Viele auslaufende Verträge anne Castroper

Zu Saisonbeginn dürften einige neue Namen auf die wunderschönen blauen Trikots beflockt werden. Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)
Die Hoffung in der Innenverteidigung, sofern er fit bleibt: Maxim Leitsch! Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Wir haben die Winterpause der Saison 2018/19 noch nicht erreicht und die Liga liegt so nah beieinander, dass es nicht möglich ist, abzusehen in welche Richtung es am Ende gehen wird. Dennoch brennt angesichts der vielen auslaufenden Verträge bei den Fans die Frage, wie der VfL in Zukunft mit diesen Spielern plant. Wer sollte gehalten werden und für wen ist die Zeit in blau-weiß bald vorbei?

Es ist natürlich noch sehr viel Spekulation und eher eine Spielerei, gerade auch weil es manchmal mit Entwicklungen sehr schnell gehen kann. Dennoch möchte ich meine persönliche Einschätzung zu den auslaufenden Verträgen geben.

Unsere Schnapper

Es laufen zwei Verträge aus – von Felix Dornebusch und von Florian Kraft. Dornebusch hat sich als gute Nummer zwei gezeigt, auf die man sich im Zweifel immer verlassen konnte. Es gab schon früher Gerüchte, dass er mit dieser Rolle auf Dauer nicht zufrieden ist. Insofern könnten sich die Wege unter Umständen trennen, zumal Manuel Riemann eine klasse Saison spielt und die Rolle als Stammkeeper in Bochum für Dornebusch weit weg scheint. Ich würde ihn persönlich eher als solide, dauerhafte Nummer 2 ansehen. Das ist aber mehr Fansicht als eine sinnvolle Karriereplanung.

Florian Kraft kam gut in die Vorbereitung, verletzte sich dann allerdings. Als nächsten Schritt könnte er die Rolle der Nummer zwei anpeilen. Dazu müsste der Vertrag verlängert werden. Das es dazu kommt ist nicht unrealistisch. Seit längerem baut man in Bochum auf Keeper aus der eigenen Jugend. Wäre man von ihm nicht grundsätzlich überzeugt, hätte man den Vertrag nicht erst verlängert. Nach einer dann vielleicht neuen Nummer drei könnte man sich wiederum in der A-Jugend umschauen.

Die Verteidigung

Ob Tim Hoogland bei einem möglichen Vertragsangebot wohl auch so jubelt? Foto: Fabian Budde (photomafia)

Die Verträge der Innenverteidiger Tim Hoogland, Patrick Fabian und Tom Baack laufen ebenso aus wie die Verträge von Timo Perthel, Jannik Bandowski und Jan Gyamerah.

Hoogland erlebt grad ein absolutes Hoch und spielt mit 33 Jahren seine vielleicht beste Saison beim VfL. Er ist absolut stabil und mit fantastischem Stellungsspiel und einer richtig guten Antizipation ausgestattet. Selbstverständlich wird er nicht mehr ewig spielen, aber man wäre blöd, wenn man seinen Vertrag nicht noch einmal verlängern würde – und wäre es nur, um mit ihm auf Sicht einen guten Ersatz zu haben. Sollte Hoogland nicht andere Karriereziele verfolgen, als weiter Profi zu bleiben, sollte auch aus seiner Sicht ein Verbleib in Bochum erstrebenswert sein.

Fabian ist ein wenig der Leidtragende der starken Form von Hoogland. Einer Innenverteidigung der beiden Recken würde etwas die Spritzigkeit/Wendigkeit abgehen. So trifft es Fabian, den Musterprofi, dem bislang nur eine Nebenrolle in dieser Saison bleibt. Menschlich wäre es sehr schade, wenn man mit ihm nicht verlängern würde, sportlich könnte es aber darauf hinaus laufen. Egal wie es kommen mag. Ich fände es gut, wenn man ihn am Ende seiner Karriere an den Verein binden würde, auch wenn er zwischendurch möglicherweise noch einmal wechseln würde.

Tom Baack hat seine ersten Schritte im Profifußball gemacht. Eine Verlängerung wäre für mich folgerichtig. Der Junge ist ein großes Talent und in der Abwehr und im defensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar.

