Unser VfL setzt Ausrufezeichen gegen den BVB

In einem tollen Fußballspiel mit zahlreichen Torchancen, hohem Pressing und viel Tempo konnte unser VfL Bochum seine Vorbereitung mit einem Ausrufezeichen beenden! Unsere Gäste aus Dortmund konnten erst kurz vor Schluss eine Niederlage, durch einen Doppelschlag innerhalb von einer Minute, zum 2:2 abwenden.

Die Saisoneröffnung rund um die Castroper

Der Wettergott war Bochum holt und bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen startete der zweite Tag der Saisoneröffnung „rund um die Castroper“. Mit vielen Attraktionen auf und rund um den Leichtathletikplatz konnten wir Fans uns schon früh, nahe unseres Schmuckkästchens, tummeln. Vor allem für die kleinen VfL Fans gab es eine Menge zu erleben und die großen VfL Fans konnten sich bei diversen Food Trucks oder den Getränkeständen verpflegen.

Die Hauptattraktion

Die Hauptattraktion für die 24.000 Zuschauer im Stadion war jedoch sicherlich das Testspiel gegen den achtmaligen deutschen Meister Borussia Dortmund. Die Dortmunder kamen frisch von einer Werbe- und Vorbereitungstour aus China, weshalb die Beine der Borussen wohl etwas schwer gewesen sein dürften. Der neue Trainer der Borussia, Peter Bosz, ließ sein System aus der vergangenen Saison von Ajax Amsterdam spielen und schickte seine Elf im 4-1-2-3 auf den Rasen mit einem absichernden Sechser und zwei Achtern im Mittelfeld. Mario Götze gab sein Startelfdebüt auf der „Acht“ und Sebastian Rode durfte als Sechser absichern. Interessanter war jedoch der Partner von Mario Götze, denn André Schürrle agierte diesmal aus der für ihn ungewohnt tiefen und zentralen Position heraus und trug dabei sogar die Kapitänsbinde. Diese Position ergibt jedoch Sinn, spielte sie Davy Klaasen bei Ajax und unterstütze dort immer wieder den Mittelstürmer. So ergibt sich eine Staffelung im Mittelfeld und jeder zentrale Mann hat bestimmte Räume zu bespielen. Im Angriff ließ Bosz mit Mor, Pulisic und Isak die jüngst mögliche Sturmreihe agieren. In der Innenverteidigung durfte Neuzugang und Jungnationalspieler Zagadou neben Neuzugang Ömer Toprak spielen, Paßlack und Durm flankierten die beiden auf den defensiven Außenbahnen.

Unsere Mannschaft

Im letzten Test vor dem Saisonstart, kommenden Freitag gegen die Freibeuter aus dem Hamburger Stadtteil St. Pauli, setzte unser Trainer Ismail Atalan auf sein wohl derzeit favorisiertes System, das 3-1-3-1-2 (siehe Grafik links). Überraschend war die Aufstellung von Alexander Merkel als Mann im zentralen Mittelfeld zwischen Losilla und, ebenfalls überraschend, Görken Saglam! Weiterhin erhielt Peniel Mlapa den Vorzug vor Johannes Wurtz. Unser Neuzugang Robbie Kruse hat derzeit noch Trainingsrückstand und wird diesen in den kommenden Wochen erst einmal im Training aufholen müssen.

