Drei Tage nach der 0:1-Niederlage in der Bundesliga, treffen der VfL Bochum und der 1. FSV Mainz 05 im DFB-Pokal bereits wieder aufeinander. Wie können die Bochumer diesmal den Platz als Gewinner verlassen? Sebastian Polter ist dafür eine Schlüsselfigur.
Der VfL trifft schon wieder auf Mainz 05. Schon wieder, weil sich beide Mannschaften erst am Wochenende in der Bundesliga gegenüberstanden und schon wieder, weil sich die Teams bereits in der letzten Saison ein aufregendes Pokalduell lieferten. Damals entschieden die Blau-Weißen das Spiel für sich und zogen in die nächste Runde ein.
Rückblick: Ein Elfmeterschießen & der Beginn von etwas Großartigem
Um den Erfolg zu wiederholen ist der VfL gewillt, „wieder die Gier und die Aggressivität zeigen, die uns in dieser Saison zu bislang 23 Punkten und im Pokal bis ins Achtelfinale gebracht haben.“ Thomas Reis weiß jedoch auch um den Kampfeswillen des Gegners und prophezeit deshalb „ein schwieriges Spiel, aber wir wissen, was auf uns zukommt.“
Da es im Fußball jedoch nicht ausschließlich auf den Kampfgeist ankommt, um erfolgreich zu sein, geht es im heutigen Vorbericht darum, was der VfL aus der Bundesligapartie mitnehmen und an welchen Stellschrauben er drehen kann.
Spielausrichtung beibehalten
Beim letzten Pokalduell vor etwas über einem Jahr war der VfL noch die spielbestimmende Mannschaft. Er war es gewohnt den Ball zu haben, zu agieren und stellte sein Spiel nicht für das eine Aufeinandertreffen um.
Inzwischen hat sich einiges geändert. Mainz 05 hat einen neuen Trainer und unter Svensson haben sich die Mainzer zu einer der gefährlichsten Pressingmannschaften der Liga entwickelt. Der VfL hat der ehemaligen Dominanz abgeschworen, um im Oberhaus bestehen zu können. Das neue Motto lautet: Sicherheit geht vor. Deshalb wird häufig auf den langen Ball zurückgegriffen, um möglichst viele Spieler direkt hinter diesem zu haben, wenn die Offensivaktion scheitert.
Dadurch ist die Qualität und vor allem die Quantität der Chancen natürlich geringer als in den vergangenen Jahren. Dennoch müssen die Bochumer sich auch gut ein Jahr nach der letzten Pokalnacht treu bleiben. Es lohnt sich weiterhin nicht für eine Partie im großen Stil umzustellen, vor allem nicht innerhalb der nächsten drei Tage und nichts kommt Mainz mehr entgegen als ein hoher Ballgewinn.
Polter bei Personalveränderungen verschonen
Der große Unterschied zwischen den beiden Mannschaften war am Samstag die Vororientierung. Die Nullfünfer waren schneller, nicht mit den Beinen, aber mit den Augen. Schon vor einem Ballgewinn erkannten Spieler, wie beispielsweise Jonathan Burkardt, die Situation und bewegten sich bereits in einen Raum oder eine Schnittstelle, um dort bei tatsächlichem Ballgewinn direkt anspielbar zu sein.
Das ist auf einer Seite Training, auf der anderen Seite individuelle Qualität. Der erste Punkt ist in so kurzer Zeit nicht aufzuholen. Die Qualitätslücke in dem Bereich kann jedoch zumindest etwas weiter geschlossen werden.
Danilo Soares für Cristian Gamboa in die Startelf rücken zu lassen und Konstantinos Stafylidis zurück auf die rechte Seite zu schieben wäre der erste Schritt. Soares ist Bochums ballsicherster Abwehrspieler. Elvis Rexhbecaj sollte ebenfalls zurück in die Anfangself rutschen, in Sachen Vororientierung hat er gegenüber den anderen Mittelfeldspielern Vorteile.
