Leipzig im AnMarsch – VfL wittert Chance

RasenBallsport Leipzig - VfL Bochum | Grafik: Paddy Schneider

Am 7. Spieltag der Saison 2021/22 muss der VfL Bochum zum Bundesliga-Topspiel um 18:30 Uhr nach Leipzig. Die Heimmannschaft ist der große Favorit und im Normalfall sollte der VfL in diesem Spiel wenig Chancen haben. Doch der Weg zurück zum RB-Fußball hakt unter dem neuen Trainer, was auch den Bochumern aufgefallen ist.  

Der VfL bisher erfolglos gegen Leipzig

Viele Duelle gab es zwischen den beiden Mannschaften in der Vergangenheit logischerweise nicht. Zum einen feierte RasenBallsport in diesem Jahr erst sein zwölfjähriges bestehen und dann spielten sie zum Großteil in unterschiedlichen Ligen. In allen fünf Aufeinandertreffen blieb der VfL jedoch erfolglos.

Das letzte Mal trafen die Teams im Januar im DFB-Pokal aufeinander. Die 4:0 Niederlage in Leipzig spielt für Thomas Reis allerdings keine Rolle mehr: „Das Pokalspiel ist ein gutes dreiviertel Jahr her“ und „sie haben einen neuen Trainer.“

Der beste RB-Kader der Geschichte?

Der neue Trainer ist Jesse Marsch. Der US-Amerikaner durchlief von 2015 an die RedBull-Schule, startete beim Team in New York, wurde Co-Trainer in Leipzig unter Rangnick, ging dann nach Salzburg und kehrte dieses Jahr zurück, diesmal als Cheftrainer. Neben dem Verlust des Trainerteams um Julian Nagelsmann müssen die roten Bullen auch ihre beiden Innenverteidiger – Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté – sowie ihren Kapitän Marcel Sabitzer ersetzen.

Dennoch sprechen viele in Leipzig vom besten Kader der noch jungen Geschichte. Grund dafür sind die hochtalentierten Neuzugänge Josko Gvardiol, Mohamed Simakan, Ilaix Moriba und vor allem Stürmer André Silva. Der Portugiese verspricht eine Torgefährlichkeit (28 Tore in der letzten Saison für Frankfurt), die RB in der letzten Saison auf der Position schwer vermisste.

Leipzig noch nicht im Flow

Nach nur sieben Punkten in sechs Spielen für das Spitzenteam ist jedoch auch Bochum-Kapitän Anthony Losilla aufgefallen, dass der neue Trainer und der beste Kader „noch nicht im Flow“ sind. Deshalb erklärte Marsch vor der Partie:

„Mein Ziel war ursprünglich, mehr Entwicklung bei vielen Spielern zu befördern – auch im Spiel –, aber in der aktuellen Situation bedeutet das weniger Chancen für einige Spieler. Ein Rhythmus mit weniger Spielern in der Aufstellung, einer engeren Gruppe von Anfang an, ist eine Möglichkeit, um mehr Klarheit herzustellen.”

Zudem muss Marsch auf Nationalspieler Marcel Halstenberg, Offensivmann Dani Olmo und Marcel Saracchi verletzungsbedingt verzichten.

Voraussichtliche Aufstellung: Gulacsi – Orban, Simakan, Gvardiol – Klostermann, Haidara, Adams, Angeliño – Forsberg, Nkunku – Silva

Stafylidis angeschlagen – Blum drängt auf mehr Einsatzzeit

„Nach wie vor fallen Simon Zoller, Maxim Leitsch, Tom Weilandt,  Luis Hartwig und Paul Grave aus. Auch Cristian Gamboa kann nicht zum Einsatz kommen.“ verkündete Thomas Reis. Da wusste er noch nicht, dass auch Konstantinos Stafylidis aufgrund einer Prellung passen muss. Ansonsten stehen dem Trainer für das Spiel in der Messestadt die gleichen Spieler zur Verfügung, die am letzten Sonntag einen Punkt gegen Stuttgart holten.

