Die Inventur des Kaders (Teil 9): Gekommen um zu bleiben.

Unsere Inventur des VfL Bochum Kaders zur Bundesliga Rückrunde 2021/2022.

Das Motto des Sommers bleibt bestehen: „Der Traum vom Aufstieg mündet in den nächsten Traum: Klassenerhalt.“ Wo sollte Sebastian Schindzielorz im Winter ansetzen, um den Kader unseres VfL Bochum kurzfristig zu optimieren? Die Inventur des Kaders kurz vor Ende der Winter-Transferfenster.

Unser VfL ist zurück in der Bundesliga und wurde jüngst in einer Umfrage des Kickers bei den Spielern der Bundesliga auf den zweiten Platz der positiven Überraschungen der Hinrunde gewählt. Einzig der SC Freiburg steht vor den Jungs von der Castroper Straße. Unsere Mannschaft zeigt genau das, was man in der ersten Liga von einem Aufsteiger zum Bestehen erwartet: Taktisch hervorragend eingestellt und mit hoher Laufbereitschaft sind alle Spieler auf dem Feld in jedem Spiel dafür bereit, dem Gegner über 90 Minuten Paroli zu bieten.

„Die Neuzugänge werden eins definitiv sein: Lauf- und spielfreudig. Mit dieser Kombination kann man auch in der Bundesliga mit geringen Mitteln einen großen Effekt erzielen und konkurrenzfähig sein. Dann kommt es darauf an, ob man von Sperren und Verletzungen verschont bleibt und diese ausgleichen kann sowie auf Formschwankungen ausreichend reagieren kann.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Zum Erreichen des großen Traums und um eine nachhaltige Entwicklung beim VfL einsetzen zu lassen, muss man jedoch weiterhin am Kader arbeiten und sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Dann, ja dann, ist es möglich, dass wir eine weitere Saison in der Bundesliga erleben dürfen.

Tor: Unser Leistungsträger als Mosaikfels für den großen Traum

Manuel Riemann bleibt weiterhin der unangefochtene Mann zwischen den Pfosten. Er konnte sein Leistungsniveau problemlos an die Bundesliga anpassen und hat in einigen Spielen bereits angedeutet, dass er der Mannschaft in dieser Saison im Abstiegskampf einen immensen Schub geben kann. Das Debakel gegen den FC Bayern und der verschossene Elfmeter gegen die TSG Hoffenheim klingen nach, scheinen jedoch Nackenschläge zur rechten Zeit gewesen zu sein und lassen unseren ehrgeizigen Schlussmann sich auf seine Aufgaben besinnen. Seine technischen Fähigkeiten und Reflexe auf der Linie lassen die Wackler in der Strafraumbeherrschung weiterhin aufwiegen, so dass alle Vereine und deren Fans der Bundesliga den Namen Manuel Riemann kennen sollten. Ein Plus im Abstiegskampf, wenn man einen Hexer im Tor hat.

Zeigt bisher auch in der Bundesliga eine starke Saison – mit Abstrichen bei den Elfmeter: Manuel Riemann. Foto: VfL Bochum

In der letzte Inventur war nicht klar, wer nach dem Abgang von Patrick Drewes die Nummer 2 wird. Die Vermutung lag nahe, dass man sich in der ersten Liga nicht auf ein unerfahrenes Duo Paul Grave und Tjark Ernst verlässt, sollte Manuel Riemann ausfallen.

„Schindzielorz wird auf dem Transfermarkt einen erfahrenen, vertragslosen Torhüter aufnehmen und die Position hinter Riemann somit kurzfristig besetzen.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Mit Michael Esser kam ein erfahrener Mann, der die Castroper Straße bestens kennt und vor allem bei Hannover 96, Darmstadt 98 und Sturm Graz viel Erfahrung im jeweiligen Oberhaus sammeln durfte. Esser hat mit seinen 34 Jahren wohl keine Ambitionen mehr, Stammtorhüter in der Bundesliga zu werden und dürfte Riemann somit auch in der kommenden Saison vertreten. Esser ist mehr klassischer denn mitspielender Torhüter, so dass sich das Aufbauspiel ändert, jedoch konnte Esser gegen den FC Augsburg im Pokal und der Liga unter Beweis stellen, dass er ein tadelloser Vertreter ist.

Für Paul Grave könnte eine Leihe sinnvoll sein, um endlich im Seniorenbereich nachhaltig Spielpraxis zu sammeln. Im Fall der Fälle könnte Tjark Ernst auf der Bank Platz nehmen.

Innenverteidigung: Die Goldjungen finden so langsam den Weg zum Schaufenster

Vor der Saison war für uns alle vermutlich klar: Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap bilden unser Innenverteidiger-Duo und werden auch in der Bundesliga an ihre fantastische Zweitligasaison anknüpfen.

Dreiviertel der erfolgreichen Abwehrkette der letzten Saison: Gamboa, Leitsch und Soares. Foto: VfL Bochum

Über die jeweiligen Vorzüge brauche ich hier nicht erneut zu referieren, meine Bewunderung habe ich bereits zur Genüge kundgetan. Daher war es immens schade, dass Maxim Leitsch sich früh verletzte und schwer in Tritt kam.

