Abstiegskandidat oder Wundertüte? Die beiden Aufsteiger im Check

Foto: Tim Kramer (VfL Bochum)

Autor: Steven Ongsiek

Kurz nach dem Saisonstart wollen wir das Teilnehmerfeld der zweiten Bundesliga näher zu beleuchten. Heute möchten wir Euch die beiden Zweitligaaufsteiger 1. FC Magdeburg und SC Paderborn 07 vorstellen. Beiden Mannschaften gelang es, in der letzten Saison die dritte Liga aufzumischen und sich somit zurecht für den Aufstieg in die zweiten Liga zu qualifizieren.

Vergangene Saison

Zunächst einmal gebührt dem Drittligameister, nämlich dem 1. FC Magdeburg, der Vortritt. In der vergangenen Spielzeit ist man mit 85 Punkten und einer Tordifferenz von +38 Toren völlig verdient als Erster in die zweite Liga aufgestiegen. Die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt spielte teils famosen Fußball und gerade zuhause konnte man die Punkte in Magdeburg behalten, denn aus 19 Partien gelangen sage und schreibe 15 Siege bei nur einer Niederlage. Dies war mit ein Garant dafür, dass man nach dem letzten Spieltag auf Rang eins der Tabelle stand. Bester Torschütze war in der vergangenen Spielzeit Rechtsaußen Philip Türpitz mit 17 Treffern.

Historie

Der 1. FC Magdeburg wurde erst im Dezember 1965 nach der Ausgliederung des SC Magdeburg gegründet. Seither hat man schon einige Titel einfahren können. Unter anderem wurde der FCM dreimal DDR Meister, letztmalig in der Spielzeit 1974/75. Außerdem dürfen sich die Magdeburger gleich als siebenmaliger DDR Pokalsieger rühmen. Hinzu kommt neben dem bereits angesprochenem Drittligatitel noch eine der wohl begehrtesten Trophäen. Dem 1. FC Magdeburg gelang es im Jahr 1974, den Europapokal der Pokalsieger zu holen. Dies ist anhand der bis dato noch kurzen Vereinshistorie erstaunlich und beachtlich. Unserem VfL ist so etwas leider noch nicht gelungen…

Aktuelles

In der laufenden Saison bestritt der 1. FC Magdeburg bislang zwei Partien. Im ersten Zweitligaspiel der diesjährigen Saison musste man sich dem aktuellen Tabellenführer St. Pauli mit 1-2 geschlagen geben. Der 1-0 Führungstreffer durch Stürmer Beck reichte nicht aus, um am ersten Spieltag direkt Punkte mitzunehmen. Das zweite Spiel gegen Erzgebirge Aue endete torlos mit 0-0. Somit steht man aktuell mit einem Punkt und einem Torverhältnis von 1-2 auf dem 15.ten Tabellenplatz und hat den Saisonstart mehr oder weniger verpatzt. Es bleibt spannend, abzuwarten wie sich der Neuling in Liga zwei in den kommenden Spielen präsentieren wird. Die erste Runde des DFB Pokals ging ebenso 0-1 verloren, denn man verlor daheim gegen Darmstadt unglücklich mit 0-1. Somit ist Magdeburg, ebenso wie der VfL, bereits in der ersten Pokalrunde ausgeschieden.

Choreografie der Fans des 1. FC Magdeburg Foto: Sven Gebhard (Wikimedia Commons)

Die Bilanz gegen den VfL ist bisher makellos, denn es gab bis dato keine Aufeinandertreffen, sodass das erste Spiel gegen den VfL Bochum ein Novum darstellt. Die Premiere gegen unseren VfL wird der 1. FC Magdeburg im Dezember am 15. Spieltag zuhause bestreiten. Gerade gegen Mannschaften aus dem Osten haben wir uns bekanntlich im Winter schwer getan (an dieser Stelle weise ich auf die Spiele gegen Erzgebirge Aue hin). Also gilt für den VfL Obacht zu bewahren und sofort den Kampf anzunehmen. Ich hoffe auf einen gut gefüllten Auswärtsblock in der MDCC-Arena in Magdeburg.

