Vom Aussortierten zum Torschützenkönig: Simon Terodde im Portrait

Er hat's schon wieder gemacht und dreht zum Jubeln ab: Simon Terodde Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Die Saison 2018/2019 steht vor der Tür und der Bundesliga-Absteiger aus Köln wird am Samstag im vollen Haus anner Castroper einiges zu tun bekommen! Unter den 11 Spielern in rot wird ein Mann sein, den wir in Bochum bestens kennen und der uns viel Freude bereitet hat: Simon Terodde! Dieses Porträt ist eine Hommage an unseren alten Torjäger.

Simon Terodde wurde am 2. März 1988 in Bocholt geboren. Mit drei Jahren trat Terodde in seinen ersten Fußballverein ein und spielte für die F-Jugend des SV Krechting. Ihr wisst nicht viel über den SV Krechting? Nun gut, wir auch nicht. Für den Rheder Stadtteilverein spielte der junge Simon insgesamt sieben Jahre, ehe er zum VfL Rhede wechselte. 2001/02 war Terodde noch ein Jahr in der Jugend des 1. FC Bocholt aktiv, ehe er im Alter von 14 Jahren in die Jugend des MSV Duisburg wechselte. In der heutigen Zeit ist es für angehende Nachwuchskicker immer wichtiger sich auf die schulische und berufliche Ausbildung zu konzentrieren! Simon Terodde darf hier als Vorbild gelten, denn er absolvierte eine Ausbildung zum Industriemechaniker, ehe er seinen ersten Profivertrag unterschrieb.

Für die Duisburger A-Jugend erzielte Terodde in der Saison 2006/07 in 24 Spielen 21 Tore und wurde Torschützenkönig der A-Jugend-Bundesliga. Im Anschluss wechselte Simon zu den Profis, erlitt jedoch einen Meniskusriss und fiel ein halbes Jahr aus. In der Rückrunde kämpfte er sich nach seiner Verletzung zurück und absolvierte sieben Partien für die zweite Mannschaft in der Oberliga Niederrhein. Seine tolle Quote aus der A-Jugend Bundesliga konnte er auch in der Oberliga bestätigen und erzielte fünf Tore in seinen sieben Spielen!

Terodde hat gerade getroffen und setzt zum Jubel an. Den hat er aus seiner Jugendzeit beim MSV, als er bei tiefstehender Sonne seine Eltern am Spielfeldrand suchte Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Simon Terodde wird Profi

In der Spielzeit 2008/09 spielte der MSV Duisburg als Erstliga-Absteiger in der zweiten Liga. Trainer Rudi Bommer ließ ihn zunächst in der NRW-Liga für Duisburgs zweite Mannschaft spielen, dort erzielte er in den ersten fünf Spielen fünf Treffer. Mit dieser Torquote empfahl sich Terodde für sein Debüt am 19. Oktober 2008. In der 82. Minute gegen den FC Ingolstadt wurde Terodde für Bayern-Neuzugang Sandro Wagner eingewechselt und legte sogar noch das 6:1 für Ivica Grlic vor. Die Konkurrenz beim MSV Duisburg, mit fünf gelernten Mittelstürmern, war allerdings für den jungen Terodde zu groß. Zwar kam er gegen Greuther Fürth noch zu einem Kurzeinsatz, für mehr Spielzeit wurde Terodde aber in die 3. Liga zu Fortuna Düsseldorf verliehen.

Bei der Fortuna hatte Terodde gleich einen perfekten Einstand! Unter Trainer Norbert Maier wurde er schon im ersten Spiel von Beginn an eingesetzt und erzielte nach 10 Minuten sein erstes Profitor. Das Tor fiel nachdem „abgestaubt“ wurde, Simon ist einfach ein typischer Mittelstürmer! Auch in der Folgezeit startete der 21-jährige Terodde von Beginn an, bis ihn ein Rippenbruch ausbremste. Terodde musste in den letzten Spielen zusehen, wie die Fortuna Düsseldorf als Zweitplatzierter in die zweite Liga aufstieg. Vermutlich konnte er das jedoch verschmerzen, musste jedoch ohne Fiege den Aufstieg feiern.