Auf den defensiven Außenbahnen würde ich nach jetzigem Stand nicht mit Perthel und Bandowski verlängern. Perthel kommt nach der langen Verletzung nicht richtig in Tritt, passt spielerisch zudem nicht mehr so gut zur Spielweise des VfL. Bandowski spielte vor seinem Kreuzbandriss auch durch andere Verletzungen keine große Rolle, ob defensiv oder auf der offensiven Außenbahn.

Werden wir Weilandt 2019/20 wohl weiter mit Lee jubeln sehen? Foto: Fabian Budde (photomafia)

Anders verhält es sich bei Gyamerah, welcher als Rechtsverteidiger, Innenverteidiger oder bei Personalnot auch weiter vorne jede Rolle angenommen und diese zur absoluten Zufriedenheit gemeistert hat. Seine Entwicklung haben viele nicht mehr für möglich gehalten, nachdem er zu Anfang seiner Karriere ewig ausfiel und seine Verletzungen eine unendliche Geschichte zu werden schienen. Doch mittlerweile ist er auch diesbezüglich absolut stabil. Ich fürchte nur, dass seine Entwicklung auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben seien dürfte. Dementsprechend könnte es eine Mammutaufgabe werden, ihm ein passendes Angebot zur Verlängerung zu unterbreiten. Gerade seine Vielseitigkeit könnte auch andere Vereine auf den Plan rufen. Allerdings ist Vielseitigkeit auch manchmal ein Nachteil, wenn man überall der erste Wechselspieler ist. In Bochum hat er sich seinen Status erarbeitet.  Hoffentlich weiß er dies zu schätzen.

Unsere Jungs im Zentrum des Feldes

Nachdem in dieser Woche die Verlängerung des Vertrags von Chung-yong Lee bis 2020 bekannt gegeben wurde (nicht erwähnt wurde, ob hier eine Option gezogen wurde), ist der erste Schritt gemacht worden. Lee hat sich im Eiltempo zu einem ganz wichtigen Baustein des aktuellen VfL entwickelt. Vor allem in Punkto Ballsicherheit und Ruhe am Ball ist er eine Augenweide. Nach dieser frühen Entscheidung laufen noch die Verträge von Tom Weilandt, Sidney Sam und Robbie Kruse aus.

Weilandt galt von Beginn seiner Karriere an als äußerst talentiert, hat dieses aber nicht immer und vor allem selten konstant abrufen können. In seinem ersten Jahr in Bochum war er von den reinen Scorerwerten durchaus schon ordentlich, aber es war einfach zu viel Stückwerk dabei. Neben starken Aktionen schien oft der letzte Biss zu fehlen – der Wille in Zweikämpfe zu gehen, die auch mal weh tun. Seine Leihe nach Kiel war mäßig erfolgreich. Als er dann unter Dutt wieder zum VfL zurückkehrte, merkte man eigentlich schon ab dem ersten Testspiel eine Veränderung: Eine viel bessere Körpersprache und auch eine Effektivität innerhalb des Systems, in dem er von Beginn an auch mehr ins Zentrum ziehen konnte und somit direkte Torgefahr erzeugte. In seiner freieren Rolle ist er für die gegnerische Defensive oft nicht ausrechenbar. Nach mehr als einem Drittel der Saison, ist er die Überraschung im Team und nicht nur aufgrund der letzten Eindrücke unersetzlich – gerade aktuell wo so viele Kreativspieler zeitweise weggebrochen oder außer Form gewesen sind. Es bleibt zu hoffen, dass letztlich beide Seiten wissen, was sie aneinander haben. Wie bei Gyamerah könnte es aber auch eine Frage des Abschneidens in der Saison und des angebotenen Pakets zur Verlängerung sein.

Von Sam hatte sich vermutlich jeder Bochum-Fan mehr erwartet. Die Tempoläufe und die direkte Torgefährlichkeit aus der Leverkusener wird weiter vermisst. Doch auch wenn man ihm nicht den Willen absprechen mag (kann man wieder anders sehen, aber für mich mangelt es an diesem nicht), spielerisch ist es einfach mau, was er in Bochum anbietet. Die Zeichen stehen auf Trennung.