Schwierig zu bespielen sind die Männer aus Sachsen-Anhalt auf jeden Fall. Man hat eine eingespielte Mannschaft, die einige spannende Neuzugänge in der Sommerpause verpflichten konnte. Unter anderem gelang den Magdeburgern die Verpflichtung von Torwart Fejzic aus Braunschweig. Mit reichlicher Zweitligaerfahrung ist dieser mit Sicherheit eine gelunge Verstärkung für die Mannschaft von Trainer Jens Härtel. Außerdem konnte man den Transfer von Youngster Abu Hanna vermelden, der sich aus Kaiserslautern den Magdeburgern anschloss. Ausgebildet wurde er bei Bayer Leverkusen. Ein Mann mit Erstligaerfahrung kam vom SC Freiburg. Mit Ignjovski hat man den wohl bekanntesten Neuzugang vermelden können. Er ist ein flexibel einsetzbarer Mann für die Defensive oder für das Mittelfeld. Das Trainerteam erhofft sich einiges vom ehemaligen Freiburger. Für die Offensive hat man per Leihe Berisha von Salzburg losreißen können – ein Talent, welches viel Potential mit sich bringt. Auch hier bleibt es spannend, zu sehen wie er in der zweiten Liga einschlagen wird. Definitiv bleiben die Magdeburger eine Wundertüte und es gilt abzuwarten, ob der Klassenerhalt zu schaffen ist.

Meine Prognose: Der 1. FC Magdeburg wird die Klasse leider nicht halten können. Er ist in meinen Augen einer der ersten Abstiegskandidaten.

SC Paderborn 07

Der SC Paderborn 07 hat es ebenfalls geschafft als zweiter der letztjährigen dritten Liga aufzusteigen. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, übrigens ehemaliger Spieler unter anderem von Hansa Rostock, war die Tormaschine der dritten Liga. Mit 90 geschossenen Toren war vor allem die Offensive maßgeblich am Aufstieg beteiligt. Am Ende der Saison stand ein Torverhältnis von +57 zu Buche. Außerdem kassierte Paderborn die wenigsten Niederlagen in der dritten Liga, sodass der Aufstieg völlig gerechtfertigt nach 38 Spielen auf dem Papier stand.

Historie

Den SC Paderborn 07 gibt es unter diesem Namen einige Jahre kürzer als den 1. FC Magdeburg. Und zwar kam die Fusion zweier Vereine – nämlich dem TuS Schloß Neuhaus und 1. FC Paderborn – erst im Jahre 1985 zustande. Die größten Erfolge waren die drei Aufstiege in die zweite Bundesliga (2004/05, 2008/09 und 2017/18) und nicht zu vergessen der sensationelle Aufstieg in die erste Bundesliga im Jahre 2013/14.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Mit diesem Aufstieg hat wohl niemand gerechnet, denn der SC Paderborn 07 ging nicht als Favorit ins Teilnehmerfeld der Saison 2017/18. Doch auch in der Fußball-Bundesliga war Paderborn beileibe kein Kanonenfutter. Der Abstieg wurde erst am letzten Spieltag besiegelt. Positiv in Erinnerung blieb das wunderschöne Weitschusstor von Stoppelkamp, dem beim 2-0 Heimerfolg über Hannover 96 ein Tor aus 82 Metern gelang.

Der Bundesligaabstieg war nicht nur mit einer erneuten Zweitligasaison verbunden, gleichzeitig wurde man auch im Folgejahr durchgereicht, sodass am Ende der Saison 2015/16 sogar der Gang in Liga 3 nicht mehr zu verhindern war.

Aktuelles

Der aktuelle Saisonstart des SC Paderborn 07 ist ähnlich wie der des VfL Bochum. Im ersten Spiel, welches allerdings auswärts in Darmstadt bestritten wurde, kassierte man eine unglückliche 0-1 Niederlage, obwohl man recht passabel gespielt hat. Hier die erste Parallele zum VfL Bochum, denn auch wir verloren nach einer ordentlich gespielten Partie daheim gegen den 1. FC Köln, jedoch mit 0-2. Im zweiten Spiel der aktuellen Saison war Jahn Regensburg der Gegner und den Paderbornern gelang der erste Dreier im ersten Heimspiel. Man schlug Regensburg souverän mit 2-0 durch Tore von Gjasula und Klement. Mit einem Torverhältnis von 2-1 und drei Punkten steht man vor dem VfL aus Bochum in der Tabelle, nämlich auf dem siebten Tabellenrang. Anders wie der VfL Bochum und auch Magdeburg, überstand Paderborn die erste Runde des DFB Pokals. Man entschied das Heimspiel gegen Ligakonkurrent Ingolstadt mit 2-1 durch einen Doppelpack von Innenverteidiger Hünemeier.