„Maxim Leitsch ist vermutlich der Spieler im Kader des VfL Bochum, der mit Armel Bella-Kotchap so ziemlich das größte Entwicklungspotential im Kader hat. Schnelligkeit, Zweikampfführung, Stellungsspiel und sicheres Passspiel machen Leitsch zu jemandem, der, wenn er verletzungsfrei bleibt, sicherlich bei vielen Vereinen der Bundesliga auf dem Zettel steht. Ähnliche Attribute verkörpert auch Bella-Kotchap, wobei dieser körperlich robuster scheint.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 7): Neuer Sommer, neues Glück

Armel Bella-Kotchap hatte gegen den Wuppertaler SV im Pokal einen ganz schweren Tag und wurde von Reis folgerichtig aus der ersten Elf genommen. Gegen Mainz 05 zeigte er bei seinem Startelf-Debüt in der Bundesliga erneut warum er vermutlich nicht lange in Bochum spielen wird. In den darauffolgenden Spielen wirkte unsere Defensive nicht abgestimmt und sattelfest, wodurch unser Cheftrainer, unter anderem nach der Klatsche in München, vor dem Spiel bei Greuther Fürth die Mannschaft umbaute und dies mit einem knappen und immens wichtigen Auswärtssieg rechtfertigte.

Im Anschluss brauchte unser Juwel bis zum neuerlichen Sieg gegen Wolfsburg etwas Zeit, um wieder in die Spur zu finden. Gegen den grün-weißen VfL konnte Bella-Kotchap mit seinem kongenialen Partner Leitsch in der Innenverteidigung die Wolfsburger Offensive bei lediglich zwei Torschüssen halten. Auch im Spiel gegen den 1. FC Köln konnten die beiden Jungspunde den formstarken Anthony Modeste weitestgehend aus dem Spiel nehmen. Neuerliche Gerüchte um einen Abgang von Bella-Kotchap gen Italien schob unser Sportvorstand öffentlich einen Riegel vor.

„Ihn (Bella-Kotchap) jetzt abzugeben, spielt in unseren aktuellen Überlegungen keine Rolle.“ – Sebastian Schindzielorz gegenüber dem Kicker

Sollte kein unmoralisches Angebot eintreffen, sollten die beiden Plätze in der Innenverteidigung folgerichtig an unsere Jungspunde vergeben sein. Dennoch zeigt es, dass wir zukünftig mit weiteren Gerüchten und Angeboten rechnen müssen. Die Weiterentwicklung von beiden Spieler wird vermutlich bei anderen Vereinen erfolgen.

Überzeugt durch Entschlossenheit, gutes Stellungsspiel und eine enorme Entwicklungskurve: Erhan Masovic. Foto: VfL Bochum

Es ist daher gut zu wissen, dass einer der Senkrechtstarter der Saison auf derselben Position spielt: Erhan Masovic. Ruhig und abgeklärt vollrichtete er seinen Dienst in der Innenverteidigung und wusste durch sauberes Passspiel, vor allem in Drucksituationen, und konsequente Zweikampfführung zu gefallen. Er sollte Leitsch und Bella-Kotchap ordentlich Druck machen und dürfte die erste Option sein, wenn einer der beiden schwächelt oder ausfällt.

Gute Spiele absolvierte ebenso Vasilios Lampropoulos. Im letzten Teil der Inventur noch als Kandidat für einen Transfer betitelt, zeigte unser Grieche, dass man auch in der ersten Bundesliga auf ihn zählen kann. Seine soliden Auftritte reichen jedoch nicht, um an den stärker agierenden oder mit mehr „Upside“ gesegneten Kollegen vorbei zu kommen.

Sollte damalig unsere Abwehr anleiten, doch kommt weiterhin nicht in Tritt: Saulo Decarli. Foto: VfL Bochum

Einst sollte Saulo Decarli unsere Mannschaft stabilisieren und tat dies auch. Seit einer Verletzung schafft es nicht mehr wirklich in die erste Elf und kam in der Hinrunde auf acht Minuten Spielzeit gegen Hertha BSC. Er ist somit ein Kandidat für einen Abgang.

Außenverteidigung: Perspektivischer Handlungsbedarf

Danilo Soares konnte sein Spiel im Laufe der Hinrunde immer weiter stabilisieren und sich zunehmend an die Anforderungen der Bundesliga anpassen. Sein Anteil am Defensivverbund wird durch eine starke Zweikampfquote von 65% belegt. Die Unterstützung im Spielaufbau ist hinlänglich bekannt, wodurch es nicht verwunderlich ist, dass Soares absolut gesetzt und einer unserer Dauerbrenner ist. Daher bleibt das Fazit der letzten ‚Inventur des Kaders‘ bestehen:

„(…) Soares ist hinten links gesetzt.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Auf der rechten Seite hat sich mit Konstantinos Stafylidis der eigentliche Herausforderer von Soares durchgesetzt. Zu Beginn der Saison startete noch unser Stammspieler aus der Aufstiegssaison mit Cristian Gamboa, doch der ausbaufähige Saisonstart und eine Ellenbogenverletzung ließen eine Rotation zwischen Herbert Bockhorn, Stafylidis und Gamboa entstehen. Zuletzt kristallisierte sich jedoch zunehmend Stafylidis als erste Option heraus. Die Spielanteile sind jedoch ähnlich verteilt, so dass Thomas Reis auch in der Rückrunde drei Optionen auf der rechten Abwehrseite zur Verfügung stehen.