Kann per Kaufoption gehalten werden – Silvère Ganvoula. Foto: Fabian Budde (photomafia)

Schwieriger wird es bei Robbie Kruse, der ohne die messerscharfen Bälle von Stöger in seinen Lauf etwas verloren wirkt. War er in der letzten Saison durch seine Effektivität und Geradlinigkeit klar gesetzt, so kommt bei fehlender Effektivität seine dunkle Seite stärker zur Geltung. Im Rückwärtsgang quasi nicht vorhanden, körperlich nicht präsent, von seiner Anlage auch kein Kombinationsspieler und viel zu oft unzufrieden mit sich, seinen Mitspielern und auch dem Trainerteam bei Auswechslungen. Dennoch bringt er natürlich eine gewisse Qualität mit, die andere Spieler bei uns nicht haben. Man fragt sich, ob und wie man diese nicht auch beim aktuellen VfL gewinnbringend nutzen kann. Sollte dies noch gelingen, könnte man auch mit Kruse über eine Verlängerung sprechen.  Ansonsten könnte es zu einer Trennung kommen. Nach  aktuellem Stand würde ich wohl den letztgenannten Weg gehen.

Abteilung: Attacke!

Die Verträge beider Mittelstürmer laufen aus, beim Leihspieler Silvere Ganvoula gibt es eine Kaufoption. Lukas Hinterseer passt super zur Spielweise unter Dutt. Seine Zahlen sind weiterhin gut, auch wenn er nicht ganz an seine starke letzte Saison anschließen kann. Selbstverständlich sollte man mit ihm verlängern. Ich würde mal schätzen, dass die Chancen dazu auch relativ gut stehen. Er könnte für uns mehr wert sein als das, was andere für ihn bereit wären zu geben. Im Gegensatz zu beispielsweise Simon Terodde ist er von den reinen Zahlen nicht so überragend, dass andere Vereine gleich bedenkenlos zuschlagen würden.

Bei Ganvoula hängt die Entscheidung von seiner Entwicklung und natürlich von der Höhe der Kaufoption ab. Seine Physis kann dem VfL gut tun. Außerdem ist er noch jung und entwicklungsfähig. Eine bessere Einschätzung könnte man aber wohl erst treffen, wenn man ihn mal anstelle von Hinterseer in der Startelf sehen würde.

Was schließen wir daraus?

Insgesamt laufen sehr viele Verträge aus. Es ist zu vermuten, dass der Kader der nächsten Saison durchaus andere Formen annehmen wird. Grad bei den Spielern um die 30 sind mehrere hinten dran. Für sie ist es möglicherweise Zeit, sich neu zu orientieren. Der VfL hat somit die Chance für eine andere Konkurrenzsituation mit Spielern in den Mitzwanzigern oder jünger zu sorgen. Erfahrene Spieler bleiben weiterhin wohl genügend an Bord.

Leider laufen auch die Verträge mehrerer Leistungsträger aus. Es kommt viel Arbeit auf den Bochumer Vorstand zu. Gleichzeitig hat Robin Dutt gezeigt, dass er gut mit Spielern arbeiten und deren Stärken in den „Bochumer Fußball“ einbauen kann.

Autor: Stefan Zils

Wenn man Fan eines im Zweifel erfolglosen Vereins ist, stellt man sich vielleicht irgendwann die Frage, wann man es hätte merken müssen. Bei mir war das sehr früh. Es war der 27.05.1990 und somit das Relegations-Rückspiel gegen Saarbrücken, mein erstes bewusstes Spiel vom VfL (allerdings im Fernsehen). Ich war 9 und somit eigentlich alt genug, um es zu merken. Gut, alle haben wir gejubelt, als uns Uwe Leifeld erlöste (den ich da grad einmal vom Namen kannte) und spätestens da packte mich dann das VfL-Fieber und das logische Denken setzte aus, Fußball wurde Emotion. Anschließend gleich am 2. Spieltag zu meinem ersten Heimspiel ins Stadion (ein 1:0 gegen den 1.FC Köln) und ab da zu vielen schönen und weniger schönen Spielen (anfangs meist) mit einem Mitspieler vom LFC Laer 06 und unseren Vätern. Im Sommer häufiger mal zu Fuß zum Tempel aus Querenburg, ohne dass ich noch weiß, wie es zurück ging. Nur gegen Schalke, Dortmund und Bayern gingen wir länger nicht hin... weil es zu voll wurde (meine Entscheidung war das natürlich nicht). Ich wurde also quasi gleich zum Anti-Rosinen-Picker erzogen... ;-)

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Das erste Mal… mit dem VfL

Gehen die Aufsteiger baden oder ist mehr drin? Foto: Tim Kramer (Tremark-Fotografie)

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