Joseph Laumann – Atalans rechte Hand

Foto: Tim Kramer (Tremark Fotografie)

Seit dem Amtsantritt von Ismail Atalan bei den Sportfreunden Lotte Anfang 2015 ist Joseph Laumann, genannt „Joe“, Atalans engster Vertrauter. Im letzten Artikel haben wir bereits Atalans Aufstieg von der Kreisliga in die 2. Bundesliga portraitiert, heute folgt mit Joe Laumann fast das komplette Gegenstück. Von einem Bundesliga-Kurzdebüt über den zwischenzeitlichen „Aufstieg zum Papst“ bis zum Trainer des VfL Bochum war es ein harter Weg.

Joseph Laumann wurde am 31. August 1983 als Sohn eines Deutschen und einer Marrokkanerin in Marrakesch, einer Großstadt in Marokko, geboren. Als Zehnjähriger kam Laumann mit seinen Eltern nach Hagen und schloss sich dort der E-Jugend der SV Fortuna Hagen an. Noch heute ist Laumann der Stadt Hagen sehr verbunden, er wohnt trotz seiner Tätigkeit in Lotte weiterhin in Hagen und pendelte die ca. 150 km lange Strecke. Dies wird in Zukunft nicht mehr vonnöten sein.

Von Hagen über Schalke in die Bundesliga

Über die Sportfreunde Oestrich-Iserlohn kam Laumann als talentierter Torjäger in die Verbandsliga zum TuS Iserlohn, die er ein Jahr später Richtung Erkenschwick in die Oberliga verließ. Im Jahr 2005 wurde er von einem Anruf dem damaligen Trainer der zweiten Mannschaft Schalkes, Mike Büskens, überrascht.  Laumann hatte diesen Anruf erst für einen Scherz eines Kumpels gehalten, Büskens meinte es aber tatsächlich ernst und verpflichtete Laumann für die Oberligamannschaft. Der Trainer der Schalker Profimannschaft, Ralf Rangnick, hielt große Stücke auf ihn und ließ ihn regelmäßig bei den Profis mittrainieren. Einem Einsatz im DFB-Pokal in Bremerhaven folgte am 24. September 2005 sein Profidebüt für den FC Schalke. In der 90. Minute wurde Laumann beim Stand von 2:0 für den Brasilianer Lincoln eingewechselt. Zwei Sprints und ein Kopfballduell später war das Spiel schon zu Ende – 38 Sekunden Bundesligaluft.

Der weitere Karriereweg und sein Rausschmiss in Erfurt

Aufgrund eines Fieberanfalls verpasste Laumann die folgenden Spiele für Schalke und wurde im Dezember vom neuen Trainer Mirko Slomka zurück in die Amateurmannschaft geschickt. Laumann wechselte daraufhin in die Regionalliga zu Rot Weiss Ahlen. Dort verlor er jedoch auch seinen Stammplatz und wechselte daraufhin im Winter zum VfB Lübeck. Doch der VfB Lübeck konnte nach einem halben Jahr sein Gehalt nicht mehr bezahlen und so musste sich Laumann erneut einen neuen Verein suchen. Laumann, mittlerweile als Wandervogel bekannt, unterschrieb daraufhin beim Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt. Doch auch in Erfurt unter Trainer Carsten Baumann schien Laumann nicht sein Glück zu finden. Im Winter hatte Laumann ein Probetraining beim niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim. Da ihn sein Verein Rot-Weiß Erfurt nicht freigab, meldete Laumann sich mit Magen-Darm-Beschwerden ab. Arnheim lud ihn ins Probetraining ein, und damit der Schwindel nicht auffiel buchte Vitesse einfach ein Hotelzimmer für ihn unter einem anderen Namen. Der Scout von Vitesse fand den Namen „Joseph Ratzinger“ ganz leicht zu merken und lies ihn unter diesem Decknamen trainieren. Laumann als gläubiger Moslem wusste schlicht nicht, dass es sich bei Ratzinger um den damals amtierenden Papst Benedikt Ratzinger handelte und wurde so schließlich zur Lachnummer der Nation. Den niederländischen Medien kam der Name komisch vor und so flog der ganze Schwindel auf. Gerade sein Arbeitgeber Rot-Weiß Erfurt war nicht begeistert darüber, so polterte Erfurts Manager Stephan Beute: „Laumann ist telefonisch nicht erreichbar, wahrscheinlich sitzt er im Petersdom und hat keinen Empfang. Ganz klar, dass diese Aktion für ihn arbeitsrechtliche Konsequenzen haben wird.“ Laumann wurde bei Erfurt entlassen und Vitesse wollte ihn auch nicht mehr.

Über die Stationen Siegen, Duisburgs Amateure, APOP Kinras Peyias aus Zypern und einem Verein aus Vietnam landete Laumann nach kurzer Vereinslosigkeit wieder in seiner Heimat, beim SV Hohenlimburg in Hagen. Diese schoss Laumann in die Westfalenliga und wechselte daraufhin in die Oberliga zum SC Roland Beckum. Dort traf Laumann erstmals auf Ismail Atalan, bei dem Laumann wieder aufblühte und Beckum im Alleingang zum Klassenerhalt schoss. Laumann wechselte nach zwei Jahren beim westfälischen Oberligisten mit Atalan zu den Sportfreunden Lotte, hierfür beendete er seine Karriere und erlangte seinen Trainerschein.  Auch jetzt folgt Laumann Atalan und unterschrieb einen 2-Jahresvertrag bei unserem VfL.

Gerade diese unterschiedlichen Karrierewege, der steile von Atalan und der wellenförmige von Laumann, scheinen sich perfekt zu ergänzen. Während Atalan in der letzten Saison seinen Trainerschein machte, leitete Laumann bereits das Training in Lotte und war so mit für die gute Platzierung und den Pokalrun mitverantwortlich. Der VfL bekommt somit einen guten Co-Trainer, dessen Vita sicherlich so einzigartig ist.

Autor: Matthias Rauh

Obwohl in Bayern wohnhaft besitze ich eine Dauerkarte beim VfL und versuche, jedes Heimspiel und jedes Auswärtsspiel im Süden vom VfL mitzunehmen. Meine Begeisterung für den VfL entwickelte sich in der Saison 2006/07, endgültig besiegelt wurde sie bei dem eigentlich völlig belanglosen Spiel Karlsruher SC gegen den VfL im Jahr 2008. Während eines Fußballturniers wollten meine Mannschaftskameraden in der Bundesligakonferenz ständig die Zwischenstände von Bayern München und Nürnberg wissen, ich erntete misstrauische Blicke, als ich den Zwischenstand von Bochum wissen wollte. Abstieg, Relegation, Funkel, Neururer... ich bin immer noch dabei und freue mich immer mehr auf Spiele wie Bochum gegen Sandhausen als Bayern gegen Dortmund.

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