Im Training gegeneinander, im Spiel besetzen Soares und Stafylidis meistens unsere Außenverteidigung. Foto: VfL Bochum

Moritz Römling konnte sich zu Beginn der Saison bei Türkgücü München mehr Spielanteile erarbeiten und steht nach 22 Spielen bei 623 Einsatzminuten und einer Torvorlage. Zuletzt wurde er jedoch nicht mehr berücksichtigt. Unser Trainer erwartet in der Rückrunde mehr Biss und Spielanteile von Römling, will er seinen Ansprüchen, in Hinblick auf die kommende Saison, gerecht werden.

Zentrales Mittelfeld: Frischzellenkur hinter dem Herzstück (Teil 9)

Der Paradigmenwechsel vom kontrollierten Mittelfeldspiel mit Robert Zulj in der Aufstiegssaison zum notgedrungenen Wechsel der ballerobernden Mittelfeldbesetzung zahlte sich vollends aus. Der VfL spielt griffig, passsicher und kommt schnell in die Umschaltbewegung. Also genau so, wie man als Aufsteiger bestehen kann.

„Bei einem Abgang von Robert Zulj, wäre es denkbar, dass eine Umstellung auf ein 4-3-3 Sinn ergibt, um mit zwei dynamischen Achtern vor Tesche die Räume zu schließen und im Angriff mit zwei klassischen Flügelstürmern und Zoller überfallartig und geradlinig zum Tor zu gelangen. Diese Achter, neben Losilla, müssten dann jedoch noch verpflichtet werden.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Unser Kapitän Anthony Losilla hat sich im zarten Alter von 35 Jahren in der Bundesliga vorgestellt. Beim Saisonauftakt agierte Reis im Mittelfeld mit Robert Tesche hinter Losilla und Elvis Rexhbecaj. Seit der roten Karte von Tesche hat sich die Hierarchie klar verändert und das Bochumer Herzstück bleibt in neuer Besetzung eklig für den Gegner. Losilla schaffte es seine Umtriebigkeit zum Wohle der Mannschaft abzulegen und agiert vor der Abwehr als lauffreudiger Lückenstopfer, der ligaweit zu in der Hinrunde mit 189,1 km (lt. Bundesliga) hinter Djibril Sow (192,9 km) und Manuel Prietl (196,5 km) seine physische Verfassung unterstrich. Mit Ruhe und Besonnenheit führt Losilla unsere Mannschaft weiterhin an und verlängerte jüngst bis zum Saisonende 2022/2023.

Er läuft. Und läuft. Und läuft. Und läuft. Anthony Losilla. Foto: David Matthäus Photography

Neben Losilla agierte zumeist Rexhbecaj. Unsere Leihgabe vom VfL Wolfsburg etablierte sich mit seiner Dynamik, Zweikampffreude und Ideen im Passspiel als Achter, der jedoch zunehmend auch in den Zehnerraum vorstoßen soll. Dafür ist sein offensiver Output ohne Tore und Assists jedoch nicht ausreichend. Seine direkten Konkurrenten Milos Pantovic und Eduard Löwen können hier mehr verbuchen. Während Pantovic in der Liga mit zwei Weitschusstoren und für uns VfL Fans zuletzt mit weiteren wichtigen Toren einer der Überraschungsspieler der Hinrunde ist, spielt Löwen unerkannt eine gute Saison.

Pantovic ließ mit drei Toren und einem Assist sowie guten Auftritten aufhorchen. Ehemals als Flügelspieler gekommen, spielt er unter Reis als offensiver Mann im Mittelfeld. Durch sein gestiegenes Selbstvertrauen schaffte es Pantovic sogar abschnittsweise das Spiel des VfL Offensiv zu tragen.

Zuletzt grundsätzlich Schuld für Tore: Milos Pantovic. Foto: VfL Bochum

Eduard Löwen kam durch seine Teilnahme bei Olympia zwar pünktlich, aber mit Rückstand in die Saison. Seine Qualitäten konnte er andeuten, wollte laut Trainerteam jedoch zu viel auf einmal und seine Verkrampfung merkte man ihm an. Seine körperliche Präsenz, gepaart mit Passspiel und Übersicht, lassen ihn im Mittelfeld eigentlich als Stammspieler bei uns gesetzt sein. Löwen muss diese Qualitäten jedoch konstanter auf den Rasen bringen.

Die rote Karte im ersten Spiel ließ einen unserer Aufstiegshelden im Laufe den Hinrunde zum Reservisten werden. Während Losilla sein Spiel nahtlos in der Bundesliga auslebt, tat sich Tesche schwerer. In der Bundesliga verzeiht man die schwindende Dynamik nicht mehr so sehr, dessen sich unser Musterprofi jedoch vermutlich bewusst ist. Der Kicker schrieb zuletzt richtig, dass unser verkanntes Genie aus Ostwestfalen sich nicht hängen lässt und in der Rückrunde durchaus nochmal einen Part im Kampf um den Klassenerhalt leisten könnte.

Patrick Osterhage durfte ein vorweihnachtliches Geschenk mit seinem Startelfdebüt gegen Union Berlin feiern. Die 75 Minuten offenbarten jedoch auch, dass noch Luft nach oben für den Nachwuchsmann ist. Deutlich wurde jedoch, dass Reis eher die Dynamik des Achters Osterhage sah, statt seine Grundordnung zu ändern und mit Tesche gegen Union einen erfahrenen Sechser zu bringen und Losilla vorzuziehen. Auch gegen Köln durfte Osterhage als Einwechselspieler mitwirken und bestätigt damit einen Trend der letzten Wochen: Der Neuzugang kommt langsam in der Bundesliga an und entwickelt sich zu einer Option im zentralen Mittelfeld.