Schaut man auf die Bilanz des VfL gegen den Aufsteiger aus Paderborn bleibt festzuhalten, dass diese für den VfL Bochum spricht. Insgesamt spielte man 14 mal gegeneinander, wobei Bochum sieben Spiele für sich entscheiden konnte. Dem gegenüber stehen vier Niederlagen bei drei Unentschieden. Das letzte Aufeinandertreffen, welches noch nicht allzu lang her ist, gewann jedoch der SC Paderborn 07. In der letztjährigen Pokalsaison traf man auf auswärts auf die Ostwestfalen und musste in der zweiten Pokalrunde eine 0-2 Niederlage hinnehmen.

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Insgesamt war diese Niederlage verdient, da Paderborn die bissigere und galligere Mannschaft war. Bastians, damals noch im Dress des VfL tätig, verschoss zudem noch einen Elfmeter. Das letzte Zweitligaduell beider Mannschaften datiert aus dem Dezember 2015, als der VfL zuhause 4-0 gegen Paderborn gewann. Doppelter Torschütze war damals Mlapa. Das nächste Zweitligaduell findet Ende August dieses Jahres in Paderborn statt, nämlich am 4. Spieltag der Saison.

Der SC Paderborn hat meiner Meinung nach sehr gut einkauft im diesjährigen Sommertransferfenster, denn mit Spielern wie Hünemeier, Gjasula, Schwede und auch Tekpetey sind interessante Spieler nach Ostwestfalen gewechselt. Wollen wir nun mal selbige Spieler etwas näher betrachten: Hünemeier, aktueller Matchwinner der ersten Pokalrunde, ist mit seinen mittlerweile 32 Jahren ein gestandener Zweitligaspieler, der in der vergangenen Zeit Erfahrung in England sammeln durfte. Ihn konnte man aus Brighton & Hove nach Paderborn lotsen. Er wird mit Sicherheit in der laufenden Saison ein wichtiger Faktor für die Defensive der Paderborner sein. Außerdem hat Paderborn zwei interessante Spieler im Mittelfeld verpflichtet. Gjasula (Halle) und Schwede (Magdeburg) kamen aus der dritten Liga. Beide bringen Potential für die zweite Liga mit. Gjasula hat im zweiten Saisonspiel bereits getroffen als er Paderborn mit 1-0 gegen Regensburg in Führung brachte. Auch im Angriff konnte der SC Paderborn 07 einen interessanten jungen Spieler verpflichten, denn mit Tekpetey kam ein auch mal im Bochum gehandelter Offensivmann. Von Schalke 04 wechselte der Junge Ghanaer zum Aufsteiger, wo er sich nun unter Beweis stellen kann.

Meine Prognose: Anders als der 1. FC Magdeburg wird der SC Paderborn 07 die Klasse halten und eine passable Rolle in der zweiten Liga spielen. Ich tippe auf einen Platz im Mittelfeld zwischen 9-12.

Fazit

Unterschätzen darf der VfL definitiv keinen Gegner, erst recht nicht die Aufsteiger, wie vergangene Saison gezeigt hat. Dort hat man unter anderem in Kiel mit 0-3 verloren und jenes Kiel ist als Aufsteiger direkt in die Bundesligarelegation gekommen. Dennoch denke ich, wenn der VfL eine konzentrierte und engagierte Leistung an den Tag legt, dass sowohl in Paderborn als auch im Winter in Magdeburg drei Punkte zu holen sind, denn die Qualität in der Bochumer Mannschaft ist weitaus höher wie die der Aufsteiger.

Autor: Claudio Gentile

Als gebürtiger Bochumer wurde ich das erste Mal im zarten Alter von sechs Jahren ins Ruhrstadion geschleppt. Der VfL verlor. Was auch sonst. Trotzdem ließ mich der Verein nicht mehr los und spätestens als ich ein paar Tage nach meinem ersten Stadionbesuch das legendäre Papagei-Trikot mit einem "Peter Peschel"-Flock überstreifen durfte, war es um mich geschehen. Das ist jetzt 26 Jahre, wenig Siege und viele Niederlagen her. Wo die Liebe im Fußball hinfällt, kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Und eine Liga kennt Liebe auch nicht.

Schreibe einen Kommentar

Laden...

0

Dutt stellt die Weiche auf Erstrundenaus in Flensburg

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie).

Es kann nur ein Ziel geben: Wiedergutmachung für die Pokalpleite