Der Jahn-Blog im Gespräch mit Einachtvieracht

Der VfL trifft zum Auftakt der Saison 2024/25 im DFB-Pokal auf Zweitliga-Aufsteiger Jahn Regensburg. Das letzte Duell der beiden Vereine gab es kurz vor dem Aufstieg in die Bundesliga des VfL’s im Frühjahr 2021. 5:1 konnten wir das Duell damals für uns entscheiden. Seitdem könnte die Entwicklung der beiden Vereine nicht unterschiedlicher sein. Wir haben uns mit dem Jahn-Blog unterhalten um rauszfinden, wie die Stimmung im Süden der Republik so ist.

Wie schwer war das Jahr in der dritten Liga?

Der Abstieg im Sommer 2023 war extrem frustrierend, und die Gefühlslage war entsprechend gemischt. Joe Enochs war ein recht neuer Trainer, und Achim Beierlorzer trat seine erste Station als Sportdirektor an. Dazu kamen 19 Neuzugänge und 16 Abgänge, was viele Fragezeichen aufwarf. Anfangs gab es Zweifel an der Teamchemie und der Qualität der Mannschaft, doch diese wichen schnell einer Euphoriewelle im Herbst. Spieler und Fans nahmen die 3. Liga voll an, und das Team schlug einen Gegner nach dem anderen, sodass die enttäuschende Abstiegssaison fast vergessen war. Inmitten dieser Siegesserie erschütterte jedoch die Nachricht von Agyemang Diawusies plötzlichem Tod ganz Fußballdeutschland.

Es fällt mir immer noch schwer, dafür Worte zu finden. Die Spiele seitdem waren nicht mehr dieselben. Psychologisch und spielerisch fehlte der Mannschaft ein Teil, was sich in den Ergebnissen der Rückrunde widerspiegelte. So gesehen war die Rückrunde eine ähnliche Achterbahnfahrt wie die Hinrunde, die glücklicherweise in der Relegation endete. In diesen zwei Spielen wollte die Mannschaft für Agy den Aufstieg schaffen, was letztlich gelang. Die Saison war alles andere als ein Zuckerschlecken. Nur durch großen Einsatz und Willen wurde die 3. Liga zur Durchgangsstation, worüber wir alle sehr froh sind.

Trotz aller Schwierigkeiten hat die Saison tatsächlich viel Spaß gemacht. Dass es hart werden würde, war jedem Jahn-Fan von vornherein klar. Am Ende überwiegt aber die Freude, die Jahnelf zu sehen, mit seinem Herzensclub mitzufiebern, zu diskutieren und einfach eine tolle Zeit zu haben.

Wie ist es in Regensburg um die Infrastruktur bestellt? Mit dem schicken Stadion möchte man sich doch bestimmt nachhaltig in der zweiten Liga etablieren?

Absolut. Langfristig muss es das Ziel des SSV Jahn sein, sich noch stärker in der 2. Bundesliga zu etablieren. Für einige Jahn-Fans ist jedoch jedes Jahr in der 2. Liga immer noch irgendwie surreal. Die Infrastruktur hat zwar noch Nachholbedarf, hat sich aber seit dem Neubau des Stadions deutlich verbessert (Stichwort: neues Funktionsgebäude). Als nächstes wird ein Neubau des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ) angestrebt.

Ist Joe Enochs eine langfristige Entwicklung der Mannschaft zuzutrauen?

Ich sehe derzeit nichts, was gegen eine langfristige Entwicklung unter Joe Enochs sprechen sollte. Er ist ein super Typ, der einen guten Draht zu seinen Spielern hat. Außerdem ist er bereit, hart zu arbeiten, was für eine langfristige Entwicklung unerlässlich ist. Man weiß ja: Ohne Fleiß kein Preis.

Regensburg und Netto positionieren sich eng beieinander. Wie wichtig ist der langjährige Hauptsponsor für den Jahn?

Zuallererst sollte man anmerken, dass Netto für uns auch ein regionaler Sponsor ist, da die Firma aus Regensburg stammt. Insofern ist Netto schon allein deshalb wichtig, um als Botschafter in der Region wahrgenommen zu werden. Des Weiteren darf man – aufgrund wirtschaftlicher und infrastruktureller Gegebenheiten – nicht vergessen, dass man auch einen adäquaten Ersatz bräuchte, sollte Netto nicht mehr wollen. Auch wenn die Diskussion um das Logo auf der Brust vermutlich noch lange weitergehen wird: Netto ist ein zuverlässiger Partner und der langjährige Hauptsponsor ist wichtig für unseren SSV Jahn. Außerdem ist mir ein Netto auf der Brust immer noch lieber als „Partyurlaub 123“ oder Ähnliche

Welche Achse ist für die Mannschaft des Jahn auf dem Feld wichtig

Die Basis der letzten Spielzeit sollte von Anfang an die defensive Stabilität der Innenverteidiger und der Sechser sein. Vor allem die beiden Sechser, Rasim Bulic und Kapitän Andi Geipl, waren in der letzten Saison unerlässlich in der extrem körperlich geprägten 3. Liga. Diese Achse, in Verbindung mit dem variabel einsetzbaren Christian Viet, wurde in der Sommerpause weiter modifiziert. Man merkte, dass Geipl und Bulic eher selten qualitativ hochwertig in der Vorwärtsbewegung einsetzbar waren, weswegen man sich mit Sebastian Ernst verstärkt hat. Der Neuzugang von Hannover 96 soll als Kreativspieler das Offensivspiel beleben. Ob das gut gegen den VfL gelingen wird, bleibt abzuwarten.

In Regensburg kicken viele interessante Youngster. Wer wird der nächste Shootingstar?

Auf kurze Sicht würde ich hier Jonas Bauer nennen, der in der 3. Liga bereits viele Minuten sammeln durfte. Ihm traue ich aktuell auch am ehesten zu, den Sprung in die 2. Liga gut zu meistern. Auf lange Sicht haben wir da noch Max Meyer und Poldi Wurm, auf die man gespannt blicken darf.

Welches Bild hat man vom VfL Bochum in Regensburg?

Viele haben den VfL noch aus den Vor-Corona-Spielen in guter Erinnerung. Mir ist ganz besonders der 28. Spieltag 2018/19 in Erinnerung geblieben. Hier konnte der Jahn mit einem 2:1 Sieg gegen euch den endgültigen Klassenerhalt feiern. Allgemein herrscht hier wohl ein neutrales bis positives Bild vom VfL. Hier erzählt man wohl nichts neues, wenn man zugibt, dass man vor allem Herbert Grönemeyer und die Fanfreundschaft mit dem FC Bayern mit euch assoziiert. Aber über irgendwelche positiven wie negativen Verbindungen zwischen den beiden Vereinen dürfte nichts bekannt sein.

Euer Tipp?

Mein Tipp wäre ein knappes 1:2 für den VfL in der Verlängerung

Vielen Dank fürs Interview. 

 

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Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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