Der neue Übungsleiter beim MSV, Peter Neururer, hatte keine Verwendung für Terodde. So wechselte Terodde nach einem durchgefallenen Probetraining bei Drittligist Wehen-Wiesbaden zur zweiten Mannschaft des 1. FC Köln in die Regionalliga West. Zwar war dort die Konkurrenz mit Vunguidica, Kialka und dem blutjungen Mark Uth zahlenmäßig groß, Terodde konnte sich aber schlussendlich als Stammspieler etablieren. So wurde Terodde von Köln-Cheftrainer Zvonimir Zoldo aufgrund guter Leistungen in der zweiten Mannschaft sogar zwei mal ins Aufgebot der Profis berufen, bewachte dabei jedoch die Trinkflaschen an der Auswechselbank. In 31 Regionalligaspielen erzielte Terodde acht Treffer.

Für die zweite Mannschaft des Effzeh war Terodde weiterhin treffsicher, die erste Mannschaft war allerdings in der Bundesliga in Schwierigkeiten. Nachdem Zvonimir Soldo entlassen wurde und sein Nachfolger der Trainer der Zweiten Mannschaft, Frank Schaefer wurde, rutschte Terodde ins Aufgebot des Bundesligisten. Bei der 3:1-Niederlage gegen Nürnberg wurde Terodde neun Minuten vor Schluss eingewechselt und kam so zu seinem Bundesligadebüt. Terodde konnte insgesamt vier weitere Einsätze verzeichnen, kam jedoch nicht über Kurzeinsätze hinaus. Gegen seinen Ex-Verein Duisburg gelang ihm sogar sein erstes Profitor! Damals spielten beide Teams im Dezember 2011 im DFB Pokal gegeneinander. Der Effzeh schied allerdings mit 1:2 aus. Im April 2011 verletzte sich Terodde mit einem Bänderriss am Sprunggelenk und kam so zu keinen weiteren Einsätzen mehr.

Terodde in Trainingsbekleidung von Union Berlin. Foto: Seppalot13 (Wikimedia commons)

Für Terodde ging es raus aus Nordrhein-Westfalen. Der 1. FC Union Berlin verpflichtete Terodde nach einem Probetraining für ein Jahr per Leihe. Die Leihe lief durchaus erfolgreich: Für die Eisernen erzielte Terodde in 27 Einsätzen acht Treffer (plus einen im DFB-Pokal) und wurde anschließend fest verpflichtet.

In der Folgesaison übertraf Terodde bei Union Berlin sogar noch seine letztjährige Bilanz und erzielte zehn Treffer. Damit war er mit Klublegende Torsten „Tusche“ Mattuschka der beste Torschütze der Eisernen!

In der Saison 2013/14 war Terodde nach der Verpflichtung von Sören Brandy nicht mehr bedingungslos gesetzt. Er kam des Öfteren von der Bank. Insgesamt vier Treffer in der Hinrunde, davon einer beim 0:4-Sieg der Eisernen in Bochum, waren zu wenig für Teroddes Ansprüche. Auch wenn ein Wechsel im Winter bereits möglich schien, blieb Terodde bis Saisonende bei den Eisernen. So kam Terodde auf insgesamt fünf Treffer und drei Vorlagen. Der neue Trainer der Eisernen, Norbert Düwel, machte Terodde klar, dass man nicht mit ihm plane. So konnte Terodde trotz Vertrag bis 2015 ablösefrei verlassen. Er schloss sich unserem VfL Bochum an!

Die Zeit beim VfL oder anders: Tore, Tore, Tore!