Erkämpfte sich zuletzt zunehmend Spielzeit: Patrick Osterhage. Foto: VfL Bochum

Raman Chibsah konnte keinen Einsatz verbuchen und dürfte vermutlich den Verein verlassen, sollte ein Angebot eintreffen. Es wäre ihm zu gönnen, dass seine ruhige Art und akribische Arbeit auf dem Platz einem anderen Team hilft.

Flügel: Tempo, Tempo, Tempo

Ausrichtung und Hierarchie sind auf den offensiven Außenbahnen klar erkenntlich: Athletik, Aggressivität und Ausdauer. Leistungstechnisch ging Simon Zoller nach seiner fantastischen Zweitligasaison erneut voran und kam wunderbar in die Saison. In den ersten vier Saisonspielen legte er zwei Tore und zwei Assists auf und konnte gegen Mainz 05 durch seine zwei Torvorlagen, und ein fantastisches Fallrückzieher-Abseitstor, den Weg zum ersten Heimsieg nach elf Jahren Abstinenz in der Bundesliga ebnen. Nach dem Spiel gegen Hertha BSC riss ihm leider das Kreuzband und einigen Fans das Herz. Seitdem warten wir sehnsüchtig auf die Rückkehr des Bizeps.

„Seine Variabilität könnte von Vorteil sein, sollte Reis taktisch anders planen oder ein weiterer Stürmer zum VfL hinzukommen. Selbst in einem Zwei-Mann-Sturm oder erneut als Rechtsaußen ist Zoller in der Bundesliga bedenkenlos einsetzbar, wenngleich er als Einzelkämpfer in vorderster Front am wertvollsten erscheint.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Mit 1.363 Spielminuten in 19 Spielen hat sich Gerrit Holtmann zum Dauerbrenner auf Linksaußen entwickelt. Seine Geradlinigkeit in Kombination mit Spielwitz und Tempo tun unserem Offensivspieler auch in der ersten Liga unheimlich gut. Die Konstanz im Spiel geht Holtmann zuweilen ab, wodurch er selber unzufrieden wirkt und die Konzentration nachlässt. Wenn er diesen Schalter mental umlegen kann, könnte Holtmann auch in der Bundesliga nochmals auf ein anderes Level kommen. Sein Traumtor gegen Mainz 05 wurde absolut berechtigterweise zum Tor des Jahres gekürt. Insgesamt konnte er bisher drei Tore und viele gefährliche Situationen kreieren. Mit seiner Geschwindigkeit bleibt er in Umschaltsituation zumeist die erste Option für den Pass in die Tiefe.

Tanzte sich durch die Mainzer Abwehr und zum Tor des Jahres 2021: Gerrit Holtmann. Foto: VfL Bochum

Leider hemmt Danny Blum eine Verletzung nach der anderen, so dass er, wenn fit, zwar von Thomas Reis Berücksichtigung findet, man aber nicht mit ihm planen kann. In seinen 246 Spielminuten konnte Blum jedoch zwei Tore erzielen und zeigte auf Anhieb, warum er fit so immens wichtig wäre. Zielstrebigkeit, Mut und Dynamik gepaart mit seiner linken Klebe halten die Abwehrkette des Gegners stets beschäftigt. Takuma Asano mit 966 Spielminuten und Christopher Antwi-Adjei mit 839 Minuten sind jedoch bisher gesundheitlich beständiger und daher von den Spielanteilen klar vor ihm. Asano verkörpert eher den Blum-Vertreter und durfte daher oftmals starten. Spielfreude und Ballbehandlung sind bei unserem Japaner als Stärken zu nennen, fehlende Torgefährlichkeit und teils mangelnde Spielübersicht halten dagegen die Waage. Notentechnisch steht Holtmann mit einer Durschnittsbewertung von 6,71 (whoscored?) vor Blum (6,63 – whoscored?) Asano (6,43 – whoscored?) und Antwi-Adjei (6,19 – whoscored?). Generell ist der Output mit sechs Treffern und fünf Assists für unsere vier Außenbahnspieler jedoch ausbaufähig. Der Rückrundenstart war dahingehend natürlich erfreulich und zieht die Statistik sogar etwas nach oben.

Antwi-Adjei als Pendant zum Spielertypen Holtmann kann dagegen mit seinem Tempo, gerade als Einwechselspieler, oftmals zum Ende des Spiels hin hinter die Abwehrkette kommen. Seine Spiele von Beginn an zeigten jedoch, dass er gegenüber Holtmann, Blum und Asano technisch nicht so sehr ausgereift ist und daher mehr Platz auf dem Feld benötigt.

Erzielte gegen den 1. FC Köln endlich seinen ersten Treffer für uns: Takuma Asano. Foto: VfL Bochum

Tom Weilandt findet unter unserem Cheftrainer weiterhin nicht wirklich statt und hatte noch keine Chance sich zu zeigen. Ein Abgang wäre für beide Seiten, objektiv betrachtet, sicherlich die beste Option. Hoffentlich bereits im Winter, so dass Weilandt bald schon wieder sein Können auf den Rasen bringen darf. Bei Tarsis Bonga stellt sich die Situation ähnlich dar. Ob der aktuellen Situation und Besetzung, ist die Aussicht auf Spielzeiten arg limitiert und tendieren vermutlich gerade bei einem Verbleib in der Bundesliga gen Null. Seine technischen und taktischen Defizite sind für die höchste Spielklasse (noch) zu groß.