Merkel, mit viel Energie und Motivation, startete gut, fiel dann jedoch durch zwei verunglückte Zuspiele und im Anschluss durch mehrere Fouls auf, weshalb Atalan ihn noch vor der Pause auswechseln musste, um einen Platzverweis zu vermeiden. Auffällig war die bereits gute Staffelung und Interpretation der Positionen. Es waren alle Räume stets besetzt und man konnte sowohl kompakt verteidigen, als auch Dreiecke bilden, um spielerische Lösungen zu finden. Wie zu Beginn unter Gertjan Verbeek, werden wir vermutlich bald wieder den spielerischen Aufbau sehen. Wie in der Grafik rechts dargestellt, bieten sich die beiden äußeren Verteidiger tief an den Seitenlinien an und die Bewegung erfolgt von den beiden zentralen Mittelfeldspielern, welche abwechselnd in die Lücken der gegnerischen Mannschaft stoßen, um den Ball kurz anzunehmen oder „prallen“ zu lassen. Im Anschluss erfolgt ein kurzer, hoher Ball in die zweite Reihe auf Soares, Saglam oder Celozzi, welche hinter dem gegnerischen Pressing die freien Räume suchen. Sollte diese Variante vom Gegner zugestellt werden, bleibt der lange Abschlag in Richtung Mlapa, wo dann klassisch eine Seite „überladen“ wird mit mehreren Spielern.

Taktische Eindrücke vom Spiel

Wie von Ismail Atalan angekündigt, agierte unsere Mannschaft über fast 70 Minuten mit einer sehr hohen Pressinglinie, wodurch Fehler beim Gegner möglichst tief in deren Hälfte generiert werden, um einen kurzen Weg zum Tor zu haben. Dies gelang sogar einige Male und der BVB musste im Abwehrverbund immer wieder Fehlpässe oder verlorene Zweikämpfe im Aufbau beklagen. Gefährlich wurde es durch unseren VfL vor allem im Umschaltspiel, wenn nach Ballgewinn die Bälle schnell und schnörkellos, meist mit einem Kontakt, gen gegnerischem Tor vorgetragen wurden. So konnten vor allem Hoogland und Bastians mit einigen Ballgewinnen brillieren, welche vom überragenden Celozzi und dem sehr gut aufgelegten Saglam für Angriffe initiiert wurden. Nach der Auswechslung von Merkel konnte Gündüz einige Angriffe über seine rechte Seite laufen lassen, da er viel grünen Rasen vor sich hatte und immer wieder gut eingesetzt wurde. Saglam tat sich hier mit vielen tollen Anspielen und Schnittstellenpässen auf. Einige davon fanden den umtriebigen Diamantakos, welcher schon gut in Form zu sein scheint. Das 1:0 fiel kurz vor der Auswechslung vom übermotivierten Merkel in der 38. Minute. Ein über links vorgetragener Angriff wurde von Diamantakos mit ganz starkem Auge fast von der Grundlinie in den Rückraum gespielt, wo Celozzi völlig frei an den Ball kam und aus gut 15 Metern einschieben konnte. Im Anschluss hätte das 2:0 fallen können, doch Peniel Mlapa konnte seine einzige Chance nicht nutzen. Hier reagierte Bürki gedankenschnell und riss seinen rechten Arm nach oben, um den guten Abschluss abzuwehren. Mlapa rieb sich heute in einigrn Duellen auf und konnte kaum Akzente setzen. Das Zusammenspiel von Diamantakos und dem für Mlapa in der Halbzeit eingewechselten Wurtz wirkte harmonischer.

Die zweite Halbzeit

Zur Halbzeit wechselte unser Chef-Trainer viermal aus und mit Fabian für Hoogland, Stöger für Soares, Eisfeld für Saglam und Wurtz für Mlapa kamen wohl die Spieler, die derzeit ebenso in der ersten Elf stehen könnten. Subjektiv war die Zeit von der 45. bis zur 70. Spielminute die stärkste Phase von unserem VfL. Einige toll vorgetragene Angriffe, hohes Gegenpressing bei Ballverlust und viele gewonnene Zweikämpfe brachten einige gute Torchancen, welche jedoch meist entschärft wurden. Bis unser „Toto“ los legte und ein Tor zum verlieben erzielte. Kurz vor dem Sechzehner erhielt er den Ball und konnte diesen dreimal mit Brust und Kopf hoch halten, bevor er den Ball tropfen ließ und Volley unter die Latte hämmerte. Es erinnerte an den großen Zinedine Zidane! Das Tor des Monats Juli sollte ihm sicher sein. Wer es nicht gesehen hat, der muss es sehen!