Die zuvor angesprochenen langen Bälle benötigen einen Abnehmer. Als dieser fungierte wieder Sebastian Polter am Samstag. „Es ist ein Brett, gegen Polti zu spielen. Er teilt aus, er steckt auch ein“ attestierte FSV-Trainer Svensson nach der Partie Bochums Stürmer. Deshalb ist er so wichtig für das Offensivspiel, selbst wenn er selten in Abschlusspositionen kommt.
Das lag am Samstag vor allem an den Leistungen der beiden Außenspieler. „Wir sind zu hektisch gewesen”, sagte Eduard Löwen und führte weiter aus: „Wir haben gute Torchancen schlecht ausgespielt. Mal einen schlechten Pass, ein schlechter Kontakt, die falsche Entscheidung.“ Gerrit Holtmann sollte mehr mit den Ablagen Polters anfangen können. Gegen Hoffenheim und Freiburg waren es seine Pässe, die zu Toren des Bochumer Stürmers führten. Ein genesener Danny Blum anstelle von Takuma Asano verspricht ebenso mehr Zug zum Tor, woraus eine größere Strafraumpräsenz resultiert.
In der zweiten Halbzeit hatten es die Mainzer auf die rechte Verteidigungsseite des VfL abgesehen. Gamboa und Armel Bella-Kotchap ließen sich immer wieder weit herausziehen und Maxim Leitsch hatte plötzlich den Strafraum ganz alleine abdecken müssen. Durch das Stellungsspiel von Stafylidis ist bereits eine bessere Balance gegeben.
In der Vergangenheit tat das aggressive Herausrückverhalten Bella-Kotchaps dem VfL dann sogar gut. Der Youngster verspricht eine immense Zweikampfstärke. Erhan Masovic hingegen ist weniger extrem, jedoch insgesamt disziplinierter und ballsicherer. Bei der Personalentscheidung kommt es darauf an, was der Trainer gegen Mainz präferiert.
Angepasste Positionierung
Erneut gilt die Devise: In der Kürze der Zeit sollte nicht allzu viel verändert werden. Dennoch könnte gegen das Mainzer 5-3-2 – sie haben gegenüber dem Hinrundenspiel umgestellt – eine leichte Anpassung auf ein 4-3-3 die Mannorientierungen vor Probleme stellen.
Das 4-2-3-1 System vom Samstag verschafft Mainz klare Zuteilungen und die Spieler haben es etwas einfacher. Dennoch war der VfL später durch ein Abkippen Anthony Losillas in der Lage den Druck der Mainzer abzuschwächen.
Wenn beide Außenverteidiger zugleich ein wenig höher schieben als gewöhnlich, können sie die Mainzer Außen binden und Bochums Außenstürmer von einer Doppeldeckung befreien. Wenn sich diese sogar etwas (in den Halbraum) fallen lassen, entstehen für die Mainzer Konflikte in der Zuständigkeit.
So könnten die Ablagen Polters einen Abnehmer finden. So könnten Bochums Flügelflitzer bereits mit Tempo ins letzte Drittel gelangen. Holtmanns Gala-Tor gegen Mainz war kein Zufall, es war das Endergebnis vieler Übergabekonflikte, die ihn bis vor das Tor dribbeln ließen. Die gleiche Ausgangssituation übrigens, wie die vorher bereits angesprochenen Tore Polters gegen Hoffenheim und Freiburg.
___
Soares & Holtmann zurück im Kader
Nachdem Soares am Wochenende Vater wurde (Herzlichen Glückwunsch, Danilo!) und deshalb in Mainz nicht mit von der Partie sein konnte, wird Bochums Brasilianer wieder die linke Abwehrseite übernehmen. Auch Holtmann ist nach überstandener Krankheit wieder dabei.
„Es könnte aber durchaus sein, dass der ein oder andere Akteur morgen eine Pause bekommt“ kündigte VfL-Trainer Reis an und deutete damit die bereits aus der letzten Pokalrunde bekannte Rotation an.
Voraussichtliche Aufstellung: Riemann – Gamboa, Masovic, Bella-Kotchap, Soares – Losilla – Pantovic, Rexhbecaj – Blum, Holtmann – Locadia
Loading…