Im Schatten der Ausgliederung fast vergessen – Engelbracht präsentiert ganz starke Zahlen

Foto: Frank Vincentz (CC BY-SA 3.0)

Puh – nachdem sich die Gemüter (hoffentlich) beruhigt haben, wollen wir die JHV von Samstag noch einmal Revue passieren lassen. Dabei wollen wir die Ausgliederung selbst allerdings ausklammern. Zu dem Thema wurde so ziemlich alles gesagt. Auch das Verhalten einiger Ausgliederungsgegner lassen wir erstmal so stehen. Am Samstag sind nämlich noch eine ganze Reihe anderer erfreulicher Dinge bekanntgegeben worden, die im Schatten des großen Themas Ausgliederung untergegangen sind.

Bevor wir zu den wirtschaftlichen Zahlen kommen, erst zu einer anderen: Über 2.700 Mitglieder des VfL! So viele waren am Samstag in der Jahrhunderthalle vor Ort. So viele wie noch nie. Das muss man sich erstmal vor Augen führen. Kamen sonst immer rund 700 bis maximal 1.000 Leute zu den Jahreshauptversammlungen, wurde diese Marke Samstag locker gerissen. Zeitweise reichte die Schlange für den Check-In fast bis zum Parkhaus. Selbst der VfL hat anscheinend nicht mit so einem Zulauf gerechnet. Die Sitzplätze waren bis auf den letzten Platz belegt und auch die seitliche „Stehplatz“-Halle war sehr sehr gut gefüllt. Man kann durchaus sagen: Der VfL bewegt die Menschen!

Kaum ein Wort wurde auch über die ganz starken Wirtschaftszahlen verloren, die Wilken Eingebracht am Samstag vorgetragen hat. Das wollen wir jetzt gerne nachholen:

Foto: Einsachtvieracht
  • Umsatz: Der VfL konnte den Umsatz erneut steigern. Nach bereits starken 32,2 Mio. Euro in der Saison 2015/16, lag der VfL in der abgelaufenen Spielzeit bei 33,1 Mio. Euro. Allerdings muss man hier betonen, dass diese Kennzahl alleine erstmal nichts aussagt. Vor allem bei kleinen Vereinen wie dem VfL ist diese Kennziffer natürlich auch stark von generierten Transfererlösen getrieben.
  • Transfererlöse: In meinen Augen mit eine der spannendsten Kennzahlen überhaupt. Nach 1,9 Mio. Euro in der Saison 2014/15, starken 4,3 Mio. Euro in der Saison 2015/16, konnte der VfL in der abgelaufenen Spielzeit, natürlich massiv getrieben durch den Verkauf von Simon Terrode, satte 6,2 (!) Mio. Euro an Transfererlösen genieren. Für die kommende Spielzeit geht man durch die Verkäufe von Marco Stiepermann, Peniel Mlapa und Dominik Wydra von Transfererlösen in Höhe von 2,4 Mio. Euro aus. Sollte im Winter kein Spieler verkauft werden und keine Partizipation von Beteiligungen stattfinden, dürfte diese Zahl bis zum Ende der Spielzeit Bestand haben. Addiert man die letzten vier Jahre zusammen, hat der VfL fast 15 Mio. Euro an Transfererlösen generiert. Laut Wilken Eingebracht hat man gleichzeitig selbst weniger als 2 Mio. Euro an Ablösesummen bezahlt. Hier darf man durchaus mal unserem Sportvorstand und der Scouting-Abteilung auf die Schulter klopfen.
  • Spieleretat: Die zweite ganz spannende Kennzahl. Hatten wir in der Saison 2014/15 noch einen Spieleretat von mickrigen 7,7 Mio. Euro, planen wir für die aktuelle Spielzeit einen Etat von 11,4 (!) Mio. Euro. Das ist eine Steigerung von fast 50 % (exakt 48,1 %) in nur 3 Jahren. Diesen Sprung muss man sich mal vor Augen halten. 48,1 % – Die perfekte Antwort für alle, die vehement behaupten der VfL würde Transfersummen nicht reinvestieren. Investitionen sind nicht nur Ablösesummen. Auch eine Erhöhung des Gesamtetats ist eine Investition – vielleicht sogar in Liga 2 die deutlich cleverere, um einen guten Kader in Spitze und Breite zu haben.
  • Nettofinanzschulden: Der VfL meldet das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit ein positives Eigenkapital. Hatte der Verein in der Spielzeit 2014/15 noch Nettofinanzschulden in Höhe von 5,8 Mio. Euro, konnte er diese in den letzten Jahren peu a peu reduzieren. Aber Vorsicht: Ein positives Eigenkapital bei den Nettofinanzschulden heißt noch lange nicht, dass der Verein schuldenfrei ist. Das Eigenkapital in der Bilanz des Vereins ist übersteigt jedoch wieder die Verbindlichkeiten. Eine sehr positive Nachricht.
  • Foto: Einsachtvieracht

    Erträge: Bei den sonstigen Erträgen hat sich bei den meisten Zahlen von der letzten zu dieser Saison nicht viel getan. Auffällig ist jedoch die extreme Steigerung bei den medialen Verwertungsrechte (insbesondere TV-Gelder). Hier verzeichnet unser VfL eine Steigerung von knapp unter 7 Mio. auf über 10,5 Mio. Euro (+ 51,5%). Damit werden die fehlenden Transfererlöse im Vergleich zur letzten Saison komplett aufgefangen. Die enormen Summen in dieser Sparte zeigen auch wie wichtig es ist, bei den TV-Geldern nicht den Anschluss nach oben zu verlieren. Leider sind die Annahmen hinter diesen Zahlen nicht bekannt. Bei der im Vorfeld oft angesprochenen Schere zwischen den Auf- und Absteigern und dem Rest der zweiten Liga ist jedoch zu vermuten, welche Potenziale hier lauern, die neuen Gelder durch gestiegenen sportlichen Erfolg mehrfach zu refinanzieren.

So viel in Kürze. Falls ihr Interesse an weiteren Erklärungen zu wirtschaftlichen Themen rund um den VfL habt, oder die oben beschriebenen Kennzahlen weiter definiert und erklärt haben wollt, schreibt uns gerne eine Nachricht. Wir würden uns freuen, uns und Euch hier mit weiteren Informationen zu versorgen.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

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