum wieder mit 0:3 in Rückstand. Der Unterschied: Es blieb dabei. In Zahlen sah es am späten Samstagabend folgendermaßen aus. 0:3 Tore, ein x-Goals-Wert von 0,55 zu 3,4, 10:16 Torschüsse, eine Passquote in ‚Höhe‘ von 78% und ein Verhältnis von 43:57% Ballbesitz. Unsere Sieglosserie in Mönchengladbach setzt sich fort. Seit dem 16.01.2010 bedeutet „auswärts in Gladbach“ auch „punktlos“.

Positives und Negatives aus identischen Quellen

Insgesamt konnte der VfL während des gesamten Spiels die eine oder andere Torchance erspielen und andere Kleinigkeiten bieten. Ein Kopfball Philipp Hofmanns auf das Tordach nach guter Ecke von Maximilian Wittek, ein erneuter Kopfball des langen Blonden in die Arme von Keeper Moritz Nicolas und eine flache Flöte über die triefend nassen Grashalmköpfe des Borussia-Parks von Wittek aufˋs lange Eck. Hin und wieder erlief Tim Oermann ein Sprintduell und Jakov Medic konnte die eine oder andere Hereingabe brachial wegverteidigen.

Durchlebte am Samstag einen wechselhaften Tag: Jakov Medic. Foto: VfL Bochum.

Genau die Jungs lieferten allerdings auch ihren Anteil dazu, dass wir am Ende mit leeren Händen zurück anne Castroper fuhren. Hofmann versprangen wiederholt Bälle, seine Kurzpassablagen kamen unplatziert und Wittek schlug einige Flanken vom linken Flügel mit der Präzision, die ein Bochumer auf dem Heimweg am Abend des Maischützenfests vorweist. Tim Oermann schien, so oft wie er ausrutschte, das falsche Schuhwerk gewählt zu haben und Medic spielte hin und wieder Fehlpässe, bei denen es mir die Zehennägel bis zum Stadiondach hochrollte.

Kurz und schmerlos – das war nix

Die Fohlen-Elf von Trainer Gerardo Seoane zeigte in entscheidenden Momenten exakt das, was uns fehlte: Effizienz, Geschlossenheit und Biss. Das erste Tor der Gladbacher war gleichermaßen taktisch genial wie auch viel zu einfach. Ein Doppelpass des Trainingstiers Kevin Stöger nach einer Ecke mit Robin Hack, ein Schlenzer des viel zu frei im Sechzehner stehenden Rocco Reitz ins rechte Eck – 0:1.

Ein Einwurf von Tim Kleindienst auf Hack, der im Stile eines Spaziergangs am Kemnader See ungestört an der Linie des Strafraums entlang flanierte und ebenfalls ins lange Eck abschließen konnte – 0:2. Ein (nicht unumstrittener) Foulelfmeter von Kleindienst, den Patrick Drewes zunächst parierte, dessen Nachschuss für den Peter Crouch vom Niederrhein jedoch nur noch ein Kinderspiel war – 0:3.

Legte das Führungstor gegen seinen ehemaligen Club vor: Kevin Stöger. Foto: VfL Bochum 1848.

Unterˋm Strich zeigte sich meiner Meinung nach bei allen Gegentoren eine einheitliche Anhäufung individueller und kollektiver Fehler. Fehlpässe, Abstimmungsprobleme im Defensivverhalten der Abwehrkette und der tief fallenden Sechser und (zu) passives Allgemeinauftreten in wichtigen Spielszenen.

Auch im Offensivspiel fehlte Einiges, was uns in der zweiten Halbzeit der letzten Woche das Funkeln in die durchgefrorenen Augenwinkel trieb. Myron Boadu zog nicht bis zuletzt durch und war weniger effizient im Abschluss, Dani de Wit konnte im Aufbauspiel weniger Einfluss erspielen und Zentraltank Ibrahima Sissoko hatte allgemein recht wenig zu melden.

Mönchengladbach ist und bleibt unbequem

Nachdem es spielerisch im Borussia-Park mal wieder nichts wurde, war auch der Rest der Fahrt ähnlich aufreibend wie in den Vorjahren. Ein Katastrophenszenario mit 60-minütiger Wartezeit nach Abpfiff auf Parkplatz P7, bei dem selbst gestandenen Familienvätern derart die Hutschnur platzte, dass sie hasserfüllt schreiend auf das Autodach vermeintlich Vorfahrt nehmender Fahrer einschlugen (in dem Fall meins).

Alkoholfreies Bier für weit mehr als fünf Euro, ein fragwürdig organisierter, gefühlt kilometerlanger Umweg zur Toilette aufgrund der Kombination von Heim- und Auswärtsfans im Sitzblock 7a und das typische Verlaufen im Regensiff der ungepflasterten Wege auf dem Weg zum Auto. Zunehmende Ablehnung gegenüber „Maria i like it loud“ von Scooter. Ein typischer Tag in Mönchengladbach.

Hoffentlich gibtˋs im kommenden Heimspiel einen besseren Auftritt. Foto: Nils Baukus

Ein klassisches Wochenende als Anhänger des VfL Bochum

Lagen zwischen „Heute wirdˋs wat“ und „meine Fresse, kein Bock mehr auf auswärts“ wieder nur 90 Minuten? War die Fahrt trotzdem irgendwie geil? Habe ich nach dem Spiel der letzten Woche schon wieder die naive Hoffnung gehabt, dass es auswärts auch mal läuft? Frage ich mich, während ich diese Zeilen schreibe, erneut, wie eine Mannschaft derart schwankend auftreten kann?

Denke ich auch kritisch darüber nach, warum es an einem Samstagabend nicht genügend Blau-Weiße schaffen, die 75 Minuten nach Mönchengladbach zu fahren, um den Block komplett zu füllen? Habe ich das Vertrauen in Dieter Hecking, unseren Laden, in welcher Liga auch immer, aufzufangen und passend weiter zu leiten? Freue ich mich, nächsten Samstag wieder über den Lohring in Richtung des amtosphärischsten Betonklotzes der Bundesliga zu laufen?

All diese Fragen kann ich reinen Gewissens und mit gutem Gefühl mit „Ja!“ beantworten. Von daher – alles unverändert. Keine Titel und Trophäen, trotzdem wird es weiter gehen, so wie es schon immer war – VfL Bochum!

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Autor: Lennart Markmann

Am 19.02.2005 stand ich erstmals in der Ostkurve. Die geschenkte Karte eines Bekannten öffnete mir damals die Tür zu Block O links. Drei traumhaft rausgespielte Buden von Zwetschge Misimovic, Raymond Kalla und Tommy Bechmann sorgten dafür, dass der SC Freiburg punktlos aus der Stadt und der VfL nicht mehr aus meinem Herzen verschwand. Seitdem genieße ich die Höhen und Tiefen als Bochumer Junge. Lange Zeit in der Ostkurve stehend, anschließend in Block H1 sitzend und mittlerweile mit 34 Jahren auf dem Altherrenplatz in Block M1.

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