Nach der durchaus erfolgreichen zurückliegenden Pokalsaison, inkl. des unvergessenen Spektakels beim FSV Mainz 05, hoffen die VfL-Fans auf einen ähnlich erfolgreichen Wettbewerb, der im Optimalfall im Berliner Olympiastadion enden soll. Vor dem Start am kommenden Samstag beim Regionalligisten Wuppertaler SV wollen wir einen kurzen Blick zurückwerfen und an besondere DFB-Pokal Erstrunden-Partien gegen Regionalligisten erinnern.
Nach elf Jahren in der 2. Bundesliga tritt der VfL nun endlich wieder als Bundesligist im DFB-Pokal an. Erster Gegner ist der Regionalligist Wuppertaler SV, gegen den der VfL im Stadion am Zoo die zweite Runde erreichen möchte. Das letzte Pokalspiel als Bundesligist absolvierte der VfL im September 2009 im heimischen rewirpowerStadion just gegen den FC Schalke 04. Nach dem Rauswurf von Marcel Koller saß Interimstrainer Frank Heinemann auf der Bank und musste mit ansehen, wie der VfL den damals von Felix Magath trainierten Schalkern chancenlos mit 0:3 unterlag und somit in Runde 2 ausschied. Die negative Krönung des Abends war ein Eigentor von Christian Fuchs zum Endstand.
Elfmeterglück in Münster
In diese zweite Runde war man nach einem vorherigen 1:0 (Tor durch Diego Klimowicz nach Vorarbeit von Joel Epalle) beim Regionalligisten SF Lotte gekommen. Der VfL weiß also, wie man zu Beginn des Pokalwettbewerbs einen Regionallisten ausschaltet.
Ein Jahr zuvor hatte die Losfee dem VfL ein Gastspiel bei Preußen Münster beschert (Trainer übrigens Roger Schmidt). Nachdem es nach 120 Minuten 0:0 stand, musste das Elfmeterschießen entscheiden. Dabei gab sich der VfL nur eine einzige Blöße und verwandelte von sieben Elfmetern sechs (Shinji Ono verschoss). Nachdem Daniel Fernandes den Elfmeter eines Münsteraners gehalten hatte, versenkte Anthar Yahia den letzten und entscheidenden Elfer, um in Runde 2 einzuziehen.
Auch im Jahre 2004, als Teilnehmer am UEFA-Cup, traf man in der 1. Runde auf einen Regionalligisten. Der damalige Gegner hieß Fortuna Düsseldorf und das Spiel fand nicht im Rheinstadion, sondern am Flinger Broich statt. Am Ende hieß es 3:1 für den von Peter Neururer trainierten VfL (Tore durch Peter Madsen (2) und Vratislav Lokvenc).
Astoria und Weiche waren Endstation
Aber der VfL wäre nicht der VfL, wenn es nicht auch bittere Niederlagen gegen Regionalligisten gegeben hätte. Und man muss in der Historie gar nicht soweit zurückblicken, um auf solche zu stoßen.
Vor drei Jahren trat der VfL im hohen Norden bei Weiche Flensburg an. Am Ende unterlag das Team von Robin Dutt mit 0:1 und flog sang- und klanglos bereits in Runde 1 aus dem Pokal. Noch mal zwei Jahre zuvor hieß der Gegner Astoria Walldorf. Der badische Regionalligist wuchs an diesem Tag über sich hinaus und schlug das Team von Gertjan Verbeek nach einem Spiel, das über die gesamte Spielzeit hin und her ging, mit 4:3 nach Verlängerung. Die VfL-Tore erzielten Marco Stiepermann und Kevin Stöger (2). Vom damaligen Team stehen mit Manuel Riemann und Toto Losilla tatsächlich noch zwei Spieler beim VfL unter Vertrag.
Auf eine weitere Niederlage in Runde 1 gegen einen Regionalligisten soll an dieser Stelle aufmerksam gemacht werden. Es begab sich im Sommer 1995 im tiefen Osten dieser Republik. Nach dem 2. Abstieg der Vereinsgeschichte hatte Klaus Toppmöller ein komplett neues Team zusammengestellt, um den sofortigen Wiederaufstieg zu realisieren. Auf der linken Abwehrseite agierte ein junger Mann aus Hessen, der auch 26 Jahre später eine Rolle beim VfL spielt. Sein Name ist Thomas Reis. Er und seine Mannschaftskollegen erwischten einen rabenschwarzen Tag und wurden von Sachsen Leipzig mit 2:1 geschlagen (das VfL-Tor erzielte Roland Wohlfahrt). Ein bitteres Aus am Beginn einer erfolgreichen Saison.
Zu Ehrenrettung von Thomas Reis sei noch auf die Erstrundenpartie im Jahre 1998 verwiesen. Der VfL gastierte beim damaligen Zweitligisten FSV Zwickau, siegte mit 5:2 und Thomas Reis – ansonsten nicht allzu oft als Torjäger in Erscheinung getreten – steuerte zwei Treffer bei.
