Im heimischen Ruhrstadion gegen die SG Dynamo Dresden feierte Thomas Reis sein Trainerdebüt. Der 6. Spieltag sollte einen Wendepunkt für die bisher enttäuschend verlaufene Saison darstellen. Doch eine Woche Vorbereitungszeit ist nicht viel und somit mutierte der Neuanfang eher zum Déjà-vu.
0:1, Alexander Jeremejeff (46.)
Kurz nach Wiederanpfiff laufen zwei Dresdner auf Rechtsverteidiger Cristian Gamboa zu. Innenverteidiger Saulo Decarli rückt heraus, um seinen Nebenmann zu unterstützen. Zugriff können die beiden jedoch nicht herstellen und so kommt Löwe recht ungehindert zu einer Hereingabe. In der Mitte empfängt Alexander Jeremejeff den Ball und verwandelt.
Wie konnte der Stürmer Dynamos so ungehindert vor dem Tor zum Abschluss kommen? Durch das Herausrücken Decarlis waren Simon Lorenz und Danilo Soares im Zentrum in einer zwei zu drei Unterzahl, welche Lorenz kurze Zeit daran hinderte, sofort nachzurücken. Das hätte er jedoch tun sollen, um die kurze Anspielstation zuzustellen. Dennoch wäre im Rückraum dadurch ein Gegner frei geworden, der zwar eine geringere, aber nicht wirklich kleine Gefahr darstellt. Eine bessere Option wäre es deshalb gewesen, wenn bereits Decarli nicht herausrückt und die Gleichzahl im Zentrum, dem ungewissen Zugriff im Halbraum vorzieht.
0:2, Moussa Koné (63.)
Die Bochumer haben auf der rechten Seite der gegnerischen Hälfte eine Pressingsituation. Als der Ball von den Dresdnern hoch herausgespielt wird, rückt Saulo Decarli mit seinem Gegenspieler zusammen weit aus der Abwehrkette heraus. Alexander Jeremejeff schafft es den Ball gut abzuschirmen und nutzt die Dynamik des Bochumer Innenverteidigers, um sich um ihn herum zu drehen. Moussa Koné startet in dem Moment in die von Decarli hinterlassene Lücke. Er wird dabei von Cristian Gamboa verfolgt, konnte sich jedoch bereits etwas absetzen. Simon Lorenz ist der tiefste Bochumer Verteidiger und positioniert sich gegen den Ball in einen Raum, der ehrlicherweise völlig uninteressant ist. So befinden die Bochumer sich zwar in einer vier zu zwei Überzahl, doch haben weder Zugriff auf den Passgeber, noch auf den Empfänger. Dem Pass in die Tiefe und dem freien Abschluss von Koné steht also nichts im Wege.
Natürlich hätte alles mit einem gewonnenen Zweikampf durch Decarli geklärt sein können, aber ohne Foul war da nichts zu machen. Außerdem sind wir hier in der „Torschau“ und nicht bei „100% Meijer“ von Sky, wo illegale Aktionen eine Option darstellen. Das Tor hätte verhindert werden können, wenn Lorenz sich Koné annimmt und somit Jeremejeff die einzige Passoption raubt. Das hätte Decarli und Soares die nötige Zeit verschafft, um den Ballführenden und späteren Vorlagengeber (wieder) attackieren zu können.
1:2, Danny Blum (79.)
Dynamo wollte seinen Vorsprung nun verteidigen und steht in dieser Situation eigentlich auch gut gestaffelt. Auf der linken Seite hat sich ein vier gegen vier gebildet, das vom restlichen Mannschaftsteil abgeschnitten ist. Dafür sorgte auch Silvère Ganvoulas Bewegung in den linken Halbraum. Danilo Soares wartet den perfekten Moment ab, um einen überraschenden Pass in die letzte Linie auf den Bochumer Stürmer zu spielen. Der Pass galt gleichzeitig als Kommando zur Tempoaufnahme, so starteten Soares und Torschütze Danny Blum mit diesem sofort in Richtung Tor.
Ganvoula wusste am Sonntag zum ersten Mal in der laufenden Saison seine physischen Möglichkeiten einzusetzen, machte so sein bestes Spiel und schirmte den Ball auch in dieser Aktion super vor seinem Gegenspiel ab. Als angreifende Mannschaft hat man einen geringen zeitlichen Vorteil gegenüber der Verteidigung und so waren auch die Bochumer schneller als ihre Manndecker. Ganvoula legt im Anschluss im richtigen Moment auf Blum ab, der mit einem satten Schuss aus kurzer Distanz dem Keeper keine Chance lässt.
2:2, Anthony Losilla (85.)
Beim Eckball durch Danny Blum agiert Dynamo Dresden in einer Mischung aus Raum- und Manndeckung. In der zweiten Linie finden sie sich mit drei Verteidigern jedoch vier Bochumer Angreifern gegenüber. Dem etwas später startenden Anthony Losilla kann dadurch von seinen Mitspielern Raum verschafft werden, weil sie die Gegenspieler auf sich ziehen. Losilla orientiert sich gut zum Ball und kommt in einer weit offenen Schnittstelle frei zum Kopfball, welcher zum Ausgleich führt.
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