Sturm: Unser wichtigster Mann fehlt

Zum Ende der Transferperiode legte Sebastian Schindzielorz im Angriff nach und verpflichtete mit Sebastian Polter einen erfahrenen Zielspieler, der die Bälle festmachen und als Abschlussspieler die Position im Sturm halten soll. Seine Tempodefizite macht Polter durch Aggressivität und unermüdliches Anlaufen wett. Dafür zeigte er sich in der Vergangenheit bei seinen vorherigen Stationen stets klar in seinen Vorstellungen, was jedoch mit den Vorstellungen einiger Vereinsverantwortlichen kollidierte. Polter ist ein Stürmer, der das Wissen benötigt gesetzt zu sein, es bleibt jedoch abzuwarten, ob dies auch über die Saison hinaus so sein wird. Bisher schätzt Reis jedoch die Dienste von Polter, der mit sechs Toren in seinen 17 Spielen jedoch im Soll liegt. Leistungstechnisch könnte Polter jedoch zulegen, sein Schnitt von 6,65 (Quelle: whoscored?) kann jedoch auch in dem ein oder anderen Spiel begründet liegen, in denen er kaum den Ball gesehen hat.

Sebastian Polter hört das Lob: Derzeit absolut im Soll. Foto: VfL Bochum

Als Herausforderer hat man mit Jürgen Locadia einen Spieler verpflichtet, der von seinen Anlagen her gar nicht in Bochum spielen sollte. Athletik, Ballbehandlung und Abschlussstärke haben ihn einst beim PSV Eindhoven zum Ziel von vielen Vereinen werden lassen. Eine Ablöse von 17 Millionen Euro und einige unglücklichen Leihen später, darf Locadia nahe der Heimat unter Beweis stellen, dass er weiterhin auf höchstem Niveau für den Unterschied sorgen kann. Nach einer ersten Einwechslung im Rückspiel in Mainz durfte er im Pokal, wiederum gegen Mainz, starten und zeigte dann gegen den 1. FC Köln warum Schindzielorz den Niederländer geholt hat. Robust und Antrittsstark konnte er die Kölner Verteidigung in der ersten Halbzeit zunehmend vor Probleme stellen und bedient einen größeren Radius als Polter. Seine Läufe in die Tiefe und seine Beweglichkeit machen ihn für das Umschaltspiel passender.

Zu Silvère Ganvoula werden einige Zitate der letzten Inventur des Kaders Teil 8: Volle Kraft voraus in die Bundesliga seine aktuelle Situation erneut vortrefflich beschreiben:

„Seine tolle Saison 2019/2020 konnte Silvère Ganvoula nicht bestätigen.“

Ganvoula muss sich sicherlich an dieser Saison messen lassen, wenn gleich auf höherem Niveau niemand solche Scorerwerte erwartet. Solche körperlichen Attribute machen ihn weiterhin zu einem kompletten Angreifer.

„Im Gegensatz zu Zoller ist Ganvoula eine gute Option, um mit körperlicher Präsenz im Sturm aufzuwarten. Durch seine Robustheit, Schnelligkeit und den damals vorhandenen Torriecher, wäre Ganvoula in der Bundesliga ein fantastischer Mittelstürmer für den VfL.“

In der Hinrunde kämpfte sich Ganvoula phasenweise heran an das Team, nachdem sogar Soma Novothny ihm teamintern den Rang abzulaufen schien.

„Wäre, denn gezeigt hat er sich nach Einwechslungen zuletzt zumeist extrem glücklos und wirkte häufig frustriert ob der vergebenen Chancen.“

Über die Rolle des Einwechselspielers kam unser Kongolese jedoch nicht hinaus: 145 Minuten bei neun Einwechslungen, kein Scorer und eine magere Durchschnittsnote von 6,07 (Quelle: whoscored?).

„Ob unser Kongolese daher über den Sommer hinaus noch beim VfL spielen wird, bleibt abzuwarten.“

Das darf mittlerweile getrost als gegeben ansehen. Eine Kehrtwende in der Rückrunde würde vermutlich und hoffentlich den Preis hoch treiben. Für die Karriere ist die Leihe nach Belgien eine Chance. Bei Cercle Brügge darf er sich ins Schaufenster stellen und bei entsprechenden Leistungen auf einen Verein in der französischen Ligue 1 für die kommende Saison hoffen. Beim VfL wird man unserer Sturmkante vermutlich keine Steine in den Weg legen.

Soma Novothny hatte seine Sternstunde im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim, in dem er nach seiner Einwechslung seine gesamte Wucht ins Spiel legen konnte und das wichtige 1:0 markierte. Sein Wechsel zu Anorthosis Famagusta war jedoch folgerichtig, da das spielerische Niveau des Ungarn noch zu unausgereift ist, um nachhaltig in der Bundesliga Fuß zu fassen. Bei einem verpassten Aufstieg, hätte Novothny jedoch durchaus eine gute Option für unseren Sturm dargestellt. Beim zyprischen Pokalsieger geht es für ihn zukünftig um den Kampf um internationale Startplätze.

