War nicht gerade noch Juli?

Wir haben eine lange Sommerpause vor der Brust. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Wie die Zeit doch rennt! 34 Spiele sind absolviert und die Spielzeit 2017/18 ist beendet. Nach turbulenten Wochen und Monaten, vier Trainern in einer Saison und einer sportlichen Talfahrt im Winter, die ihres gleichen sucht – beendet unser VfL die Saison auf dem 6. Tabellenplatz.

Auch wenn unser VfL den Klassenerhalt in dieser verrückten Saison schon seit ein paar Tagen sicher hatte, ging es im letzten Spiel mal wieder, wie fast in jedem Jahr, wo wir dann mit hübscher Regelmäßigkeit versagen, um massig TV-Gelder. Dementsprechend schickte unser Coach Robin Dutt seine Stammformation der letzten Wochen auf den Rasen. Ein entspannter Sommerkick war also nicht zu erwarten, die ergiebigen Regenfälle hätten es auch gar nicht zugelassen. Einzig Jan Gyamerah wurde verletzungsbedingt durch Stefano Celozzi ersetzt.

Zeigte in Halbzeit 2 keine gute Leistung: Sidney Sam Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Ein sportlicher Leckerbissen war das letzte Spiel der Saison wahrlich nicht. Sicherlich auch den äußeren Umständen geschuldet, wollte kein wirklicher Spielfluss aufkommen. Regensburg stand hinten extrem sicher, ließ kaum etwas zu und beschränkte sich, wie es zu erwarten war, rein auf die Defensive. Ein Punkt sollte dem Jahn reichen, um in der Tabelle vor dem VfL zu bleiben. Die bayrische Abwehrreihe zu knacken wollte so recht nicht gelingen, doch gegen Ende der ersten Hälfte klappte es dann zumindest einige Nadelstiche zu setzen. Mit einem Tor konnte man sich dennoch nicht belohnen.

Spiel und Schiedsrichter passten sich dem Wetter an

Immer mehr aus der Hand gab in der letzten Viertelstunde der ersten Hälfte das Spiel Schiedsrichter Patrick Alt. Zwar gab es nicht mal krasse Fehlentscheidungen, die Kartenverteilung auf beiden Seiten wurde aber immer inflationärer und wirkte extrem unsouverän. So waren zur Halbzeit mit Fabian, Tesche und Losilla drei von vier Leuten im Zentrum verwarnt – teils nach extrem harmlosen Fouls. Warum ich das so explizit erwähne? Weil dank der Karten keiner der genannten Spieler nach dem unnötigen Ballverlust von Sam, der gerade in der zweiten Halbzeit einen gebrauchten Tag erwischte, in der Lage war, das taktische Foul zu begehen, um den Regensburger Konter vor dem Gegentor zu unterbinden. Unsere Mannschaft konnte im Anschluss den Druck erhöhen, agierte im letzten Drittel aber oftmals zu verspielt und konnte beste Möglichkeiten nicht nutzen. Das war zeitweise schon arg frustrierend.

Dreh- und Angelpunkt der Bochumer Angriffe: Kevin Stöger Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Der Ausgleich in der 87. Minute war dann mehr dem Glück geschuldet, doch manchmal braucht es halt erzwungene Tore, wenn selbst die Brechstange nicht mehr hilft. Initiator, und Angelpunkt bei fast allen Angriffe des VfL, war dabei mal wieder: Kevin Stöger. Selbst heute, bei einem verfahrenen und nicht wirklich gutem Zweitligaspiel hat man wieder gesehen, warum dieser Junge in der nächsten Saison in der Bundesliga spielen wird. Sein Verständnis und Auge für Räume, gepaart mit Einsatz und seiner Laufbereitschaft ist einmalig in Liga 2 und wird uns im nächsten Jahr sehr fehlen. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass der Abgang von Kevin Stöger mindestens genauso schwer wiegt wie der von Simon Terodde vor 2 Jahren. An dieser Stelle einfach ein Danke an Kevin Stöger, dass du vor allem in den letzten 4 Monaten ein maßgeblicher Faktor dafür warst, dass der Karren auf dem Rasen wieder aus dem Dreck gezogen wurde!

In eigener Sache

Aufregen möchte ich allerdings dann auch noch – wegen einiger weniger „Fans“ im Semster 50 Jahre und aufwärts. Ja, Fußball ist emotional und auch mir gehen in vielen Spielen mal die Sicherungen durch, aber wie man 90 Minuten lang nur nörgeln kann, alles und jeden auf dem Rasen beschimpft und bei Fehlpässen jedes Mal „Was kannst du eigentlich, du Hund!“ oder „Du scheiß Söldner, verpiss dich aus Bochum!“ schreien muss, geht mir nicht in die Birne.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Wie schon gesagt, war kein Leckerbissen heute, aber die Mannschaft hat bis zum letzten Wochenende 9 Spiele am Stück nicht verloren. Man darf nie vergessen, dass das eigene Team oft auch nur so gut spielen kann, wie der Gegner es zulässt und Regensburg ist sicher nicht umsonst vor uns in der Tabelle! Ich möchte auch nur mal kurz daran erinnern: Nach dem 21. Spieltag standen wir nach der Niederlage bei Dynamo Dresden aber sowas kurz vorm Abgrund. Eintracht Braunschweig, die heute in die dritte Liga abgestiegen sind, waren zu dem Zeitpunkt noch vor uns!

Jetzt schon der einsachtvieracht-Scoutingbericht #3?

Bald wieder in blau und weiß statt blau und gelb? Onur Bulut. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Wo ich auch beim letzten Punkt meiner heutigen Rede bin: Für mich persönlich doch etwas überraschend müssen heute die Braunschweiger, die im letzten Sommer noch in der Aufstiegsrelegation gegen Wolfsburg den Sprung in die erste Liga verpasst hatten, den Gang in Liga 3 antreten. Traurig, dass mit Lautern und Braunschweig zwei so große Vereine in der nächsten Saison in der 2. Bundesliga fehlen werden. Kommt schnell wieder! Doch Braunschweig, da war doch was! Unser Bochumer Junge Onur Bulut spielt seit Januar dort. Ob er den Gang in Liga 3 dort mit antreten wird ist mehr als fraglich. Bedarf auf den Flügel hätten wir auf jeden Fall. Wenn Sebastian Schindzielorz es schafft, die vakante Lücke auf der Zehn nach Stögers Abgang entsprechend zu Füllen, so dass unsere Flügel das Spiel nicht gestalten müssen, wäre Bulut in meinen Augen sicherlich ein Name, den man im Hinterkopf haben könnte. Durch seine Defensivstärke würde er wieder interessante Asymmetrien im Spiel erlauben, bei der Soares Drang nach vorne und Stärke im 1 Gegen 1 noch besser genutzt werden könnte. Wäre eine Rückkehr von Onur Bulut nicht machbar, Sesi?

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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Der einsachtvieracht-Scouting-Bericht #2

Ein deutscher Meister für den VfL