Der Start beim VfL verlief prächtig. Bereits am vierten Spieltag hatte „TORODDE“ seinen Torestand der letzten Saison übertroffen. Sechs Treffer, dazu zwei im Pokal beim 2:0-Erfolg gegen den VfB Stuttgart: Terodde war mit das Gesicht für die zwischenzeitliche Tabellenführung beim VfL. Damit konnte auch Peter Neururer leben, der Trainer, der Terodde damals beim MSV Duisburg (noch) nicht in seiner Mannschaft gebrauchen konnte. Im Herbst hatte Terodde eine typische Torflaute und zu viel Dreck am Schuh. Erst im November gegen Kaiserslautern und Aalen kam Terodde in der Liga wieder zu Torerfolgen. Zehn Treffer in der Hinrunde war trotzdem Teroddes Bestmarke in seiner Karriere bis dahin und die gegnerischen Verteidiger hatten vor den Spielen meist Magenschmerzen.

Terodde beim Torabschluss im Pokalspiel gegen die Bayern. Leider pfiff der Schiedsrichter Terodde zurück. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

In der Rückrunde kam mit Gertjan Verbeek, der Terodde nicht als reinen Verwerter einsetzte, sondern auch als Wandspieler sah. Terodde sollte nun die Bälle annehmen, verwerten und dann an die Mitspieler abspielen. Damit schärfte Terodde sein Spielerprofil. Bereits im zweiten Rückrundenmatch war Terodde beim 3:2-Sieg gegen Braunschweig doppelt erfolgreich. Es folgten noch vier weitere Treffer, sodass Terodde am Ende der Saison bei 16 Treffern lag und die Torjägerkanone nur knapp an Konkurrent Rouwen Hennings vom Karlsruher SC abtreten musste.

Auch in der Anfangszeit der Saison 2015/16 lief es für Terodde sehr gut. Zwar war beim ersten Sieg gegen Paderborn noch Youngster Janik Haberer im Rampenlicht, doch am zweiten Spieltag gegen den MSV Duisburg war Terodde erfolgreich, im Anschluss gegen den SC Freiburg sogar doppelt! So standen nach der Siegesserie von fünf Siegen in fünf Spielen fünf Terodde-Tore. Einem Doppelpack beim 0:5-Sieg bei Greuther Fürth folgten bis zur Winterpause dann noch zwei weitere Treffer gegen den FSV Frankfurt und den Kiezkickern aus Hamburg. Im November und Dezember gelangen Terodde keine Treffer mehr, gegen den SC Paderborn kam Terodde sogar noch von der Bank aus und verschoss beim Stand von 3:0 einen Elfmeter.

Drei Tore erzielt und sich die Torschützenkanone gesichert. Terodde nach dem Dreierpack in Heidenheim beim 2:4-Auswärtssieg. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

In der Rückrunde legte Terodde dann los wie die Feuerwehr. Zwar machte Terodde anfangs nur die Assists, gegen Sandhausen traf Terodde dann aber doppelt beim 3:2-Sieg. Wohl auch beflügelt durch die Geburt seiner Tochter folgten weitere Doppelpacks gegen Bielefeld und Kaiserslautern und beim wohl denkwürdigsten Spiel, dem 2:3 gegen Braunschweig. Terodde drehte das Spiel in der ersten Halbzeit selbst zum 2:1! Dann vergab er jedoch einen Elfmeter. In der 90. Minute, mittlerweile führte der BTSV mit 2:3, hatte Terodde noch einmal die Möglichkeit zu treffen und lupfte den Elfmeter über das Tor. So entschuldigte Terodde sich nach Saisontor 21 und 22 beim Interview für seine verschossenen Elfmeter. Am 34. Spieltag, dem bis dato letztem Spiel von Terodde im VfL-Trikot, legte er nochmal einen Treffer drauf. Bereits nach 70 Sekunden war Terodde, nach Pass von Tim Hoogland, erfolgreich. In der zweiten Hälfte traf Terodde erneut doppelt. Die Elfmeter-Schmach von Braunschweig konnte er beim 0:4 wettmachen, als er den Elfmeter schnörkellos verwandelte. Mit 25 Toren sicherte sich Terodde die Torjägerkanone vor Nils Petersen. Die meisten VfL-Fans wussten, dass Terodde nicht mehr zu halten war. So schloss sich Terodde Erstliga-Absteiger VfB Stuttgart an und lief fortan nicht mehr in blau-weiß, sondern in rot-weiß auf.