Dementsprechend gibt es wenig Gründe die Startelf aus der Vorwoche zu verändern. Erhan Masovic hat sich nach ansprechender Leistung einen weiteren Einsatz neben Armel Bella Kotchap verdient. Danny Blum und Takuma Asano drängen nach ihrer Einwechslung gegen Stuttgart auf mehr Einsatzzeit.

Voraussichtliche Aufstellung: Riemann – Bockhorn, Masovic, Bella Kotchap, Soares – Löwen, Losilla, Rexhbecaj – Antwi-Adjei, Holtmann – Polter

Marsch ist RedBull pur

Während Nagelsmann viel Wert auf Präzision legt und seinen Spielern dabei eher zwei als einen Kontakten empfiehlt, will Marsch seine Gegner überfallartig überraschen. So kündigte er bereits bei seiner Vorstellung an, das Team zurückzuführen zu „unserer Philosophie des Fußballs” wie sie in Salzburg und vor drei Jahren in Leipzig praktiziert wurde. Es werde mehr „in Richtung Aggressivität, Intensität, Spiel gegen den Ball und vertikales Spiel” gehen.

Der US-Coach ist RedBull pur und ein radikaler Vertreter der Philosophie „Chaos erschaffen“, bei der der Ausgangspunkt das Spiel gegen statt mit dem Ball ist. In ihrem Angriffspressing laufen Stürmer Silva und darauffolgend ein weiterer Offensivspieler bereits den gegnerischen Innenverteidiger an. Die anderen Leipziger stellen die unmittelbaren Passwege zu, es soll sogar vor die gegnerischen Mittelfeldspieler gerückt werden. Dadurch soll der Innenverteidiger keine einfache Passoption mehr besitzen. Im Anschluss soll ein schnelles Umschaltspiel erfolgen. Vorgesehen sind ein bis zwei Vertikalpässe und daraufhin soll das temporeiche Team zum Abschluss gelangen.

Die Chancen für den VfL

In der Realität kommen seine Spieler bisher des Öfteren einen Schritt zu spät. Das bietet dem Gegner die Möglichkeit, das Spiel auf die andere Seite zu verlagern, wo sich durch das aggressive Pressing Räume bieten. Der 1. FC Köln überspielte das inkonsequente Bullenpressing zudem durch einen Pass auf den Sechser, welcher auf den Außenverteidiger klatschen ließ. Danach konnten die Kölner durch die großen Räume eigene konterartige Situationen kreieren und die Flügelstürmer mit Tempo auf die Leipziger Innenverteidigung zulaufen lassen.

Kann Leipzig nicht den schnellen Umschaltmoment ausnutzen, dann entpuppt sich der Plan der Bullen für eigene Ballbesitzphasen noch unausgereift. Auch im Spielaufbau fehlt das ruhige kontrollierte Element. „Sie betreiben einen riskanten Spielaufbau. Das müssen wir ausnutzen und schnell umschalten. Ich denke, dass wir die Qualität und die Schnelligkeit haben“, erklärte Losilla. In den Niederlagen gegen Wolfsburg und Brügge kassierte RasenBallsport nämlich jeweils Gegentore, weil der Vertikalpass zu schnell kam. Der mit dem Rücken zum Tor stehende Passempfänger war leicht pressbar. Zusätzlich ergaben sich durch den weiten Pass Räume zwischen den Linien, die der Gegner ausnutzen konnte.

Autor: Janik Aschenbrenner

In meinem Freundeskreis dreht sich alles um die Blau-Weißen, für die ich in meiner Jugend selbst die Schuhe schnüren durfte - so kommt es, dass der VfL auch mich nicht los lässt. Durch meine Affinität zur Spielanalyse und Trainingslehre bin ich ansonsten bei Konzeptfußball zu finden. Fußball ist für mich eine Kunstform, die ich mitgestalten möchte.
Twitter: @Janik_Asc / janik.aschenbrenner@einsachtvieracht.de

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