Wie dem auch sei, der VfL und sein Trainer wissen, wie man die 1. Runde erfolgreich gestalten kann. Mit der Euphorie des Aufstiegs im Rücken sollte man auch in Wuppertal bestehen können und somit erfolgreich in die neue Saison starten.
Am Samstag steigt eine Premiere
Ein Pokalduell gegen den Wuppertaler SV gab es bislang freilich noch nie. Man stand sich in der Historie 23 Mal gegenüber (10 Siege, 7 Niederlagen und 6 Remis bei einem Torverhältnis von 32:36).
Das letzte Aufeinandertreffen liegt fast 30 Jahre zurück. In der Saison 1993/94 trafen sich beide Teams in der 2. Bundesliga. Nach einem 1:0-Heimsieg in der Hinrunde durch ein Eigentor von Ksienzyk verlor der VfL das Rückspiel im Bergischen mit 1:3, was am kurz danach besiegelten Wiederaufstieg unter Trainer Jürgen Gelsdorf aber nichts änderte. Für die bergischen Löwen trafen damalig Broos, Schön und Hartwig, für uns erzielte Michalke den Ehrentreffer. Der Torschütze des 3:0, Knut Hartwig, so sei noch erwähnt, ist der Vater unseres Youngsters Luis Hartwig und mittlerweile in der Redaktion des Deutschen Fußballmuseums in Dortmund tätig, somit also Ex-Kollege unseres ehemaligen Pressesprechers Christian Schönhals.
Zuvor war man sich Anfang der 1970er Jahre sechs Mal in der Bundesliga begegnet. Die Bilanz ist ausgeglichen: 2 Siege, 2 Niederlagen und 2 Unentschieden. Geht man bis ins Jahr 1956 zurück, findet man zudem 15 Partien in der damaligen Regionalliga West bzw. der Oberliga West.
Gegner Wuppertal war in der Tat mal im Oberhaus
Wie erwähnt gab es tatsächlich Partien gegen die bergischen Löwen im Oberhaus. Das waren die großen Zeiten des WSV, die von 1972 bis 1975 für drei Jahre in der ersten Bundesliga spielten und im ersten Erstligajahr als Aufsteiger direkt auf Platz in den UEFA-Cup einzogen, dort aber in Runde 1 am polnischen Vertreter Ruch Chorzow scheiterten. In den Jahren danach ging es für den WSV nach weiteren fünf Jahren Zweitklassigkeit bis in die Drittklassigkeit, bevor man in den 1990ern für zwei Jahre wieder im Unterhaus kickte, nach zweimaligem Zwangsabstieg und einer Umbenennung in den Wuppertaler SV Borussia von 2004 bis 2013 aber bis in die Fünftklassigkeit abstürzte, aber sich seit 2015/2016 in der Regionalliga hält.
Im Pokal wiederum hatte der Wuppertaler SV seinen größten Erfolg 1962/1963, als man als Oberligist bis in Halbfinale einzog, aber dort gegen den Hamburger SV mit 0:1 scheiterte. Sechsmal zog man zudem ins Achtelfinale ein. Dies waren die Spielzeiten 1960/1961, 1969/1970, 1970/1971 sowie 1972/1973, 1973/1974 und auch bei der letzten Pokalteilnahme der Wuppertaler 2007/2008, als man gegen Bayern München verlor.
Bekannteste Spieler des WSV sind mit Sicherheit der zweifache WM-Fahrer Horst Szymaniak und Günter „Pröppi“ Pröpper, nach dem das Vereinsmaskottchen benannt ist. Auch der gebürtige Wuppertaler „Sir“ Erich Ribbeck war Ende der 1950er Jahre beim WSV unter Vertrag.
Aktuell am bekanntesten dürften beim WSV Roman Prokoph und Christoph Schorch sein, die beim VfL bekannt sein dürften. Ex-VfLer sind zudem Innenverteidiger Ptytlik (ehemals U19) sowie Manno, der als Scout in Wuppertal arbeitet und – ja natürlich – auch an Peter Neururer kommt keiner vorbei. Pedda ist seit Mai 2021 im Vorstand der bergischen Löwen. Natürlich mittendrin statt nur dabei.
Was erwartet uns am Samstag?
Pokal heißt auch immer das „Warten auf Überraschungen“. Wer wird in dieser Spielzeit in Runde 1 überraschend scheitern? Wird Weiche Flensburg das Überraschungsteam der vergangenen Saison, Holstein Kiel, zum Stolpern bringen? Oder der BFC Dynamo den VfB Stuttgart? Oder Ulm wie vor 20 Jahren schon den FCN? Oder sind wir etwa das Team, was zum dritten Mal innerhalb der letzten 10 Jahre in Runde 1 gegen einen unterklassigen Verein scheitern wird?
Man darf gespannt sein, die Vorfreude ist da!
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