Die Zeit beim VfB Stuttgart

Rückkehr zwar ohne Terodde-Tor, dafür Wiedersehen mit alten Bekannten. Terodde im Trikot des VfB Stuttgart beim Gastspiel im Vonovia Ruhrstadion (Endstand 1:1). Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Die Erwartungen der Stuttgarter-Fans an Terodde waren natürlich riesig. Noch einmal 25 Tore, am besten noch mehr! Allerdings verlief der Start des VfB relativ holprig. Bei der 1:0-Niederlage in Düsseldorf versemmelte Terodde einen Ball, den er in der VfL-Zeit relativ problemlos gemacht hätte. Gegen Sandhausen und gegen Kaiserslautern traf Terodde dann doch schließlich, ehe Hannes Wolf, als neuer Trainer an der VfB-Seitenlinie, vorgestellt wurde. Unter Wolf explodierte Terodde förmlich, erzielte gegen Bielefeld seinen zweiten Dreierpack der Karriere und führte den VfB Ende der Rückrunde sogar als Kapitän aufs Feld. Seinen elf Toren in der Winterpause folgten noch 14 weitere und so ballerte Terodde Stuttgart nicht nur zum Zweitligatitel, sondern sich auch selbst zur zweiten Torjägerkanone in Folge.

Damals Gegenspieler, jetzt Mannschaftskameraden. Terodde und Sobiech. Rechts Ziereis. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Erstmals nach 2011 spielte Terodde wieder Bundesliga. Diesmal im Trikot des VfB Stuttgart. Tore schießen war für Terodde natürlich nicht mehr so einfach wie noch in Liga zwei, erst am 7. Spieltag traf Vize-Kapitän Terodde bei der 2:1-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt. Durch den Einsatz von Asano in der Sturmspitze musste Terodde erneut auf der ungeliebten Bank Platz nehmen, sodass Terodde nur gegen Freiburg einen weiteren Treffer erzielen konnte. Durch die Rückkehr von unserem ehemaligen Leihspieler Daniel Ginczek, schienen die Chancen auf Einsätze nicht unbedingt zu steigen. Einer seiner Ex-Vereine, der 1. FC Köln, suchte als Ersatz für den abgewanderten Modeste einen Stürmer. Die Kölner legten 3 Millionen Euro für Terodde hin, um als abgeschlagener Letzter eventuell doch noch eine kleine Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Perspektivisch passte Simon aber auch in einen möglichen Zweitligakader wunderbar hinein.

Direkt im ersten Spiel für den Effzeh avancierte Terodde zum Derbyhelden, als er in der fünften Minute der Nachspielzeit den 2:1-Siegtreffer gegen Erzrivale Mönchengladbach erzielte. Seinem Doppelpack beim 0:2-Sieg gegen den HSV ließen bei den Köln-Fans sogar Hoffnungen auf den Klassenerhalt erhellen. Terodde kam allerdings nur noch zu zwei weiteren Treffern, bei der 4:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt.

In dieser Saison geht Terodde für den 1. FC Köln in der zweiten Liga auf Torejagd. Für die zweite Liga natürlich ein Gewinn, denn er erzielte in bisher 187 Zweitligaspielen satte 89 Tore (dafür 41 für den VfL). Im Grunde heißt das alle zwei Spiele ein Terodde-Treffer. Zuletzt wurde Terodde zum zweiten mal Vater. Ich persönlich wünsche Terodde eine gute Saison und den Aufstieg mit dem 1. FC Köln. Nur gegen den VfL… da darf sich Terodde wie bisher seit seinem Abgang zurückhalten..

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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