Jubelt bald für Cercle Brügge: Silvère Ganvoula. Foto: David Mattäus Photography

Luis Hartwig durfte bisher noch nicht sein Bundesligadebüt feiern. Die Vergangenheit zeigte, dass eine kurzfristige Leihe zur Rückrunde für unsere Talente stets eine Option ist. Vielleicht darf sich Hartwig andernorts seine ersten Sporen im Seniorenbereich verdienen.

Wie stellt sich der VfL also in der Bundesliga an?

Bereits zu Beginn der Saison merkte man, dass Reis die positiven Aspekte der letzten Saison weiterhin auf dem Platz sehen wollte: Klare Struktur, hohe Laufbereitschaft, Zielstrebigkeit in der Offensive. Der Unterschied zur letzten Saison bestand darin, dass man im Mittelfeld einen ballerobernden Spieler hinzu nahm, statt Robert Zulj mit einem kreativen Spielertypen zu ersetzen. Sichtlichen Respekt hatte die Mannschaft zu Saisonstart und glaubte nicht so wirklich an die eigene Stärke. Mit einen Spielen Anlauf gelang dies besser und der Brustlöser erfolgte beim Heimsieg gegen Mainz 05. Danach verlor man, auch hoch in München, jedoch nicht den glauben an die eigenen Stärken.

Die Standards waren bisher kaum ein Faktor. Foto: VfL Bochum

So zeigt die Mannschaft weiterhin, dass man als Aufsteiger mit einer gesunden und fairen Aggressivität und vielen Ballgewinnen ins Umschaltspiel kommt. Mit einer höheren individuellen Qualität im Angriff hätten durchaus mehr Tore fallen können. Die Ausfälle innerhalb des Teams konnten weitestgehend gut aufgefangen werden. Stafylidis und Masovic würde ich hier vor allem herausstellen.

Wichtig wird sein, dass der offensive Output verbessert wird. Das zentrale Mittelfeld und die offensiven Außenbahnen unterstützen hier Sebastian Polter noch zu wenig. Polter brachte die benötigte Aggressivität im Anlaufen in die Mannschaft und ist mit seinen sechs Toren absolut im Soll. Als Spielertyp könnte Locadia jedoch noch besser zur Spielphilosophie von Reis passen, so dass in der Rückrunde ein Polter zunehmend unruhig werden könnte. Wenn Reis diese Situation unter Kontrolle halten kann und Polter seine Qualität auf dem Platz beweisen möchte, könnte dies ein befruchtender Zweikampf im Sturm werden.

Der offensive Output unseres zentralen Mittefelds offenbart einen Ansatzpunkt zur Verbesserung. Mehr Torgefahr durch weniger Hektik im letzten Drittel. Mehr Torgefahr außerhalb des Sturmzentrums. Mehr Torgefahr bei Standards. Nicht in jedem Spiel wäre ein Spielertyp wie Zulj sinnvoll gewesen, als Option auf der Bank darf man einen torgefährlichen Offensivspieler jedoch nicht missen. Pantovic spielt hier natürlich eine für ihn herausragende Premierensaison in der Bundesliga, benötigt jedoch Unterstützung, um nicht im Zentrum der gegnerischen Aufmerksamkeit zu stehen.

Zu wenig offensiver Output bisher von Elvis Rexhbecaj. Foto: VfL Bochum

Die zunehmende Eindimensionalität im Angriff könnte in der Rückrunde dazu führen, dass der Gegner das Spiel unseres VfL zunehmend entschlüsselt. Frühzeitig könnte hier mit verbesserten offensiven Standards, einer anderen Grundordnung oder einem neuen Spielertypen für frische Impulse gesorgt werden.

Die Statistiken belegen die subjektive Wahrnehmung, dass unser zentrales Mittelfeld zu wenig Output generiert. Einzig Löwen verbucht ansprechende Statistiken bei den Schüssen pro Spiel und den Key Passes. Die Scorerwerte zeigen, dass der VfL im Zentrum qualitativ in der ersten Liga natürlich noch Potential besitzt. Das sollte jedoch auch für die Spieler gelten, denn gerade Elvis Rexhbecaj hatte in Köln zuletzt in einigen Spielen treffen können und sollte in der Rückrunde vermehrt offensiv Akzente setzen. Insgesamt ist es natürlich müßig einen Vergleich zur vergangenen Zweitligasaison zu ziehen, da die Qualität der Gegner nunmal eine andere ist. (Quelle: whoscored?)

Welche Spielertypen benötigt Thomas Reis?

Die Neuverpflichtung von Locadia ist ein weiters Beispiel für den bevorzugten Spielertypus von unserem Cheftrainer.

„Die Neuzugänge werden eins definitiv sein: Lauf- und spielfreudig. Mit dieser Kombination kann man auch in der Bundesliga mit geringen Mitteln einen großen Effekt erzielen und konkurrenzfähig sein.“ – Die Inventur des Kaders (Teil 8): Volle Kraft voraus in die Bundesliga

Wie der Saisonverlauf bisher zeigt, kann man somit durchaus in der Bundesliga mithalten und um den Nicht-Abstieg spielen. Mit Locadia konnte man im Angriff nachbessern. Und man das Wort durchaus so verstehen wie es dort steht, denn ruft Locadia bei seiner nächsten Leihe endlich wieder wozu er in Stande ist, dann haben wir eine deutliche Aufwertung erhalten. Wäre Simon Zoller bereits wieder fit, könnte man den Gegner mit Holtmann, Locadia und Zoller regelrecht nerven und aufreiben. Vielleicht eine Vision für den Endspurt der die kommende Saison.

