Die Ereignisse der letzten Woche sorgten dafür, dass ich euch lieber ein paar Trainerkandidaten vorgestellt habe. Mit dem Auswärtsspiel des VfL Bochum 1848 beim VfB Stuttgart ist die Torschau jedoch wieder zurück. Die derzeitige Tabellensituation zwang den VfL quasi dazu, Punkte beim großen Favoriten mitzunehmen und damit die Sieglosserie bei Auswärtsspielen im Jahre 2019 endlich zu beenden. Es ist wohl ein nicht ganz so großer Spoiler, wenn ich vorwegnehme, dass die Unternehmung in die Hose gegangen ist. Die Gründe dafür gibt es wie immer im folgenden Artikel.
1:o, Daniel Didavi (19.)
Zu passiv. Als Philipp Klement im rechten Halbraum der eigenen Hälfte den Ball erhält, lässt das Bochumer Mittelfeld sich zurückfallen. Danny Blum, Vitaly Janelt, Sebastian Maier und Anthony Losilla erwarten ihn in der eigenen Hälfte. Ohne Gegnerdruck im Mittelfeld hat Klement genug Zeit die Bewegungen seiner Voderleute zu beobachten und darauf zu reagieren. Stürmer Hamadi Al Ghaddioui bindet mit seinem Lauf aus der Schnittstelle zwischen Neuzugang Cristian Gamboa und Saulo Decarli zur rechten Seite hin den Innenverteidiger des VfL. Dadurch entsteht auf der rechten Seite der Bochumer ein Eins gegen Eins Duell zwischen Daniel Didavi und Rechtsverteidiger Gamboa. Während Gamboas Sichtfeld noch in Richtung des Ballführenden zeigt, startet der Stuttgarter Offensivmann in dessen Rücken einen Lauf in die Tiefe. Der unbedrängte Klement kann ohne Druck einen sauberen Flugball in Didavis Lauf spielen. Durch den früheren Start besitzt Didavi einen klaren Tempovorteil und kann sich schnell absetzen, zumal Gamboa sich durch die späte Orientierung zu Didavi nach Außen dreht, was länger dauert, als einen Drehung nach innen. Didavi befindet sich nun alleine vor dem Tor und schließt zusätzlich mit einem satten Schuss ab.
1:1, Silvere Ganvoula (39.)
Die Stuttgarter verteidigen den Eckball der Bochumer in einer reinen Raumdeckung, wobei sechs Spielernahe der Linie des Fünfmeterraums postiert sind. Dabei vernachlässigen sie den Rückraum auf Höhe des zweiten Pfostens komplett, wo Silvere Ganvoula schon früh den Ball erwartet. Die Hereingabe von Danny Blum in den rechten Halbraum verschafft Ganvoula dadurch genug Zeit den Ball anzunehmen und abzuschließen.
2:1, Nicolas Gonzalez (48.)
Der entscheidende Treffer des Spiels fällt erneut aus Gründen fehlender Kompaktheit. Das Bochumer Mittelfeld ist noch in der Rückwärtsbewegung und verpasst es, Druck auf den Ballführenden auszuüben. Derweil steht die Abwehr bereits sehr tief, wodurch sich einige Räume für den VfB anbieten. Nach einem Pass auf die rechte Seite sieht sich Soares somit genötigt extrem aggressiv herauszurücken. Dadurch entsteht in dem von ihm zurückgelassenen Raum eine Unterzahlsituation. In der Szene wäre eine abwartende Haltung sinnvoller gewesen. So hätte man in der Verteidigung zumindest eine Gleichzahl an Spielern gehabt und hätte auf nachrückende Teamkollegen, wie beispielsweise Losilla, warten können. Die Stuttgarter laufen infolgedessen an der rechten Strafraumkante in die Box herein. Im rechten Halbraum haben sie weiterhin eine Überzahl gegenüber den Bochumern. Lorenz versperrt den Weg nach innen und muss nun aber, nachdem Castro den Ball weitergegeben hat, auf Gonzalez nachrücken. Im Anschluss hätte er jedoch den in der Halbzeit erst eingewechselten Stuttgarter nicht stellen, sondern mit dem Körper in Richtung Grundlinie leiten und von dort aus im besten Fall sogar zum Abdrehen zwingen sollen. So lässt er ihm jedoch einen Weg zurück nach Innen offen. Gonzalez nutzt die Situation, indem er abrupt abstoppt, wodurch Lorenz aufgrund seiner Dynamik in die entgegengesetzte Richtung an ihm vorbeirauscht. Die dadurch gewonnene Zeit nutzt er für einen perfekt platzierten Schuss aus spitzem Winkel. Chapeau!
Auch Analysen bieten einen Interpretationsspielraum. Ihr bewertet eine Szene anders? Teilt mir eure Meinung gerne über die Kommentarfunktion mit. Bis zur hoffentlich mit Bochumer Toren vollgepackten nächsten Woche!
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