Wie oben bereits erwähnt ergänzten sich Diamantakos und Wurtz bereits recht gut und sollten wohl kommenden Freitag das Sturmduo bilden. Eisfeld wurde seiner Rolle als Vize-Kapitän ebenso gerecht und machte eine solide Partie in der zweiten Halbzeit. Als in der 70. Minuten erneut viermal gewechselt wurde und Stiepermann für Losilla, Weilandt für Diamantakos, Canouse für Celozzi und Bandowski für Gyamerah eingewechselt wurden, merkte man einen deutlichen Bruch im Spiel. Zu deren Verteidigung ist zu sagen, dass Tom Weilandt sicherlich nicht gewohnt ist im Angriff zu agieren und Canouse auch nicht der typische rechte Verteidiger einer Dreierkette ist. Das gesamte Team konnte jedoch subjektiv die Zweikämpfe nicht mehr gewinnen und gab dem BVB mehr Räume, die der BVB dankend annahm und mehr Spielanteile erhielt. Die Einwechslungen von Aubameyang und Dembélé brachten weiteren Schwung und folgerichtig kamen einige gute Torchancen für den BVB hinzu. Gerade über deren linke Offensivseite und unserer rechten Verteidigungsseite kamen immer wieder gefährliche Flankenläufe der Dortmunder. In der 85. Spielminute zielte Gonzalo Castro sehr genau aus gut 20 Metern und traf den Innenpfosten, 2:1. Der nächste Angriff konnte vom agilen und guten Christian Pulisic zum 2:2 genutzt werden und das Spiel fand sein Ende.

Fazit

Gegen den BVB sehen wir weiterhin gut aus, wenn es in der Vorbereitung gegeneinander geht! Unser Jungs haben ein gutes Spiel gezeigt gegen einen Gegner, der zwar eine anstrengende Reise in den Beine hat, jedoch trotzdem über eine enorme Qualität verfügt. Die Abläufe innerhalb des Teams sind da, die Räume werden ordentlich besetzt und das gesamte Team konnte ein Spitzenteam über 70 Minuten gut beschäftigen und agierte, statt zu reagieren. Einige Laufwege waren noch nicht zu 100 Prozent korrekt, das wird sich jedoch in den kommenden Wochen legen.

Ausblick auf den Saisonstart

Eine Woche vor dem Start in die neue Saison dürfte man gewappnet sein um gegen St. Pauli daheim bestehen zu können. Atalan scheint seine ersten 15 Spieler gefunden zu haben, wobei die erste Elf mit Sicherheit noch nicht feststeht. Die Entscheidungen zwischen Eisfeld, Saglam, Stöger und Merkel werden eng ausfallen. Ebenso, da Gündüz auf rechts agieren könnte, um Celozzi neben Losilla spielen zu lassen. Weilandt und Canouse sind in meinen Augen noch Kandidaten für einen Abgang, da beide nicht wirklich in das aktuelle Spielkonzept und -system zu passen scheinen mit ihren jeweiligen Stärken. Zudem sind mit Janelt und Hinterseer derzeit noch zwei Spieler verletzt, welche ebenfalls Kandidanten für die Stammelf sind. Die kommenden Wochen dürften spannend bleiben, bis sich das Transferfenster schließt.

Autor: Sebastian Hettmann

Als ich zum ersten Mal bewusst im Ruhrstadion war, spielte der VfL Bochum in der Saison 2002/2003 gegen den Hamburger Sport Verein und ein direkt verwandelter Eckstoß sowie einige Anekdoten von meinem Großvater lassen mich seither den Rothosen die Daumen drücken. Ich kam allerdings nie wieder vom Ruhrstadion los und bin seitdem regelmäßig ins Ruhrstadion gegangen. Seit der Saison 2006/2007 fiebere ich als Dauerkarteninhaber im Block N2 bei Spielen unseres VfL mit.

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