Klare Struktur, klare Spielidee: Thomas Reis. Foto: David Matthäus Photography

Neben einem Angreifer wären ein torgefährlicher, schneller Außenbahnspieler sowie eine ordnende Hand im Mittelfeld durchaus sinnvoll. Der Mittelfeldspieler sollte athletisch durchaus mithalten können, um ballerobernd zu agieren, vor allem jedoch das Spiel aus der Tiefe schnell machen können. Als Ersatz für Anthony Losilla oder als Variante für das zentrale Mittelfeld ist die Bandbreite an passenden Kandidaten jedoch nicht groß. Ob beide Spielertypen geholt werden, hängt sicherlich davon ab welche Spieler uns noch verlassen. Weiterhin kommt es natürlich darauf an welche Spieler zum Ende der Transferperiode noch verfügbar werden.

Mit Silvère Ganvoula und Soma Novothny sind die ersten beiden Dominosteine gefallen. Weitere Abgänge wären sinnvoll, um den Kader zu verschlanken und die Qualität des Konkurrenzkampfs zu steigern.

Wie könnte Sebastian Schindzielorz nachbessern?

Wichtig wird es sein, dass man die Qualität in der Breite verbessert, um nicht bei Sperren oder Ausfällen Verlegenheitslösungen suchen zu müssen. Eine Steigerung im Training und ein erhöhter Konkurrenzkampf auf den Positionen wird die Konzentration in der Rückrunde hoffentlich hoch halten. Mit dem Abgang von Novothny und der Verpflichtung von Locadia hat unser Sportvorstand damit bereits begonnen. Der zweite Abgang in der Sturmmitte lässt einen weiteren Neuzugang vermuten, denn mit Ganvoula verlässt uns eine gern genutzte Wechseloption. Seit Schindzielorz die Geschicke leitet, waren in jeder Saison mindestens drei „erfahrene“ Angreifer fit und im Kader. Ob man in Hartwig bereits eine Alternative auf Bundesliganiveau für die Rückrunde sieht, bleibt für mich fraglich.

Es wird interessant zu sehen sein, ob Spieler, die derzeit ohne Chance auf Spielzeit am Trainingsbetrieb teilnehmen, den Verein im Winter noch verlassen. Weilandt, Chibsah, Bonga oder Decarli könnten dahingehend Kapital frei machen. Ein Abgang würde in diesen Fällen kein Ersatz erfordern, es könnte jedoch Budget für einen Vorgriff auf die neue Saison frei werden, um eine andere Position im Kader zu verbessern. Beispielsweise ein defensiver Mittelfeldspieler.

Die subjektive Wahrnehmung des Autors soll zeigen, dass der VfL im Offensivbereich durchaus quantitativ und qualitativ nachlegen sollte. Unsere Mannschaft ist mit 19 geschossenen Toren die drittschlechteste Mannschaft der Liga und die Breite des Kaders offenbart, dass Reis nach dem Abgang von Ganvoula und Novothny offensiv zu wenige Optionen hat. Es ist daher höchst wahrscheinlich, dass wir in den kommenden Tagen noch eine Verstärkung erhalten. Optional sollte der Markt nach einem defensiven Mittelfeldspieler sondiert werden. Weitere Optimierung in der Spitze können im Sommer erfolgen.

Durch den Weggang von Silvère Ganvoula entstehen für Schindzielorz zwei Optionen: Entweder Reis plant Locadia fest als zweite Sturmspitze neben Polter ein oder er sieht in ihm einen Spielertypen wie Simon Zoller, der mit seiner Geradlinigkeit und Geschwindigkeit durchaus auch über den Flügel kommen kann. In beiden Fällen ist jedoch eine weitere Offensivkraft für die Rückrunde alternativlos. Durch das, vermutlich, eingesparte Gehalt von Ganvoula wird man in den kommenden Tagen daher einen offensiven Außen und/oder einen Mittelstürmer präsentieren.

Leihen oder nicht leihen – das ist hier die Frage!

Unser Sportvorstand muss bei seinen Neuverpflichtungen die Balance aus kurzfristiger Hilfe, ohne langfristige finanzielle Verpflichtung, und Investition in die Zukunft halten. Eine schwere Aufgabe. Leihen wie die von Locadia oder Stafylidis bringen Spieler nach Bochum, die uns qualitativ und mit ihrer Erfahrung helfen. Problematisch sind die Leihen dahingehend, dass sie uns nur dann etwas nützen, wenn die Spieler ihre Leistung anne Castroper bringen. Und genau in diesem Fall sind die Spieler im Nachgang zu kostspielig, um sie fest zu transferieren. Eine Krux, denn der VfL darf weiterhin zweigleisig planen. Natürlich spielen die fehlenden Einnahmen ebenso in die Entscheidungsgrundlage, so dass jeder Neuzugang gut überlegt sein möchte und Abgänge nicht so schnell vonstatten gehen, wie erhofft.

Sebastian Schindzielorz - Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)
Sebastian Schindzielorz sollte kurzfristig noch Qualität holen. Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Für die erste Saison in der Bundesliga ist es daher einzig und alleine wichtig den Klassenerhalt zu schaffen und daher dem Kader kurzfristig so viel Qualität wie möglich hinzuzufügen. Leihen bleiben in der Winterpause daher für den VfL in der derzeitigen Situation alternativlos. Das Kosten/Nutzen Verhältnis ist unschlagbar und mit einem Spieler, der während seiner Leihe keine Bäume ausreißt, verbaut sich Schindzielorz nicht sein Transferbudget für den kommenden Sommer. Mit steigendem Budget können langfristig dann auch wieder Ablösesummen in die Hand genommen werden. Oder man bindet frühzeitig zukünftig vereinslose Spieler.

Der Klassenerhalt rückt näher

Das Gefühl trügt selten und so spreche ich auch in diesem Winter etwas aus, was alle sich wünschen aber viele nicht sagen: Wir halten die Klasse. Wir machen es wie Bielefeld und werden es in der kommenden Saison schwerer haben die Klasse zu halten als aktuell, aber wir dürfen ein Jahr mehr von den dicken Geldtöpfen naschen.

Das Viertelfinale im DFB Pokal war vermutlich nicht eingeplant und bringt zusätzliche Erträge. Foto: Fabian Budde (Photomafia)

Es wird daher immens wichtig sein, dass man die zukünftige Aufstellung der Mannschaft im Sommer angeht. Losilla ist und bleibt ein absoluter Glücksfall für unseren Verein und wird auch in der kommenden Saison mit stolz unser Trikot tragen. Zwei Youngster könnten mit Maxim Leitsch und Armel Bella-Kotchap neue Herausforderungen suchen oder andere Spieler folgen. Wer sind innerhalb der Mannschaft die Identifikationsfiguren? Ein Teil der Achse könnte weg brechen oder tatsächlich im Herbst seiner Karriere in ein Leistungsloch fallen, so wie es bei Tesche derzeit der Fall scheint. Die Mannschaft braucht perspektivisch neue Persönlichkeiten, auch frisches Blut, um eine Entwicklung voran zu treiben.

(c) Tim Kramer
Eine neue Identifikationsfigur für den VfL? Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Sollte Max Eberl bei Borussia Mönchengladbach einen erwarteten Umbruch einleiten, dürfte dort eine altgediente Achse wegbrechen, die den Verein die letzten Jahre getragen hat und auch in schwierigen Phasen als Stütze in der Kabine voran gegangen ist. Ein Spieler wie Christoph Kramer könnte durchaus jemand sein, der für uns als Spielertyp auf der Sechs und als Identifikationsfigur immens gut tun würde. Er wird seine Situation realistisch betrachten und eine Rückkehr zum VfL könnte ihm eine Dauerkarte auf dem Rasen der Bundesliga bescheren, nicht nur auf der Haupttribüne unseres Schmuckkästchens. Man sagt Kramer ja durchaus einen Hang zur Fußballromantik nach, eine Sichtweise, die man in Bochum durchaus teilt. Mit Patrick Herrmann wäre ein Flügelspieler zu haben, für den es für die obere Tabellenhälfte leistungstechnisch nicht mehr reicht, der jedoch im Abstiegskampf und mit seinem Spielwitz für den VfL Bochum total Sinn machen könnte. Ein Danny da Costa steht bei Eintracht Frankfurt schon lange im Abseits, seine Dynamik könnte den Kampfgeist und die defensive Stabilität von Gamboa mit der Athletik von Herbert Bockhorn für uns jedoch vereinen.

Dies wären für mich Transfers, die den VfL im Sommer kurz- und mittelfristig bei einem weiteren Jahr in der Bundesliga helfen können. Und mit denen sich Spieler wie Masovic oder Osterhage entwickeln können.

Optimierungsbedarf beim VfL

Denn grundsätzlich besteht beim VfL auf jeder Position Optimierungsbedarf. Ob man es sich leisten möchte oder kann steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Wichtig wird es sein, und daran scheitern viele Vereine im zweiten Jahr der Bundesliga, dass die Mannschaft mit frischem Blut und Impulse den erneuten Klassenerhalt angeht.

Die zweite Saison in der Bundesliga ist dabei in der Vergangenheit bereits für einige Vereine schwieriger gewesen als die erste Saison. Das sieht man derzeit an Arminia Bielefeld und dem VfB Stuttgart wieder. Der Erfolg verleitet dazu nicht energisch genug in die Saison zu starten, da man sich bereits bewiesen hat. Die Gedanken kreisen bereits darum, dass eine Niederlage unglücklich war und man demnächst das Ruder schon herum reißen wird. Eine Negativspirale entsteht. Fantastisch, wenn man sich bereits jetzt über etwaige Probleme im zweiten Jahr der Bundesligazugehörigkeit Gedanken machen möchte. Der VfL ist wieder da.

Für unsere Jungs sind es noch 14 Spiele bis zum Klassenerhalt. 14 Mal aufopferungsvoll die Marschroute des Trainerteams umsetzen. Dann sollte man sehr gute Chancen haben Teil 1 der Mission Bundesliga erfolgreich abzuschließen und den Klassenerhalt zu feiern! In jedem Fall steht im Sommer Teil 10 der Inventur des Kaders an. Bis dahin: Glück auf, Bochum!

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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